Autor Thema: Welcher Helm?  (Gelesen 7146 mal)

Widex

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Welcher Helm?
« am: Oktober 04, 2018, 02:19:18 Nachmittag »
Da die Saisoneröffnung unmittelbar bevorsteht ;o) möchte ich rechtzeitig meinen abgeranzten Helm ersetzen.
Im Moment denke ich über den https://www.amazon.de/dp/B018MCAEJY/?coliid=I2TFBML3Y9H4PM&colid=1ZOLCRCV1VKEA&psc=0&ref_=lv_ov_lig_dp_it Black Crevice Gstaad nach.
Ich wäre an Erfahrungen mit Visierhelmen interessiert.
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Usul

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #1 am: Oktober 05, 2018, 10:29:17 Vormittag »
Moin,

ich fahre inzwischen seit 5-6 Jahren Visierhelme.
Im Vorfeld muss man natürlich erwähnen, dass der ganz normale Helm gut passen muss, wie jeder andere auch.

Kommen wir zu den Visieren.
Vorteile:
-ein deutlich größeres Sichtfeld. Ich denke, dass ich ca. 10° mehr nach hinten sehen kann, wie mit einer Skibrille. Klingt auf dem ersten Blick nicht nach viel, aber es hat mich schon mehrfach beim Carven vor Kollisionen bewahrt. Wenn zwei Leute mit ähnlicher Geschwindigkeit gegenläufig carven, kommt es echt auf jedes Grad an. Mit Skibrillen fühle ich mich im Sichtfeld eingeengt.

-Funktionalität einer Sonnenbrille und Schutz einer Skibrille

- bei meinem Helm: ich kann meine Brille unter dem Visier tragen. Dieser Punkt kann aber auch schnell beim Nachteil auftauchen

Nachteile:

wo wir bei der Brille waren. Während ich den ersten Visierhelm hatte, habe ich endlich meine leichte Kurzsichtigkeit diagnostizieren lassen und trage nun auch beim Skifahren gerne eine Brille (dort habe ich als erstes bemerkt, als ich nicht mehr die genaue Schneebeschaffenheit ein paar Meter vor mir nicht mehr erkennen konnte. Mit damals Renncarvern und gerne mal 100kmh schnell...). Der erste Helm hatte ein einfaches Lager, so dass er beim Schließen gerne die Brille erst runter drückte und danach die Brille mit der Schaumstoffabdichtung an der Nase zu hoch drückte. Falls Du eine Brille trägst, musst Du dies testen. Mein aktueller hat eine Art Klappschanier, so dass dies nicht mehr passiert. Davor hatte ich mein Visier nicht mehr genutzt und bin mit Sportbrille mit Wechselngläsern und Brilleneinsatz gefahren und bei starken Schneefall mit Skibrille über der Brille (ich liebe Kontaktlinsen, wenn sie drin sind, hasse das Einsetzen jedoch so sehr, dass ich drauf verzichte ;) ).

zweiter Nachteil: die meisten Helme haben nur ein fest montiertes Visier. Und dieses ist häufig relativ dunkel. Wenn es schneit, war mir das Standardvisier des ersten Helmes zu dunkel. Ich habe mir dann ein zweites, helleres zugelegt. Die Dinger gehen aber echt ins Geld (naja, wie eine gute Skibrille auch). Das Wechseln ging, aber nur in der Unterkunft und Werkzeug.

Wind: die Visiere sind normalerweise alle mit Schaumstoff abgedichtet, wie Skibrillen auch. Dennoch können sie Konstruktionsbedingt nicht so gut abdichten, wie eine Skibrille, die mit Druck vom Band anliegt (der fehlende Druck geht dafür eigentlich auf die "Plus" Seite ;) ). Mich stört es nicht. Da ich jahrzehntelang mit Sonnenbrille gefahren bin, habe ich mich hier stark verbessert.

Wasser: kommen wir zum größten Nachteil gegenüber einer Skibrille. Die echte Achillesferse jedes bisher von mir getesteten Skihelms ist die Abdichtung oben an der Stirn. Hier musst Du auf eine gute Abdichtung achten. Auf den Bildern des von Dir geplanten Helmes war diese Stelle nicht wirklich erkennbar. Aber warum Wasser? Dieses Problem tritt nur auf, wenn es wirklich nass schneit oder im Grenzbereich beschneit wird. Dann kann es passieren, dass der Schnee auf dieser Schnittstelle liegen bleibt, schmilzt und dann hier durchsickert. Nein, Du wirst nicht nass, aber es kommt viel Feuchtigkeit auf die Innenseite. Mit dem starken Temperaturgefälle von innen und außen kommt es dann sehr wahrscheinlich zur Kondensation am Visier. Kurz: es beschlägt. Fast egal welche anti fog Ausrüstung der Helm hat. Es gibt welche mit Doppelvisier (ein Kollege von mir hatte im letzten Urlaub einen, mit den selben Problemen), oder been Anti fog Beschichtungen. Die kommen irgendwann an Ihre Grenzen. Das ist mir jedoch auch schon mit Skibrillen passiert. Vorteil am Helm ist, dass man das Visier die ersten Meter halb öffnet, der Fahrtwind sorgt für ein freies Sichtfeld und ein kleiner Griff beim Fahren und das Visier ist wieder zu.

