Autor Thema: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe  (Gelesen 35473 mal)

playjam

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Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« am: Dezember 21, 2012, 08:25:35 Nachmittag »
Leider fehlen beim Wahl-O-Mat ein paar Fragen, die direkt bzw indirekt hier im Forum schon gestellt worden sind.

Ich habe CDU, FDP, Grüne, Linke, Piraten und SPD angeschrieben und um Beantwortung folgender Fragen gebeten:

  • Befürworten und unterstützen Sie im Falle eines Wahlsieges den
    weiteren Ausbau und die Modernisierung der alpinen Wintersportgebiete im
    Harz?
  • Wie ist Ihre Haltung zur Erschließung neuer Pisten und den Bau neuer
    Seilbahnen (d.h. Schlepplift, Sessellift, Kabinenbahn) im Harz?
  • Wie ist Ihre Haltung zur Errichtung und Betrieb von technischen
    Beschneiungsanlagen im Harz?

Heute habe ich von CDU und Linke Anworten erhalten. Die Originale sind als Anhang diesem Beitrag beigefügt.

Antwort von Giesela Brandes-Steggewentz, Landesvorsitzende Die Linke Niedersachsen, Hannover, 21.12.2012:
Zitat
1) Befürworten und unterstützen Sie im Falle eines Wahlsieges den weiteren Ausbau und die
Modernisierung der alpinen Wintersportgebiete im Harz?


Da es am Sonnenberg und am Wurmberg bereits alpine Skianlagen gibt, hat die LINKE gegen eine
Modernisierung der Anlagen, die den Harz für Ski-Touristen attraktiver machen, keine Einwände.
Gleichwohl darf ein möglicher Ausbau nur unter strenger Beachtung der naturschutzrechtlichen
Regelungen erfolgen.

2) Wie ist Ihre Haltung zur Erschließung neuer Pisten und den Bau neuer Seilbahnen (d.h.
Schlepplift, Sessellift, Kabinenbahn) im Harz?


Etliche Gutachten zum Harz – insbesondere zu den Wünschen der Harztouristen – zeigen, dass diese
zum weitaus überwiegenden Teil an einem naturnahen und familienfreundlichen Urlaub interessiert
sind und nicht an einem „Harzer St. Moritz“. Auch angesichts des zunehmenden Klimawandels ist in
Frage zu stellen, ob Investitionen in teure Lifte und Kabinenbahnen die richtige Zukunftsinvestition für
den Harz sind. Modernes Wandern, Nordic Walking und auch Mountainbike-Strecken, die die Natur
nicht zerstören, sind nach Auffassung der LINKEN geeignetere Investitionen, die von den
Harzbesuchern vorrangig gewünscht werden und zudem weit naturfreundlicher sind.

3) Wie ist Ihre Haltung zur Errichtung und Betrieb von technischen Beschneiungsanlagen im
Harz?


Schneekanonen können nur mit einem sehr hohen Energieverbrauch betrieben werden und sind daher
kontraproduktiv zu erwünschten Maßnahmen des Klimaschutzes. Sie gehen zudem, wie unter 2.
beschrieben, an den Wünschen der allermeisten Harzbesucher vorbei und sind damit längerfristig –
außer für den Hersteller und die kurzfristigen Betreiber – gesamtgesellschaftlich eine teure
Fehlinvestition.

Mit freundlichen Grüßen
Giesela Brandes-Steggewentz

Ulf Thiele MdL, Generalsekretär, CDU in Niedersachsen, Hannover 21. Dezember 2012:
Zitat
Frage 1: Befürworten und unterstützen Sie im Falle eines Wahlsieges den weiteren Ausbau und die Modernisierung der alpinen Wintersportgebiete im Harz? Und Frage 2: Wie ist Ihre Haltung zur Erschließung neuer Pisten und den Bau neuer Seilbahnen (d.h. Schlepplift, Sessellift, Kabinenbahn) im Harz?

Gerade im Zuge des Demographischen Wandels ist es wichtig, regionale Entwicklungschancen zielgerecht zu verwirklichen. Der Harz bietet hervorragende Bedingungen für den Wintersport und verfügt innerhalb des norddeutschen Raumes über ein großes Einzugsgebiet. Er wird im touristischen Wettbewerb nur bestehen können, wenn sein Potenzial voll ausschöpft wird. Das Land unterstützt daher den Ausbau und die Modernisierung der alpinen Wintersportgebiete im Harz als wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Region und fördert unter anderem den Ausbau des Skigebietes Wurmberg mit 2 Mio. Euro. Bis zur Fertigstellung im Winter 2013/2014 sollen somit der Bau einer neuen Vierer-Sesselbahn und die Anlage einer neuen Skipiste am Osthang verwirklicht werden. Ziele der Maßnahmen sind die Erhöhung der Zahl der Betriebstage der Seilbahn und die Weichenstellung für eine größere Buchungssicherheit für die Tourismusbranche. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für eine weitere positive Entwicklung des Wintersports im Harz und die Sicherung der Arbeitsplätze vor Ort.
 
Frage 3: Wie ist Ihre Haltung zur Errichtung und Betrieb von technischen  Beschneiungsanlagen im Harz?

