Schierkes Vorbild im Sauerland (27.11.2014)
Spannend finde er das Konzept, mit dem in Willingen die Ettelsberg-Seilbahn betrieben wird. "Mehr als 100 Unternehmer haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, die diese Seilbahn betreibt." Das Modell könnte als Vorbild für die geplante Schierker Anlage am Kleinen Winterberg dienen. [...]
Bemerkenswert sei auch die Tourist-Info in Willingen. "Sie befindet sich zentral im Ort, über einem Kino, direkt neben der Eislaufbahn", sagt der Brockenwirt. "Das Eisstadion ist übrigens bis auf sieben Wochen das ganze Jahr über geöffnet."
Die 6000-Einwohner-Stadt Willingen habe ähnliche Voraussetzungen wie Schierke, sagt Ralf Grimpe von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Er hat die Fahrt organisiert. "Ich sehe diesen Service als Kernaufgabe der IHK-Arbeit", so Grimpe. Willingen und Schierke verbinden einige Gemeinsamkeiten: Der nächstgelegene Wintersportort Winterberg liegt nur wenige Kilometer entfernt - in Nordrhein-Westfalen, einem anderen Bundesland. "Trotzdem gelingt die Kooperation mit Winterberg", so Grimpe.
[...]
Nicht alles sollten die Harzer aus dem Sauerland übernehmen. "Willingen hat viele Bettenburgen und ein gewisses Ballermann-Image", sagt er. "Im Gespräch mit den dortigen Unternehmern wurde deutlich, dass sie dieses Bild ablegen wollen, um Familien nicht abzuschrecken."
1. Das will ich sehen, dass sich im Harz 100 Unternehmer zusammenschließen für den Seilbahnbau... dafür braucht es eine grundlegende andere Einstellung. Die Seilbahngesellschaft in Willingen ist übrigens bereits über 40 Jahre alt. Die Gesellschaft hat sich 1970 gegründet zum Bau der DSB, dem Vorgänger der 8EUB.
2. Die Eishalle Willingen ist die einzige im Radius von 60km (und hat im Gegensatz zu Schierke nicht mit Braunlage und Bad Sachsa zwei weitere Hallen als unmittelbare Konkurrenz. Schierke wird zudem mit offener Konstruktion keinen Sommerbetrieb durchführen können.
3. Was Willingen und Schierke als Gemeinsamkeiten/Ähnlichkeiten haben - kann ich nicht erkennen. Was hier vorwiegend geografisch benannt wird, ist "wischschiwaschi" und spielt touristisch eher keine Relevanz. Richtig ist allerdings, dass die Sauerländer trotz härtester innerer Konkurrenz Willingen/Winterberg ( die Orte hassen sich gegenseitig) nach Außen überall dort kooperieren, wo es sinnvoll ist. Die Sauerland-Übermacht in NRW hätte den kleinen Willinger Sauerland-Anteil auch problemlos ausgrenzen können.
4. Was der IKH-Mann Grimme über den Ballerman-Tourismus sagt ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten völliger Blödsinn und für eine IHK vielmehr eher unverzichtbar!!!
Der Partytourismus generiert ein Drittel der Willinger Übernachtungen (ca. 400.000) und ca. 50% des Bruttosozialprodukten in Willingen!!! Viele andere Destionationen neiden Willingen um dieses Segment trotz der Exzesse, denn wo viele Orte in den Mittelgebirgen außerhalb der Ferien und in der Nebensaison erhebliche Buchungslücken aufweisen, hat Willingen ganzjährig fast alle Wochenenden gute belegt. Ich war vergangenes WoE in Willingen und auch in Winterberg. Während Winterberg wie ausgestorben wirkte, waren in Willingen die Geschäfte auch So. geöffnet mit regem Treiben in der Einkaufsstraße. Wo gibt es das sonst im Nov.?!
Mit diesem Gästemix ist Willingen für den Klimawandel bestens gerüstet, da der Ort nur ca. 25% Winteranteil hat. Winterberg hat 50% Winteranteil und entsprechend nervös haben die dortigen Skilifte jetzt sogar in Snowmaker investiert.
In Sachen Infra/Ostsstruktur gibt es übrigens keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Oberharz. Während dort massiver Leerstand vorherscht oder wie in Schierke quasi gar keine Geschäfte vorhanden sind, gibt es in Willingen eine ca. 1,1km lange florierende Geschäftsstraße ohne Leerstand.
Ich habe in dem Harzer Bericht die realistische touristische Einschätzung vermisst, nämlich dass den Harz und das Sauerland hinsichtlich touristischer Infrastruktur Welten trennen!!!
Die zahlreichen 4*-Hotels werden vielmehr als "Bettenburgen" abgekanzellt. Spricht da nicht eher ein verdrängter Neid?!
Es gibt eigentlich nur eine echte Bausünde, nämlich der Betonklotz "Kurhotel Hochsauerland 2010", welches allerdings eine ehemalige Wickerklinik gewesen ist und nach der Kurreform der gesetzlichen Krankenkassen Ende der 90iger zu einem Hotel umgewandelt wurde.
Der ehemals berühmt-berüchtigte "Sauerlandstern" (1100 Betten) ist architektonisch sogar in Bezug zu seiner Größe gelungen und mittlerweile eines der größten und modernsten Kongresshotels in D mit einem eigenen Kongresszentrum für bis zu 1000 Personen. Zuletzt hatte "Ford Europa" dort 3 Wochen! getagt.
Videos über Willingens Touristische Infrastruktur siehe hier:
Imagefilm:
https://www.youtube.com/watch?v=7xVPIYfhA0YFreizeitwelt:
https://www.youtube.com/watch?v=28h7hAAPcsADie Ettelsbergseilbahn macht 75% Umsatz im Sommerbetrieb und erschliesst das wohl schönste Wandergebiet des Sauerlands mit 22.000 ha autofreiem Waldgebiet rund um die höchsten Sauerlandgipfel Hoppernkopf+Langenberg sowie Europas größter Hochheide. Der Sommerbetrieb ist eher das Schierker Sorgenkind, denn die Wanderwege rund um den Wurmberg sind nicht unbedingt der Brüller. Vielmehr hat der Wurmberg seit der Wende seine Sommerattraktivität weitgehend an die Brockenregion verloren.
Siggis Ettelsberg-Hütte hat jährlich 250.000 Besucher (welche Berghütte in den Alpen kann auch nur annähernde Zahlen vorzuweisen?!) und Siggi wurde kürzlich für den "Gastronomiepreis 2014" nominiert:
http://brilon-totallokal.de/?title=Mit+Feuerwasser+und+Hausmusik+zum+Erfolg&ind=news&id=18244Fazit: Ich kann dem Bericht in der Volksstimme nicht entnehmen, was Schierke letztendlich von Willingen lernen will?!