Autor Thema: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...  (Gelesen 56409 mal)

Harzwinter

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #15 am: August 17, 2012, 03:40:30 Nachmittag »
Ergänzung: Bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien.

Meine persönliche Auffassung vom Procedere rund um Klimaveränderungen ist eine individuelle. Ja, es ist messbar, dass die globale mittlere Temperatur seit mehreren Jahrzehnten gestiegen ist. Ja, es ist richtig, dass weltweit immer mehr Schadstoffausstoß generiert wird und immer mehr Wärme in die Erdatmosphäre abgegeben wird. Und beides hat sicherlich eine Auswirkung auf die globale mittlere Temperatur und auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Das sind aber nicht die einzigen Parameter, die Temperatur und Wettergeschehen beeinflussen. Da sind auch noch Meeresströmungen, Vulkaneruptionen, temporäre Ozonlöcher, Erdmagnetfeld, Sonnenaktivität und vieles mehr. Ich wage gar die Behauptung, dass möglicherweise Strahlungen aus dem All aufs irdische Wettergeschehen Einfluss nehmen, die die Menschheit heute noch nicht einmal kennt. All diese Parameter ergeben ein ungeheur komplexes System, viel komplexer als dass es der Mensch mit seinen unperfekten Methoden und Geräten erfassen und berechnen könnte. Und unser Beobachtungszeitraum von wenigen Jahrzehnten ist klimageschichtlich gerade mal ein Augenschlag. Daher ist für mich persönlich trotz der menschlichen Einflussnahme aufs Klima nach wie vor jede Klimaentwicklung möglich und nicht nur die allgemein publizierte allmähliche Erwärmung. Es könnte auch wieder kälter werden. Oder sogar ganz erheblich wärmer als allgemein prognostiziert. Gegenläufige Entwicklungen dieser Art gab es in den letzten Millionen Jahren immer wieder. Die Menschen tun sich aus o.g. Gründen lediglich schwer, eine Urssche zuordnen zu können.

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #16 am: August 18, 2012, 04:41:35 Nachmittag »
Ergänzung: Bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien.

Sicherlich, bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien, ich wüsste aber nicht, warum sich ausgerechnet der Harz diesem Klimawandel entziehen sollte.

Dieser Trend kommt aber im de Jong Bericht nicht vor, es wird Datenmaterial nur bis 2005 verwendet.

Auch in der Grafik zu Tagen mit Schneedecke auf dem Brocken fehlen die (schneereichen) letzten Jahre (vgl. Vortrag S. 35):



Nachtrag:
Das war der Winter 2008/2009:
Zitat
Ende Oktober 2008 hat sich der Winter schon eindrucksvoll angemeldet, und es war wirklich ein super Winter. Bis zum 6. April 2009 war noch Skibetrieb auf dem Wurmberg Nordhang möglich.
« Letzte Änderung: August 19, 2012, 11:37:37 Vormittag von playjam »

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #17 am: August 19, 2012, 12:52:14 Nachmittag »
Schneehöhe von 1988 bis 2012 für die Wetterstation Brocken auf Basis der DWD-Daten (grafische Aufbereitung: Integrated Climate Data Center, http://icdc.zmaw.de)


Wie man sieht hat die für Wintersportler wichtige Schneehöhe (min. 30cm Schneehöhe) in der letzten Dekade gegenüber der vorherigen zugenommen.

Die im de Jong-Bericht verwendete Grafik ist nicht geeignet, um Aussagen zur Schneehöhe zu treffen.

Z.B. könnte die de Jong-Grafik den Eindruck erwecken, der Winter 91/92 mit über 200 Tagen Schneedecke sei am Schnee-reichsten gewesen.  Die aussagekräftigere ICDC-Grafik zeigt, dass der Winter 91/92 von der Gesamtscheemenge und der Schneehöhe durchschnittlich ausfiel.

Die Aussage "10% Abnahme alle 10 Jahre(!)" beruht zudem auf den willkürlich gewählten Zeitraum 88/89 bis 07/08, welcher mit den katastrophal Schneearmen Wintern 06/07 und 07/08 endet.

Harzwinter

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #18 am: August 20, 2012, 09:36:31 Vormittag »
@ playjam:

Vielen Dank für die Recherche nach aktuelleren und aussagefähigeren Daten zum Thema Wasserentnahme für Kunstschneeerzeugung, Temperaturentwicklung und Schneehöhen im Harz. Genau dies ist die einzig richtige Vorgehensweise - nämlich Datendarstellungen, die eine zielgerichtete Kommunikation unterstützen sollen, zu hinterfragen, wenn einem das Kommunikationsziel eben so fragwürdig vorkommt.

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Ein guter Wissenschaftler sollte in der Lage und vor allem willens sein, so etwas selbst herauszufinden und diese Arbeit nicht Amateuren überlassen, die Internetforen als Kommunikationsbasis benutzen. Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Die Antwort darauf kann wohl  jeder selbst beisteuern ... Damit möchte ich Frau de Jongs Forschungsergebnisse nicht verwerfen. Im Gegenteil - ich möchte dazu auffordern, so lange qualifiziert weiter zu forschen, bis wirklich eine repräsentative Studie zum Thema Beschneiung daraus geworden ist und vor allem bis differenzierte Ergebnisse vorliegen, die in der Praxis Verwendung finden können. Davon ist Frau de Jongs Untersuchung aber noch weit entfernt.

