Autor Thema: Schierke 2000  (Gelesen 1366981 mal)

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #60 am: Juli 22, 2010, 10:50:05 Vormittag »
"Der kranke Mann am Brocken" - Das Thema "Ortskonzept Schierke" wird im Sommerloch doch noch einmal aufgegriffen:

Zitat
Oberbürgermeister Gaffert informiert Hauptausschuss über Eilentscheidung:
Rund 340 000 Euro für Schierke – Benzingerode muss warten
Von Regina Urbat

Wernigerode/Schierke. Die Entwicklung von Schierke hat Fahrt aufgenommen.

Nach dem fast einstimmigen Stadtratsbeschluss am 2. Juni, das von Prof. Wolf-Rüdiger Eisentrautt entwickelte Konzept langfristig umzusetzen (wir berichteten), folgten Gespräche mit der Regierung in Magdeburg und Landesinvestitionsbank. Die Reaktionen seien überaus positiv gewesen, so Oberbürgermeister Peter Gaffert in der gestrigen Sitzung des städtischen Hauptausschusses. Zum Ergebnis seiner knapp zweimonatigen Unterredungen: "Die Landesregierung hat sich deutlich dafür entschieden, Schierke als Schwerpunkt der touristischen Förderung zu sehen." Außerdem sei ihm versichert worden, dass vom Entwicklungskonzept-Paket mit einem Investitionsvolumen von mindestens 40 Millionen Euro, "33 Millionen Euro förderfähig sind". Gaffert: "Um Förderungen von der EU, die nur noch bis 2013 ausgereicht werden, rechtzeitig ausschöpfen zu können, wird von uns ein abenteuerliches Tempo verlangt". Bis Mitte September müsse in Magdeburg ein "hieb- und stichfestes Pauschalangebot eingereicht werden. Aus diesem Grund habe Gaffert von der Möglichkeit, eine Eilentscheidung zu treffen, Gebrauch gemacht und informierte gestern den Hauptausschuss darüber: "Die Stadtverwaltung hat 339 000 Euro für Planungen, Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten zur Verfügung gestellt – zur Vorbereitung, um noch in diesem Jahr Förderzusagen für Einzelprojekte zu bekommen."

Die "schmerzliche" Konsequenz: "Dafür müssen die 104 000 Euro für den geplanten Ausbau des Wiesenwegs in Benzingerode mit verwendet werden." Hinzu kämen Einnahmen aus Grundstücksverkäufen und von den Stadtwerken. Aber, so Gaffert abschließend: "Wir können die Summe ohne Nachtragshaushalt aufbringen und sparen so wertvolle Zeit." In der anschließenden Debatten befürworteten alle Ausschussmitglieder letztendlich die Eilentscheidung. Sie sei die logische Folge des Stadtratsbeschusses.

Vor dem Schulterschluss gab es ein kurzweiliges Wortgefecht. Karl-Heinz Mänz (CDU): Unter dem kränkelnden Schierke dürfen die anderen Orts- und Stadtteile nicht leiden." Siegfried Siegel (SPD) darauf: "Wer krank ist, braucht den Arzt". Das veranlasste Thomas Schatz (Linke), zu mahnen: "Wir sollten aufpassen, dass der Kranke trotz Doktor nicht zum Sargnagel wird." Heinrich Hamel (SPD) setzte nach: "Was bringt es, wenn man einen kostenträchtigen Patienten mit sich rumschleppt. Jetzt kann geholfen werden."

© Volksstimme 22.7.2010
URL: http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/lokalausgaben/wernigerode/?em_cnt=1767940

Das ist schön. Dem Artikel ist jedoch folgendes hinzuzufügen:

- 340 000 Euro hören sich zunächst toll an, sind als Budget der öffentlichen Hand im Jahr 2010 aber eher ein Pups im Wind. Davon kann man in Schierke vielleicht den abgebrannten Kurpark-Pavillon wieder aufbauen. Für mehr reicht das nicht.
- Für die geplanten 40 Millionen Euro Investitionsvolumen ist von Förderfähigkeit durch EU-Mittel die Rede. Laut Pressemeldungen von Anfang 2010 (Link habe ich leider gerade nicht parat) ist absehbar, dass die Mittel des offiziell bis 2013 laufenden EU-Förderprogramms bereits 2011 erschöpft sein werden. Bis 2011 steht in Schierke von den geplanten Maßnahmen genau gar nichts.

