Autor Thema: Harz in der Presse  (Gelesen 810282 mal)

Max

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1305 am: Juni 22, 2018, 11:59:21 Nachmittag »
Ich bin vorhin über folgenden Post von Friedhart Knolle bei Facebook gestolpert und wollte ihn Euch nicht vorenthalten, frage mich allerdings ernsthaft, warum wir "Keine Angst vor dem Borkenkäfer im Nationalpark Harz" haben sollten?

Die Fotos zeigen die Entwicklung eines Waldstücks bei Altenau zwischen 2004 und 2012, wobei im letzten Beispiel ca. 10 junge Fichten einen weitgehend toten Wald verdecken. Von Vielfalt keine Spur und als positives Beispiel eine letzte Aufnahme von vor etwa sechs Jahren zu wählen wirkt auf mich etwas dünn…

PS: Davon abgesehen sind viele der anderen Themen, die er bei Facebook aufgreift, aber wirklich interessant und durchaus lesenswert. Wenn er nur dem alpinen Wintersport im Harz gegenüber etwas positiver gesinnt wäre, würde ich sogar soweit gehen und sagen, dass er gar nicht so verkehrt zu sein scheint — bis dahin kann ich ihm nur attestieren, dass er seinen Job recht gut erledigt. ;)
« Letzte Änderung: Juni 23, 2018, 12:17:19 Vormittag von Max »

Schneefreund

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1306 am: Juni 23, 2018, 08:47:32 Vormittag »
Ich bin vorhin über folgenden Post von Friedhart Knolle bei Facebook gestolpert und wollte ihn Euch nicht vorenthalten, frage mich allerdings ernsthaft, warum wir "Keine Angst vor dem Borkenkäfer im Nationalpark Harz" haben sollten?

Die Fotos zeigen die Entwicklung eines Waldstücks bei Altenau zwischen 2004 und 2012, wobei im letzten Beispiel ca. 10 junge Fichten einen weitgehend toten Wald verdecken. Von Vielfalt keine Spur und als positives Beispiel eine letzte Aufnahme von vor etwa sechs Jahren zu wählen wirkt auf mich etwas dünn…

PS: Davon abgesehen sind viele der anderen Themen, die er bei Facebook aufgreift, aber wirklich interessant und durchaus lesenswert. Wenn er nur dem alpinen Wintersport im Harz gegenüber etwas positiver gesinnt wäre, würde ich sogar soweit gehen und sagen, dass er gar nicht so verkehrt zu sein scheint — bis dahin kann ich ihm nur attestieren, dass er seinen Job recht gut erledigt. ;)
Eine sehr interessante Fotoreihe. Sehr schön zu sehen, wie sich der Wald erholt. In der Gegend müsste der Borkenkäfer in den 90igern so ab der Mitte aktiv gewesen sein. Es handelt sich um den Kernbereich des Nationalparks. Daraus ergibt sich für mich folgendes:
- Der Borkenkäfer bringt eine gesamte Fichtenpopulation zum Absterben,
- man überlässt der Idee der Nationalparkverwaltung nach die Natur sich selbst,
- es wachsen junge Fichten als Monokultur nach und
- es sieht alles aus, wie ein paar Jahrzehnte vorher, wieder nur Fichten.

Ergebnis: Die versprochene Umwandlung in einen Mischwald gibt es nicht, weil die Fichten von selbst nachwachsen. Wie gut, dass der Pressesprecher des Nationalparks das selber dokumentiert. Steht dann wohl außer Frage. ;-)

Jetzt aber mal im Ernst, die Strategie der Nationalparkverwaltung funktioniert nicht !!!

Nordharzer

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1307 am: Juni 23, 2018, 10:10:25 Vormittag »
Man kann sich das Versagen des NP auch schönreden! 😉

sommerphobie

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1308 am: Juni 23, 2018, 11:37:17 Vormittag »
Die Bilderreihe soll wohl zeigen, dass sich nach dem Borkenkäfer wieder Wald bildet und dies auch ziemlich schnell immerhalb von 8 Jahren erfolgt. Aussagekräftig ist sie aber nicht wirklich, da das letzte Bild perpektivisch beschönigt zu sein scheint und der Zeitraum zu kurz ist. Interessant wäre eine längere Bilderreihe (mit entsprechenden Jahreszahlen im Bild), welche schon vor dem Borkenkäfer startet und die komplette zeitliche Entwicklung abbildet. Hier scheint der Start nicht wirklich direkt nach der Massenvernichtung zu sein, was eine schnellere Regeneration vortäuschen würde.