Aktuell ähneln Frau de Jongs Darstellungen dem Fall "Brent Spar", eines ausgedienten, schwimmenden Groß-Öltanks von Shell, der 1995 in der Nordsee versenkt werden sollte. Die Proteste von Greenpeace dagegen waren letztlich zwar erfolgreich, die öffentliche Kommunikation basierte jedoch auf falschen, horrend überhöhten Zahlen zur enthaltenen Restölmenge. Um die eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren und um künftige Imageschäden zu verhindern, erweiterte und professionalisierte Greenpeace als Konsequenz die interne Recherche-Abteilung. Frau de Jong täte es im nächsten Forschungsjob gut, genau so zu verfahren.

manitou

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #19 am: August 21, 2012, 08:27:47 Vormittag »
Ein weiteres inadäquates Beispiel von De Jong ist der Vergleich mit dem Sauerland:

Sie schreibt, anhand einer ebenso willkürlich gewählten Grafik (ich weiss nicht, wie man diese grafik hier ins Netz stellen kann), dass durch die Beschneiung sich die Anzahl der Betriebstage nur von 60-80 Tage in Winterberg erhöht hat. Durch eine geschickt Wahl des Berertungszeitraumes kann man diesen Eindruck erwecken. Es entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Grafik zeigt, dass in den ersten Bewertungsjahren (noch gänzlich ohne beschneiung) die Betriebstage bis auf einen Winter meist deutlich unter 40 Tagen lagen. Die Beschneiung wurde in Winterberg erst ab 2005 ausgebaut und seither stiegen die Betriebstage rasant auf deutlich über 90 Tage an.
Die Sauerländer würden sich massiv gegen die Interpretation von de Jong wehren.

Selbst wenn man 60 Tage ohne Beschneiung zu Grunde legen will, so ist es quálitativ ein gewaltiger Unterschied, ob Betriebstage mit Beschneiung stattfinden oder nicht.
Ohne Beschneiung sind die Pistenqualität von 60 Betriebstagen im Schnitt nur an max 30 Tagen optimal. Die restlichen Betriebstage sind eher zum Ski ruinieren geeignet, da die Schneeauflage meist deutlich unter 30cm liegt - d.h eigentlich ist die erforderliche Schneehöhe nicht gegeben und dennoch haben die Lifte geöffnet. Diese tage dürften also gar nicht gezählt werden. Nicht viel anders verhält sich das am Wurmberg, auch wenn dieser gegenüber dem Sauerland einen Klimavorteil hat.
Durch die Beschneiung hingegen kann fast durchgehend eine gute Pistenqualität mit hinreichender Schneeauflage garantiert werden, was die Besucherfrequenz deutlich erhöht.

All diese Faktoren lässt De Jong völlig außer acht!
« Letzte Änderung: August 21, 2012, 08:30:20 Vormittag von manitou »

Sternengucker

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #20 am: August 21, 2012, 09:33:10 Vormittag »
Die im Bericht von de Jong vorausgesetzte kontinuierliche Wasserentnahme auch bei niedrigem Pegel ist aufgrund des Wehrs physikalisch nicht möglich, der genehmigte Wasserentnahmepegel kann aufgrund von baulichen Maßnahmen nicht unterschritten werden. Auch diese Analyse von de Jong zum vermeintlichen Niedrigwasserzustand basiert auf Mutmaßungen, die für den jetzigen Stand der Planung nicht zutreffend sind.

Das ist in meinen Augen reines Wunschdenken. Schon mit Hilfe einer minimalen baulichen Maßnahme oder durch den Einbau einer zusätzlichen Pumpe kann ein solches Wehr so modifiziert werden, dass eine höhere Wasserentnahme möglich ist. Wie von der Verwaltung mehrfach bestätigt wurde, sind die Aussagen im Bebauungsplan lediglich vorerst bindend und können später auf Antrag jederzeit geändert werden. Nur weil die Bebauungsplanung derzeit also von zwei Befüllungen ausgeht, heißt dies noch nicht, dass es auf Dauer auch bei lediglich zwei Befüllungen bleibt. Allein schon die Tatsache, dass ein gradueller Temperaturanstieg stattfindet, der die Zahl der Schneetage im Harz perspektivisch reduzieren und damit den Beschneiungsbedarf erhöhen wird, sowie der Umstand, dass auch Wernigerode plant, Wasser zu Beschneiungszwecken aus dem Flusssystem der Kalten Bode zu entnehmen, zeigen doch deutlich, dass hier und jetzt bereits darüber diskutiert werden muss, wie man mit höheren Bedarfen umgeht, d.h. ob man in diesem Fall etwa auf eine Mehrentnahme aus der Bode oder die Erschließung anderer Wasserquellen für das Projekt abzielt. Ich kann auch nicht erkennen, was daran verwerflich sein sollte, genau solche Fragen zur Debatte zu stellen. Das Festklammern an den Werten aus dem Bebauungsplan taugt jedenfalls nur bedingt - auch der der Bebauungsplan anhängige Finanzierungsplan wurde ja mithin schon wieder vollständig über den Haufen geworfen...

