Autor Thema: Schierke 2000  (Gelesen 1366799 mal)

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #195 am: Juni 07, 2012, 06:00:46 Nachmittag »
Straßenausbau bezahlen alle Schierker (volksstimme.de 05.06.2012)
Zitat
Die Bauarbeiten in Schierke sind in vollem Gange. Baudezernent Burkhard Rudo wartet derzeit noch auf den Förderbescheid für den zweiten Abschnitt, in dem ein neues Parkhaus mit Fußgängerbrücke entstehen soll. Doch nicht alles wird mit Fördergeld bezahlt, auch die Schierker selbst müssen mit Kosten rechnen. In dem Ortsteil Wernigerodes werden wiederkehrende Straßenausbaubeiträge erhoben. Das heißt, an allen beitragsfähigen Straßenausbauarbeiten werden alle Bürger gleichermaßen beteiligt. Nach dem wiederkehrenden Prinzip werden auch die Ausbaubeiträge in Sil-stedt und Benzingerode erhoben. Etwa ein Jahr nach Bauabschluss flattern die Bescheide in die Haushalte. Wie viel genau die knapp 570 Einwohner bezahlen müssen, steht noch nicht fest. Straßenausbaubeiträge zahlen übrigens nicht nur die Schierker, sondern alle Eigentümer der in Schierke gelegenen Grundstücke. Zudem zahlen nicht alle den gleichen Anteil. Kriterien sind die Grundstücksgröße, die Anzahl der Geschosse und die Art der Grundstücksnutzung.
[...]

Ich finde es ganz gut, dass die Einwohner in Schierke und Eigentümer von Häusern, Ferienwohnungen und Grundstücken auch an den Kosten beteiligt werden. So ist sichergestellt, dass wenn nur die Straße und das Parkhaus gebaut wird und kein Skigebiet entsteht, die Entscheider oder Verhinderer einen wütenden Mob vor ihrer Haustür zu erwarten haben.



Max

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Re: Schierke 2000
« Antwort #196 am: Juni 08, 2012, 08:15:13 Vormittag »
Das stimmt wohl, wobei es gerade im Harz ja bei jeder Art von Investition immer fraglich zu sein scheint, wann und vor allem ob sie denn überhaupt so kommen wird.

Wie gesagt, die Infrastrukturmaßnahmen sind vorbereitend auf das, was sonst noch kommen soll, sicherlich sinnvoll — sollte es danach jedoch Planungsfehler geben, der Nationalpark und / oder Umweltschützer mit ihren Forderungen durchkommen o.ä. dann hat Schierke zwar schicke neue Straßen, Brücken und ein Parkhaus, aber ich könnte mir wie Du schon zu bedenken gegeben hast, durchaus auch vorstellen, dass die Kostenträger im Falle eines Scheiterns oder schier endloser Verzögerungen recht schnell ungeduldig oder gar wütend werden könnten.

sommerphobie

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Re: Schierke 2000
« Antwort #197 am: Juni 08, 2012, 10:06:05 Vormittag »
Das einzig positive an den aktuellen Plänen ist, dass es überhaupt Pläne gibt. Ein zweigeteiltes beschnittenes Skigebiet ohne vernüftige Verbindung zum Wurmberg ist unattraktiv und Geldverschwendung.
Ein sinnvoller Aufbau eines Schierker Skigebietes kann nur durch länderübergreifende Planung einschließlich eines länderübergreifenden Liftes funktionieren.

Für eine solche Lösung auf Basis der Planungen wären z.B. Änderungen wie folgt möglich:

Als Lift für den großen Skihang wäre in dem Fall eine 4(K)SB nötig. Die Talstation sollte in der Verlängerung des eingezeichneten Liftes auf ca. 740m sein. Die Bergstation wäre ca. 230m höher östlich der Wurmbergschanze anzusiedeln.
Die Fläche des eingezeichneten großen Skihang muss nicht komplett gerodet werden, sondern nur die Lifttrasse und die Pisten. Als Pistenbreite könnte man z.B. den mitteleren Teil des Nordhang (evtl. +50%) als Maßstab nehmen.
Eine Abfahrt könnte zuerst auf der Bratwurstabfahrt verlaufen (welche auf der betreffenden Strecke verbreitet werden müsste), dann dem eingezeichneten Verlauf nördlich des Loipenhaus folgen bis sie auf die Liftrasse trifft und dieser zu Talstation folgen.
Eine zweite Abfahrt könnte grob dem Verlauf des Weges östlich der Schanze folgen, den rechten Abzweig nehmen ,die Bratwursabfahrt queren, südlich der Gondelbahn auf die eingezeichnete Talabfahrt treffen und dieser folgen bis sie nach links zum Sessellift abzweigt.
Eine Verlegung des Übungsgeländes zur Talstation der Seilbahn wie von playjam beschrieben wäre natürlich auch vorzunehmen.