Worauf musst Du achten:

Passform des Helmes
Liegt das Visier im geschlossenen Zustand gut an, schließt es gut mit Deinem Gesicht ab (->Zugluft)
paßt ggf. die Brille drunter
schau Dir die Dichtung an der Stirn gut an
wie ist das Visier polarisiert? Genau wie bei Skibrillen wird am Glas gerne gespart. Da gab es bei Amazon keinerlei Angaben zu, oder ich habe sie überlesen.
Wie hell/dunkel ist das Visier? Kommst Du damit über den ganzen Tag, auch wenn es am Nachmittag dämmrig wird?

Zu guter letzt: Welchen Helm benutze ich?

https://www.xspo.de/artikel/salomon-driver-black/silver-2018/19.html?variant=17h-SAL399193.1&utm_content=Salomon&gclid=Cj0KCQjwl9zdBRDgARIsAL5Nyn3WmcKmWxB0-vGCfNrZ3nE9OBPMmvOh9aCfTHXa50Ku5lTaK-1_kT8aAp5xEALw_wcB

Die Vorteile von einzelnen Artikeln kommen auf einer Website nie wirklich raus. Dieser Helm hat wie erwähnt ein Klappscharnier zum Schließen und verschiebt so meine Brille nicht. Er kommt mit 2! Visieren, einem dunklen für Sonne und einem gelben für Schnee/Kontrast. Er hat ein Schnellwechselsystem ohne Werkzeug. Mit etwas Übung wechselst Du das Visier in 30 Sekunden.
Fairerweise muss man erwähnen, dass ich mit Salomon halb verheiratet bin. Zu keinem anderen Skihersteller habe ich bessere Beziehungen. Allerdings habe ich auch Geschäftskontakte zu Alpina und Uvex im Helmbereich (der Vorgänger war von Uvex) und könnte auch meine Skier von anderen Herstellern beziehen. Geld kriege ich auch nicht für die Aussagen. Wenn mich persönlich die Produkte nicht beim Skitest (mit allen großen Herstellern) überzeugt hätten, würde ich sie nicht benutzen. Fakt ist aber: ich trete die neue Saison in Salomon Skikleidung, 2 Paar Salomon Skiern und Salomon Helm an. Die Salomon Schuhe passen mir einfach nicht  ;). Übrigens gehören Salomon und Atomic beide zur Amer Sport Group. Ich könnte also auch Atomic für mich zu den selben Konditionen erwerben. Mir persönlich gefallen für mich die Salomonskier besser. Das merkt man aber wirklich nur, wenn man an einem Wochenende 15 Paar Skier an den Füßen hat. Ich muss allerdings zugeben, dass mein persönlicher Testsieger bei Pistenskiern ein Nordica (GT 80 TI EVO Modell 2019) war *hust*. Aber bei minimalen Unterschied war mir da doch mein Geldbeutel beim Faktor 3 lieber ;). Ich bin mal gespannt, wie die offiziellen Testbericht denächst ausfallen. Mein neuster Ski ist derzeit ein Salomon S-Max 12 (2018/19, ist aber eh nagelneu und ich habe ihn komischerweise schon im Februar bekommen. Sollte eigentlich jetzt erst geliefert werden). Die Unterschiede in den Regionen sind aber teilweise so gering, dass ein guter Service diesen schon ausmachen kann.

Gruß

Dirk

Widex

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #2 am: Oktober 09, 2018, 08:07:13 Nachmittag »
Hallo Usul!

wow, das nenne ich mal eine kompetente Antwort, Rrrrrrespekt! das mit dem Wasser auf der Innenseite hatte ich schon in anderen Rezensionen gelesen, das mit dem Scharnier war mir neu. das hilft mir schon sehr weiter. Mal sehen, wenn es mich rafft komme ich bei dir im Geschäft vorbei.
Erst Mal vielen Dank!
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Usul

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #3 am: Oktober 10, 2018, 04:29:55 Vormittag »
Kannst Du gerne machen...
... aber ich habe keine Skihelme im Programm 😰.

Seit ca. 12 Jahren haben wir kein Alpin mehr und auch Helme seit ein paar Jahren eingestellt.
Du könntest meinen eigenen Helm testen, mehr derzeit nicht.

Leider kriegt Goslar schon nichts mehr vom Alpintrend ab, so dass Hardware sich für mich nicht mehr lohnt. Das hindert mich nicht daran, an den offiziellen Testfahrten der Intersport mitzufahren. Wissen darf ja nicht verloren gehen 😘. Vielleicht mit Schierke-Braunlage als Schaukel...

In so fern waren wirklich keine wirtschaftlichen Hintergedanken im Spiel, sondern reine Eigenerfahrung 😉. Wenn ich gefragt werde, empfehle ich SOS in Braunschweig.