Zitat
spektrumdirekt: Wie wirkt sich das konkret auf Europa aus: Müssen wir in den nächsten Jahren wieder mit etwas kälteren Wintern rechnen?

Latif: Unwesentlich. Wir dürfen diese Abkühlung nicht missverstehen. Auch wenn es sich tatsächlich leicht abkühlt – was unser Modell für Europa zeigt –, so liegen wir immer noch im warmen Bereich im Vergleich zu früher. Im Prinzip verharren wir weiterhin auf dem erreichten höheren Temperaturniveau. Wir bekommen also weiterhin eher milde Winter.

Wie man daraus nun den Schluss ziehen kann, es wäre kein kontinuierlicher Erwärmungstrend erkennbar und es ergäben sich daher keine Konsequenzen für den Wintersport, erschließt sich mir nicht. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Ministeriums für Landwirtschaft in Magdeburg kam 2010 für den Wintertourismus im Harz beispielsweise zu diesem Ergebnis (nachzulesen in der 2010 durch das Landeskabinett verabschiedeten Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel):

Zitat
Der Harz wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden. Dies ist im Hinblick auf die touristischen Leitbilder und auf Investitionen in den Wintertourismus zu berücksichtigen. Die Auswirkungen auf den Sommertourismus werden als überwiegend positiv eingeschätzt, zumal sich die Saisonanteile in den nächsten Jahren verschieben können. Der Harz entwickelt deshalb Themen, welche die zukünftigen klimatischen Bedingungen berücksichtigen. In der Region müssen vermehrt Ganzjahresangebote im Outdoor- und Indoorbereich entwickelt werden, die auch unabhängig vom Schnee attraktiv sind.

Grundsätzlich fände ich es bedauerlich, wenn man zur Rechtfertigung der Sinnhaftigkeit der künstlichen Beschneiung nun darauf ausweichen sollte, auch noch Klimatrends zu leugnen, bezüglich derer ein internationaler Konsens besteht.

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Es ist Wunschdenken, allein auf Basis der Temperaturdaten von zwei weiteren Jahren sowie der bereits x-fach geänderten Werte im aktuellen Bebauungsplan zu meinen, sämtliche Hinweise von Frau de Jong verwerfen zu können. Ihre Ergebnisse stammen übrigens nicht nur aus französischen, sondern auch aus österreichischen, schweizerischen und sogar indischen und türkischen Skigebieten und -projekten. Vor der Annahme, dass bestimmte Probleme in all diesen Gegenden - nur nicht in Mitteldeutschland bzw. im Harz - auftreten würden, kann ich an dieser Stelle nur warnen: Frau de Jong erlebt ähnliche Diskussionen fast überall, wo sie über die Umweltrisiken von Beschneiungsanlagen referiert: Ja, diese Probleme gibt es, und sie treten in x, y und z auch genau so wie beschrieben auf. Nur bei uns wird es aufgrund der klimatischen Bedingungen/der begrenzten Größe des Projektes/der hohen Güte unserer Planung etc. pp. ganz anders laufen.

Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Na dann. Wer zahlt? Sie? Die öffentliche Hand, die ja für Skiprojekte einiges übrig zu haben scheint? Die Investoren, die mit entsprechenden Projekten ihr Geld verdienen wollen? Oder wäre diese Analyse rein ehrenamtlich zu erarbeiten? Warum wird eine so umfangreiche Untersuchung, wie sie hier gefordert wird, nicht zur Voraussetzung für die Baugenehmigung gemacht?

Sie schreibt, anhand einer ebenso willkürlich gewählten Grafik (ich weiss nicht, wie man diese grafik hier ins Netz stellen kann), dass durch die Beschneiung sich die Anzahl der Betriebstage nur von 60-80 Tage in Winterberg erhöht hat. Durch eine geschickt Wahl des Berertungszeitraumes kann man diesen Eindruck erwecken. Es entspricht jedoch nicht den Tatsachen.

Die Grafik stammt direkt aus den uns zur Verfügung gestellten Planungsunterlagen und wurde ohne Modifikationen übernommen, eingefügt wurde lediglich eine Mittelwertslinie. Auch der wiedergegebene Zeitraum entspricht dem in den Planungsunterlagen gewählten Zeitraum.

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #21 am: August 21, 2012, 11:16:11 Vormittag »
Das ist in meinen Augen reines Wunschdenken. Schon mit Hilfe einer minimalen baulichen Maßnahme oder durch den Einbau einer zusätzlichen Pumpe kann ein solches Wehr so modifiziert werden, dass eine höhere Wasserentnahme möglich ist.

Ohne Genehmigung wäre eine höhere Wasserentnahme rechtswidrig.

Selbst wenn zu einem zukünftigen Zeitpunkt eine höhere Wasserentnahme durch die zuständige Behörde genehmigt werden würde, handelt es sich immer noch um eine Entnahme ab einem bestimmten Pegel und nicht wie dargestellt um eine kontinuierliche Abnahme auch bei Niedrigwasser.

Zitat von: Sternengucker
Grundsätzlich fände ich es bedauerlich, wenn man zur Rechtfertigung der Sinnhaftigkeit der künstlichen Beschneiung nun darauf ausweichen sollte, auch noch Klimatrends zu leugnen, bezüglich derer ein internationaler Konsens besteht.

Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.

Zitat von: Sternengucker
Die Grafik stammt direkt aus den uns zur Verfügung gestellten Planungsunterlagen und wurde ohne Modifikationen übernommen, eingefügt wurde lediglich eine Mittelwertslinie. Auch der wiedergegebene Zeitraum entspricht dem in den Planungsunterlagen gewählten Zeitraum.

Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.

Sternengucker

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #22 am: August 21, 2012, 12:10:05 Nachmittag »
Ohne Genehmigung wäre eine höhere Wasserentnahme rechtswidrig. Selbst wenn zu einem zukünftigen Zeitpunkt eine höhere Wasserentnahme durch die zuständige Behörde genehmigt werden würde, handelt es sich immer noch um eine Entnahme ab einem bestimmten Pegel und nicht wie dargestellt um eine kontinuierliche Abnahme auch bei Niedrigwasser.

In Frankreich wird dieses Problem so gelöst, dass die Definition von "Niedrigwasser" immer wieder nach unten korrigiert wird, um weitere Entnahmen genehmigen zu können.

Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.


Natürlich tun sie das nicht - stattdessen versucht ihr die Ergebnisse von Latif so auszulegen, dass eine das Projekt begünstigende Aussage dabei herauskommt. Wer möchte, kann ja Prof. Latif einmal anschreiben und anfragen, was er von Wintersport-Investitionen in Mitteleuropa im Allgemeinen und Schneekanonen im Besonderen hält. Wenn Latif hier als Autorität anerkannt wird, übernehme ich das gerne und poste euch die Antwort... Um ihn übrigens mal zu zitieren:

Zitat
Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben. Durch den Einfluss des Menschen werden die Temperaturen bei uns mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % noch weiter steigen.

http://goslar.bund.net/themen/klimawende_im_harz/

Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.

Falsch. Wenn wir Grafiken aus den Original-Planungsunterlagen nutzen, um Lücken in der Planung aufzuzeigen, dann hat im Zweifelsfall immer die Person unsauber gearbeitet, die diese Grafiken in die Unterlagen übernommen hat. Hier wird auch die Verteilung der Aufgaben verkannt: Ehrenamtlich arbeitende Naturschützer sind allerhöchstens dafür zuständig, mögliche Probleme in der Planung aufzuzeigen (was wir ja auch getan haben) - sicher aber nicht dafür, gutbezahlten Planern kostenfrei und in ihrem Sinne zuzuarbeiten. Wenn diese Sauerland-Statistiken die Messlatte sind, an dem die Planer gemessen werden wollen, messen wir sie eben daran.

Harzwinter

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #23 am: August 21, 2012, 12:12:15 Nachmittag »

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Es ist Wunschdenken, allein auf Basis der Temperaturdaten von zwei weiteren Jahren sowie der bereits x-fach geänderten Werte im aktuellen Bebauungsplan zu meinen, sämtliche Hinweise von Frau de Jong verwerfen zu können. Ihre Ergebnisse stammen übrigens nicht nur aus französischen, sondern auch aus österreichischen, schweizerischen und sogar indischen und türkischen Skigebieten und -projekten. Vor der Annahme, dass bestimmte Probleme in all diesen Gegenden - nur nicht in Mitteldeutschland bzw. im Harz - auftreten würden, kann ich an dieser Stelle nur warnen: Frau de Jong erlebt ähnliche Diskussionen fast überall, wo sie über die Umweltrisiken von Beschneiungsanlagen referiert: Ja, diese Probleme gibt es, und sie treten in x, y und z auch genau so wie beschrieben auf. Nur bei uns wird es aufgrund der klimatischen Bedingungen/der begrenzten Größe des Projektes/der hohen Güte unserer Planung etc. pp. ganz anders laufen.

Über eine Quellenangabe zu den vom Team de Jong für die Beschneiungsstudie untersuchten Skigebieten würde ich mich freuen.

Probleme der von Frau de Jong geschilderten Art(en) gibt es sicherlich in verschiedenen beschneiten Skigebieten, kein Zweifel. Dennoch bleibt jeder Einzelfall zu prüfen. Und, ja, durch Planungsqualität und durch Beschränkung von Beschneiung auf Hauptpisten statt eijner 100%-Beschneiung kann man m.E. durchaus erreichen, dass alle von Frau de Jong skizzierten Problemfälle vermieden werden.


Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Na dann. Wer zahlt? Sie? Die öffentliche Hand, die ja für Skiprojekte einiges übrig zu haben scheint? Die Investoren, die mit entsprechenden Projekten ihr Geld verdienen wollen? Oder wäre diese Analyse rein ehrenamtlich zu erarbeiten? Warum wird eine so umfangreiche Untersuchung, wie sie hier gefordert wird, nicht zur Voraussetzung für die Baugenehmigung gemacht?

Die öffentliche Hand zahlt bereits jetzt in Form von Forschungsarbeit an Universitäten oder anderen staatlich geförderten Instituten. Frau de Jong wünsche ich künftig eine ähnliche Stelle wie die, die sie an der Universität von Savoyen hatte, damit sie ihre Arbeit fortsetzen kann. Vielleicht in Tirol, in Bayern oder in der Schweiz. Ich kenne die Lehrstuhlsituation für ihren Fachbereich nicht. Ich finde ihre Forschungsarbeit durchaus wichtig.