Hiermit hätte man einen Kompromiss der nicht optimal ist, mit dem aber wohl alle Beteiligten leben könnten.

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #198 am: Juni 18, 2012, 09:52:36 Nachmittag »
Hier sind Bilder vom Freitag dem 15.6.2012 vom Brückenbau am Ortsanfang



und Ortsende von Schierke.



Interessant wie die Kalte Bode durch zwei Stahlrohre geführt wird.

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #199 am: Juni 19, 2012, 09:39:43 Vormittag »
Die Volksstimme vom 19. Juni 2012 liefert eine lange, mehrseitige Zusammenfassung zum Status:

Zitat
Schierke: Mit 36 Millionen Euro zu altem Glanz
Der Ort am Brocken soll Tourismushochburg werden / Einwohner beobachten die Euphorie mit Skepsis.
Von Winfried Borchert

Bis zur deutschen Teilung war Schierke ein berühmtes Wintersportzentrum des Nordens. Die Stadt Wernigerode, zu der der Ort heute gehört, will mit ehrgeizigen Plänen und viel Geld an die alten Glanzzeiten anknüpfen.

Wernigerode/Schierke l Knapp drei Jahre, nachdem Schierke von Wernigerode eingemeindet wurde, wühlen sich in Schierke mächtige Bagger in die Erde. Zwei Straßenbrücken über die Kalte Bode sind im Bau, eine weitere für Wanderer und Skiläufer soll folgen, zudem wird eine alte Autobrücke für Fußgänger umgebaut. Zusammen mit der Modernisierung einer Straße soll das acht Millionen Euro kosten. Ein Menge Geld für einen Ort mit kaum 700 Einwohnern.

Doch wenn es nach Peter Gaffert geht, ist die Sache erst der Auftakt zu etwas weitaus Größerem. Gaffert, der einst den Nationalpark Harz leitete und seit vier Jahren parteiloser Oberbürgermeister von Wernigerode ist, will dem Ortsteil zu neuer touristischer Blüte verhelfen.

Schierke hat eine große Tradition als Winterkurort, verfügte vor dem Zweiten Weltkrieg über Sprungschanzen, eine Bobbahn und ein Alpinskigebiet. Nach der deutschen Teilung und dem Ausbau der Grenze ab 1961 wurden die Sportanlagen aufgegeben, doch die Urlauber kamen weiter.

Nach der Wende versuchte die Gemeinde, an die Geschichte anzuknüpfen, verkämpfte sich aber in Konflikten mit dem neu gegründeten Nationalpark Harz. Hotels wie das einst mondäne "Heinrich Heine" verfielen, andere wurden abgerissen, die Bevölkerung ging um mehr als ein Drittel zurück. Doch nicht zuletzt wegen der Nähe zum Brocken, der urwüchsigen Natur ringsum und Attraktionen wie den Harzer Schmalspurbahnen blieb der Tourismus die Haupteinnahmequelle der Schierker. Hotels und Pensionen wurden modernisiert oder neu gebaut, die Jugendherberge zählt zu den beliebtesten in Sachsen-Anhalt, selbst einen Campingplatz gibt es.

Knapp 250 000 Übernachtungen zählt der kleine Ort heute, etwa doppelt so viele sollen es nach dem Willen des Wernigeröder Oberbürgermeisters werden. Vor allem in der Oberklasse fehlten Hotelangebote. Das würde er gern ändern.

