Wo nehen dann Winterberg und Willingen das Geld her?
Am Wurmberg ist doch weit aus mehr Potenzial.
Das Sauerland kann man mit dem Harz prinzipiell nicht vergleichen. Da wird jedes Jahr so viel Geld hineingesteckt, dass vermutlich selbst einige kleine bis mittelgroße Skigebiete in den Alpen große Augen bekommen. Woher das genau kommt, da habe ich gerade keine Informationen zu (manitou vermutlich schon), ich könnte mir aber zumindest im Falle von Winterberg vorstellen, dass da einiges von den (erstaunlich wintersportverrückten) Niederländern kommt.
Das sind keine verrückten Niederländer, sondern clevere ortsansässige Kaufleute. Die machen das Beste aus ihrem Potential. Der Unterschied zu den Alpen ist, dass gemessen am Einzugsgebiet in den Mittelgebirgen nur wenige Skigebiete existieren, hingegen gibt es in den Alpen eines alle 15km. Von daher besteht in den Alpen ein harter Verdrängungswettbewerb, der in den Mittelgebirgen kaum eine Rolle spielt. Mit guter Strategie lässt sich das Potential sehr gut einsammlen.
Winterberg:Angeblich haben die in einer guten Saison (ca. 90 Skitage) ca. 600tsd Ersteintritte x durchschnittlicher Ticketpreis 25€ = 15 Mio€ abzgl. 7%Mwst = 14 Mi€ nur aus den Lifteinnahmen im Winterbetrieb. Lt. Studie generiert 1€ Seilbahnumsatz 5€ weitere Umsätze im Ort. Ich kenne zwar nicht die laufenden Kosten, aber da wird sehr gutes Geld verdient. Mit 70 Skitagen sind die angeblich wirtschaftlich zufrieden. Die meisten Liftbetreiber sind zudem gestandene Winterberger Kaufleute mit mehreren Standbeinen. Viele Liftbetreiber sind auch die führenden Skiverleiher, betreiben die Gastronomie selbst, haben textil- und Sportgesschäfte...etc. Die sind auf allen Ebenen sehr agil unterwegs und sehr ausgeschlafen. Die Kooperieren miteinander und haben kein inneres Konkurrenzdenken, weil sie wissen, dass sie nur Gemeinsam stark sind. Der große Investitionsboom kam zudem in der Niedrigzinsphase - besser gehts nicht. Die Kappe ist auch im Sommerbetrieb mit Bikepark, Sommerrodel, Panoramabrücke etc. sehr stark. Die sprechen sich auch ab, wer was baut und teilen sich den Markt auf.
Diese Saison wird wahrscheinlich alle Rekorde brechen, denn die haben seit Anfang Dez. durchgehend Skibetrieb und bis nach Sylvester sogar konkurrenzlos! Da wird die Kasse platzen! Letztlich muss man sagen, die haben alles richtig gemacht, die stärkste Beschneiungsanlage der Welt mit ca. 350 Schneekanonen (davon >150 TF10) und 6 Speicherteichen. Die Die können in kurzen Schneifenstern so schnell über 1m Schnee auf die Pisten pusten und halten so auch 14 Tage Schlechtwetter durch, was man vor Weihnachten gesehen hat.
Willingen:Die Seilbahn ist angeblich die profitabelste in ganz D, da 75% der Einnahmen im Sommerbetrieb erwirtschaftet werden (Siggis Hütte und die Hochheidewanderer). Die Seilbahn ist eine Zusammenschluss-GmbH der Willinger Hoteliers und Kaufleute. Ihr gehört seit 3 Jahren auch der Köhlerhagen und der dortige geplante Lift soll 50% duch den Bikepark erwirtschaften. Auf diesem Segment lässt die WSB bislang viel Geld liegen. Zwei weitere Liftbetreiber haben noch andere Standbeine.
Die Willinger suchen derzeit nach Möglichkeiten, einen zweiten Wasserspeicher zu bauen, um die Beschneiung mit Blick auf Winterberg zu optimieren.
Ein Handicap der WSB ist der Fußgänger-Sommerbetrieb, da der Brocken diesbezüglich ein übermächtige Konkurrenz ist. Man muss durch Erlebnisberg ausgleichen - derzeit hat der Berg nicht einmal einen Aussichtsturm. Nachteil in BRL ist, das es keine starken ortsansässigen kaufleute mit mehreren Standbeinen gibt, die sich engagieren. Vorteilhaft wäre eine Beteiligungsgesellschaft, die viele Kräfte bündelt. Es kann nicht sein, dass die Stadt viel zu viele Investitionen übernehmen soll - u.a Turm. (In Willingen hat die Seilbahn den Turm gebaut für 2 Mio€.) Warum muss die Stadt den Kaffeehorst-Parkplatz bauen? Im Sauerland ist das ebenfalls überwiegend Sache der Unternehmer und die nehmen nicht einmal Parkgebühren.
Es fehlt in BRL ein kreatives Management und durchsetzungsfähige Macher. Das Potential ist nämlich da.
Ich denke mal, dass die WSB diesen Winter ca. 200tsd Ersteintritte Ski schaffen wird. In guten Wintern (<90 Skitage) vor dem Ausbau hatte man 70-80tsd Skifahrer (lt. Montenius). Es würde sich mit weiteren Ausbauten verdoppeln, denn die Erfahrung im Sauerland zeigt, dass je mehr Ausbau, desto mehr Besucher - und der Wurmberg ist im Norden letztlich konkurrenzlos (die anderen Harzer Skigebiete sind unter ferner liefen...).
Von daher ist es eine Milchmädchenrechnung, wenn Nüsse im NDR sagt, Schierke müsse attraktive Pisten bauen, um den Wurmberg zu entlasten. Das ist falsch! Schierke muss attraktive Pisten bauen, um das Mehr an Gästen (ca. 100-150tsd zusätzliche Ersteintritte) adäquat zu beschäftigen. Der Wurmberg muss sich selbt entlasten und dafür muss er weiter ausbauen. nach den derzeitigen Schierke-Plänen und auch der Herangehensweise der WSB verdoppelt sich die Belastung jedoch.
Wenn der Feldberg mit 6,6Mio Einzugsgebiet 500tsd Ersteintritte schafft, dann muss der Wurmberg mit 14Mio Einzugsgebiet eigentlich locker mindestens das gleiche schaffen, vorausgesetzt man hat ein adäquates Pisten/Liftangebot + leistungsfähige beschneiungsanlage!. Echte Handicaps sind die NP-Restriktionen (Nordhang+gr. Winterberg) und das Generve von Knolle und Co, welche die Planung und Umsetzung unnötig hinauszögern.
Fazit: Es ist wie auch Eumel153 sagt - die anderen Mittelgebirge liefern eine gute Prognosefähigkeit für den Harz. Er scheint durch eine ähnliche Brille zu blicken wie ich!