Eine mehrjährige, überregionale Analyse kann dann zur Voraussetzung einer Baugenehmigung gemacht werden, wenn sie abgeschlossen und repräsentativ ist. Erkenntnisse daraus sind dann im Einzelfall auf Zutreffen zu prüfen. Genau das geschieht hier gerade. Die regionale Analyse findet im Rahmen der Baugenehmigung bereits in Form der UVP und der Beteiligung von Umweltschutzinstitutionen statt.

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #24 am: August 21, 2012, 06:15:58 Nachmittag »
Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.


Natürlich tun sie das nicht - stattdessen versucht ihr die Ergebnisse von Latif so auszulegen, dass eine das Projekt begünstigende Aussage dabei herauskommt. [...]

Die Abschätzung zum weiteren Klimaverlauf von Latif und CRU entsprechen dem aktuellem Konsens zum Klimawandel. Die Aussage im de Jong-Bericht  "die steigenden Temperaturen lassen es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können." (S.3) steht im Konflikt zum aktuellem Konsens.

Zitat von: Sternengucker
Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.

Falsch. Wenn wir Grafiken aus den Original-Planungsunterlagen nutzen, um Lücken in der Planung aufzuzeigen, dann hat im Zweifelsfall immer die Person unsauber gearbeitet, die diese Grafiken in die Unterlagen übernommen hat. Hier wird auch die Verteilung der Aufgaben verkannt: Ehrenamtlich arbeitende Naturschützer sind allerhöchstens dafür zuständig, mögliche Probleme in der Planung aufzuzeigen (was wir ja auch getan haben) - sicher aber nicht dafür, gutbezahlten Planern kostenfrei und in ihrem Sinne zuzuarbeiten. Wenn diese Sauerland-Statistiken die Messlatte sind, an dem die Planer gemessen werden wollen, messen wir sie eben daran.

Weder beim Vortrag noch beim Bericht sind "ehrenamtlich arbeitenden Naturschützer" als Hauptverantwortliche angegeben, sondern Frau de Jong wird an erster Stelle als Autorin genannt. Dementsprechend wirbt und haftet Frau de Jong mit ihrem wissenschaftlichen Ruf, und der Veröffentlichung sind - den geweckten Erwartungen entsprechend hohe - wissenschaftliche Maßstäbe anzusetzen.

Auch der als Mitautor genannte Herr Knolle kann nicht durch den Hinweis auf vermeintliche Unerfahrenheit aus der Verantwortung entlassen werden, da Herr Knolle bereits eine Dissertation verfasst hat und daher die Erwartungshaltung an eine Veröffentlichung kennen muss.

Für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen sind die Verfasser verantwortlich. Es ist ungeschickt, dass im de Jong-Bericht veraltetes Datenmaterial und nicht geeignete Datendarstellungen verwendet wurden, da dies sofort auffällt und eine kritische Betrachtung zu erwarten war.

Sollte Frau de Jong schon beim Verfassen des Vortrages bzw. des Berichtes Unzulänglichkeiten in den Planungsunterlagen aufgefallen sein, hätte sie diese Unzulänglichkeiten in Ihrem Vortrag aufzeigen können. Frau de Jong hat dies aber in ihrem Bericht nicht getan, sondern Szenarien entworfen, die weit über die Planungsunterlagen hinausgehen, und diese Szenarien kritisiert.
« Letzte Änderung: August 21, 2012, 06:22:33 Nachmittag von playjam »

Sternengucker

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #25 am: August 21, 2012, 06:34:58 Nachmittag »
Die Abschätzung zum weiteren Klimaverlauf von Latif und CRU entsprechen dem aktuellem Konsens zum Klimawandel. Die Aussage im de Jong-Bericht  "die steigenden Temperaturen lassen es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können." (S.3) steht im Konflikt zum aktuellem Konsens.

Dies ist in keinster Weise der Fall. Latif trifft im verlinkten Interview die folgende Aussage zum in 2009 aktuellen Stand der Forschung:

Zitat
Für uns Klimaforscher ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Erwärmung bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts pausieren könnte. Danach wird sie dafür wohl umso schneller weitergehen.

Diese Aussage fiel - wie bereits geschrieben - in 2009. Latif erwartete demnach ein Verharren auf aktuellem Niveau sowie einen umso schnelleren Anstieg ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts, d.h. ab 2015. Jetzt haben wir 2012. Sollte Latif mit seiner Prognose richtig liegen, ist demnach der Beginn des "umso schnelleren Anstiegs" etwa in drei Jahren zu erwarten. Die Aussage von Prof. de Jong, dass sich die klimatischen Rahmenbedingungen für die Beschneiung in den kommenden fünf bis zehn Jahren (d.h. zwischen 2017 und 2022) negativ entwickeln könnten, deckt sich voll und ganz mit der hier zitierten Prognose von Latif.