Fragt man Peter Gaffert nach Konkretem, gerät er leicht ins Schwärmen. Es gehe um eines der ambitioniertesten Tourismusprojekte des Harzes, sagt er, und fast meint man, als sehe Gaffert die geplanten Bauten bereits vor sich: Wenn die beiden neuen Zufahrtsstraßen fertig seien, soll die Brockenstraße in eine autofreie Flaniermeile verwandelt werden, auf der die Gäste unter gläsernen Arkaden durch den Ort wandeln. Eine neue Tourist-Information sei geplant, der Kurpark werde umgestaltet und bekomme einen Musikpavillon. Das alte Eisstadion würde mit einem Dach versehen, für andere Sportarten nutzbar, und eine neue Fußgängerbrücke soll vom Ortskern zu einem Parkhaus für 715 Autos führen.

Von dort aus gehe es per (geplanter) Seilbahn zum alpinen Skigbiet am Großen Winterberg, wo unweit des bestehenden Loipenhauses eine Bergstation "mit Panorama-Restaurant" entstehen soll. Die meisten Ideen stammen aus der Feder des Berliner Architekten Wolf-Rüdiger Eisentraut, der in den 1970er Jahren am Palast der Republik mitplante und nach der Wende das Nationalparkhaus auf dem Brocken umgestaltete.

"Wir sind optimistisch, dass wir das schaffen", sagt Bürgermeister Gaffert. Doch selbst das wirtschaftlich starke Wernigerode stößt mit dem auf 36 Millionen Euro veranschlagten Großprojekt an seine Leistungsgrenze. Zwar sollen etwa 80 Prozent der Summe vom Land bezahlt werden. Doch um ihren Anteil von gut 20 Prozent aufzubringen und den Haushalt im Gleichgewicht zu halten, musste die Stadt die Gewerbesteuer auf einen neuen Rekordwert anheben und andere Stadtausgaben kürzen.

Innerhalb weniger Jahre sollen die meisten Vorhaben umgesetzt werden. Übermorgen beispielsweise soll der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss für das geplante Alpinskigebiet fassen. Bereits im März war das elf Millionen Euro teure Parkhaus an der geplanten Talstation abgesegnet worden.

Der Oberbürgermeister mahnt die Stadträte zu schnellen Beschlüssen. Man müsse sich beeilen, ehe es mit dem Ende der EU-Förderperiode keine Fördermittel für solche Projekte mehr gebe, warnt er. Doch das von der Verwaltung vorgegebene Tempo ist manchem im Stadtrat zu hoch.

Zum Beispiel Thomas Schatz (Linke), Chef des städtischen Finanzausschusses. "Es kommt einem vor, als seien wir in einen Zug gestiegen, von dem wir nicht wissen, wohin er fährt", sagt Schatz. Sei es zunächst nur um die Ortsentwicklung von Schierke gegangen, rücke die Verwaltung nun das Wintersportgebiet am Winterberg in den Vordergrund. Das Gesamtprojekt zerfalle immer mehr in Einzelvorhaben, die finanziellen Folgen für die Stadt seien schwer abzuschätzen.

So will die Stadt zum Beispiel das geplante Parkhaus selbst betreiben. "Das Parkhaus ist ganz sicher kein Zuschussgeschäft", sagt der Oberbürgermeister. Erfahrungen in anderen Kommunen sagen etwas anderes.

Auch die geplante Seilbahn auf den Winterberg steht noch in den Sternen. Der Oberbürgermeister will für deren Bau und Betrieb einen privaten Investor gewinnen "oder notfalls eine kommunale Gesellschaft gründen".

Umweltschützer sind alarmiert, weil der am Winterberg geplante Abfahrtshang, unmittelbar am Nationalpark Harz gelegen, mit Schneekanonen berieselt werden soll. Skifreunde wiederum stört, dass der ausgewählte Hang nicht anspruchsvoll genug ist, der alte Alpinhang aber im Nationalpark liegt.

Im Wernigeröder Stadtrat stößt sauer auf, dass die stets angepeilte Kooperation mit dem niedersächsischen Braunlage und dem Braunlager Skigebiet am Wurmberg so bislang nicht zustande kommt. Es heißt, die Braunlager mauerten.

Ein mulmiges Gefühl beschleicht einige Stadträte auch, was mögliche Kostensteigerungen bei den Bauprojekten betrifft. Die Stadt Wernigerode hatte vor einigen Jahren fragwürdige Berühmtheit in Sachsen-Anhalt erlangt, weil eine unterirdische Kreuzung, der "Altstadtkreisel", am Ende nicht 14,7 Millionen Euro kostete, wie geplant, sondern 31 Millionen Euro, was der Landesrechnungshof scharf rügte.