Erfreulicherweise ist in der Diskussion endlich mal vom "kränkelnden Schierke" die Rede. Das beschreibt die Situation endlich ehrlich, statt den Ort in Hochglanzprospekt-Texten zu umschreiben, und ist mehr als überfällig. Aus dem Spitznamen für das bröckelnde Osmanische Reich um die vorletzte Jahrhundertwende "Der kranke Mann am Bosporus" leite ich an dieser Stelle für Schierke die ironische Bezeichnung "Der kranke Mann am Brocken" ab ... das dürfte so lange den Nagel auf den Kopf treffen, wie in Schierke nicht investiert wird.

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #61 am: Juli 22, 2010, 10:42:45 Nachmittag »
Zitat
[...]
Aus diesem Grund habe Gaffert von der Möglichkeit, eine Eilentscheidung zu treffen, Gebrauch gemacht und informierte gestern den Hauptausschuss darüber: "Die Stadtverwaltung hat 339 000 Euro für Planungen, Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten zur Verfügung gestellt – zur Vorbereitung, um noch in diesem Jahr Förderzusagen für Einzelprojekte zu bekommen."
[...]

Mit den 339000 EUR wird demnach lediglich die konkrete Planung der Maßnahmen finanziert. Ich vermute die Handelnden sind sich wohl des Füllstandes der EU-Fördertopfes bewußt und haben deswegen mutig und beherzt aufs Gas getreten. Im Verhältnis zum potentiellen Gewinn aus meiner Sicht die richtige Entscheidung die sich hoffentlich auch auszahlt.

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #62 am: August 10, 2010, 10:26:37 Vormittag »
Zitat
Finanzminister und Investitionsbankchef zu Entwicklungsplänen für Schierke
Maas: "Die Präsentation von Herrn Gaffert war überzeugend"
Von Ingmar Mehlhose

Wernigerode/Schierke. Noch im August wird mit dem Abriss der Hotelruine "Wurmbergblick" begonnen. Bis Jahresende soll zudem in der maroden Kindertagesstätte des Ortsteils sanierungstechnisch einiges geschehen. Diese beiden konkreten Vorhaben nannte Peter Gaffert gestern Nachmittag im Beisein von Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn und Investitionsbankchef Manfred Maas. Beide waren zu einem Arbeitsbesuch speziell zum Investitionsschwerpunkt Schierke nach Wernigerode gereist. Der Oberbürgermeister im Senkgarten des Bürgerparks: "Wir haben heute Details besprochen." Zurzeit wird im Rathaus daran gefeilt, Vermessungs- und Planungsunterlagen zusammenzustellen, um im Herbst in Magdeburg einen "qualifizierten Antrag" vorzulegen. Gaffert: "Ich bin Herrn Maas dankbar für die guten Hinweise." Denn: "Das ist eine der größten Aufgaben, die für uns als Stadt vor uns steht."

Jens Bullerjahn konstatierte, dass sich die Wernigeröder und Schierker zum Thema Entwicklung des Ortsteils "sehr gut verstehen". Der SPD-Politiker: "Das ist nicht überall so im Land." Dieses Projekt muss ressortübergreifend vorbereitet werden, um es zum Erfolg zu führen. Der Finanzminister: "Sonst läuft sich der Oberbürgermeister die Füße wund." Bullerjahn warnte zudem davor, "große Ideen in die Welt zu setzen". Zugleich lobte er, "was hier in kurzer Zeit entstanden ist an Vorstellungen".

