Autor Thema: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst  (Gelesen 1983 mal)

playjam

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Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« am: Juni 21, 2023, 10:47:09 Nachmittag »
Am Samstag machten wir früh morgens unseren traditionellen Wurmbergaufstieg (wenn wir nicht mindestens sieben Mal im Jahr den Wurmberg hochwandern, fehlt uns was). Auf halber Strecke zwischen Mittelstation und Gipfel trafen wir auf zwei schlafende Windschweine - wir haben uns sehr schnell voneinander wegbewegt... auf beiden Seiten voll Respekt  ;)

Am Gipfel angekommen mussten wir feststellen, dass der Wurmbergkiosk noch nicht für den Frühstückskaffeee auf hatte (wir sind wohl zu schnell gerannt), also haben wir uns die Bergwelten angeschaut. Als meine Tochter noch lütt war, haben wir uns dort häufiger aufgehalten. Seitdem hat sich auch einiges getan, insgesammt sehr beliebt geworden - echter Anziehungspunkt. Da wir noch Zeit hatten, haben wir auch die Schilder gelesen und diese Perle entdeckt:

4281-0

Zitat
Liebe Waldbesucherinnen und Waldbesucher,

Sie fragen sich wahrscheinlich, was hier am Wurmberg im Wald gerade passiert und warum die umliegenden Wälder anders aussehen.

Von Niedersachsens höchstme Berg schauen Sie in Richtung Norden, Westen und Osten in die Flächen im Nationalpark Harz. Dieser hat per Gesetz den Auftrag nicht mehr in das Geschehen der Natur einzugreifen. Deshalb hat sich der Borkenkäfer ungehindert entwickelt, so dass aktuell weite Teile der Fichtenwälder am Brocken und Achtermann abgestorben sind.

Im Süden und Westen sehen Sie die Flächen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Hier arbeitet das Forstamt Lauterberg in der Försterei Braunlage nach den Grundsätzen der langfristigen ökologischen Waldentwicklung (LÖWE-Programm). Die bewirtschafteten Wälder dienen nicht allein dem Naturschutz, sie liefern wertvollles Holz, gestalten Erholungsräume, sorgen für sauberes Trinkwasser und Schutz vor Erosion und erfüllen ebnefalls wichtige Naturschutzziele.

Dass der Harz heute vorwiegend aus so großen Fichtenwäldern besteht, geht auf lange und bewegte Geschichte zurück. Bergbau und vor allem die Übernutzeung im Zuge der Reparationen in der Nachkrigszeit schafften riesige Freiflächen, die in eine, großen Kraftakt wieder aufgeforstet wurden. Nur Fichtensaatgut stand ins ausreichenden Mengen zur Verfügung, die rauen Bedingungen auf den riesigen Freiflächen schlossen die meisten andern Baumarten aus und zudem benötigte Deutschland nach dem Krieg enorme Mengen an Holz für den Wiederaufbau.
Was aus dern Not entstanden war, hat lange Zeit das Landschaftsbild im Harz geprägt. Der Harz befindet sich jedoch schon seit längerem in einem Wandel. Seit mehr als 30 Jahren entwickeln die Niedersächsischen Landesforsten aus diesem Fichtenwäldern schonend und behutsam die nächste Waldgeneration, die aus Mischwald bestehen soll. Försterinnen und Förster pflanzen Buchen, Douglasien, Bergaharne und viele andere Bäume im Schutze der alten Fichten. Ihr Schatten ist wichtig für die Entwicklung der jungen Bäume und schützt sie vor Frost, vor Hitze und zu viel Sonne. In dieser behutsamen Entwicklung hat die Beschleunigung des Klimawandels mit den ungewöhnlichen Wetterextremen schwerwiegende Folgen.

Ohne Eingreifen des Menschen vermehrt sich der Borkenkäfer ungebremst. Die Fichten werden buchstäblich aufgefressen, verlieren ihre Nadeln, sterben ab und erscheinen dann erst rötlich und schließlich grau als Totholz. Es entstehen Bedingungen, unter denen sich vor allem Fichten von allein ansamen, wenn nicht Mischbaumarten gepflanzt werden.

In bewirtschafteten Wäldern wollen wir den Waldumbau zu Mischwäldern aktiv gestalten, damit sie besser für den Klimawandel gewappnet sind. Im  Rahmen einer eigendynamischen Entwicklung, die dem Borkenkäfer in Fichtenwäldern folgt, ist dies nicht möglich.

Vom Borkenkäfer frisch ebfallene Bäume werden daher schnell entfernt, um eine weitere Ausbreiteung der Käfer zu verhindern. Durch diese Waldschutzmaßnahme entstehen leider aktuelle große Fällungslöcher am Wurmberg. Sie werden in den nächsten Jahren mit Mischbaumarten wieder aufgeforstet.