Weder beim Vortrag noch beim Bericht sind "ehrenamtlich arbeitenden Naturschützer" als Hauptverantwortliche angegeben, sondern Frau de Jong wird an erster Stelle als Autorin genannt. Dementsprechend wirbt und haftet Frau de Jong mit ihrem wissenschaftlichen Ruf, und der Veröffentlichung sind - den geweckten Erwartungen entsprechend hohe - wissenschaftliche Maßstäbe anzusetzen. Auch der als Mitautor genannte Herr Knolle kann nicht durch den Hinweis auf vermeintliche Unerfahrenheit aus der Verantwortung entlassen werden, da Herr Knolle bereits eine Dissertation verfasst hat und daher die Erwartungshaltung an eine Veröffentlichung kennen muss.

Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Auch Frau de Jong. Von Unerfahrenheit kann im übrigen keine Rede sein, da die hier vermeintlich aufgedeckten "Fehler" letztlich keine sind - siehe auch meine Ausführungen zu Latif und zur Wasserentnahme.

Für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen sind die Verfasser verantwortlich. Es ist ungeschickt, dass im de Jong-Bericht veraltetes Datenmaterial und nicht geeignete Datendarstellungen verwendet wurden, da dies sofort auffällt und eine kritische Betrachtung zu erwarten war.

Falsch. Wenn der Investor uns mit Material versorgt und sich positiv auf dieses beruft, dann können wir exakt dieses Material ganz selbstverständlich auch auswerten.

Sollte Frau de Jong schon beim Verfassen des Vortrages bzw. des Berichtes Unzulänglichkeiten in den Planungsunterlagen aufgefallen sein, hätte sie diese Unzulänglichkeiten in Ihrem Vortrag aufzeigen können. Frau de Jong hat dies aber in ihrem Bericht nicht getan, sondern Szenarien entworfen, die weit über die Planungsunterlagen hinausgehen, und diese Szenarien kritisiert.

Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #26 am: August 21, 2012, 07:06:18 Nachmittag »
[...] Latif trifft im verlinkten Interview die folgende Aussage zum in 2009 aktuellen Stand der Forschung:

Zitat
Für uns Klimaforscher ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Erwärmung bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts pausieren könnte. Danach wird sie dafür wohl umso schneller weitergehen.

Diese Aussage fiel - wie bereits geschrieben - in 2009. Latif erwartete demnach ein Verharren auf aktuellem Niveau sowie einen umso schnelleren Anstieg ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts, d.h. ab 2015. Jetzt haben wir 2012. Sollte Latif mit seiner Prognose richtig liegen, ist demnach der Beginn des "umso schnelleren Anstiegs" etwa in drei Jahren zu erwarten. Die Aussage von Prof. de Jong, dass sich die klimatischen Rahmenbedingungen für die Beschneiung in den kommenden fünf bis zehn Jahren (d.h. zwischen 2017 und 2022) negativ entwickeln könnten, deckt sich voll und ganz mit der hier zitierten Prognose von Latif.

Die Aussage von de Jong, es sei in der Wintersaison 2017/2018 fraglich, ob aufgrund der gestiegenen Temperaturen am Saisonstart drei aufeinander folgende Tage mit Temperaturen unter -5°C vorkommen werden (vgl. Zitat oben und Bericht S. 3), deckt sich nicht mit den Aussagen von Latif und CRU.

Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.

Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.

Sternengucker

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #27 am: August 22, 2012, 09:39:45 Vormittag »
Die Aussage von de Jong, es sei in der Wintersaison 2017/2018 fraglich, ob aufgrund der gestiegenen Temperaturen am Saisonstart drei aufeinander folgende Tage mit Temperaturen unter -5°C vorkommen werden (vgl. Zitat oben und Bericht S. 3), deckt sich nicht mit den Aussagen von Latif und CRU.

Diese Behauptung wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtig: Weder Latif noch die CRU haben den Klimawandel spezifisch für den Harz untersucht. Sowohl Latif als auch die CRU rechnen damit, dass es ab etwa 2015 zu einem beschleunigten Temperaturanstieg auch in Europa kommt. Prof. de Jong schätzt, dass aufgrund besagter Erwärmungen irgendwann zwischen 2017 und 2022 eine klimatische Situation eintreten wird, in der (a) mehr Beschneiungen als bisher geplant erforderlich werden und (b) es schwieriger werden dürfte, ein geeignetes Zeitfenster für eine Erstbeschneiung zu finden. Dies widerspricht sich in keinster Weise, was im Grunde für jeden klar erkennbar sein sollte.

Ich fasse trotzdem mal die argumentative Kette zusammen, eventuell bekommen wir ja auf diese Weise heraus, worin der vermeintliche Widerspruch bestehen soll...