Laut Manfred Maas konnten in Wernigerode von 1991 bis heute rund 120 Millionen Euro Investitionen für die Erschließung der touristischen und wirtschaftlichen Infrastruktur bewegt werden. Dazu hat die Stadt etwa 75 Millionen Euro Fördergeld erhalten. Für Schierke gilt es jetzt, einen Masterplan zu entwickeln. Maas: "Wir reden konkret über Antragsschritte." Und: "Die Präsentation von Herrn Gaffert war überzeugend." Schließlich ist es nach den Worten des Bankchefs Ziel, "das Privatinvestoren nachziehen". Nachfragen von Interessenten gibt es. Einige davon "sehr konkret".

Wie Jens Bullerjahn ergänzte, wird momentan an einer soliden finanziellen Basis gebaut. Der Minister: "Ganz so weit sind wir noch nicht." Angesichts der auf allen Ebenen immer kleiner werdenden Fördertöpfe riet er: "Wer investieren will, sollte es sich bald überlegen. Nicht erst in fünf Jahren."

Peter Gaffert nannte übrigens auch einen übernächsten Schritt für Schierke. 2011 mit der Rekonstruktion zweier desolater Bodebrücken.

Copyright © Volksstimme.de 10.08.2010

Hurra, es geht in die Antragsphase! Vielleicht erweisen sich die schrumpfenden EU-Fördermittel ja noch als Katalysator für Schierke 2000! Lediglich die Warnung davor, "... große Ideen in die Welt zu setzen ...", macht mich hier stutzig. Die größte Investitionsidee für den Ort ist das Schierker Seilbahnprojekt. Sollte es im Rahmen des Entwicklungskonzepts von vornherein ausgeklammert werden, kann man auch gleich alles beim Alten belassen - inklusive Hotelruinen.

fubu_10

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 124
Re: Schierke 2000
« Antwort #63 am: August 10, 2010, 02:38:48 Nachmittag »

servuz,

nun, da scheinen die herren doch langsam den ernst der lage erkannt zu haben...
 
bin ja mal sehr gespannt wo die reise hingeht. wie harzwinter schon geschrieben
hat, ohne die seilbahn brauchts auch keine hotels.

allerdings, ich bräuchte die seilbahn auch ned unbedingt.

zum einen aus den früher erwähnten gründen, und zum anderen, es dauert
ca. 1h-1,5h bis zum wurmberg_gipfel. ne bessere erwärmung vorm fahren gibs doch
ned.  ;D

in diesem sinne

ride on

ps: nächste woche gehts auf die hohneklippe und auf den erdbeerkopf, bilder folgen.


"I've always been into powder, that's what I like riding, and now you've got to go farther to get it." - Craig Kelly

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #64 am: Oktober 28, 2010, 09:42:18 Vormittag »
Hat zwar nix mit Wintersport zu tun, ist zum Mitlesen aber vielleicht interessant. Ein norddeutscher Unternehmer investiert in Schierker Ferienhäuser und möchte in Schierke ein kleines Feriendorf und einen Adventure-Golfplatz errichten. Ob das was wird, steht genau so in den Sternen wie die Maßnahmen aus dem Eisentraut-Konzept. Der potenzielle Investor weist darauf hin, dass Schierke in den nächsten Jahren nicht einfach mit Hotelbetten zugeschmissen werden darf und dass der Ort mehr für junge Gäste und Familien tun muss.

Da der verlinkte Volksstimme-Artikel mal wieder auf die drei noch bestehenden Schierker Hotelruinen hinweist, würde es mich interessieren, ob die Schierker da nicht zur Selbsthilfe greifen könnten. Die Gebäude stehen seit mindestens 15 Jahren leer und verfallen. Hätten die Schierker die aus Holz und dünnen Mauern bestehenden Obergeschosse der (vorigen) Jahrhundertwende-Bauten seit deren Schließung kontinuierlich in kleinen Schritten in Eigenregie demontiert und zurückgebaut (lokale Rentner- oder Jugendinitiative - Leute, die die Zeit haben), könnten alle Gebäudeteile bis aufs massive Sockelgeschoss schon weg sein. Bei der Beseitigung von Schandflecken auf externe Hilfe zu hoffen hilft Schierke auch nicht weiter.