Niedersachsen ist eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, deren einmalige Umwelt mit ihrer Artenvielfalt es zu schützen gilt. Für die CDU in Niedersachsen hat der Umwelt- und Naturschutz einen hohen Stellenwert. Ökonomische, ökologische und soziale Belange müssen dabei gleichermaßen Berücksichtigung finden. Wir setzen uns dafür ein, wirtschaftliche Notwendigkeiten und die Belange von Anwohnern sowie von Natur und Umwelt in Einklang zu bringen. Sofern die Verträglichkeit mit den Auflagen des Umweltschutzes besteht, steht die CDU dem Einsatz von Beschneiungsanlagen, wie er auch beim Ausbau des Skigebietes Wurmberg verwirklicht wird, grundsätzlich positiv gegenüber.
Der Fortsetzung des Dialogs mit dem Forum Skifahren im Harz zur weiteren Stärkung touristischer Angebote im Westharz sehen die CDU in Niedersachsen wie auch ihre Landtagskandidaten im und um den Harz mit Freude entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulf Thiele MdL
« Letzte Änderung: Dezember 21, 2012, 08:27:48 Nachmittag von playjam »

Max

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #1 am: Dezember 22, 2012, 10:33:45 Vormittag »
Das sind natürlich die wesentlichen Fragen, die beim Wahl-O-Mat einfach nicht berücksichtigt wurden.. ;-)

Auch wenn die Antworten darauf meine Entscheidung natürlich nicht mehr maßgeblich beeinflussen werden, so finde ich es zum einen interessant, dass sich die Position der Linken (auch im Wortlaut) beinahe genauso anhört, wie die Pressemitteilungen der Umweltverbände bzw. der Grünen, während die CDU sich offenbar ziemlich deutlich für die geplanten Maßnahmen ausspricht bzw. das Vorhaben und die regionale Entwicklung insgesamt etwas differenzierter betrachtet und dabei nicht ausschließlich den Umweltschutz in den Vordergrund stellt, sondern auch die Lage der Menschen dort berücksichtigt.

Ich bin sehr gespannt, was FDP und vor allem SPD für Positionen beziehen — die der Grünen sollte man bereits weitestgehend kennen.

Doppelmayr

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #2 am: Dezember 22, 2012, 11:02:46 Vormittag »
Warum ist Herr Thiele nicht auf die Frage 2 eingegangen bzw. hat diese unbeantwortet gelassen????
Für mich steht allerdings jetzt schon fest welche Parteien von mir wieder "Ihr Kreuz" bekommen werden und da werde ich hier wohl nicht der einzige sein der so "abstimmen" wird ;)

Max

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #3 am: Dezember 22, 2012, 12:45:20 Nachmittag »
Naja, ich stehe dem eigentlich immer recht offen gegenüber und beschäftige mich intensiv mit den Wahlprogrammen und Personen, ehe ich eine Entscheidung treffe, von daher können die Antworten der Parteien auf die Fragen von Playjam durchaus einen gewissen Einfluss haben.

Nur eine der großen Parteien disqualifiziert sich von vorn herein eigentlich schon immer selber und ist meiner Meinung nach nicht wählbar. Wobei ich hier nicht einmal von den Grünen spreche — sofern die Inhalte passen könnte ich mir sogar vorstellen sie zu wählen, wenn auch nur auf Bundesebene, wo sie Besseres zu tun hätten als den Ausbau eines schönen kleinen Skigebiets im Harz zu verhindern. ;-)

@Playjam: Klasse Idee übrigens die Parteien mal direkt auf Ihre Positionen zu diesem Thema zu befragen. Ich könnte mir vorstellen, dass es ausserhalb dieses Forums wohl nicht allzu relevant ist, das sollte uns aber auch nicht weiter stören. Bin gespannt, ob sich die anderen Parteien auch noch die Mühe machen um darauf einzugehen.

playjam

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #4 am: Dezember 22, 2012, 03:17:32 Nachmittag »
@Playjam: Klasse Idee übrigens die Parteien mal direkt auf Ihre Positionen zu diesem Thema zu befragen. Ich könnte mir vorstellen, dass es ausserhalb dieses Forums wohl nicht allzu relevant ist, das sollte uns aber auch nicht weiter stören. Bin gespannt, ob sich die anderen Parteien auch noch die Mühe machen um darauf einzugehen.

Der Dank gebührt eigentlich Frau von Cramon (Bundesgrüne), die versucht hat, Skifahren im Harz zum Wahlkampfthema zu machen. Es ist dann nur fair, wenn alle anderen Parteien sich auch zu diesem Thema profilieren können. Die Fragen habe ich leider etwas spät am 18.12 verschickt, ich rechne nicht vor Anfang Januar mit den nächsten Antworten.

Falkenstein

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #5 am: Dezember 23, 2012, 10:48:41 Nachmittag »
@playjam: Vielen Dank für Deinen Einsatz rund um den Wintersport im Harz und Deine Anschreiben an die Parteien!

Meine Gegenargumentation zu den Linken bezüglich der negativen Energiebilanz der Schneekanonen:
Eine Schneekanone benötigt ca. 20 KW.
Für einen Hektar werden ca. 15-20 MW verbraucht  und damit 7 Tonnen CO2 freigesetzt -bei konsequenter Beschneiung-. Ich rede hier allerdings nicht von den Schneekanonen in Sankt Andreasberg. Dort wird der Strom in der Grube Samson mit Wasserkraft erzeugt und ist somit CO2 frei. ;-)

Wenn nun Wintersportler auf Grund von Schneemangel mit dem PKW in Richtung Österreich fahren, dann entsteht der folgende CO2-Ausstoß:
Mittelklasse-PKW von Hannover nach Schladming (Österreich) einfache Strecke 850 Kilometer.
Gesamtstrecke= 1700 Kilometer
Mittelklasse-PKW
CO2 Ausstoß= 0,37 Tonnen
d.H. Wenn nur 20 Personen mit dem PKW statt nach Österreich in den Harz fahren, dann ist die CO2-Bilanz für ein Hektar beschneite Fläche schon positiv!