  • Es existiert ein klar erkennbarer, weltweiter Trend zu höheren Temperaturen.
  • Von diesem Trend bleibt auch der Harz nicht verschont, d.h. es wird hier graduell wärmer.
  • Seit den 70er Jahren sind die Durchschnittstemperaturen im Harz bereits erkennbar angestiegen.
  • Aufgrund der deshalb sinkenden Schneesicherheit ist eine Kunstbeschneiung zur Schaffung eines attraktiven Skiangebotes erforderlich.
  • Die momentane Temperaturstagnation auf höherem Niveau wird nach Ansicht des PIK etwa um 2015 durch eine beschleunigte Erwärmung abgelöst werden.
  • Wenn es wärmer wird, sinkt die Zahl der natürlichen Schneetage sowie die Zahl der Tage, an denen eine künstliche Beschneiung möglich ist. Damit muss nicht nur häufiger (und bei steigendem Wasserbedarf) beschneit werden (sinkende Anzahl an natürlichen Schneetagen), sondern es wird auch schwieriger, eine Erstbeschneiung über mehrere Tage am Stück sauber zu realisieren.
  • Das erweiterte Skigebiet auf dem Wurmberg wird aller Voraussicht nach 2013 eröffnet. Hierfür wird von bestimmten Betriebsparametern (Anzahl der für die künstliche Beschneiung geeigneten Tage, Anzahl der Tage, an denen eine Beschneiung tatsächlich erforderlich ist, Anzahl der Befüllungen des Speicherbeckens etc. pp.) ausgegangen. Diese werden bei hinreichend exakter Planung in 2013 sowie in den unmittelbaren Folgejahren voraussichtlich erreicht werden.
  • Wenn es wärmer wird, ändern sich diese Betriebsparameter, was unter anderem zu einem höheren Wasserbedarf und zu Problemen bei der Erstbeschneiung führen wird. Aus diesem Grund empfahl auch das Landwirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt in 2010, keinen Ausbau des alpinen Skisports für den Harz zu forcieren, da die Entwicklungsperspektive vor dem Hintergrund des Klimawandels negativ ausfällt.
  • Frau de Jong schätzt, dass eine solche Entwicklung irgendwann zwischen 2017 und 2022 eintreten wird.

Wenn wir uns bis auf den letzten Punkt einig sein sollten, führen wir letztlich nur eine Debatte um den genauen Zeitpunkt, den ohnehin niemand exakt vorhersagen kann. Im Zweifelsfalle verlasse ich mich da aber wirklich lieber auf die Schätzung einer Expertin wie Prof. de Jong als auf persönliche Mutmaßungen...

Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.
Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.

Die Antwort passt zwar nicht mal im Ansatz zum zitierten Text(??), trotzdem sei zum Thema Quellen nochmal etwas gesagt: Wenn der Projektträger im Rahmen der UVP ein Dokument zu den Akten gibt, mit dem die eigene Position untermauert werden soll, ist es mehr als legitim, dieses zu analysieren und zu kommentieren. Genau dafür macht man ja überhaupt erst eine UVP! Die Crux mit den Winterberg-Daten besteht zudem nicht darin, dass diese fehlerhaft sind (davon gehe ich jetzt zumindest mal nicht aus, ansonsten wäre dies als erheblicher Qualitätsmangel in den Unterlagen des Investors zu werten), sondern dass die Daten zeigen, dass es auch mit zwanzigjähriger Erfahrung in der künstlichen Beschneiung und weitaus höheren Investitionen in die Technik, als diese am Wurmberg geplant sind, nur in besonders günstigen Jahren möglich ist, auf 120 Schneetage zu kommen. Über Winterberg wird damit keine negative Aussage getroffen, offenbar kann man dort mit 80 bis 90 Tagen schon ein gutes Geschäft machen. Für den Wurmberg wurde aber die Parole "mindestens 120 Tage" ausgegeben, was vor dem Hintergrund der Winterberg-Daten schlicht unwahrscheinlich ist.  Würden die Planungsunterlagen erkennen lassen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb auch bei 80 bis 90 Tagen möglich ist - wovon ich persönlich sogar ausgehe - hätte die Winterberg-Grafik vermutlich nicht mal den Sprung in die Präsentation von Prof. de Jong geschafft. Ihre Brisanz ergibt sich allein daraus, dass in der Presse, in persönlichen Gesprächen mit Projektverantwortlichen sowie in den Planungsunterlagen wiederholt betont wird, dass im Schnitt 120 Tage erreicht werden müssen. Warum man sich ausgerechnet auf diese Zahl festgelegt hat, hat sich mir auch nicht erschlossen - dass sie als Zielstellung zu hinterfragen ist, wird aber gerade an den Winterberg-Daten ersichtlich. Hier fehlt - wenn man nicht beim Vortrag anwesend war - auch einfach noch ein wenig Kontext.

playjam

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #28 am: August 22, 2012, 12:28:51 Nachmittag »
[...] Frau de Jong schätzt, dass eine solche Entwicklung irgendwann zwischen 2017 und 2022 eintreten wird. [...]

Wenn wir uns bis auf den letzten Punkt einig sein sollten, führen wir letztlich nur eine Debatte um den genauen Zeitpunkt, den ohnehin niemand exakt vorhersagen kann.

Ich kritisiere die Aussagen im de Jong-Bericht. Etwaige Abschwächungen hier im Thread sind für mich uninteressant.

Wenn Frau de Jong schreibt "in 5 oder 10 Jahren" (S.3), dann gilt ihre Abschätzung exakt für die Wintersaison 2017/2018 als frühester Zeitpunkt.

Hier der prognostizierte Temperaturverlauf vom IPCC (AR4 2007):


Wie man aus der Grafik ablesen kann, erwartet der IPCC in den dargestellten Szenarien einen Temperaturanstieg um ca. 0,8°C bis 2022.

