Autor Thema: Harz in der Presse  (Gelesen 809793 mal)

Harzwinter

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #345 am: Dezember 04, 2015, 11:30:51 Vormittag »
Kurzer Klugscheiß-Exkurs zu den genannten Bayerischen Skigebieten:

Der Taubenstein am Spitzingsee - eigentlich ein tolles Skigebiet - wurde nach Übernahme durch die Stümpflingbahnen seit Jahren durch vorsätzlichen Investitionsstau gezielt kaputtgemacht. Es wurde ausschließlich in die Stümpfling-Seite investiert. So hat man die Chance auf ein oberbayerisches Lenzerheide mit Skigebieten auf zwei Seeseiten geschäftspolitisch vergeigt.

Die Liftgesellschaft des Wank in GAP wurde Ende der 1990er Jahre von den Bayerischen Zugspitzbahnen gekauft. Die Zugspitzbahnen stellten den Skibetrieb am Wank (kleines Höhenskigebiet, lange Talabfahrt) als Ausgleichsmaßnahme für Expansionen im Gebiet GAP Classic ein.

Der Skibetrieb in Immenstadt ist nicht eingestellt. Man verzichtet lediglich auf den Weiterbetrieb der beiden Schlepplifte am Berg, die auslastungsseitig nicht gebraucht werden. Fast alle Pisten sind über die beiden Sektionen Sesselbahn erreichbar.

Am Wallberg gibt es immer noch Freeride-Betrieb. Abgesehen von einer in Vereinsbesitz befindlichen Liftanlage wurde der Betrieb des kleinen Höhenskigebiets eingestellt.

Der Predigtstuhl besaß lediglich ein kleines Höhenskigebiet, das nicht rentabel sein konnte. Eine Talabfahrt gab es wegen des steilen Geländes nicht.

Abgesehen vom Taubenstein sind also alle Betriebseinstellungen eigentlich in einem konzeptionellen Missverhältnis begründet: Zu wenige Pistenkilometer und zu viele kurze Liftanlagen im schneesicheren Höhenskigebiet, Hauptanteil der Pistenkilometer lag (außer Predigtstuhl) jeweils bei Talabfahrten bis hinunter auf sehr niedrige Höhenlage mit entsprechend fehlender Schneesicherheit.

snowcat

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #346 am: Dezember 06, 2015, 04:50:17 Nachmittag »
Der Mainstream in den deutschen Medien läuft nach meinem Eindruck weiter in Richtung Zweifel an bzw. Verneinung der Zukunft des alpinen Skisports in Deutschland. Gute Recherche, Differenzierung in der Aussage und intensive Befassung mit anderen Meinungen sind dabei hier wie auch bei anderen Themen nicht mehr regelmäßig anzutreffen, wie einige in diesem Thread schon schön herausgearbeitet haben. 

http://www.wiwo.de/technologie/umwelt/wettruesten-in-den-alpen-skifahren-um-jeden-preis/12672402.html

Auch in diesem Artikel geht es nicht direkt um den Harz, aber die Aussage "...In ein paar Jahren hat es sich in den Mittelgebirgen ausgecarvt.." meint natürlich auch unser "Hausgebirge".
« Letzte Änderung: Dezember 06, 2015, 04:52:12 Nachmittag von snowcat »

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #347 am: Dezember 06, 2015, 07:08:01 Nachmittag »
[...]
Auch in diesem Artikel geht es nicht direkt um den Harz, aber die Aussage "...In ein paar Jahren hat es sich in den Mittelgebirgen ausgecarvt.." meint natürlich auch unser "Hausgebirge".