Ich halte die Grünen und die Linke für nicht wählbar.
Hoffe auf einen CDU-Erfolg...

Quelle der Angaben und Zahlen:
CO2-Ausstoß von Schneekanonen:
http://www.davplus.de/uploads/images/kQYDueJj019LuOb7BhT5kQ/aw4_11_umwelt_026_027.pdf

CO2-Ausstoß von PKW:
http://klimaohnegrenzen.de

Ergänzung, denn hier gibt es interessante Fakten zur technischen Beschneiung:
http://www.silbersattel.de/site/start/kat/1/rid/45/fsessionid/1356299874/pid/1/
« Letzte Änderung: Dezember 23, 2012, 11:00:59 Nachmittag von Falkenstein »
Ferienwohnungen in Sankt Andreasberg
www.haus-liftblick.de

playjam

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #6 am: Dezember 31, 2012, 09:48:50 Vormittag »
Heute morgen habe ich von Felicitas Steinhoff, Servicegruppe Wahlprüfsteine, Piratenpartei Niedersachsen folgende Antwort als Email erhalten:

Zitat
[Anm.: Anrede gelöscht]

Zuersteinmal bedanke ich mich im Namen der Piratenpartei Niedersachsen für Ihre Fragen und entschuldige mich, dass ich Ihnen erst jetzt antworten kann.

Wie Sie bestimmt wissen, sind wir eine noch ziemlich junge Partei, deren Kernziel es unter anderem ist, den Bürgern, wie Ihnen, wieder mehr Einfluss auf die Politik vor Ort und allgemein zu geben. Darum ist unsere interne Struktur auch sehr offen für Vorschläge und Programmanträge von aussen.

Ihre Fragen sind zweifelsohne sehr spannend für die Region Harz und wir sollten uns ihrer annehmen. Leider gibt es zu dieser Thematik noch keine offiziellen Beschlüsse. Generell setzen wir uns dafür ein, dass ein freier Zugang zu allen Naturschönheiten in Niedersachsen ermöglicht wird, und erhalten bleibt. Dies begründete auf einer Initiative der Piraten in Schleswig-Holstein, in der es konkret um freien Zugang zu Stränden ging. Ich sehe gewissen Schnittmengen mit der Thematik im Harz.

Innerhalb unserer Partei arbeiten viele Arbeitsgemeinschaften daran, Programmanträge und Positionspapiere auszuarbeiten, die dann in unser Programm aufgenommen werden, nachdem die Piraten darüber diskutiert und entschieden haben. Ihre Thematik passt in das Profil der AG Verkehr auf Bundesebene https://wiki.piratenpartei.de/AG_Bauen_und_Verkehr Wir würden uns sehr freuen wenn Sie die Gelegenheit nutzen, um Ihre Sicht der Dinge dort einfliessen zu lassen, damit wir sie bald programmatisch behandeln können.

Der Harz ist eine sehr wichtige Region in Niedersachsen, deshalb bedanke ich mich sehr, dass Sie uns auf dieses Thema angesprochen haben.

Mit freundlichem Gruß und Ihnen ein gutes Neues Jahr,
Felicitas Steinhoff
Servicegruppe Wahlprüfsteine
Piratenpartei Niedersachsen

playjam

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #7 am: Januar 08, 2013, 06:23:07 Nachmittag »
Heute habe ich die Antwort von Anja Piel, Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Landesverband Niedersachsen erhalten:

Zitat
[...]
Zu Ihren Fragen und zur Problematik des Tourismus im Harz sowie zum weiteren Ausbau der Alpin-Ski-Angebote möchte ich gern Stellung nehmen.

[Anm.: Antwort auf Frage 1) Befürworten und unterstützen Sie im Falle eines Wahlsieges den weiteren Ausbau und die Modernisierung der alpinen Wintersportgebiete im Harz?]