Max

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3276
    • Indiku
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #65 am: Oktober 28, 2010, 10:10:30 Vormittag »
Hört sich eigentlich recht gut an — meiner Meinung nach hat er auch vollkommen recht damit, dass der Harz mehr für junge Leute und Familien tun muss um auch in Zukunft weiterhin regelmäßig Gäste zu haben. Momentan wird zu viel auf Rentner und den Wandertourismus ausgelegt, was ja an sich nicht schlimm ist, jedoch gibt es durchaus noch Potential in anderen Bevölkerungsgruppen, die auch dort ihr Geld ausgeben würden, wenn denn ein vernünftiges Angebot bestehen würde.

Irgendwie hört es sich für mich aber schon wieder danach an, als wenn dort einiges am Verwaltungsaufwand scheitern würde — Statt solche Investoren willkommen zu heißen und ihnen dabei zu helfen Großprojekte entsprechend schnell umzusetzen wird gewartet bis diese ihr Geld anderswo ausgeben.

Im übrigen ist mir selber schon häufiger aufgefallen, dass junge Leute wie ich (25) meistens nicht so zuvorkommend behandelt werden wie die älteren, vermeintlich wohlhabenderen - woran das liegt kann ich nicht sagen, vielleicht schlechte Erfahrungen, aber ich fühle mich selber doch regelmäßig unfair behandelt, denn nicht jeder junge Mensch ist arm oder randaliert herum.

Es gibt genügend, die sich ihre Freizeit einiges kosten lassen und das auch können, von daher sollte da meiner Meinung nach gerade im Hinblick auf die Zukunft mal ein Umdenken stattfinden, denn Leute die in jungen Jahren unfreundlich behandelt werden und sich nicht willkommen fühlen werden höchstwahrscheinlich auch 10 Jahre später mit ihren Familien nicht wiederkommen.

Ein Beispiel: Meine Freundin und ich haben letzten Winter in Braunlage übernachtet und wollten Morgens bevor wir wieder abgereist sind noch gemütlich dort frühstücken gehen. Wir landeten dann in einem sehr auffälligen Lokal, welches recht zentral gelegen ist, ohne nun Namen nennen zu wollen. Dort war niemand drin um halb 11 Morgens und zwei Bedienungen zogen sich in der Küche zurück, sodass wir erst annahmen, dass dort niemand sein würde. Nach etwa 10 Minuten kam die Bedienung dann an unseren Tisch — inzwischen war die Frühstückszeit um ca. 5 Minuten überschritten. Ohne uns zu begrüßen fragte sie dann was wir wollen und als ich fragte, ob es noch möglich sei zu frühstücken antwortete sie recht leise und undeutlich mit "Ja, muss ich Euch ja machen..". Das Frühstück selber war dann auch okay — recht teuer für das, was es gab, aber sonst okay. Während wir frühstückten kam dann allerdings eine Gruppe von 4 älteren Leuten herein und ich war überrascht wie freundlich die Bedienung plötzlich sein konnte — Frühstück hat sie ihnen dann auch "sehr gerne" noch gemacht.

Das nur als Beispiel, dass der Harz sich deutlich mehr um junge Leute kümmern sollte — ich persönlich fühle mich dort trotzdem wohl, allein weil die Landschaft einfach schön ist und man ohne weit fahren zu müssen Boarden kann, aber wenn man Freundlichkeit und Service aus anderen Touristenregionen kennt, dann ist man doch erschrocken, wenn man als zahlender Gast mehrmals so behandelt wird. :-)

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #66 am: Oktober 28, 2010, 10:14:33 Nachmittag »
Hier doch ein Zitat des Artikels, weil einiges zum "Integriertes Ortsentwicklungskonzept Schierke", welches unter anderem die Schierker Seilbahn zum Wurmberg enthält, erwähnt wird.