Das damals federführende Ingenieurbüro Setzpfand ist heute mit seinen Tochterfirmen maßgeblich an etlichen Projekten in Wernigerode beteiligt, auch an den Brücken- und Straßenbauten in Schierke. Oberbürgermeister Gaffert verteidigt diese Aufträge: "Für Brücken braucht man Spezialisten. Davon gibt es nicht so viele in Deutschland."

Und was meinen die Schierker? Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU), die Tochter des Brockenwirts Hans Steinhoff, glaubt an die große Idee. "Das Projekt ist super! Es muss in Schierke etwas passieren. Vom Winter allein können wir nicht leben." Deshalb sei es gut, dass auch Ganzjahresangebote für Touristen entwickelt werden sollen, etwa ein Kletterwald oder spezielle Strecken für Mountain-Biker. Hopstock: "Das Ganze ist anscheinend auch umsetzbar. Wir müssen allerdings darauf achten, dass Schierke Schierke bleibt und nicht Sankt Moritz wird", sprich Urwüchsigkeit statt Schickimicki.

Ingo Nitschke ist Wetterwart auf dem Brocken und betreibt zusammen mit seiner Frau einen Campingplatz am Schierker Ortseingang. Die Einwohner seien nicht ausreichend in die Pläne einbezogen worden, sagt Nitschke, der bis 2009 Gemeinderat war. "Da wird eine Menge Geld für Gutachten, Pläne und Entwürfe ausgegeben. Ich frage mich, was davon am Ende verwirklicht wird."

Thomas Maske ist gebürtiger Berliner, zog 2004 nach Wernigerode und unterhält seither in Schierke eine Sommerrodelbahn am Parkplatz in der Ortsmitte. Von den neuen Plänen hält er nicht viel: "Das mutet an wie ein West-Projekt aus den Siebzigern." Man hätte besser Einwohner und Gewerbetreibende für eine Ideensammlung gewinnen sollen, sagt er und fürchtet: "Wenn das Parkhaus kommt und unser Parkplatz zumacht, sind wir tot."

Die geplante Flaniermeile im Ort hält Maske für Geldverschwendung. "Haben Sie mal gesehen, wie wenige Leute in der Woche dort langlaufen? Das werden doch nicht mehr, bloß weil der Fußweg ein Glasdach bekommt."

Quelle: http://www.volksstimme.de/nachrichten/sachsen_anhalt/848194_Schierke-Mit-36-Millionen-Euro-zu-altem-Glanz.html

manitou

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Re: Schierke 2000
« Antwort #200 am: Juni 19, 2012, 10:42:53 Vormittag »
Die kritischen Stimmen in dem Artikel benennen das, was wir hier schon lange vermuten, nämlich, dass hochfliegende Pläne nicht hinreichend oder gar nicht mit den Betroffenen und beteiligten abgestimmt wurden. Ich habe vor 2 Monaten erneut an P. Gaffert geschrieben, dass das Parkhaus m.E. ein Flop wird und ihm als Maßstab die Studie vom Parkhaus Feldberg als Link genannt.

Wenn man sich die Wintersportpläne anschaut und insbesondere die "tollkühnen" Zeichnungen von Prof. Eisentrau zu seinem Panorama-Restauraut über der Seilbahn Bergstation und die schwungvolle Überbrückung der Loipen, dann kann ich nur sagen: Der Mann hat nicht die geringste Ahnung von Wintersportprojekten. Jeder Skigebietsbetreiber/Planer aus den Alpen würde das für einen vorgezogenen Aprilscherz halten.
Den kleinen Skihang ohne Anbindung an den großen Skihang zu planen ist diletantisch (und dann auch noch in einer verkürzten Form vermutlich mit Seillift).
Der große obere Skihang soll offensichtlich mit einem SL betrieben werden. Das der untere Bereich mit dem zweiten Lift (SL?!) aufgegeben wirde wundert mich nicht und ist vernünftig. So wie das geplant wurde, ist das einmal mehr Diletantismus.

@sommerphobie
Ich verstehe Deinen Alternativvorschlag nicht ganz. Kannst Du mal eine Skizze davon ins Netz stellen?! Wahrscheinlich ist Deine Idee die einzig sinvolle...