"Das ist das selbe wie vorher und hat überhaupt nichts gebracht" stimmt wohl nicht ganz, wobei man natürlich ein Vorher-Bild brauchen würde, um das anständig einzuordnen. Wenn man davon ausgeht, dass vorher eine dichte gedrängte Monokultur, aus der jegliches Totholz entfernt wurde, dort stand, dann kann man schon eine Veränderung sehen. Es sind lichte Flächen vorhanden, das Alter der Bäume ist zumindest leicht unterschiedlich und es liegt (und steht) einiges an Totholz herum. Wenn man bedenkt, dass mit "Der Bruchberg" auch Bereiche um 900 m Höhe gemeint sein könnten, dann wäre ein von Fichten dominierter Wald nicht wirklich unnatürlich.

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1309 am: Juni 23, 2018, 03:38:16 Nachmittag »
Jetzt aber mal im Ernst, die Strategie der Nationalparkverwaltung funktioniert nicht !!!

No shit, Sherlock!

Usul

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1310 am: Juni 23, 2018, 04:58:37 Nachmittag »
Wie soll ein über Jahrhunderte kultivierter Wald in ein paar Jahrzehnten wieder renaturiert werden? Das dauert länger als einen Käferzyklus. Nach und nach streuen sich dann andere Baumarten von den Rändern mit rein, aber auch hier reden wir wieder über mehr als 100 Jahre... Unsere Sicht auf die Zeit ist einfach zu kurzfristig ;)

Schneefreund

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1311 am: Juni 23, 2018, 05:56:17 Nachmittag »
Wie soll ein über Jahrhunderte kultivierter Wald in ein paar Jahrzehnten wieder renaturiert werden? Das dauert länger als einen Käferzyklus. Nach und nach streuen sich dann andere Baumarten von den Rändern mit rein, aber auch hier reden wir wieder über mehr als 100 Jahre... Unsere Sicht auf die Zeit ist einfach zu kurzfristig ;)
Dann würde es ja vielleicht helfen, große Wiesen zu schaffen, auf denen keine Fichten wachsen. Dann gibt es ja keine Fichtensamen, die sich in der Gegend verteilen. Jetzt müsste man nur wissen, was man mit solchen Wiesen machen könnte  ;-)

Schneefreund

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1312 am: Juni 23, 2018, 06:01:30 Nachmittag »
Jetzt aber mal im Ernst, die Strategie der Nationalparkverwaltung funktioniert nicht !!!

No shit, Sherlock!
Ich finde es halt lustig, dass es Herr Knolle beim Versuch alles für hervorragend zu verkaufen, so über das Ziel hinausschießt. Ist ist eben sein Material, was man ihm entgegenhalten kann.

Es wird eben Zeit, dass sich der Nationalpark einer kritischen Diskussion stellen muss.
« Letzte Änderung: Juni 23, 2018, 06:03:10 Nachmittag von Schneefreund »

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1313 am: Juni 23, 2018, 09:14:33 Nachmittag »
[...] aber auch hier reden wir wieder über mehr als 100 Jahre... Unsere Sicht auf die Zeit ist einfach zu kurzfristig ;)

Kann nicht sein. Herr Knolle hat mir versprochen, dass wir 2021 einen biodynamischen Wunderwald haben, der ganz viele sanfte Touristen anzieht.  ;)

Aber mal im Ernst: Laut Nationalparkverwaltung ist der Baumschaden durch Borkenkäfer gut, der Baumschaden durch Wild schlecht. Dann gibt es noch gute einheimische Tiere und böse Tiere aus dem Ausland. Die schlechten und bösen Tiere müssen alle weg, da sie die von Menschen unberührte Natur stören, also abknallen. Das finde ich ganz krank...

Pistenbully

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1314 am: Juni 24, 2018, 10:59:52 Vormittag »
Ich bin vorhin über folgenden Post von Friedhart Knolle bei Facebook gestolpert und wollte ihn Euch nicht vorenthalten, frage mich allerdings ernsthaft, warum wir "Keine Angst vor dem Borkenkäfer im Nationalpark Harz" haben sollten?

Ich bin "leider" nicht bei Facebook (und habe das in diesem Leben auch nicht mehr vor), aber vielleicht kann einer der Facebook Mitglieder Herrn Knolle auf diesen Facebook Eintrag direkt antworten … sachlich versteht sich.

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1315 am: Juni 24, 2018, 02:00:12 Nachmittag »
[...] aber vielleicht kann einer der Facebook Mitglieder Herrn Knolle auf diesen Facebook Eintrag direkt antworten … sachlich versteht sich.

In etwas so?