Volksstimme.de 28.10.2010: Ferienpark und eine Golf-Anlage, "weil ich in Schierke verliebt bin"
Zitat
"Integriertes Ortsentwicklungskonzept Schierke", kurz IOS, heißt der Plan seit Herbst 2009. Die Bewohner warten seither darauf, dass ihre Zukunft beginnt. Matthias Braun, Feriengast und bereits Investor am Hermann-Löns-Weg, möchte zwei weitere Projekte umsetzen. Bis zu fünf Millionen Euro will der Norddeutsche für eine Golf-Anlage und ein Feriendorf ausgeben.

[...]

Matthias Braun hegt inzwischen erste Zweifel, ob man ihn überhaupt haben will. Zumal er das von Prof. Dr. Wolf R. Eisentraut entwickelte "Integrierte Ortsentwicklungskonzept Schierke" kritisch betrachtet. Das von sonst allen für gut befundene IOS des Berliner Architekten, "halte ich für den falschen Weg". Seine Sorge: "Ich habe die große Angst, dass man viel Geld anfasst, in den Ort hineinschmeißt und es dann versickert." Und dies nur, weil die Chance auf Förderung zeitlich begrenzt ist. Der Mittvierziger: "Es ist sinnvoller, weniger zu nehmen und auf kleinere Vorhaben zu setzen." Diese müssten sich von innen heraus entwickeln. Ein neues Hotel als "die große Lösung" bewertet der Geschäftsmann deshalb skeptisch. Zumal in Schierke trotz der abgerissenen Ruine des "Wurmbergblicks" noch immer drei seit langem leerstehende Häuser verfallen.

Ein weiterer wunder Punkt im Konzept ist für Matthias Braun die Konzentration auf ältere Gäste. "Man muss doch auch an die jungen zahlungskräftigen Familien denken", lautet sein Einwand.

[...]


Matthias Braun möge die 5 Millionen bitte für eine Seilbahn und ein paar Pisten ausgeben, das ist was junge zahlungskräftige Familien wirklich wollen, zumindest diese hier ;D

@Max
Freundlichkeit und Service ist für Deutschland ein relativ neues Konzept, früher hieß es deswegen auch "Servicewüste Deutschland". Mittlerweile hat sich das aufgesetzte Zwangsgrinsen des Bedienpersonals in den meisten Orten durchgesetzt. Im Harz ist es hingegen noch etwas "echter" geblieben. Man muss halt damit rechnen, das man etwas stoffelig empfangen wird, das hat aber auch Vorteile, z.B. das Essen ist häufig noch echt frisch zubereitet und nicht wie so oft in der Plastiktüte im Wasserbad erhitzt.  ;)

Das mit dem Alter, das ist leider so, nicht nur im Harz und nicht nur in Deutschland  :( Am besten ignorieren...

 

Max

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3276
    • Indiku
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #67 am: Oktober 29, 2010, 06:49:40 Vormittag »
Stimmt wohl — beides hat seine Vor- und Nachteile! :-)

Aber es scheint auch wirklich Alternativen zu geben — ganz klare Empfehlung auf jeden Fall für das Rodelhaus am Wurmberg! Weiß nicht, wie es dort früher war, aber nun wo die jüngere Generation ihre Ideen mit einbringen darf scheint die Freundlichkeit nicht einmal aufgesetzt zu sein, jedenfalls hatte ich nicht das Gefühl.

5 Millionen in neue Pisten am besten mit Sessellift zu investieren ist genau das, was junge Familien wollen. Ich weiß nicht genau inwiefern sich sein Golf-Konzept davon unterscheidet, aber es gibt doch in Benneckenstein schon einen Crossgolf-Platz, was ja ziemlich ähnlich sein dürfte, wenn ich das so recht verstanden habe. Also ganz klar — das Geld sollte er besser anlegen und uns eine Freude damit machen! :-)


Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #68 am: Oktober 29, 2010, 01:09:30 Nachmittag »
Nun besteht da nur noch das winzige Problemchen, dass sich mit 5 Millionen Euro noch nicht mal eine Sesselbahn samt Piste finanzieren lassen ... Mit dem Konzept Seilbahn plus 1 Sessel plus 1 Schlepper (o.ä.) plus Pisten plus Beschneiung ist man eher mit dem sechs- bis zehnfachen Volumen dabei. Herr Braun könnte ins Finanzierungsgremium einsteigen. Ich vermute aber mal, dass er kein Skifahrer ist.