Es werden jetzt Brücken und Straßen als Zubringer zu einem parkhaus gebaut, welches wahrscheinlich als Geisterhaus jahrelang leer steht, solange kein Investor für eine Seilbahn gefunden wird. Und im Sommer braucht das Parkhaus kein Mensch, da Brockenbesucher die Nähe zum Bahnhof brauchen, d.h. bei der Sommerrodelbahn. Der Rodelbahnbetreiber bringt das ganze Dilemma auf den Punkt, wenn er von seinem "Tod" spricht. Die Rodelbahn soll ja dann zur Seilbahn umziehen, doch offensichtlich hat man dies noch nicht hinreichend mit dem Betreiber besprochen und eine ihn beruhigende Lösung erörtert, sonst wäre der Mann nicht so aufgebracht.

Wegen der EU-Förderung muss jetzt anscheinend alles ganz schnell schnell schnell gehen. Die haben keine Zeit mehr, die Defizite des Eisentraut-Konzeptes in Ruhe zu überarbeiten, weshalb ich befürchte, dass das Projekt in Teilbereichen ein Desaster in Sachen Fehlplanungen und Verschwendung öffentlicher Gelder wird.
 

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #201 am: Juni 19, 2012, 12:23:42 Nachmittag »
Wie Ypsilon gehe ich davon aus, das es sich bei den derzeitigen Plänen zum Skigebiet um eine reine Studie handelt.

Aus dem Sitzungskalender der Stadt Wernigerode zur heutigen Sitzung zum Tagesordnungspunkt "Entwicklung eines Wintersport- und Ganzjahreserlebnisgebietes Winterberg":
Zitat
[...]

Die Erschließung des Winterberggebietes mit dem Ziel der ganzjährigen Nutzung als Wander– und Naturerlebnisbereich sowie als Wintersportgebiet ist integraler Bestandteil des Ortsentwicklungskonzeptes für Schierke.
 
Die Notwendigkeit der Erschließung dieses Freizeitbereiches für Schierkes Gesamtentwicklung zusätzlich zu den bereits vorhandenen Potenzialen des Brockens wurde im Ortentwicklungskonzept explizit herausgestellt.
 
Die Studie „Entwicklung des Winterberggebietes“ knüpft an das Konzept „Schierke 2000“ an, auf dessen Basis 2001 die Fläche zwischen Großem und Kleinem Winterberg aus dem Nationalpark herausgelöst wurde.
 
Sowohl die in der Studie dargelegten Vorhaben (Spezifische Einzelprojekte, Anbindung an die Ortsmitte, Verbindung mit dem Wurmberg) als auch die mit der vorgesehenen Verbindung mit Braunlage entstandenen aktuellen Entwicklungen bedürfen weiterer vertiefender Betrachtungen. Diese Betrachtungen sind sowohl Studien zu spezifischen Fragestellungen (betriebswirtschaftliche und ökologische Aspekte bei der detaillierten Planung des Gebietes bzw. unter dem Aspekt der Verbindung zu Braunlage) sowie grundsätzlich erforderliche Planungsschritte zur Vorbereitung des Baurechtes (Umweltprüfungen u. a.).
 
Für die Bearbeitung dieses Aufgabenkomplexes zur Erschließung des Winterberggebietes ist die politische Willensbekundung des Stadtrates erforderlich.
 
Der Oberbürgermeister benötigt die Handlungsermächtigung durch den Stadtrat, um die für die Umsetzung des Konzeptes erforderlichen Schritte vorzunehmen und entsprechende Aufträge auslösen zu können.

[...]

Beim geplanten Parkhaus steht scheinbar der Flächenverbrauch im Vordergrund; ich vermute es könnte auch den Eingaben der beteiligten Umweltverbände geschuldet sein. Aus meiner Sicht ist das Parkhaus wenigstens an der richtigen Stelle, nämlich unmittelbar an der Piste.

Die "tollkühnen" Zeichnungen haben mich auch etwas verwundert, da man am Wurmberg stets bemüht war, die für den Seilbahnbau nötigen Eingriffe möglichst nicht sichtbar zu gestalten. Bei dem Schierker Projekt sollen nun auf den Kleinen und Großen Winterberg, sowie auf dem Sattel als Bergstation kilometerweit sichtbare Türme errichtet werden. Für den Wintersport sind diese Türme nicht nötig und eine Bergstation von der Stange dürfte finanziell günstiger sein und sich auch optisch besser in die Landschaft einfügen.