Wie Sie sicher der Presse in den letzten Monaten entnommen haben, stehen wir als Grüne dem Ausbau des Skigebietes am Wurmberg sehr kritisch gegenüber. Die grüne Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon und der forstpolitische Sprecher der Landtagsfraktion Christian Meyer haben die Maßnahmen am Wurmberg insgesamt, aber insbesondere auch die Förderung der Investition durch das Wirtschaftsministerium und die indirekte Förderung durch die Landesforsten kritisiert.
Die touristische Infrastruktur des Harzes ist modernisierungsbedürftig, das ist Fakt und wird von niemandem bestritten.
Die Frage, wie sich der Harz als touristische Destination weiterentwickeln soll, ist unserer Auffassung nach mit der Gründung des Nationalparks und dem damit verbundenen Ziel eines weiteren Ausbaus naturnaher touristischer Angebote entschieden worden. Die Wintersportangebote sollten beibehalten und modernisiert werden, wobei ein Schwerpunkt auf dem Skilanglauf liegen sollte, aber es kann nicht ein Weg eingeschlagen werden, wie er etwa im Sauerland gewählt wurde. Diese Situation lässt sich im Harz nicht kopieren. Im Harz wurden in Jahrzehnten andere Infrastrukturen für ganz andere Gästegruppen als Zielgruppe aufgebaut als im Sauerland. Das Sauerland mit seiner Nähe zum Ballungszentrum Rhein/Ruhr, mit seiner guten Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, an das dichte Straßen- und Autobahnnetz dieses Raums konnte sich unter diesen Bedingungen zur Skiarena, zum Wintersporteventplatz für junges Publikum entwickeln.
Der Harz hat dieses Potential nicht, er liegt zu weit abseits der Bevölkerungszentren und ist nicht wirklich bequem erreichbar, von den Verkehrsanbindungen ist er durch seine Randlage – früher Grenzgebiet zur DDR – benachteiligt. Wenn Wintersport dort möglich ist, ist die Anfahrt mühsam und zum Teil erreichen die Gäste an Wochenenden ihr Ziel nicht, weil Strassen und Parkplätze völlig überlastet und überlaufen sind. Man muss sich zum Vergleich nur die Internetpräsentation der Wintersportarena Sauerland anschauen!
Anders als im Sauerland, wo die Erschließung weit besser ist, fehlen deshalb im Harz die Investoren, die dort weitere Pisten, Liftanlagen und Beschneiungsanlagen errichten und betreiben wollen. Die Anzahl der sicheren Schnee- und Frosttage ist zu gering und der Stossbetrieb an nur wenigen Schneetagen reicht nicht aus zur Refinanzierung von Investitionen in neue Wintersportanlagen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die neuen Investoren für den Bocksberg bei Goslar mit neuen Wintersportinvestitionen sehr zurückhalten und den Schwerpunkt auf einen Mix legen, ohne den Winter zu überschätzen. Diese Investoren schätzen auch den Klimawandel offenbar realistischer ein als die Wurmberg-Seilbahn-GmbH. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich aufgrund des Klimawandels nur noch um wenige Wochen im Jahr handelt, in denen mit einigermaßen passabler Schneesicherheit gerechnet werden werden kann.
Die Investitionen, die am Wurmberg und an anderen Stellen im Harz bei Wintersportanlagen gerade vorgenommen werden, rechnen sich nur, weil sie massiv mit Steuergeldern subventioniert werden. Am Wurmberg sind das nicht nur die 2 Millionen Euro Zuschüsse des Wirtschaftsministeriums – bei einer Investitionssumme von ca. 8 Millionen, sondern noch weitere ca. 1,5 Millionen Euro, die die hochverschuldete Gemeinde Braunlage für Parkplätze und Ausgleichsmaßnahmen aufbringt. Dieser Umgang mit Steuermitteln ist für uns nicht akzeptabel. Der Betreiber der Anlage lädt das wirtschaftliche Risiko auf den Staat ab. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass wenn die Anlage in den nächsten Jahren Defizite einfährt, der Betreiber mit dem Hinweis auf gefährdete Arbeitsplätze neues Geld vom Staat fordert.
Für uns Grüne stellt sich hier die Frage der Gerechtigkeit, der Gleichbehandlung der BürgerInnen durch den Staat!

Am Wurmberg hat übrigens der Landkreis die entscheidenden Beschlüsse und Weichenstellungen zur Erweiterung des Skigebietes getroffen. Das können wir kritisieren, aber die Landesregierung – auch eine neue rot/grüne Landesregierung – hätte diese Entscheidungen nicht verhindern können. Mit Grünen in der Landesregierung hätte es aber diese 2 Millionen Euro Fördermittel aus dem Topf der Tourismusförderung nicht gegeben. Die Stadt Braunlage hat sich verpflichtet, bis 2015 ihr Haushaltsdefizit abzubauen - unter dieser Maßgabe hat die Gemeinde Gelder zur Entschuldung vom Land erhalten. Nach Angaben der Landesregierung wird sie wegen ihrer finanziellen Beteiligung am Ausbau des Seilbahnbetriebes und des zugehörigen Parkplatzes ihr Defizit nicht mehr bis 2015 abbauen können. Auch das halten wir Grüne für keinen verantwortlichen Umgang mit Steuermitteln.

[Anm.: Antwort auf Frage 2) Wie ist Ihre Haltung zur Erschließung neuer Pisten und den Bau neuer Seilbahnen (d.h.
Schlepplift, Sessellift, Kabinenbahn) im Harz? und Frage 3) Wie ist Ihre Haltung zur Errichtung und Betrieb von technischen Beschneiungsanlagen im Harz?]

Es wird auch in Zukunft – auch mit grüner Unterstützung – einzelne Ergänzungen bei den Wintersporteinrichtungen im Harz geben, soweit sie naturverträglich sind. Die intensive Beteiligung der Öffentlichkeit und der Naturschutzverbände sind dabei selbstverständlich. So sind wir der Ansicht, dass geprüft werden muss, ob eine naturverträgliche Verbindung der Skigebiete von Braunlage und Schierke möglich ist. Eine Skischaukel zwischen den beiden Orten könnte eine Bereicherung des Angebots in der Harzregion sein.
Wir lehnen allerdings die Erweiterung bestehender Wintersportanlagen und insbesondere die Errichtung und den Betrieb von neuen Beschneiungsanlagen wegen der damit verbundenen Eingriffe in den Wasserhaushalt und der Belastung der Natur ab.
Wir sehen dagegen in Konzepten, wie etwa von der Landesregierung in Sachsen-Anhalt für den Harz vorgelegt, wo schon wegen der Auswirkungen des Klimawandels keine wesentliche Ausweitung des Wintersportangebotes vorgesehen ist, einen gangbaren Weg für die Tourismusentwicklung im Harz.