Falls Sie Fragen an uns haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Unserer Kontaktdaten finden Sie im Netz unter landesforsten.de oder sprechen Sie uns im Wald persönlich an!

« Letzte Änderung: Juni 21, 2023, 11:14:38 Nachmittag von playjam »

Max

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #1 am: Juni 22, 2023, 08:55:34 Vormittag »
Durchaus interessant, wobei zumindest für uns hier im Forum eigentlich nichts Neues darin steht.

Wie war denn grundsätzlich Dein Eindruck vom Wurmberg bei der Wanderung? Wir waren ja zuletzt Anfang Mai oben und fanden, dass sich überall etwas tut, weiterentwickelt und renoviert wird und der Wald insbesondere um die Mittelstation herum offenbar aufgeräumt bzw. vom Totholz komplett befreit wird.

Mit dem hohen Gras und der nun weiten Sicht zwar noch immer etwas gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls mehr so erschreckend, wie noch vor einigen Jahren befürchtet — insgesamt sieht's halt anders aus als man es gewohnt war, so jedenfalls unser Eindruck.

Nordharzer

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #2 am: Juni 22, 2023, 11:38:28 Vormittag »
Am Samstag machten wir früh morgens unseren traditionellen Wurmbergaufstieg (wenn wir nicht mindestens sieben Mal im Jahr den Wurmberg hochwandern, fehlt uns was). Auf halber Strecke zwischen Mittelstation und Gipfel trafen wir auf zwei schlafende Windschweine - wir haben uns sehr schnell voneinander wegbewegt... auf beiden Seiten voll Respekt  ;)

Am Gipfel angekommen mussten wir feststellen, dass der Wurmbergkiosk noch nicht für den Frühstückskaffeee auf hatte (wir sind wohl zu schnell gerannt), also haben wir uns die Bergwelten angeschaut. Als meine Tochter noch lütt war, haben wir uns dort häufiger aufgehalten. Seitdem hat sich auch einiges getan, insgesammt sehr beliebt geworden - echter Anziehungspunkt. Da wir noch Zeit hatten, haben wir auch die Schilder gelesen und diese Perle entdeckt:

(Dateianhang Link)

Zitat
Liebe Waldbesucherinnen und Waldbesucher,

Sie fragen sich wahrscheinlich, was hier am Wurmberg im Wald gerade passiert und warum die umliegenden Wälder anders aussehen.

Von Niedersachsens höchstme Berg schauen Sie in Richtung Norden, Westen und Osten in die Flächen im Nationalpark Harz. Dieser hat per Gesetz den Auftrag nicht mehr in das Geschehen der Natur einzugreifen. Deshalb hat sich der Borkenkäfer ungehindert entwickelt, so dass aktuell weite Teile der Fichtenwälder am Brocken und Achtermann abgestorben sind.

Im Süden und Westen sehen Sie die Flächen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Hier arbeitet das Forstamt Lauterberg in der Försterei Braunlage nach den Grundsätzen der langfristigen ökologischen Waldentwicklung (LÖWE-Programm). Die bewirtschafteten Wälder dienen nicht allein dem Naturschutz, sie liefern wertvollles Holz, gestalten Erholungsräume, sorgen für sauberes Trinkwasser und Schutz vor Erosion und erfüllen ebnefalls wichtige Naturschutzziele.

Dass der Harz heute vorwiegend aus so großen Fichtenwäldern besteht, geht auf lange und bewegte Geschichte zurück. Bergbau und vor allem die Übernutzeung im Zuge der Reparationen in der Nachkrigszeit schafften riesige Freiflächen, die in eine, großen Kraftakt wieder aufgeforstet wurden. Nur Fichtensaatgut stand ins ausreichenden Mengen zur Verfügung, die rauen Bedingungen auf den riesigen Freiflächen schlossen die meisten andern Baumarten aus und zudem benötigte Deutschland nach dem Krieg enorme Mengen an Holz für den Wiederaufbau.
Was aus dern Not entstanden war, hat lange Zeit das Landschaftsbild im Harz geprägt. Der Harz befindet sich jedoch schon seit längerem in einem Wandel. Seit mehr als 30 Jahren entwickeln die Niedersächsischen Landesforsten aus diesem Fichtenwäldern schonend und behutsam die nächste Waldgeneration, die aus Mischwald bestehen soll. Försterinnen und Förster pflanzen Buchen, Douglasien, Bergaharne und viele andere Bäume im Schutze der alten Fichten. Ihr Schatten ist wichtig für die Entwicklung der jungen Bäume und schützt sie vor Frost, vor Hitze und zu viel Sonne. In dieser behutsamen Entwicklung hat die Beschleunigung des Klimawandels mit den ungewöhnlichen Wetterextremen schwerwiegende Folgen.