Sehr positiv sehe ich die Bereitschaft eine kommunale Gesellschaft zu gründen, falls die Notwendigkeit besteht. Ich bin zwar der Meinung, dass die Wurmberg Seilbahn Gesellschaft die erste Wahl als Betreiber der Schierker Seilbahn, Kombi- oder Sessellift wäre, aber diese muss z.Z. gerade die Modernisierung und Ausbau des Wurmberg Skigebiets stemmen.

Überhaupt kein Verständnis habe ich für die wiederholte Verteufelung von Sankt Moritz. Ich würde mir mehr Sorgen machen, dass Schierke so wird wie ein Ostblock-Skigebiet oder französisches Skigebiet aus der Retorte mit einer Ästhetik, die sich mir nicht erschließt, als dass Schierke einem gewachsenen Ort wie Sankt Moritz gleichen könnte.

Ich bin aber überzeugt, daß bei der jetzt zu beschließenden Detailausarbeitung letztendlich eine für alle Interessengruppen gute Lösung entsteht.


manitou

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Re: Schierke 2000
« Antwort #202 am: Juni 19, 2012, 02:17:55 Nachmittag »
Wir haben hier ja eine Forum, da sei hähmische Polemik auch erlaubt.

Es wäre traurig, wenn es sich bei den Planungen nicht um grobe Entwürfe handelt, also gehe auch ich davon aus, dass es solche sind. Es fragt sich jedoch, ob es Sinn macht solche groben Planspiele zu veröffentlichen - oder wie am Wurmberg alles so lange unter Verschluss zu halten, bis das Ei gelegt ist. Vom Parkhaus bis zum Panoramarestaurant bieten sich zu viele vorschnelle Angriffsflächen für alle möglichen Genre - incl. mir  ;-) 

Fakt ist, dass jetzt sehr viel Bewegung bzw. Unruhe in das Projekt kommt und es gibt hinreichend viele schwierige Punkte. Wenn Gaffert diese Öffentlichkeit braucht, um über den Stadtrat die Handlungsermächtigung zu bekommen, dann... o.k., Doch zumindest ist es eher ungeschickt, dass die Schierker eigenmächtig konkrete Skizzen (auf niedersächsischem Gebiet) Ihrer Wunschvorstellungen einer Anbindung an den Wurmberg skizzieren, die so mit Sicherheit nicht mit dem Wurmberg abgestimmt worden sind. Das schafft keine gute Basis für ohnehin schon in der Vergangenheit schwieriges Gesprächsklima wegen sehr unterschiedlichen Ansichten.

Wie mir Herr Nüsse mitteilte, ist der Bereich rechts der Schanze (von oben gesehen) für Abfahrten bis zum Hexenritt wg. Naturschutz tabu. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Ziehweg zur Talstation der Kaffeehort je entstehen wird, nur weil die Schierker Ihre Bergstationen so (grob)skizziert haben, dass man von deren Ausstieg die Bratwurstabfahrt nicht auf Skiern erreicht, weils geringfügig bergauf geht. 

Doch leider haben die Schierker wg. der NP-Grenze leider kaum alternativen, Ihre Bergstationen besser zu positionieren. Ich hab hier schon selbt alles mögliches an Lifttrassen überlegt, doch immer wieder ist der NP im Weg. Wer damals mit dem NP diese Grenze ausgedealt hat, hat mit Sicherheit keinen professionellen Skigebietsplaner zu Rate gezogen. 

@playjam
wie eine für alle Interessengruppen gute Lösung in Schierke erarbeitet werden kann, ist mir folglich wenig nachvollziehbar. Wenn das so einfach wäre, das würde das Projekt nicht schon seit Jahren dahinvegetieren. Einfach, attraktiv und wirtschaftlich tragfähig wäre es unter Einbeziehung des gr. Winterberges (NP).

Die Alternative kann eigentlich nur sein, das man die Seilbahn-Bergstation direkt neben das Loipenhaus platziert und die Bergstation des Lifts ebenfalls. Am oberen Skihang in der jetzt geplanten Version bei ca. 500m Länge kann man auf eine 4SB zugunsten eines DSL verzichten (derzeit planen die einen SL, wenn ich die Pläne richtig interpretiert habe). Das wäre die m.E. effizienteste und kostengünstigste Version - und die Bratwurstabfahrt wäre als Verbindung zum Wurmbergskigebiet nutzbar.
 