Widex

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #4 am: Oktober 29, 2018, 07:34:48 Vormittag »
So, ich hatte am Wochenende in Dresden Gelegenheit bei Globetrotter, Karstadt Sport und Sport Scheck Marktforschung ;o) zu betreiben.

Einige 2019er Modelle haben an der oberen Scheibenkante eine Dichtlippe angesetzt. Mir stach der Salomon All Black (natürlich der Teuerste: 240 €) besonders ins Auge. Dessen Scheibe hatte nämlich keine simple Scheiben- Dreh- sondern Dreh-Kipp-Mimik. Der Trick dabei: durch das Kippen wird die Scheibe mit Saug-Schmatz-Passung an den Helm gedrückt und die Dichtlippe schabt trotzdem nicht ständig über den Helm.

Sehr durchdacht, aber für meine 15 Skitage die ich schaffe way too much.
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Usul

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #5 am: Oktober 29, 2018, 10:41:27 Vormittag »
Könnte der direkte Nachfolger meines Helmes gewesen sein. Dann haben sie die einzige große Schwachstelle behoben, indem sie die Lippe oben angepaßt haben ;)

Das Scharnier habe ich ja auch schon^^

Leeraner

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #6 am: September 08, 2019, 08:32:07 Vormittag »
Guten morgen, ich wollte für mein Anliegen kein neues Thema eröffnen und do ungefähr passt es hier her. Meine Klamotten haben nach langem tragen nun ihr Rentenalter erreicht. Würde mir gerne ein neues Set ( Jacke/ midlayer/ Hose) zulegen. Bin im Netz auf stellar Equipment aus Schweden gestoßen... finde es sieht sehr funktional aus. Meine Frage, gibt es jemanden der stellar kennt oder mir etwas empfehlen kann. Hatte bis jetzt maier. Gruss

Usul

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #7 am: September 09, 2019, 06:02:38 Nachmittag »
Mir vollkommen unbekannt, und das als Sporthändler. Nun gut, es gibt verdammt viele Sportmarken ;).

Man findet wirklich nur die eigenen Seiten von Ihnen und Ihren eigenen Onlineshop. Sie scheinen so gut wie nicht anders distributiert zu sein.
Die Werte, die sie für Ihre Shell Produkte angeben sind gut, wenn es sich wirklich um Mehrwege-Strech handelt. Dafür sind eine 20.000 Wassersäule und die Wasserdampfdurchlässigkeit gut.

Bedenke, dass es ein reiner Shell Anbieter zu sein scheint (zumindest auf ihrer Homepage). Das ist dann wirklich nur die dünne (Hard-)Shelljacke und Hose, die man mit den zusätzlichen Schichten nach dem Zwiebelschalenprinzip ergänzen mußt. Du brauchst auf jeden Fall 1st, 2nd und 3rd Layer. Hier bitte bei drauf achten, dass diese ebenfalls Atmungsaktiv sind, damit die Wasserdampfdurchlässigkeit erhalten bleibt. Was bringt das schönste Material außen, wenn unten drunter z.B. Wolle steckt, die Feuchtigkeit ansaugt und diese nicht mehr abgibt.

Passform, Verarbeitung etc. alles unbekannt.
Ich würde lieber anprobieren wollen.

Bevor die Frage aufkommt: Ja, ich habe Skijacken und Hosen. Nein, ich führe die Preislagen, die hier aufgerufen werden in dem Segment nicht bzw. habe ich eine Shell Jacke von Mammut (Convey Tour HS Hooded Jacket Men für 229.95) im Sortiment mit entsprechenden Midlayern. Und noch mal die Convey als fertiges Gesamtpaket mit Midlayer. Aber das ist nicht meine Kernzielgruppe hier in Goslar, sondern die Abrundung. Kommt Anfang Oktober ;). An Mehr Hardshell kann ich mich gerade nicht erinnern ;).

Gruß

Dirk

Ich sehe nicht, wie sie sich technisch von anderen (Premium) Marken in dem Preissegment absetzen.

Gruß

Dirk

Leeraner

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #8 am: September 16, 2019, 06:30:36 Nachmittag »
Super, danke für die ausführliche Antwort. Ich werde mir die Klamotte mal schicken lassen und prüfen ob sie was ist. Wenn Interesse besteht gerne ausführlich.

elisa

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Re: Welcher Helm?
« Antwort #9 am: Oktober 30, 2019, 01:38:18 Nachmittag »
Usul hat eigentlich schon Vieles geschrieben. Das Wichtigste ist erstmal die Passform. Du glaubst gar nicht, wie unterschiedlich Helme bzw. Kopfe geformt sind und nicht alles harmoniert gleich gut miteinander. Von daher: Auf jeden Fall vorab aufprobieren. Hier in München gibts ja zum Glück ein paar Möglichkeiten ;)


Wenn die Passform stimmt, ist der Rest eher Geschmackssache. Die großen Hersteller bauen da allesamt ziemlich gute Helme. Schau dich bspw. mal bei Anon, Smith, Bern, Giro, POC, usw. um
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