Hier der Temperturverlauf in Braunlage Ort (600hm) für 2010 (http://www.braunlager-wetterstation.de):


Gegenüber dem Jahr 2010 wäre für das Jahr 2017 ein Anstieg von mindestens 5°C nötig, damit eine Erstbeschneiung zum Saisonstart 2017/2018 nicht möglich wäre.

Ein so drastischer Temperaturanstieg ist nicht aktueller Konsens (IPCC) und wird auch nicht von Latif und CRU vertreten.

Zitat von: Sternengucker
Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.
Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.

Die Antwort passt zwar nicht mal im Ansatz zum zitierten Text(??), trotzdem sei zum Thema Quellen nochmal etwas gesagt: Wenn der Projektträger im Rahmen der UVP ein Dokument zu den Akten gibt, mit dem die eigene Position untermauert werden soll, ist es mehr als legitim, dieses zu analysieren und zu kommentieren.

Im Zitat schreibst Du der de Jong-Bericht sei "keine Exegese" der Braunlager Planungsunterlagen, d.h. eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt oder Quellen der Planungsunterlagen findet nicht statt. Der de Jong-Bericht verwendet die Quellen als Belege nicht als Gegenstand von Kritik. Daher ist de Jong als Autorin für die Eignung und Qualität der Quellen verantwortlich.

Zitat von: Sternengucker
Hier fehlt - wenn man nicht beim Vortrag anwesend war - auch einfach noch ein wenig Kontext.

Die Kritik gilt dem de Jong-Bericht.

Sternengucker

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Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
« Antwort #29 am: August 22, 2012, 02:17:05 Nachmittag »
Wenn Frau de Jong schreibt "in 5 oder 10 Jahren" (S.3), dann gilt ihre Abschätzung exakt für die Wintersaison 2017/2018 als frühester Zeitpunkt.

Ich bin schon heute gespannt, ob durch das Wurmberg-Projekt exakt die 200 neuen Arbeitsplätze entstehen, die im Gutachten zur Wirtschaftlichkeit versprochen werden...

Gegenüber dem Jahr 2010 wäre für das Jahr 2017 ein Anstieg von mindestens 5°C nötig, damit eine Erstbeschneiung zum Saisonstart 2017/2018 nicht möglich wäre. Ein so drastischer Temperaturanstieg ist nicht aktueller Konsens (IPCC) und wird auch nicht von Latif und CRU vertreten.

Das ist falsch. Für den Wintersport ist die Durchschnittstemperatur des gesamten Jahres deutlich weniger relevant als beispielsweise die Temperaturen Ende November/Anfang Dezember für die Erstbeschneiung. Eine Erhöhung der Durchschnitsstemperatur um X°C verteilt sich nun mal aber nicht gleich über das Jahr, weshalb es saisonal zu größeren Abweichungen als X kommen kann. Wie man weiß, sind gerade die Wintermonate von Erwärmungstrends stark betroffen. Da ich die Temperaturkurve für 2010 nicht wirklich gut lesen kann, und die de Jong-Daten ja angeblich unfair gewählt sind, habe ich mal bei wetteronline.de nachgeschaut und dort eine Temperaturprognose für Braunlage basierend auf den vergangenen 16 Wintern erstellt:

http://www.wetteronline.de/cgi-bin/klurlaub?WMO=10452&MONAT=11&TAG=20&ZEITRAUM=03&LANG=de&ART=tab&BKM=Niedersachsen/Harz

Wenn diese Daten stimmen, wäre Mitte November / Anfang Dezember mit mittleren Nacht-Tiefsttemperaturen bis maximal -4°C zu rechnen. In den Alpen kann man schon bei -1°C gut beschneien, im Harz bräuchte es aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit tiefere Temperaturen. Frau de Jong schätzt, dass man bei -5°C gut klarkommt, aber auch bei -4°C dürfte man - zumindest meiner Auffassung nach - noch gut beschneien können. Derzeit also kein Problem. Würde sich die Durchschnittstemperatur nun um 1°C verschieben, könnte sich dies im Hinblick auf die mittleren Nacht-Tiefststtemperaturen im November/Dezember jedoch durchaus drastischer als nur mit +1°C auswirken, so dass hier mit Problemen gerechnet werden kann. So oder so würde sich auf jeden Fall die Anzahl der Schneetage verringern, wodurch ein erhöhter Beschneiungsaufwand und damit auch ein erhöhter Wasserverbrauch gegeben wäre.

Im Zitat schreibst Du der de Jong-Bericht sei "keine Exegese" der Braunlager Planungsunterlagen, d.h. eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt oder Quellen der Planungsunterlagen findet nicht statt. Der de Jong-Bericht verwendet die Quellen als Belege nicht als Gegenstand von Kritik. Daher ist de Jong als Autorin für die Eignung und Qualität der Quellen verantwortlich.

Ich habe noch immer nicht begriffen, worin eigentlich das Problem bestehen soll. Frau de Jong hat in ihrem Vortrag die Braunlager Planungsunterlagen als Quelle verwendet. Was genau soll daran nun verkehrt sein? Sind die Braunlager Planungsunterlagen vielleicht so ungenau, dass sie nicht als Quelle für eine populärwissenschaftliche Ausarbeitung geeignet sind?