Autor Thema: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz  (Gelesen 87644 mal)

playjam

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Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« am: November 23, 2013, 09:40:57 Vormittag »
Ich fange dieses Thema an, weil mich das Verhalten der Nationalparkverwaltung zunehmend befremdet.

Harzklub St. Andreasberg muss sich von der ältesten Schutzhütte trennen (Goslarsche.de 21.11.2013)
Zitat
St. Andreasberg. Eine bittere Pille galt es auf dem Arbeits-Stammtisch des Harzklubs St. Andreasberg zu schlucken, und die heißt „Blockhütte“. Von der ältesten Schutzhütte muss sich der Verein jetzt trennen.

Bereits 1895 wurde diese Schutzhütte, die heutige Wilhelm-Block-Hütte, auf den Klippen über dem Goetheplatz, gleich neben der Hedwigs-Quelle, anstelle eines verfallenen Aussichts-Pavillons errichtet, 1936 erneuert, 1966 nach gründlicher Renovierung wieder eingeweiht und 2009 unter der Regie von Willi Schlösser noch einmal renoviert. [...]

Das nun wird wohl bald ein Ende haben. Die Hütte liegt nämlich jetzt in der Kernzone des Nationalparks. Und das heißt, wie der Harzklub-Zweigvereinsvorsitzende Berndt Fremdling dem Stammtisch berichtete, die notwendige gründliche Renovierung kann nicht stattfinden.

Weil man dazu schweres Gerät bräuchte, und das darf laut Auskunft seitens des Nationalparks Harz hier nicht eingesetzt werden. Für den Harzklub-Zweigverein St. Andreasberg bleibt darum nur, diese Hütte an den Nationalpark zu übergeben. [...]

Einerseits ist es völlig OK, mit schwerem Gerät in der "Kernzone des Nationalparks" Holz zu ernten,
z.B. wie am Beerenstieg im September:

, aber für eine Renovierung einer Schutzhütte mit über 100jähriger Tradition eine Ausnahme zu machen, kriegt die Nationalparkverwaltung nicht hin.
« Letzte Änderung: November 23, 2013, 09:48:34 Vormittag von playjam »

Max

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #1 am: November 23, 2013, 01:28:16 Nachmittag »
So etwas kommt dabei raus, wenn man eine Organisation über einen langen Zeitraum finanziell sehr gut ausstattet und ihr ganz nebenbei noch weitestgehend freie Hand lässt, was deren Entscheidungen betrifft, weil ja alles zum Wohle der Natur und somit zum Wohle des Harzes ist.

Interessant in dem Zusammenhang vielleicht, dass man sich immer wieder auf den sanften Tourismus beruft, den man gerne im Harz hätte, auf der anderen Seite aber Einrichtungen für eben diese Zielgruppe nicht nur nicht fördert, sondern in dem Fall sogar abschafft. Das ergibt keinen Sinn bzw. schon, sofern dieser darin besteht, dass man am liebsten gar keine Touristen und / oder Menschen dort haben will.

Früher oder später wird es deutlich spürbaren Gegenwind gegen die NP Verwaltung geben — vielleicht sieht das auch der Harzklub so und macht einen Anfang. In dem Fall würden sicherlich diverse Interessengruppen sich anschließen inkl. der Wintersportler, der Mountainbiker und sicherlich auch ein Großteil der regionalen Unternehmen.

Doppelmayr

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #2 am: November 23, 2013, 02:55:42 Nachmittag »
Das ist wirklich ein Widerspruch in sich. Als es um die Rodungen auf dem Wurmberg ging, wurde seitens des BUND und Herrn Knolle lautstark protestiert und hier wenn ich das Bild mit dem Harvester in der NP-Kernzone sehe ist das plötzlich alles selbstverständlich. Ich glaube wenn es zu einer Abstimmung per Volksentscheid in Sache Nationalpark Harz käme, würde viele gegen die NPV stimmen!!! Ich stimme Max zu, man müsste sich mit den betroffenen Gruppen/Institutionen endlich zusammen schliessen, nur so liesse sich der Druck auf den NP gezielt bündeln und nur so hätte man meines Erachtens auch eine Aussicht auf Erfolg, den Nordhang am Wurmberg für den Ausbau frei zu bekommen - Gemeinsamkeit macht STARK!!!!

Harzwinter

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #3 am: November 24, 2013, 12:26:51 Vormittag »
Exkurs: Eine Göttinger Burschenschaft hatte im heutigen NP ihre Hütte stehen, ein solides Gebäude. Der NP wollte sie - wie jedes Gebäude, das er nicht selbst nutzt - abreißen. Dazu wäre es auch fast gekommen. Allerdings hat der NP nicht bedacht, dass Burschenschaften für gewöhnlich Prädikatsjuristen in den eigenen Reihen haben. Es kam zur Klage und zur Gerichtsverhandlung. Ergebnis: Die Burschenschaft durfte die Hütte zwar offiziell nicht weiter nutzen, aber der NP durfte sie auch nicht abreißen. Also wird sie heute noch dort stehen.