„Ganze Wälder gefährdet“ Borkenkäfer bedroht Sachsen-Anhalts Wälder (mz-web.de, 19.06.18)
Zitat
[...]
Wie stark sich der Borkenkäfer nun ausbreiten wird, hängt vor allem von der Witterung in den kommenden Wochen ab. Bleibt es warm und trocken, droht eine explosionsartige Ausbreitung.
[...]
„Wir erleben hier eine Katastrophe, [...]“
[...]
Kleinere Waldbesitzer seien durch die Schäden in ihrer Existenz bedroht.
[...]
Der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses des Landtages, Bernhard Daldrup (CDU), sagte daher: „Wir müssen prüfen, in welcher Form wir zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen können.“ Auch die agrarpolitische Sprecherin der Grünen, Dorothea Frederking [Anm.: Fett hinzugefügt], erklärte: „Ich denke auch, dass Nothilfe für stark betroffene Betriebe notwendig ist.“


playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1316 am: Juni 24, 2018, 07:03:16 Nachmittag »
Hier aus dem letzten Jahr etwas zum Thema "Keine Angst vor dem Borkenkäfer im Nationalpark Harz":


KÄFER-SZENEN AUS DEM NATIONALPARK (outfox-world.de, 01.08.2017)

Zitat
[...]
Die Naturverjüngung klappt nicht so, wie sich das die Nationalpark-Förster wünschen. Wildwuchs von Fichten-Jungholz beherrscht vielerorts das Bild, von Laien meist schlicht als Gestrüpp empfunden. Dies bringt wiederum jene Kommunalpolitiker auf die Palme, denen ein Touristenmagnet versprochen wurde. Gerüchten zufolge sind bereits Klagen auf dem Weg gegen solchen Raubbau mit natürlichen Mitteln.
[...]
Die sehr erwünschten Laubbäume kommen dennoch nicht so richtig hoch, obwohl die Rotwild-Hatz im Park an Schärfe kaum zu überbieten ist. Bis hin zum Massen-Abschuss von Einser-Hirschen, deren Stangen dann zur Produktion von Hosenknöpfen dienen, während sich der Kahlwild-Abschuss eher in Grenzen hält.
[...]

Ansgar Timm

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1317 am: Juni 25, 2018, 09:19:56 Vormittag »
Am Meineberg bei Ilsenburg sieht es vielversprechender aus. Hier weitere Bilder aus Friedhard Knolles Post vom 21.06.2018, hier wächst der Laubwald besser nach. In zehn Jahren sind die letzten Lücken bestimmt verschwunden.

Von der der Bremer Hütte ist die Waldentwicklung am gegenübeliegenden Hang im Laufe der Jahre sehr gut im Vergleich zu sehen. Im Jahr 2008 (ein Jahr nach Kyrill) sah es dort recht öde aus, und jetzt kommen die Laubbäume langsam höher. Für Wanderer und Radler lohnt es sich dort mal vorbeizuschauen.

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1318 am: Juni 27, 2018, 07:04:12 Vormittag »
[...] jetzt kommen die Laubbäume langsam höher. Für Wanderer und Radler lohnt es sich dort mal vorbeizuschauen.

Ich möchte das Thema nicht unnötig in die Länge ziehen, hierzu aber noch eine Anmerlung: Der Meineberg bei Ilsenburg war meines Wissens der erste prominente Fall, bei dem die Bürger und Politiker sich über die Nationalparkverwaltung sehr öffentlich geärgert haben. Daraufhin hat der NPV sein Vorgehen erstmals(?) überdacht und hunderte Laubbäume auf den Kahlflächen pflanzen lassen. So ganz passt das nicht in Knolles Narrativ, dass man die Natur nur sich alleine überlassen muss und es wächst von alleine ein Mischwald heran.

Unabhängig davon mag ich Laubbäume sehr gerne und der Mischwald auf den Strecken von Braunlage nach Schierke sieht toll aus.

x86

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #1319 am: Juni 27, 2018, 01:17:55 Nachmittag »
So ganz passt das nicht in Knolles Narrativ, dass man die Natur nur sich alleine überlassen muss und es wächst von alleine ein Mischwald heran.
Das stimmt.

Dazu fällt mir ein, dass ein Ranger im NP Kellerwald-Edersee bei einer Führung vor knapp 3 Jahren erzählt hat, dass in dieser Region ursprünglich Buchenwald dominierte und dass die Buche mit der Zeit auch wieder die Oberhand gewinnen würde.
Das will ich auch nicht anzweifeln, klar ist natürlich, dass es in Regionen wie dem Sauerland oder dem Harz, wo teilweise über viele Kilometer kein Laubbaum steht, es einige Baum-Generationen dauern kann, ehe sich der erhoffte Laub-/Mischwald ohne menschliches Zutun durchsetzt.