Teil 2:
Ich habe dann vorgetragen, dass die Konstellation der Seilbahn GmbH für Brl unglücklich sei und auf das Sauerland verwiesen, wo die ortsansässigen Geschäftsleute mit Lokalpatriotismus die Geschicke der Bahnen im Ortsinteresse lenken. Man schien sich dieses Nachteils in Brl bewusst zu sein, denn als ich sagte, dass Gross sich doch dann bitte wie im Sauerland weitere Finanziers/Kommanditisten suchen möchte, um der starken Gästenachfrage gerecht zu werden,
sagte Grote, dass Gross hier gewisse Berührungsängste hätte. Da ergeben sich für mich einige Ungereimtheiten. Ich gewinne den Eindruck, dass da im Hintergrund ein sehr ausgebuffter Schwabe am Werk ist, der exakt nach dem Prinzip handelt, wie Usul es immer benennt. Reines kapitalistisches Unternehmerdenken ohne lokales Verantwortungsbewusstsein, was ein Seilbahner unweigerlich haben muss, damit ein Urlaubsort funktioniert.
Ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass die WSB hier eine Minimax-Politik fährt. Dazu passt auch die Medienaussage von Nüsse, dass die Lösung ganz einfach wäre, Parkplatz am Stadtrand und dann Shuttle.
Von der WSB scheint nichts brauchbares zu kommen, hinsichtlich der Situation im Skigebiet selbst.
Nüsse war übrigens nicht anwesend – ist für mich ein Unding, da die WSB ja Verursacher der Problematik ist. Sowas würde es in Oberstdorf und im Sauerland nicht geben.
Es gibt auch kein offizielles Statement der WSB, was sie zur Verbesserung der akuten Situation beitragen kann. Der Verkehr scheint auf die Stadt geschoben zu werden!
Die Stadt merkt nun, dass das Skigebiet dem Ansturm nicht gerecht wird. Diesbezüglich kam auch viel Kritik an der WSB aus dem Publikum über alle hier bereits diskutierten Themen.
Ich habe dann die Parkplatzlösung am Kegelbahnweg (hinter dem Relaxa-Hotel) konkret ins Spiel gebracht und beim Bürgerforum deutliche Zustimmung bekommen. Ich sagte, dass dies die einzige Möglichkeit sei, den Ort verkehrstechnisch zu entlasten und eine vernünftige Parksituation zu schaffen. Anderfalls wird Brl durch weiter wachsenen Verkehr im Chaos ersticken, denn jeder neue Lift, der gebaut wird, erzeugt weitere Nachfrage. Ich sagte, dass wenn Schierke kommt, dies eine Nachfrageerhöhung von 50% erzeuge, was das Parkhaus in Schierke allein nicht auffangen kann, da die meisten Besucher weiterhin über die B4 anreisen. Es braucht dringend eine intensive gemeinsame Planung mit Schierke. Da keine Antworten dazu aus dem Rat kamen, muss davon ausgegangen werden, dass es eine solche Abstimmung nicht gibt.
Auf mein konkretes Nachfragen, ob ein P am Kegelbahnweg baurechtlich realisierbar sei, sagte man grundsätzlich ja, Grote seufzte jedoch, dass für jeden Baum, den die Stadt fällt eine Ausgleichsfläche geschaffen werden müsse, für die die Stadt dauerhaft verantwortlich sei. Grote scheint sowas angesichts des Finanzhaushaltes und des Aufwandes vermeiden zu wollen.
Der Stadt ist bewusst, dass die Probleme weiter zunehmen werden, dass immer mehr Leute kommen. Brl zieht im Ort immer mehr Investoren an. Im Anschluss an die Sitzung wurde mir mitgeteilt, dass Brl mit Hohegeis und St. A die Millionenmarke an Ü in 2018 deutlich geknackt hätte (inkl. Kleinbetriebe >10 Betten, die vom Stat. Bundesamt nicht erfasst werden).
Zusammenfassend ist mein Eindruck, dass die recht hilflos dastehen. Die freuen sich einerseits, dass es aufwärts geht, fühlen sich vom Erfolg aber überrannt. Sehr konkrete Pläne haben die noch nicht, die sind in der Findungsphase.
Wolfgang Langer von der Bürgerliste hat den Kegelbahnweg im Sinn, allerdings nicht mit Skilift, wie von mir angedacht, sondern mit Shuttlebus, so hat er es auf der Versammlung im Januar im Kurhaus vorgetragen.
Angesichts der von Grote vorgetragenen Investitionspolitik der WSB dürfte sie nur schwer dazu zu bewegen sein, vom Kegelbahnweg einen Lift hoch zur Mittelstation zu ziehen, erst recht nicht die von Sommerphobie und mir zusammengefügte Ideallösung für das Skigebiet siehe:
http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php?action=dlattach;topic=237.0;attach=2558;image + Westhang zu verfolgen.
Die Stadt sieht, dass sie keine weiteren Tagesgäste verkraftet (sowohl im Ort als auch im Skigebiet), weiss jedoch nicht, wie sie diese steuern soll. Es wurde von einem Stadtrat erwähnt, dass auch in den Sommer und Herbstferien sowie an sonnigen Wochenenden in der warmen Jahrezeit der Ort bereits an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt sei und die Parksituation an der WSB überlastet ist.
Überlegungen, die Skitickets an der WSB zu limitieren - und den Ort dann um 9.30 Uhr als „ausverkauft“ zu melden wurden als nicht markgerecht diskreditiert. Zweimal hat sie WSB den Ticketverkauf bislang eingestellt, nachdem die Warteschlangen an der WSB auf über 90 Min angewachsen sind. M.E viel zu spät. Grote sagte, man muss eigentlich marktwirtschaftlich die Gästenachfrage bedienen, weiss allerdings nicht, wie man das adäquat organisieren soll.