Die Touristiker im Harz haben den Boom in den Jahren nach der Wiedervereinigung nicht dazu genutzt, die touristischen Infrastrukturen grundlegend zu sanieren und zu erneuern. Viele Hotels, Restaurants und andere Gästeangebote haben noch den Standard der 1970er Jahre und sind nicht mehr attraktiv. Kurbetriebe, aber auch Landschulheime, die früher zu einer Grundauslastung der touristischen Infrastrukturen beigetragen haben, wurden geschlossen.
Nicht nur die Gästezahlen sind zurückgegangen, sondern die Harzer Gemeinden gehören zu den Gemeinden in Niedersachsen, die am stärksten vom demografischen Wandel, von Überalterung und Rückgang der Wohnbevölkerung betroffen sind.
Der Nationalpark mit seinen Einrichtungen und Angeboten ist zur Stütze des Tourismus im Harz geworden, zieht Familien und neue Gäste an. Es fehlt allerdings immer noch an attraktiven Übernachtungsangeboten und Restaurants. Die Entwicklung in Torfhaus mit dem neuen Nationalparkzentrum und dem in Bau befindlichen Hotel und Appartmentkomplex begrüßen wir sehr – davon brauchen wir mehr.
Wir als Grüne waren es, die gefordert haben, dass nicht nur Angebote für Wanderer als klassische Harztouristen, sondern auch Angebote für Mountainbiker, Klettersportler und junge Familien angeboten werden. Das Mountainbike-Wegenetz ist auf unsere Initiative hin eingerichtet worden.
Es ist möglich, die Ziele des Naturschutzes im Nationalpark mit einer attraktiven, aber an den Schutzzielen orientierten touristischen Entwicklung zu verbinden. Die Zukunft des Harzes sehen wir in einem naturnahen Tourismus mit aufgrund des Klimawandels abnehmender Bedeutung für den Wintertourismus und steigender Bedeutung für MTB, Nordic Walking und modernes Wandern. Staatliche Fördermittel sollen in Projekte fließen, die vor allem der Grundversorgung dienen, die möglichst vielen/allen Touristen zu gute kommen. Dazu gehört auch der Skilanglauf, dessen Loipensystem allein im Nationalpark ca. 150 km Länge umfasst – einschließlich Winterwanderwegen sind es sogar 200 km. Diese Art des naturnahen Wintertourismus wird rege genutzt und schont die natürlichen Ressourcen.
Dafür stehen wir.
[...]

Hier das Orginal als Doc-Datei zum Download:

Bergfex

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #8 am: Januar 08, 2013, 11:21:21 Nachmittag »

Zitat

Der Harz hat dieses Potential nicht, er liegt zu weit abseits der Bevölkerungszentren und ist nicht wirklich bequem erreichbar

Anders als im Sauerland, wo die Erschließung weit besser ist, fehlen deshalb im Harz die Investoren, die dort weitere Pisten, Liftanlagen und Beschneiungsanlagen errichten und betreiben wollen. Die Anzahl der sicheren Schnee- und Frosttage ist zu gering und der Stossbetrieb an nur wenigen Schneetagen reicht nicht aus zur Refinanzierung von Investitionen in neue Wintersportanlagen.

Diese Argumente sind doch absolut unhaltbar: Sind denn Hannover, Braunschweig, Wolfsburg keine Großstädte? Kennzeichen derartiger Herkunft sehe ich immer wieder auf den Liftparkplätzen. Aus Wolfsburg fahre ich ca. 1 Stunde zum Lift über die A 39 und die gut ausgebaute Harzhochstraße. Soviel zum Thema schlechte Verkehrsanbindung. Außerdem wurde auch nicht beachtet, dass bei größerer Schneesicherheit Wochengäste kommen, die dann auch länger bleiben, ihr Geld bei Vermietern und der Gastronomie lassen und keine Wochenend Anfahrtsstraßen verstopfen. Für Berliner dürfte die Sache ebenfalls interessant werden. Fakt: Gesamtsituation überhaupt nicht verstanden. Am besten wieder um Krötenwanderungen kümmern, liebe Grünen  ;)   Das ist wenigstens sinnvoll und bringt auch was.


playjam

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #9 am: Januar 09, 2013, 08:05:58 Vormittag »
Diese Argumente sind doch absolut unhaltbar: Sind denn Hannover, Braunschweig, Wolfsburg keine Großstädte? [...]

Der Ruhrpott (Dortmund, Bochum, etc) und Kassel sind ca. 1:30 Autostunden von Winterberg/Willingen im Sauerland entfernt.

Verkehrstechnisch problematisch wird der Ausbau des Wurmbergs ab 2014, sobald alle Kasseler statt im Sauerland die attraktiveren Pisten im Harz aufsuchen, da keine vernünftige Bahnanbindung Kassel-Harz existiert.

Eine bequeme Direktverbindung wie der Berlin-Harz-Express wäre wünschenswert.

Harzwinter

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #10 am: Januar 09, 2013, 08:47:18 Vormittag »
Die Pkw-Anfahrt Hannover-Süd - Braunlage/Wurmbergseilbahn dauert staufrei 1:05 bis 1:10 h; ab Hildesheim 15-20 Minuten weniger. Das ist eine völlig normale Anfahrtzeit für einen Tagesausflug. In den Harz, vor dem Harz entlang und durch den Harz führen mehrere große, teils vierspurige Bundesstraßen. Zumindest hier ist der Harz ausnahmsweise mal nicht rückständig.

Unabhängig von der so zu erwartenden Stellungnahme der Grünen zum Thema Alpinski im Harz empfehle ich der Unterzeichnerin des Antworttextes und/oder dem Referenten, der den Text verfasst hat, eine Runde Nachhilfe in den Fächern niedersächsische Landeskunde und Verkehrsinfrastruktur, bevor man mit solchen Statements an die Öffentlichkeit geht. Ob das wohl schon Bestandteil des "Pisa"-Phänomens ist?

