Ich habe mich in letzter Zeit mal wieder insensiver mit Tourismussituation und Fewo-Markt im Harz/Braunlage beschäftigt.
Mein Eindruck:
Es ist
Harz-Allgemein ein dünner Aufschwung zu verzeichnen, dennoch kann man nicht von einer nachhaltigen Wende sprechen. Die Orte
Altenau, Hohegeis Hahnenklee und Wildemann betrachte ich nach wie vor als hoffnungslos.
St. Andreasberg kritisch, trotz positiven Ansätzen. Der Ort hat nichts Eigenständiges attraktives zu bieten außer dem MSB. Die Sommerrodelbahn ist jedoch veraltet und im Winter spielt er zukünftig immer weniger eine tragende Rolle. An das Luxusresort glaube ich nicht, der Flüchtlingsmarkt ist zu verlockend, was auch für andere abgewirtschaftete Harzherbergen gilt.
Gut aufgestellt auf ihre jeweils eigene Art sind im Sommertourismus
Ilsenburg und Wernigerode. Hier gibt es quasi keine Fewo zu kaufen und wenn, dann mit Preisen >1500€/qm.
Bad Harzburg hat in Folge des Einwohnerschwundes schwere Infrastrukturprobleme im Ort außerhalb der Kurzone, welche die Attraktivität des Ortes nachhaltig tangieren. Die Geschäftsstraße ist leider ebenfalls unattraktiv wie in fast allen Orten außer WR, GS und Bad Lauterberg.
Bad Sachsa habe ich vor 3-5 Jahren touristisch als "geht noch" eingestuft - der Ort baut jetzt allerdings stark ab. Immer mehr Geschäfte haben in den letzten 3 Jahren aufgegeben.
Eine gute Flaniermeile ist jedoch für den Tourismus eines der wichtigsten Kriterien - sozusagen das sichtbare Aushängeschild.
Allein in Braunlage sehe ich die 50% Chance einer nachhaltigen Wende. Dafür braucht es jedoch dringend drei Maßnahmen, die nach wie vor stocken:
1. Die Flächengestaltung von der Hauptkreuzung zum Kurpark.
2. Ein Ringstraßensystem in der Innenstadt, damit die Geschäftsstraße neu gestaltet werden kann und einen Aufschwung erfährt.
3.
Es braucht ganzjährige- und Sommer Freizeiteinrichtungen. Hier ist Brl ziemlich schlecht aufgestellt. Der Wurmberg hilft da nicht, denn im Sommer ist er gegen den Brocken nicht wettbewerbsfähig. Der Bike-Park generiert zudem kaum Übernachtungsgäste.
Es fehlt in Brl ein riesiger Abenteuer- und Wasserspielplatz für Kinder und ein großes Familien-Freizeitareal. Ein solches könnte im hinteren Teil des großen Kurparks entstehen und den Park insgesamt beleben.
Insgesamt braucht es im Oberharz mehr Wasserfreizeitflächen. Solche könnten in die zahlreichen
Wasserregal-Seen integriert werden, was wg. des Welterbes jedoch unwahrscheinlich ist. Andererseits hapert die Vermarktung des Wasserregals - und ich bin der Meinung, dass man hier ein integratives Konzept entwickeln muss, umd die Touristen dafür zu begeistern. Eine moderne Kombination mit Wasserfreizeit sehe ich als unerlässlich an. Damit wäre eine interessante Saisonverlängerung gegenüber einer reinen Badesaison gegeben.
Im Vergleich sind die Sauerland-Stauseen die meistbesuchtesten und beliebtesten Freizeitseen in NRW und stärken den Sauerland-Tourismus nachhaltig.
Die Alternative für Braunlage wäre die Anlegung eines eigenen Freizeit- und Badesees durch Aufstauung der Bode zwischen Kläranlage und Weisser Brücke oder des Brunnenbachs beim Campingplatz. Beide Gebiete sind allerdings Naturschutz und FFH Gebiet.
Angesichts des Klimawandels muss Brl den Sommertourismus stärken, hier passiert derzeit jedoch fast nichts, was Knolle & Co zurecht kritisieren (wenn auch polemisch) und allein vor dem Hintergrund den Winterausbau zu verhindern. Einen Freizeitsee würde Knolle mit Sicherheit genauso massiv kritisieren.
Brls Problem sind die chronisch klammen Kassen. In Folge dessen, hapert es mit einem neuen Wurmbergturm und an allen anderen seit langen geplanten Maßnahmen. Es geht von den Offiziellen insgesamt zu langsam vorwärts.
Rasant entwickelt sich derzeit jedoch der Fewo-Markt in Brl. Hier haben Modernisierungen in den letzten 3 Jahren geboomt! Man kann nicht mehr von einem rückständigen Markt sprechen - im Gegenteil - das Ausstattungsniveau ist mittlerweile sehr hoch mit vielen neuen Bädern und Top-Einrichtungen. Hier steht der etablierte Markt unter Druck. Wer nicht nachzieht, hat keine Chance mehr - selbst mittelgut ausgestatte Herbergen bekommen bei der Fülle an Top-Angeboten wettbewerbsprobleme.
Schaut Euch mal die Fewo-Portale an:
https://www.fewo-direkt.de/urlaub-ferienwohnung-ferienhaus/deutschland/braunlage/r711http://www.traum-ferienwohnungen.de/europa/deutschland/brockengebiet/braunlage/karte.htmhttp://www.harz-travel.de/suchen/suchergebnis.php3Im Harz sind ca. doppelt so viele Fewo gelistet wie im Sauerland, obwohl die Übernachtungszahlen in beiden Regionen ungefähr ähnlich sind.
Ich sehe in Brl mittlerweile ein zu hohes gutes Angebot gegenüber einer zu geringen Nachfrage, weshalb die Offiziellen dringend handeln müssen, um das zarte Pflänzchen weiter wachsen zu lassen - vor allem im Sommertourismus.
Andernfalls droht eine sich entwickelnde Immobilien-Blase zu platzen! Wenn man berücksichtigt, wie lange die Winterplanungen gedauert haben, dann rechne ich leider erst in 2030 mit Sommer-Ergebnissen...
Ich würde mich freuen, Eure Meinungen zur Sommer- und Ganzjahressituation zu hören und freue mich auf die Diskussion.