Grote erklärte finalisierend, dass das Land die Armenhäuser in Nds sinngemäß im Stich lasse (ausser das Emsland, wo es einen umfangreichen Förderplan gibt – ich mutmaße mal, den hat die Meyerwerft mit beeinflusst) und beendete die Sitzung, dass man alles lösen könnte, wenn das Geld da wäre.
Mein persönliches Fazit: Es braucht beherzte Investoren in Brl wie Herrn Bürger. Das scheint die WSB nicht zu sein. Es ist sehr schwach, dass Nüsse auf dieser Versammlung nicht erschienen ist. Wahrscheinlich weiss er warum - er hätte vermutlich eine Kritiklawine von Bürgern aus Brl bekommen. Man darf daher davon ausgehen, dass nicht nur im Ski-Forum Kritik an der WSB geübt wird, sondern auch bereits im Ort. Es kamen viele Fragen warum macht die WSB nicht dies und das…, die Grote mit seinem Wissen bestmöglich aber teilweise etwas hilflos zu beantworten versuchte?! Er selbst plädiert ja für den weiteren Ausbau, aber Gross bremst.
In anderen Bereichen im Ort sieht man überall wie gebaut, abgerissen und verbessert wird. Da werden Millionen investiert. Die WSB war Motor dieses Aufschwungs aber sie zieht offensichtlich nicht weiter mit und passt die Erfordernisse dem Aufschwung des Ortes an. Dadurch geraten dringende Maßnahmen in Stocken. Es kann m.E. nicht Aufgabe der Stadt sein, für die Parkplätze zu sorgen. Das ist Aufgabe der WSB nach dem Verursacherprinzip. In anderen Skigebieten finanzieren und bewirtschaften die Skigebiete die erforderlichen P überwiegend selbst, was die WSB zu vermeiden versucht. Wenn die Stadt in P investieren muss, dann fehlt das ohnehin knappe Geld in anderen Bereichen, z.Bsp. Stadtsanierung, Schwimmbad…usw. Auch Willingen steht unter dem Rettungsschirm, aber die ortsansässigen Geschäftsleute nehmen das Ruder selbst in die hand und schreien nicht nach der Gemeinde.
Nachdem ich nun den Stadtrat erleben durfte und deren Gesichter sehen konnte, gewinne ich den Eindruck, dass die WSB sich zum Blockierer entwickelt. Eine Seilbahn ist die primäre Wertschöpfungsinstitution und mit entsprechendem Verantwortungsbewusstsein muss ein Seilbahnbetreiber herangehen, sonst leidet der ganze Ort.
Angesichts der schwierigen topographischen Lage von BRL, wo eine Umgehungsstraße der B27 wg. Naturschutz nicht machbar ist, (wurde bereits vor 20 Jahren abgehakt), braucht es ein Engagement der WSB, um den durch sie erzeugten Verkehr in den Griff zu bekommen. Nüsses „einfache Lösung“ mit den Shuttles ist wenig hilfreich, wenn die WSB nicht dazu beiträgt, dass sie selbst den Ansturm lift/pistentechnisch schnell durch weitere Investitionen zu bewältigen bereit ist. Die Stadt kann dann nichts machen, was Grote dahingehend sinngemäß kommentierte, dass die Stadt einem privatwirtschaftlichen Unternehmer nicht vorschreiben könne, wie er mit seinem Geschäft umgehe.
Was mir noch aufgefallen ist im Vergleich zu den Stadt/Gemeinderäten in Willingen und Oberstdorf ist, dass in letztgenannten Orten ein viel höherer Sachverstand bei den Beteiligten vorherrscht. Die Diskussionen dort werden sehr gut vorbereitet auf einem deutlich höheren Niveau geführt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die in Brl wirklich nicht wissen, wie sie den Run bewältigen sollen.
Ich meine, ohne die Kegelbahnweglösung geht es nicht – und die ist baurechtlich machbar, das ist für mich die positive Erkenntnis des Abends. Wie die in Brl nun damit umgehen - ob die einsehen, dass es die einzige nachhaltige Lösung sein wird, auch für den Sommer, da es nur 500m zur WSB zu Fuß sind, bleibt abzuwarten. Parkplätze an der Peripherie müssen die schaffen, und da ist der Kegelbahnweg der beste Standort. Die Bürgerliste hat die Variante Kegelbahnweg auf jeden Fall auf dem Prüfzettel und die machen auf mich den konstruktivsten Eindruck auch hinsichtlich ihres Vortrages zur touristischen Gesamtsituation in Brl.
Ich habe zu allerletzt noch darauf hingewiesen, dass die sich am Feldberg und in Winterberg umhören sollten. Dort wurden P+R Konzepte (am Feldberg auch getestet) verworfen, weil man zu dem Schluss kam, dass die Tagesgäste sie nicht nicht annehmen. Sie versuchen zunächst so nah wie möglich ranzukommen. Erst wenn sie nichts finden würden sie wieder rausfahren, aber durch den dadurch erzeugten Such-Rückstau verschlimmert es die Situation noch mehr.
Ein Experiment mit einem Skibus für Übernachtungsgäste kann/sollte man ausprobieren - entscheidend ist, dass es optimal geplant und in Abstimmung mit den Herbergen kommuniziert wird.
Last but not least etwas erfreuliches:
Unser Forum hat Einfluss. Es gibt Stadträte, die hier interessiert mitlesen, wie ich im externen Gespräch erfahren habe.