Max

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #11 am: Januar 09, 2013, 09:12:11 Vormittag »
Zunächst einmal kann man sicherlich festhalten, dass von den Grünen und insbesondere von Viola von Cramon nichts Anderes zu erwarten war bzw. es quasi zum Parteiprogramm der Grünen gehört derartige Projekte zu kritisieren oder gar abzulehnen. Einige der Argumente halte ich allerdings persönlich für recht undifferenziert oder schlicht irrelevant.

Zitat
Die Frage, wie sich der Harz als touristische Destination weiterentwickeln soll, ist unserer Auffassung nach mit der Gründung des Nationalparks und dem damit verbundenen Ziel eines weiteren Ausbaus naturnaher touristischer Angebote entschieden worden. Die Wintersportangebote sollten beibehalten und modernisiert werden, wobei ein Schwerpunkt auf dem Skilanglauf liegen sollte, aber es kann nicht ein Weg eingeschlagen werden, wie er etwa im Sauerland gewählt wurde. Diese Situation lässt sich im Harz nicht kopieren. Im Harz wurden in Jahrzehnten andere Infrastrukturen für ganz andere Gästegruppen als Zielgruppe aufgebaut als im Sauerland.

Natürlich kann man die Situation im Sauerland nicht einfach kopieren und auch das neue Skigebiet am Wurmberg ist meilenweit von der Größe eines Skigebiets wie beispielsweise in Winterberg entfernt, aber das ist doch kein Grund nicht zumindest grundlegende Investitionen zu tätigen, um das Skigebiet wenigstens etwas der heutigen Zeit anzupassen. Im übrigen ist diese Entwicklung im Sauerland auch noch gar nicht so lange her und was die Infrastruktur für ganz andere Gästegruppen betrifft, so existieren die meisten dieser Angebote auch noch nicht allzu lange. Einzig Wandern und Langlauf könnte man vielleicht erwähnen, allerdings gibt es in etwa so lange auch schon den alpinen Wintersport im Harz.

Zitat
Das Sauerland mit seiner Nähe zum Ballungszentrum Rhein/Ruhr, mit seiner guten Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, an das dichte Straßen- und Autobahnnetz dieses Raums konnte sich unter diesen Bedingungen zur Skiarena, zum Wintersporteventplatz für junges Publikum entwickeln.

Die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist in der Tat nicht besonders gut im Oberharz — ansonsten muss ich Bergfex allerdings zustimmen und die Orte im Oberharz sind mit dem Auto nicht viel besser oder schlechter erreichbar als andere Skigebiete auch. In Oberwiesenthal geht es die letzten 40km nach der Autobahn über normale Landstraßen, kleine Orte und teilweise durch Wohngebiete, wobei ich an Wochenenden in Winterberg auch schon kilometerweit auf den gut ausgebauten Straßen im Stau stand und danach eine gefühlte Ewigkeit nach einem Parkplatz suchen musste. Davon abgesehen sehe ich den direkten Zusammenhang zwischen guter Verkehrsanbindung und "Wintersporteventplatz" für junges Publikum nicht unbedingt — ein junges Publikum erreicht man nicht durch breite Straßen und eine Buslinie, sondern durch ein attraktives und zeitgemäßes Angebot, was vielleicht nicht gar so gemächlich daherkommt wie Wandern oder Langlauf.

Zitat
Der Harz hat dieses Potential nicht, er liegt zu weit abseits der Bevölkerungszentren und ist nicht wirklich bequem erreichbar, von den Verkehrsanbindungen ist er durch seine Randlage – früher Grenzgebiet zur DDR – benachteiligt. Wenn Wintersport dort möglich ist, ist die Anfahrt mühsam und zum Teil erreichen die Gäste an Wochenenden ihr Ziel nicht, weil Strassen und Parkplätze völlig überlastet und überlaufen sind.

Völlig daneben — natürlich liegt der Harz nicht im bevölkerungsreichen Ruhrgebiet und ich erwarte inzwischen auch gar nicht mehr, dass sich Politiker vor Ort erst einmal selber ein Bild von etwas machen, ehe sie ihren Senf dazu geben, aber ein Blick auf die Karte genügt eigentlich um festzustellen, dass der Harz seit der Wiedervereinigung so ziemlich in der Mitte Deutschlands liegt und sich in unmittelbarer Umgebung auf allen Seiten Städte wie Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen, Kassel und meinetwegen auch Magdeburg und Leipzig befinden, wobei man in der Tat auch sehr häufig Autos mit dem Kennzeichen unserer Hauptstadt auf den Parkplätzen sieht.

Zitat
Man muss sich zum Vergleich nur die Internetpräsentation der Wintersportarena Sauerland anschauen!

Das ist natürlich ein guter Grund, um in Zukunft auf jegliche Investitionen im Harz zu verzichten! ;-)

Zitat
Anders als im Sauerland, wo die Erschließung weit besser ist, fehlen deshalb im Harz die Investoren, die dort weitere Pisten, Liftanlagen und Beschneiungsanlagen errichten und betreiben wollen. Die Anzahl der sicheren Schnee- und Frosttage ist zu gering und der Stossbetrieb an nur wenigen Schneetagen reicht nicht aus zur Refinanzierung von Investitionen in neue Wintersportanlagen.

Ich schätze, dass die bisher nicht vorhandene Investitionsbereitschaft eher an fehlender Perspektive für die Orte im Oberharz lag. Wenn es jahrelang nur bergab geht, es immer weniger Gäste gibt, die Bevölkerung abwandert und seitens der Landesregierung keinerlei Anstalten gemacht wurden hier zu helfen, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn niemand mehr Geld in die Hand nimmt, um etwas zu ändern. Ungeachtet dessen stehen die relevanten Wintersportorte was Höhe und geografische Lage angeht der Konkurrenz im Sauerland in nichts nach.