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #69 am: Oktober 29, 2010, 08:37:44 Nachmittag »
Nun besteht da nur noch das winzige Problemchen, dass sich mit 5 Millionen Euro noch nicht mal eine Sesselbahn samt Piste finanzieren lassen ...

Man kann ja erst einmal mit einer dorfnahen Skiwiese ähnlich der Braunlager Rathauswiese anfangen. In der Nebensaison kann man mit ein paar Events auch gut Gäste anlocken, z.B. Nackt-Snowboarding in Kooperation mit dem MDR. Mit Liftausstattung und Beschneiungsanlagen aus zweiter Hand wären von den 5 Millionen Euro auch ausreichend Kapital für den Betrieb für ein paar Jahre über...  ;)

Andererseit, bei den Filmen bei denen Matthias Braun mitgewirkt hat, vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere Euro um ein bisschen mehr Piste zu finanzieren...

« Letzte Änderung: Oktober 29, 2010, 08:59:07 Nachmittag von playjam »

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #70 am: Oktober 29, 2010, 11:05:27 Nachmittag »
Man kann ja erst einmal mit einer dorfnahen Skiwiese ähnlich der Braunlager Rathauswiese anfangen.

Können könnte man in Schierke vieles, den Willen der Schierker vorausgesetzt. Wenn dort auch nur irgendeine Interesseninstitution in den letzten Jahren ernsthaft über eine dorfnahe, "richtige" Skiwiese als Ersatz für den Schreiberberghang nachgedacht hätte (z.B. am Waldparkplatz), hätten wir das auch irgendwo gelesen. Doch das war wohl nicht der Fall. Man müsste halt einige von den heiligen Harzer Brennholzfichten ihrem Zweck zuführen und einen 300 Meter langen Gebrauchtschlepper aufstellen.

... Nackt-Snowboarding in Kooperation mit dem MDR.

Pfui, nackischte Leute stören die Schierker Gäste im Rentenalter nun sicherlich ganz doll. Das schadet der heilen Welt, und dem Wald bestimmt auch. Sowas tut man dort nicht.  :)

Mit Liftausstattung und Beschneiungsanlagen aus zweiter Hand wären von den 5 Millionen Euro auch ausreichend Kapital für den Betrieb für ein paar Jahre über...  

Wir können in diesem Forum per Umfrage ja mal Wetten abschließen, wann dieser Sachverhalt jemals in Schierke verstanden wird ...

Die Filme unter Mitwirkung von Matthias Braun sind in der Tat recht hochkarätig. Als Du Deine Info eingestellt hattest, habe ich schon gedacht, es seien solche wie bei Peter Bond ...  ;)
« Letzte Änderung: Oktober 29, 2010, 11:08:42 Nachmittag von Harzwinter.de »

snowcat

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 183
Re: Schierke 2000
« Antwort #71 am: November 01, 2010, 09:09:29 Nachmittag »
Ach ja, die Harzer und der unbedingte Wille und die Kraft zur Innovation, zwei Welten prallen aufeinander... :'(

Da bleibt auch vor der neuen Saison wieder nur der neidvolle Blick in unser Nachbarmittelgebirge namens Sauerland, wo sie in Winterberg schon wieder mächtig aufrüsten... (www.skiliftkarussell.de). Zumindest außerhalb der rush hours (Weihnachtsferien/Karneval/Schönwetter-Wochenenden im Februar, aber da ist es im Harz ja bei Schneelage auch rappelvoll) muss man sagen, dass für alle West-Niedersachsen das mittlerweile eindeutig die attraktivere Alternative, auch für Tagesausflüge, ist. Wer zu spät kommt.....