Ja, laut der häufig vom BUND/NaBu zitierten Frau de Jong ist hier in zwei Jahren Schluss... ach wie die Zeit doch rennt.  ;)

Pistenbully

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #348 am: Dezember 06, 2015, 08:22:30 Nachmittag »
Der Taubenstein am Spitzingsee - eigentlich ein tolles Skigebiet - wurde nach Übernahme durch die Stümpflingbahnen seit Jahren durch vorsätzlichen Investitionsstau gezielt kaputtgemacht. Es wurde ausschließlich in die Stümpfling-Seite investiert. So hat man die Chance auf ein oberbayerisches Lenzerheide mit Skigebieten auf zwei Seeseiten geschäftspolitisch vergeigt.
Hallo, ich war selbst noch nie am Taubenstein. Ich bin aber neulich im TV bei einer Wiederholung der "Kochprofis" hängen (Thema "Rettung der Oberen Maxlraineralm") ... es scheint also nicht nur mit der Liftinfrastruktur im argen gelegen zu haben, auch Fuhrpark und gastronomisches Infrastruktur waren desolat
(Wer sich für die Sendung interessiert:  http://www.nowtv.de/vox/die-kuechenchefs/obere-maxlraineralm-am-spitzingsee).
Aus der Sendung geht hervor, dass die Skilifte oben und der Fuhrpark nicht zur Taubensteinbahn selbst sondern zur Alm gehören (nützt aber natürlich nichts, wenn die Taubensteinbahn nicht fährt).

Was bei dem BR Fernsehbeitrag zum Taubenstein auffällt und in meinen Augen bezeichnend für viele Gebiete ist. Es wird zwar ständig von einem neuen Konzept geredet, die einzige bisher getroffene Maßnahme scheint aber zu sein dass eine Seilbahn nicht mehr fährt - dass finde ich als Konzept alleine reichlich dünn. Auch der sanfte Tourismus braucht Infrastruktur, zumindest wenn man Hotels füllen und damit Geld verdienen will. Das gilt auch für den Harz.

Das Konzept von Immenstadt finde ich ganz interessant. Man beschränkt sich auf den Hauptsessellift (also auf die Infrastruktur, welche auch im Sommer genutzt wird) und legt im Winter neben den Skifahrern einen neuen Fokus auf eine neue Zielgruppe, nämlich die Rodler (die im Vergleich zu den Skifahrern mit deutlich weniger Schnee auskommen). Das Konzept bietet sich für Immenstadt auch an: Vom Sessellift sind sämtliche Pisten erreichbar (auch ohne die ehemaligen schlepplifte) und wenn nur in höheren Lagen Schnee liegt profitiert man von einer vorhandenen Mittelstation. Außerdem gibt es kein direkt benachbartes Skigebiet mit dem man sich verbinden könnte um pistenkilometertechnisch mit der Konkurrenz (Oberstorf, Kleinwalsertal usw.) mithalten zu können.

Ein anderes Konzept wird in Nesselwang verfolgt, finde ich auch ganz spannend. Dort hat man kräftig investiert (neue Seilbahnen, Schneekanonen), kann pistenkilometertechnisch aber natürlich trotzdem nicht mit den "Großen" mithalten. Dafür macht man es über den Preis. Für Übernachtungsgäste gibt es die Königscard (eine Art Kurkarte "Deluxe") bei welcher der Skipass im Übernachtungspreis inkludiert ist. Gerade für Familien ein sehr attraktives Angebot.

Sommerski

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #349 am: Dezember 07, 2015, 07:19:36 Vormittag »
Volksstimme 07.12.2015
Erster Termin geplatzt !
Seilbahn-Projekt in Schierke: Anhörung verdeutlicht, wie langwierig das Verfahren werden kann
„Ein Seilbahnstart im Dezember 2016?
In meinen Augen ist das definitiv unrealistisches Wunschdenken.“
Katharina Wendland, Leiterin Kreis-Bauordnungsamt

Sternengucker

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #350 am: Dezember 07, 2015, 01:34:44 Nachmittag »
Den Artikel kann man auch hier in der Online-Ausgabe der Volksstimme nachlesen:

http://www.volksstimme.de/lokal/halberstadt/20151207/seilbahn-in-schierke--erste-vision-bereits-geplatzt