Zitat
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die neuen Investoren für den Bocksberg bei Goslar mit neuen Wintersportinvestitionen sehr zurückhalten und den Schwerpunkt auf einen Mix legen, ohne den Winter zu überschätzen. Diese Investoren schätzen auch den Klimawandel offenbar realistischer ein als die Wurmberg-Seilbahn-GmbH. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich aufgrund des Klimawandels nur noch um wenige Wochen im Jahr handelt, in denen mit einigermaßen passabler Schneesicherheit gerechnet werden werden kann.

Man kann Hahnenklee nur schwer beispielsweise mit Braunlage vergleichen, aber ich bin mir sicher, dass auch die Investoren dort gerne noch mehr in die Wintersportinfrastruktur investieren würden, es muss sich allerdings später auch finanziell rechnen. Zudem versucht die Fa. Wiegand auch kostengünstig ihre eigenen Entwicklungen in der Beförderungstechnik zu verwenden und dürfte sich dessen bewusst sein, dass der Bocksberg — allein was die Attraktivität betrifft — später nicht mit einem leistungsfähigen Skigebiet wie dem Wurmberg mithalten kann. Hier wurde eigentlich auch schon alles zum WiLie gesagt — er hat sicherlich eine Daseinsberechtigung und man kann es sich mal anschauen, aber er ist alles Andere als ideal für Wintersportler.

Zitat
[...] bei einer Investitionssumme von ca. 8 Millionen, sondern noch weitere ca. 1,5 Millionen Euro, die die hochverschuldete Gemeinde Braunlage für Parkplätze und Ausgleichsmaßnahmen aufbringt.

Der Großparkplatz sah vor dem Umbau katastrophal und nun wirklich nicht einladend aus, von daher war es an der Zeit, dass er etwas modernisiert wurde. Wo sollen denn später sonst die ganzen jungen Langläufer und Schneeschuhwanderer ihre Autos abstellen, wenn der Klimawandel den alpinen Wintersport unmöglich gemacht hat? ;-)

Zitat
Dieser Umgang mit Steuermitteln ist für uns nicht akzeptabel. Der Betreiber der Anlage lädt das wirtschaftliche Risiko auf den Staat ab. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass wenn die Anlage in den nächsten Jahren Defizite einfährt, der Betreiber mit dem Hinweis auf gefährdete Arbeitsplätze neues Geld vom Staat fordert.

Bei allen Investitionen gibt es immer ein gewisses Restrisiko, welches man nie ganz ausschließen kann — das ist bei unzähligen anderen Projekten in Deutschland allerdings nicht anders, ohne diese Investitionen geht es allerdings auch nicht.

Zitat
Für uns Grüne stellt sich hier die Frage der Gerechtigkeit, der Gleichbehandlung der BürgerInnen durch den Staat!

Das ist soweit auch richtig, nur bekamen und bekommen andere strukturschwache Gebiete in Deutschland teils seit Jahrzehnten massive Förderungen seitens des Bundes und über den Länderfinanzausgleich, während der Harz weitestgehend sich selbst überlassen wurde. Gerecht ist das mit ziemlicher Sicherheit nicht!

Zitat
So sind wir der Ansicht, dass geprüft werden muss, ob eine naturverträgliche Verbindung der Skigebiete von Braunlage und Schierke möglich ist. Eine Skischaukel zwischen den beiden Orten könnte eine Bereicherung des Angebots in der Harzregion sein.

Soweit, so gut, aber...

Zitat
Wir lehnen allerdings die Erweiterung bestehender Wintersportanlagen und insbesondere die Errichtung und den Betrieb von neuen Beschneiungsanlagen wegen der damit verbundenen Eingriffe in den Wasserhaushalt und der Belastung der Natur ab.

... und spätestens hier sollte klar sein, dass Frau Piel offenbar noch nie persönlich vor Ort gewesen zu sein scheint oder enthält Schierke das dortige Skigebiet der Öffentlichkeit nur seit Jahren vor, um Ruhe vor lästigen Besuchern zu haben? ;-)

Zitat
Die Touristiker im Harz haben den Boom in den Jahren nach der Wiedervereinigung nicht dazu genutzt, die touristischen Infrastrukturen grundlegend zu sanieren und zu erneuern. Viele Hotels, Restaurants und andere Gästeangebote haben noch den Standard der 1970er Jahre und sind nicht mehr attraktiv.

Rückläufige Besucherzahlen = weniger Umsatz = schlechte Perspektive = unzureichende Investitionen = Verminderung der Attraktivität = weiter rückläufige Besucherzahlen, etc.

Ganz unschuldig an dieser Entwicklung nach der Wiedervereinigung ist die Politik im übrigen auch nicht.

Zitat
Nicht nur die Gästezahlen sind zurückgegangen, sondern die Harzer Gemeinden gehören zu den Gemeinden in Niedersachsen, die am stärksten vom demografischen Wandel, von Überalterung und Rückgang der Wohnbevölkerung betroffen sind.

Man muss kein Experte sein um zu wissen, dass junge Menschen, die keine berufliche Perspektive mehr sehen, häufig ihre Heimat verlassen. Der Harz lebt größtenteils vom Tourismus und sofern hier Investitionen über längere Zeit ausbleiben oder verhindert werden, dann ist Landflucht die logische Konsequenz. Umso verwunderlicher, dass einige Parteien vielversprechende Investitionen noch immer versuchen mit allen Mitteln auszubremsen, jedenfalls sofern man das mit der Gerechtigkeit auch nur ansatzweise ernst nimmt und nicht insgeheim das Ziel verfolgt, dass der Harz sich langfristig selber entvölkert.