Max

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3276
    • Indiku
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #72 am: November 02, 2010, 07:59:35 Vormittag »
Das sehe ich leider auch so — Jahr für Jahr werden dort Millionen investiert in neue Schneekanonen, Lifte und die Infrastruktur drum herum während im Harz viel geredet wird, aber nichts passiert. Wie gesagt, wir waren letzten Winter für 2 Tage einmal in Winterberg (die Fahrt dorthin ist von hier auch nur eine halbe Stunde länger) und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es so ein Skigebiet in einem Mittelgebirge gibt.

Einzig die Parkplatzsituation an einem Schneereichen Wochenende dort ist ein Alptraum — ich kann mich erinnern, dass es ewig gedauert hat ehe wir noch etwas gefunden haben. Im Harz waren wir immer etwas früher da, daher kann ich das nicht beurteilen, aber in Winterberg war das so ziemlich das Einzige, was mich wirklich gestört hat.

Was ich übrigens auch nicht verstehe ist, warum der Harz nicht mehr in unseren Nachbarländern wirbt — das Sauerland hat das offenbar erkannt und holt sich die zahlungskräftigen und äußerst trinkfreudigen Holländer an Land. Warum versucht der Harz nicht auch dorthin seine Fühler auszustrecken oder gar zu den Dänen, die wahrscheinlich auch Interesse haben könnten?

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #73 am: November 02, 2010, 10:19:23 Vormittag »
Was ich übrigens auch nicht verstehe ist, warum der Harz nicht mehr in unseren Nachbarländern wirbt — das Sauerland hat das offenbar erkannt und holt sich die zahlungskräftigen und äußerst trinkfreudigen Holländer an Land. Warum versucht der Harz nicht auch dorthin seine Fühler auszustrecken oder gar zu den Dänen, die wahrscheinlich auch Interesse haben könnten?

Tja, das touristische Westharzer Langzeitverhalten 1960 bis 1990 basierte auf der Erfahrung, dass die Wintergäste sowieso kommen und zahlen, egal ob man gute oder schlechte Infrastruktur für Skisport, Übernachtung und Gastronomie anbietet. Also ging man jahrzehntelang den Weg des geringsten Widerstandes. Das ist aus vielen Westharzer Köpfen nicht mehr herauszubekommen und hat die aktuelle touristische Situation dort geprägt. Um das zu ändern, bedarf es eines Generationswechsels, der - mit positiven Auswirkungen - zum Teil bereits stattgefunden hat.

Niederländische und dänische Wintersportler sind nach meiner persönlichen Beurteilung in der Tat zum Teil aus dem Harz abgewandert. Vor 10-20 Jahren waren dort im Winter viel mehr Autos mit gelben Kennzeichen unterwegs. Es gibt mittlerweile durchaus Engagements von Harzer bzw. niedersächsischen Tourismusinstitutionen in Dänemark und den Niederlanden, z.B. auf Touristikmessen wie der "Vakantiebeurs" in Utrecht oder der "Ferie for alle" in Herning/Jütland, aber auch in Form von zielgruppengenauen Webportalen (mehr Info z.B. hier).

Max

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3276
    • Indiku
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #74 am: November 02, 2010, 01:47:26 Nachmittag »
Ich habe mir das Konzept mal angesehen und es ist schon interessant. Leider wird es dennoch schwer — zumindest für den Wintersport im Harz — sich gegen andere Regionen durchzusetzen bzw. zumindest aufzuholen.

Interessant sind vor allen die Zuwachszahlen der Übernachtungen von Gästen aus den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien — unabhängig vom Harz Tourismus sieht es ganz danach aus, als wenn Deutschland als Reiseland für ausländische Gäste immer beliebter wird und diese nicht zwangsläufig nach München, Köln oder Berlin fahren, sondern auch gerne weniger bekannte Regionen erkunden. Allerdings fehlt hier leider der Vergleich zu anderen Bundesländern, vor allem hinsichtlich der absoluten Zahlen — an sich hören sich diese für Niedersachsen auf jeden Fall gut an, aber es nutzt ja nichts, wenn die meisten anderen Bundesländer es noch besser machen.

Mal schauen was dieser Winter so bringt — ich kann es auf jeden Fall schon kaum noch erwarten! :)