Ohne Eingreifen des Menschen vermehrt sich der Borkenkäfer ungebremst. Die Fichten werden buchstäblich aufgefressen, verlieren ihre Nadeln, sterben ab und erscheinen dann erst rötlich und schließlich grau als Totholz. Es entstehen Bedingungen, unter denen sich vor allem Fichten von allein ansamen, wenn nicht Mischbaumarten gepflanzt werden.

In bewirtschafteten Wäldern wollen wir den Waldumbau zu Mischwäldern aktiv gestalten, damit sie besser für den Klimawandel gewappnet sind. Im  Rahmen einer eigendynamischen Entwicklung, die dem Borkenkäfer in Fichtenwäldern folgt, ist dies nicht möglich.

Vom Borkenkäfer frisch ebfallene Bäume werden daher schnell entfernt, um eine weitere Ausbreiteung der Käfer zu verhindern. Durch diese Waldschutzmaßnahme entstehen leider aktuelle große Fällungslöcher am Wurmberg. Sie werden in den nächsten Jahren mit Mischbaumarten wieder aufgeforstet.

Falls Sie Fragen an uns haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Unserer Kontaktdaten finden Sie im Netz unter landesforsten.de oder sprechen Sie uns im Wald persönlich an!


Ich finde es gut, dass die Landesforsten das Kind beim Namen nennen und den starken Borkenkäferbefall dem NP ankreiden, der das ja immer abstreitet, allen voran ihrem Oberguru Knolle!

playjam

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #3 am: Juni 22, 2023, 12:58:25 Nachmittag »
Wie war denn grundsätzlich Dein Eindruck vom Wurmberg bei der Wanderung?

Wir wandern bevorzugt früh morgens hoch, bevor die Sonne zu stark wird. Mein Hauttyp wird schnell rot und wenig braun. Man hat jetzt nur noch wenig Schutz vor der Sonne beim Aufstieg. Dafür hat man aber eine sehr schöne Heidelandschaft. Im Gegensatz zum Nationalpark trifft man hier auch auf eine vielfältige Vogelwelt. An den Rändern des Restwaldes sieht man noch häufig die Tannenmeisen. Auf der Heidelandschaft schwirren die Baumpieper. Wir meinen sogar ein Zitronenzeisig Pärchen gesehen zu haben, was schon ziemlich besonders wäre, sollten wir diese korrekt identifiziert haben.

Den Rückweg haben wir an der Schierke 2000 Gedenkstätte vorbei entlang des Kolonnenweges zum Hexenritt-Parkplatz. Kleiner und Großer Winterberg sehen ziemlich desolat aus. Der Winterbergsattel und der Kleine Winterberg sind freigeschlagen. Da ist z.Z. nichts Schützenswertes, aber ich habe keine Hoffnung, dass man sich in Wernigerode schnell genug bewegt, dass man diese Vorlage verwenden könnte.

Am Hexenritt-Parkplatz sind wir dann unterhalb des Sesselliftes an zwei Hochsitzen vorbei mit kurzem Schlenker nach oben in Richtung Tal. Dort wandert man wie früher im Wald.

x86

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #4 am: Juni 22, 2023, 02:13:35 Nachmittag »
Wo ist denn die Schierke 2000-Gedenkstätte? Ich dachte immer, die wäre am Parkhaus in Schierke bzw. das Parkhaus selbst ;)

playjam

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #5 am: Juni 23, 2023, 07:47:00 Vormittag »
Wo ist denn die Schierke 2000-Gedenkstätte? Ich dachte immer, die wäre am Parkhaus in Schierke bzw. das Parkhaus selbst ;)

Das Schierker Loipenhaus war der erste Baustein des ehemaligen Schierke 2000 Konzeptes. Das Loipenhaus steht direkt auf dem ehemaligen Todesstreifen (auch Zonengrenze oder Nationalmonument Grünes Band genannt). Leider gab es jahrzehntelang keine funktionierende Betreiberlösung. Als wir am späten Vormittag daran vorbei gewandert sind, war das Loipenhaus zu unser Überraschung geöffnet. Seit 2021 betreibt der Verein Skisport und Naturschutz im Harz e.V. das Loipenhaus.

Harzterix

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Re: Morgenrunde auf dem Wurmberg, Blick auf Nationalpark & Landesforst
« Antwort #6 am: Juni 26, 2023, 01:21:25 Nachmittag »
Ich muß der Aussage der Landesforsten auf dem Schild widersprechen!
Ich habe selber in meinen Kindertagen noch die "Kulturfrauen" bei der Arbeit gesehen und begleitet, erst wurden Fichten nach der Richtschnur gesetzt und nach ein paar Jahren, wenn dann sich die eine oder andere Birke, Eberesche, Buche oder was auch immer sich dazwischen gemogelt hatte, wurde mit der Astschere durchgegangen und alles was nicht Fichte war rigoros zurückgeschnitten!
Also von wegen es gab nichts nderes als Fichtensamen und damit Pflänzchen, es sollte gar nichts anderes groß werden und wachsen!