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Der Nationalpark mit seinen Einrichtungen und Angeboten ist zur Stütze des Tourismus im Harz geworden, zieht Familien und neue Gäste an. Es fehlt allerdings immer noch an attraktiven Übernachtungsangeboten und Restaurants.

Aha, Übernachtungsgäste, die den Nationalpark besuchen möchten, bleiben also größtenteils nur aus, weil sie nicht angemessen absteigen können oder das Essen nicht schmeckt. Wird wohl bei den Wintersportlern auch so sein, daher einfach neue Hotels und Restaurants fördern, alles Andere so belassen und abwarten wie lange es dauert, bis das erste davon vom eigenen Besitzer aus Verzweiflung in Brand gesteckt wird.

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Wir als Grüne waren es, die gefordert haben, dass nicht nur Angebote für Wanderer als klassische Harztouristen, sondern auch Angebote für Mountainbiker, Klettersportler und junge Familien angeboten werden. Das Mountainbike-Wegenetz ist auf unsere Initiative hin eingerichtet worden.

Inwiefern die Grünen hierfür tatsächlich ausschlaggebend waren weiß ich nicht, aber es spricht doch nichts dagegen auch so etwas weiterhin zu fördern — das alleine reicht allerdings offensichtlich nicht aus, um die negative Entwicklung im Harz endlich zu stoppen, daher müssen andere Ansätze erlaubt sein.

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Es ist möglich, die Ziele des Naturschutzes im Nationalpark mit einer attraktiven, aber an den Schutzzielen orientierten touristischen Entwicklung zu verbinden. Die Zukunft des Harzes sehen wir in einem naturnahen Tourismus mit aufgrund des Klimawandels abnehmender Bedeutung für den Wintertourismus und steigender Bedeutung für MTB, Nordic Walking und modernes Wandern.

Kann mir jemand den Unterschied zwischen einfach nur "Wandern" und "modernem Wandern" erläutern? :-)

Naturnaher Tourismus ist für den Harz auch ungemein wichtig, keine Frage — aber eben nicht ausschließlich und genau hier muss auch Raum für Alternativen gelassen werden.

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Staatliche Fördermittel sollen in Projekte fließen, die vor allem der Grundversorgung dienen, die möglichst vielen/allen Touristen zu gute kommen. Dazu gehört auch der Skilanglauf, dessen Loipensystem allein im Nationalpark ca. 150 km Länge umfasst – einschließlich Winterwanderwegen sind es sogar 200 km.

Das kann sie unmöglich ernst meinen oder?

Ohne genaue Statistiken zu kennen, aber Skilanglauf ist doch nicht weiter in der Bevölkerung verbreitet als der alpine Wintersport. Es wird sicherlich auch von vielen Menschen ausgeübt, aber von einem Massenphänomen, dass der Grundversorgung dient, kann man mit Sicherheit nicht sprechen. Davon abgesehen wird das Loipensystem auch durch die Kurtaxe subventioniert. Ich nutze es nicht und habe auch nicht vor es zu nutzen — warum muss ich dann beispielsweise jedes Jahr als Besitzer einer Fewo eine Jahreskurkarte erwerben, damit jedes Wochenende Besucher für einen Tag mit ihrem Auto in den Harz kommen können und die Loipen kostenlos nutzen? Wer bezahlt mir denn im Gegenzug die Liftpässe in den Skigebieten? ;-)

Gerecht ist auch das nicht und auch hier werden Gelder von Bürgern ähnlich wie Steuern indirekt verteilt und für Zwecke verwendet, die einem nicht unmittelbar zu Gute kommen. Es ist natürlich schön, dass es das Loipensystem gibt und ich wünsche allen viel Spaß, die es nutzen, aber man muss doch auch anderen Sportarten ihre Daseinsberechtigung zugestehen.

Zitat
Dafür stehen wir.

Gut zu wissen — ich nicht.

Max

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #12 am: Januar 09, 2013, 09:22:03 Vormittag »
Eine bequeme Direktverbindung wie der Berlin-Harz-Express wäre wünschenswert.

Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt — hier würde es sich ja förmlich anbieten nach dem Ausbau ein Skibus-Shuttle anzubieten, welches am Wochenende alle Skifahrer beispielsweise aus Wernigerode abholt und wieder zurück fährt.

playjam

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #13 am: Januar 09, 2013, 09:30:27 Vormittag »
Zitat
Man muss sich zum Vergleich nur die Internetpräsentation der Wintersportarena Sauerland anschauen!

Das ist natürlich ein guter Grund, um in Zukunft auf jegliche Investitionen im Harz zu verzichten! ;-)

Vergleiche mal http://www.wintersport-arena.de/ und http://www.harzinfo.de/

Wo sie recht hat, hat sie recht, da kann man nichts machen ;-)

Max

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Re: Niedersachsenwahl 2013 Entscheidungshilfe
« Antwort #14 am: Januar 09, 2013, 09:36:49 Vormittag »
Vergleiche mal http://www.wintersport-arena.de/ und http://www.harzinfo.de/

Wo sie recht hat, hat sie recht, da kann man nichts machen ;-)

Schon, aber das ist schon so ziemlich das schwächste Argument, was gegen den Ausbau Harzer Skigebiete spricht — wenn es etwas gibt, was man mit verhältnismäßig geringem Aufwand ändern könnte, dann wohl am ehesten die Internetseiten. (Zumal man sich hier hoffentlich nicht auf Klagen und Einsprüche im Verlauf der Umgestaltung gefasst machen müsste) ;-)