Was ich damit sagen will: Der Fall gehört an die Presse. Und damit meine ich nicht die GZ. Eher die Bild-Zeitung. Ein Präzedenzfall wider die Arroganz.

playjam

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #4 am: Dezember 20, 2013, 04:01:25 Nachmittag »
Im Mountainbike-Forum hat man jetzt auch das Lügengeflecht der Nationalparkverwaltung enttarnt...

Wegesperrungen für Fahrradfahrer im Nationalpark
Zitat
Es wird wohl jedem hier langsam klar, dass die von der NP-Verwaltung vorgebrachten Begründungen zu den Sperrungen reine "Alibi-Begründungen" sind.  [...]

Der Hauptgrund für die Sperrungen, den man auch nach ein wenig Recherche im Internet findet, liegt einfach darin, dass es ein längerfirstiges Konzept für den Nationalpark gibt !!! Kurz gesagt geht es darum bis zum Jahr 2022 immer mehr Wege zurückzubauen und bestimmte Kernzonen (z.B. Hohne Kamm = Naturdynamikzone !) zu beruhigen bzw. sich selbst zu überlassen. Die gesperrten Wege und auch alle Wege die im niedersächsischen Teil des NP zur Diskussion stehen, "zerschneiden" bestimmte Flächen und Gebiete oder führen durch sensible Bereiche. [...]

Man fängt halt einfach jetzt bei den Bikern an und wird aber in ein paar Jahren Schritt für Schritt die Wege auch für Wanderer sperren und so die "Schutzzonen", "Kernzonen", "Naturdynamikzonen" wie auch immer vergrößern. Das gibt es im Nationalpark bereits seit vielen Jahren und wenn man sich mal anschaut wie viele Wege es vor 15 Jahren noch gegeben hat die es jetzt nicht mehr gibt geht es jetzt einfach nur so weiter. Blöderweise sind denen jetzt halt die Biker noch dazugekommen, die vor 10 Jahren definitv noch keine Trails in diesem Ausmaß gefahren sind. Ich denke das muss einem wirklich klar sein, es geht hier einfach um viel mehr als nur diese alberne "Wanderer vs. MTB" und "Bodenerrossions" Storys und darauf sollte man sich konzentrieren bzw. das als Diskussionsgrundlage nehmen. Die NP-Verwaltung täte einfach gut daran mal die Karten auf den Tisch zu legen [Anm.: fett hinzugefügt] und daher ist die Empörung bei uns allen ja so groß, da jeder weiß das die vorgebrachten Argumente völligst haltlos sind und man hier einfach mal ziemlich dumm und bürokratisch - bämm - eine stetig wachsende Nutzergruppe einfach aussperrt ohne sich überhaupt die Mühe zu machen nach Kompromisen und Lösungen zu suchen und aufeinander zu zugehen...

Harzwinter

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #5 am: Juli 01, 2014, 01:52:57 Nachmittag »
Die MTB-Interessenvertretung "IG Harz" hat im Februar 2014 eine ausführliche Stellungnahme zu den MTB-Sperrungen an den NP verfasst und nun auch veröffentlicht.

manitou

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #6 am: Juli 01, 2014, 10:21:31 Nachmittag »
...mir fehlen einfach die Worte!!!  >:( :o :(

playjam

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #7 am: Juli 02, 2014, 12:52:00 Nachmittag »
Imho eine sehr gut fundierte und für jeden nachvollziehbar dargestellte Stellungnahme des "IG Harz".

Besser kann man es nicht aufzeigen, wo die Nationalparkverwaltung ihrer Aufgabe nicht gerecht wird:

Zitat
[...]
Da die Nationalparkverwaltung laut §5 Absatz (1) des  NPG LSA zur Berücksichtigung regionaler und wirtschaftlicher Interessen und insbesondere der Entwicklung der Lebensbedingungen verpflichtet ist, darf es keine einseitige Aussperrung ausgerechnet der Nutzergruppe geben, die der verhältnismäßig stärksten Entwicklung unterliegt. Für eine Ungleichbehandlung gibt es keine Rechtfertigung.
Eine Beeinträchtigung des Schutzzweckes nach §3 des gleichen Gesetzes - Naturschutz - durch Mountainbiker, die über die Beeinträchtigungen durch andere Nutzergruppen wie Wanderer hinausgeht, ist nicht ersichtlich und nach unserem Wissenstand auch nicht bewiesen.
[...]