Die Verschiebung um mindestens ein Jahr ist richtig und letztlich absolut unvermeidbar. So schön es grundsätzlich ist, dass es engagierte Investoren gibt - aber man kann nicht einfach mal das Ziel "in sechs Monaten rollen die ersten Bagger" aufstellen und erwarten, dass alle genehmigenden Behörden hier mitziehen. Insofern ist es nur vernünftig, dass die Kreisverwaltung hier die - öffentlichkeitswirksame - Notbremse zieht. Flora und Fauna sind vor einem so großen Eingriff mindestens über eine volle Brut- und Vegetationsperiode von 12 Monaten zu kartieren, außerdem liegt ja offenbar auch noch ein Antrag bezüglich der Verdoppelung der Wasserentnahme in Braunlage vor, über den erst mal entschieden werden sollte, bevor darüber befunden werden kann, welche Entnahmen man dem Gewässersystem der Bode insgesamt zumuten kann. Das hier

"Parallel dazu versucht die Investorengruppe – allen voran Gerhard Bürger – offenbar, Vorarbeit zu leisten und Weichen zu stellen, wo immer es möglich ist. Vorige Woche traf er sich nach Recherchen der Volksstimme vor Ort mit Vertretern von Umweltverbänden. Dem Vernehmen nach agierte Bürger auch dort pragmatisch. Oliver Wendenkampf, seines Zeichens BUND-Geschäftsführer in Sachsen-Anhalt und kritischer Begleiter des Projektes, soll er dabei ein interessantes Angebot gemacht haben. „Herr Bürger hat mir angeboten, gegen Bezahlung in seinem Team mitzuarbeiten“, sagt Wendenkampf. Was Bürger damit genau gemeint habe, sei ihm unklar. Fest stehe aber, dass er und der BUND nicht käuflich seien. Wobei Wendenkampf betont, sich fachlich ins Verfahren einbringen zu wollen – allerdings als Vertreter der Umweltverbände."

war übrigens auch nicht besonders clever. Wendenkampf ist im Umweltschutz in Mitteldeutschland dafür bekannt, gerne mal auf den Tisch zu hauen - hier wäre schon der Hauch einer Andeutung in die im Artikel implizierte Richtung zuviel gewesen...

Harzwinter

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #351 am: Dezember 07, 2015, 03:42:55 Nachmittag »
Flora und Fauna sind vor einem so großen Eingriff mindestens über eine volle Brut- und Vegetationsperiode von 12 Monaten zu kartieren, [...]

Absolut ... insofern wundert es mich, dass selbsternannte Profis sogar nach der Umsetzung des benachbarten Großprojekts (Wurmberg) immer noch solche Anfängerfehler in der Gesamtplanung und ihrer Kommunikation machen.

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #352 am: Dezember 07, 2015, 05:57:12 Nachmittag »
Zitat
[...]
Ein erster Knackpunkt sei besagtes ROV, das Wendenkampf „für geboten hält. Kommt es nicht dazu, wäre das schon der erste Punkt, um das Verfahren rechtlich prüfen zu lassen“, stellt er klar.
[...]

Wie schon beim Wurmberg-Projekt versuchen Wendenkampf und Knolle das Projekt durch Aufblähung zu verteuern und zu verzögern. Wenn das Ergebnis des Planfeststellungsverfahrens lautet, dass das Gebiet für den Wintersport genutzt werden darf, wird es eine Klage geben.


snowcat

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #353 am: Dezember 07, 2015, 08:13:35 Nachmittag »
Und noch so ein "großartiger" aktueller Artikel zur geplanten Erschließung in Schierke...

http://www.deutschlandfunk.de/oberharzer-schneeluege-region-setzt-trotz-erderwaermung-auf.697.de.html?dram:article_id=339056

Diese "Begründung" finde ich besonders genial:

"Dem halten Naturschützer entgegen, dass der Skiwachs, die Chemikalien aus dem Kunstschnee am Ende aus dem Trinkwasser der Bode wieder herausgefiltert werden müssen. Auch die schweren Kettenfahrzeuge zur Präparierung der Skipisten würden die Quellgebiete der Bode nachhaltig zerstören."

Autsch....

 >:( ::)

Ypsilon

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #354 am: Dezember 07, 2015, 08:29:26 Nachmittag »
Ich stelle hiermit den Antrag diese Beiträge der Rubrik " Die Propagandamaschine läuft" zuzuordnen  :o

Max

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #355 am: Dezember 07, 2015, 08:46:46 Nachmittag »
Ich stelle hiermit den Antrag diese Beiträge der Rubrik " Die Propagandamaschine läuft" zuzuordnen  :o

Absolut dafür! :)

Manchmal frage ich mich tatsächlich, was etwas besser informierte Naturschützer über derartige Auswüchse aus den eigenen Reihen denken? Auch wenn sich vermutlich nicht viele Leser wirklich die Mühe machen werden sich selber zu informieren und sich ein eigenes Bild zu machen, aber mit Aussagen wie diesen disqualifizieren sich die dafür Verantwortlichen eigentlich schon selber und man kann sie bei allem guten Willen wirklich nicht mehr ernst nehmen! ;)

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #356 am: Dezember 07, 2015, 10:00:46 Nachmittag »
http://www.deutschlandfunk.de/oberharzer-schneeluege-region-setzt-trotz-erderwaermung-auf.697.de.html?dram:article_id=339056
Zitat
[...]
"Das wird im Harz niemals passieren, da wette ich alles drauf, was ich hab. Das wird nicht gelingen, das Klima wird sich erwärmen. In St. Moritz und in den Alpen gehen die Gletscher zurück, die werden ja nicht größer. Wie kommt man da auf die Idee, dass im Harz mehr Schnee fällt, als in den Alpen. Das ist eine abstruse Vorstellung", sagt Biologe Oliver Wendenkampf vom BUND in Sachsen-Anhalt mit Blick auf die steigenden Temperaturen.
[...]

Allein in der kleinen "Residenz an der Bode" in Braunlage haben Privatleute seit 2011 aufgrund der bevorstehenden oder dann erfolgten Wurmberg-Modernisierung rund 1.400.000 Euro auf Erfolg gewettet.

So Olli nun kommst Du... setz mal einen nennenswerten Betrag dagegen, oder bist du .... feige?  ;)

aletsch

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #357 am: Dezember 07, 2015, 11:46:27 Nachmittag »
"Der Leiter des Nationalparks Harz Andreas Pusch nennt das geplante Skigebiet am Schierker Winterberg – der den Ost – mit dem Westharz verbinden soll – einen tiefen Eingriff in die Einzigartigkeit des Harzes. 20.000 Hektar Wald müssten für das neue Ski-Gebiet gerodet werden."

War das jetzt Absicht oder Unwissenheit??? Schlimmer geht's nimmer... >:(
« Letzte Änderung: Dezember 07, 2015, 11:50:39 Nachmittag von aletsch »

playjam

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #358 am: Dezember 18, 2015, 08:14:26 Nachmittag »
Gestern hat die Goslarsche unter dem Titel "Gäste buchen auch ohne Schnee" ein paar Durchhalteparolen gebracht. Laut Goslarschen sei Braunlage auch ohne Schnee zu Silvester ausgebucht. So kann man das auch sehen... Glas ist halbvoll.

snowcat

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Re: Harz in der Presse
« Antwort #359 am: Dezember 19, 2015, 01:17:53 Nachmittag »
Gestern hat die Goslarsche unter dem Titel "Gäste buchen auch ohne Schnee" ein paar Durchhalteparolen gebracht. Laut Goslarschen sei Braunlage auch ohne Schnee zu Silvester ausgebucht. So kann man das auch sehen... Glas ist halbvoll.

So oder ähnlich auch heute in der Online-Ausgabe der NWZ:

http://www.nwzonline.de/region/still-und-starr-ruht-der-skilift_a_6,0,1580396121.html             

Viele buchen sicher ihren Weihnachts-/Silvesterurlaub mit längerem Vorlauf und stornieren dann auch nicht kurzfristig, wenn klar ist, dass der Schnee ausbleibt. Ganz andere Frage ist IMHO, wie es sich auswirken würde, wenn diese Entwicklung des späten Winterbeginns (erst im Januar) zu einem Dauerzustand würde.....   :'( :(