Zusammengefasst: Schädigung der Harzer Bevölkerung durch Entscheidungen, die sich auf Vorurteilen in den Köpfen der NPV begründen. (Wer kann sich nicht an den "Ballermann"-Entgleisungen des Nationalpark-Sprechers erinnern?)

playjam

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #8 am: Juli 29, 2014, 07:14:07 Vormittag »
Aus der Presse ist zu entnehmen, dass die Nationalparkverwaltung vor hat, das historische Forsthaus Brunnenbach (ca. 1845 erbaut) im Spätherbst abzureißen. Das Forsthaus Brunnenbach war noch bis vor 10 Jahren bewohnt und befindet sich in einem guten Zustand. Aufgrund seines Standortes im Nationalpark wird seit längerem befürchtet, die Nationalparkverwaltung möchte dieses älteste noch bestehende Braunlager Forsthaus zerstören. Nun spricht die NPV von "Rückbau".

Harzwinter

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #9 am: Juli 29, 2014, 09:51:19 Vormittag »
Um hierzu Stellung nehmen zu können, müsste man Details zu Veräußerungsversuchen in den letzten 10 Jahren kennen. Wer waren die letzten Bewohner? Forstbetrieb oder Privatpersonen? Wurde der Gebäudekomplex jemals zum Verkauf angeboten? Gab es je Interessenten? Das Forsthaus Brunnenbach liegt am Braunlager Loipen- und Wanderwegenetz. Ob ein Ausflugsgasthaus dort möglicherweise Chancen hätte, ist schwierig zu beurteilen. Der NP mag sich die Kosten dafür sicherlich auch nicht ans Bein binden.

Ich denke, die Beseitigung eines seit 10 Jahren leer stehenden, abgelegenen Gebäudes fällt nicht zwangsläufig in die Kategorie "Abrisswahn der NP-Verwaltung", den wir in den ersten Jahren der NP-Existenz kennen lernen mussten.


playjam

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #10 am: Juli 29, 2014, 02:01:49 Nachmittag »
[...]
Das Forsthaus Brunnenbach liegt am Braunlager Loipen- und Wanderwegenetz. Ob ein Ausflugsgasthaus dort möglicherweise Chancen hätte, ist schwierig zu beurteilen. Der NP mag sich die Kosten dafür sicherlich auch nicht ans Bein binden.
[...]

Ja, da gab es ganz konkrete Bemühungen:

Braunlager Zeitung Januar 2013
Zitat
Braunlage. CDU-MdL Rudolf Götz hat das historische Forsthaus Brunnenbach bei Braunlage schon mehrfach besichtigt und zahlreiche Gespräche darüber geführt. Für ihn steht fest, dass alles getan werden muss, um es zu erhalten. Gemeinsam mit örtlichen Vertretern der CDU war er vor Ort, ebenso mit Vertretern der Landesforsten und des Nationalparks, in dessen Bereich es liegt. [...] Er sieht dabei auch den Nationalpark in der Pflicht. Denkbar wäre eine Verwendung als Rangerstation mit kleinem Ausschank, wie z.B. in der Rangerstation am Scharfenstein. Überlegenswert wäre auch die Gründung eines Fördervereins, der alles Weitere übernehmen könnte. Götz würde sofort in ihn eintreten und ihn tatkräftig unterstützen. „Im Harz tut sich etwas, viele Gäste suchen genau solch ein Angebot“, so der CDU-Landtagsabgeordnete. Für ihn stellt sich hier die Frage, wieso im Nationalpark so etwas z.B. am Scharfenstein und in Drei Annen geht und in Braunlage nicht. Für ihn steht fest, dass er in dieser Angelegenheit nicht aufgeben wird.

Soweit ich das verfolgt habe, scheiterte die Umsetzung der Ideen am Desinteresse der Nationalpark Verwaltung.

Harzwinter

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #11 am: Juli 29, 2014, 03:28:39 Nachmittag »
Bild-Zeitung einschalten, bevor der Abriss-Bagger kommt. Anders wird Herr Götze keine öffentliche Aufmerksamkeit für sein Anliegen bekommen. Ein kleiner Artikel im Braunlager Gratisblatt hilft nicht weiter.
Und vielleicht sollte man zügig ein paar Lost Place-Spezialisten einen Gebäudebesuch vornehmen lassen, um den wahren Zustand des Bauwerks kennen zu lernen.

Max

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #12 am: Juli 29, 2014, 03:51:32 Nachmittag »
Eigentlich schade um das Gebäude — ich kenne / kannte es bisher nicht, aber da würde sich doch sicher etwas draus machen lassen, je nach Zustand und Größe. Ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus Feriengäste gibt, die gerne etwas abgelegen mitten im Wald ihren Urlaub verbringen würden.

Harzwinter

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #13 am: Juli 29, 2014, 05:20:36 Nachmittag »
Vielleicht im Rahmen eines Kempinski Resorts Brunnenbach? :D

playjam

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Re: Enttäuschungen Nationalparkverwaltung Harz
« Antwort #14 am: Juli 30, 2014, 08:12:32 Vormittag »
NOCH ein Luxushotel welches das Übernachtungsangebot in Braunlage nach oben hin abrundet, wo soll das enden...  aber die Schaffung von qualitativ hochwertigen Angeboten hat Herr Knolle immer gepredigt. Da soll der NPV mit gutem Beispiel vorrangehen ;D