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #203 am: Juni 20, 2012, 10:11:14 Vormittag »
Bei meinem letzten Besuch in Braunlage ist mir im Grimbarts das Buch "Die Geschichte der Wurmbergseilbahn in Braunlage/Harz" von Barrbara und Harald Pinl aufgefallen.

Da ich das selber auch nicht besser zusammen fassen könnte, hier wieder ein Zitat eines anderen Rezensenten:
Fachbuch: Die Geschichte der Wurmbergseilbahn im Harz (harzwinter im Alpinforum, 17.11.2008)
Zitat
[...]

Das sorgfältig, fast liebevoll recherchierte Buch von Harald und Barbara Pinl aus Hannover-Langenhagen fasst auf rund 300 Seiten Vorgeschichte, Planung und Entstehen der Wurmbergseilbahn bis zum heutigen Status zusammen. Dabei befasst es sich sowohl eingehend mit technischen Details der Von-Roll-EUB von 1963 und ihrer Überarbeitung 1982 als auch mit dem Doppelmayr-Neubau von 2001. Dem Seilbahnfan werden sowohl eine Fülle von Fachinformationen als auch viele interessante Randinfos geliefert. Qualitativ und quantitativ habe die Autoren hier wirklich alles herausgeholt und das Erarbeitete unterhaltsam niedergeschrieben - großes Lob! Das Buch geht auch auf die Schlepplifte am Wurmberg, andere Harzer Seilbahnen und allgemeine Seilbahngeschichte ein.

[...]

Kaufen kann man es z.B. bei Amazon.de

Warum erwähne ich das hier? Weil im Buch auch der lange Weg von den ersten Gedanken (1950) bis zum Bau (1961) der (zunächst nur oberen Sektion der) Wurmberg-Seilbahn beschrieben wird. Auch damals gab es Diskussionen, Entfwürfe, Reflexprotestler (1958 wurde der Westharz zum Naturschutzgebiet) und teilweise auch hähmische Polemik  ;), letzendlich erzählt das Buch aber eine Erfolgsgeschichte für die Braunlager und für den Naturschutz. Daher habe ich gute Hoffnungen, daß das Winterbergtor-Projekt für Schierke, Wernigerode und auch Braunlage ein Erfolg sein wird.


playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #204 am: Juni 21, 2012, 08:39:43 Nachmittag »
Grüne rügen die Schierker Wintersportträume (Goslarsche.de 21.06.2012):
Zitat
SCHIERKE/MAGDEBURG. „Wir brauchen seriöse Unterlagen.“ Mit diesen Worten kritisiert Dietmar Weihrich, Fraktionschef der Grünen im Landtag von Magdeburg die Planungen der Stadt Wernigerode für das Wintersportprojekt Schierke.

[...]

Die Stadt bringt das ehrgeizige Vorhaben unterdessen voran. Die Planungen stehen noch am Anfang. Dem Stadtrat in Wernigerode liegt für Donnerstagabend ein Grundsatzbeschluss zum Ausbau des Winterbergs in Schierke vor. Er soll zum „Ganzjahreserlebnisgebiet“ werden, wie es in sperrigem Behördendeutsch heißt. Für die Investitionen von rund 40 Millionen Euro werden private Investoren gesucht. Derzeit wird außerdem der Ort Schierke umgebaut und modernisiert.

In allen Fachausschüssen hat die Beschlussvorlage eine Mehrheit gefunden. Im Rathaus rechnete man vor der Sitzung am Donnerstag damit, dass auch der Stadtrat für die Entwicklung des Winterbergs stimmt.

Hier die Bedenken von Dietmar Weihrich im Orginal (Pressemitteilung vom 20.06.2012 von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt aus Magdeburg):
Zitat
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Wintersportprojekt in Schierke: „Wie brauchen seriöse Unterlagen“

MAGDEBURG/UM – "Die Planungen des Wintersportprojektes Schierke sind absolut unzureichend. Eine Prüfung der Verträglichkeit mit europäischem Naturschutzrecht ist zwingend erforderlich. Dies lässt die Stadt Wermigerode bisher völlig außer Acht", erklärt der umweltpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Dietmar Weihrich.

Die Flächen, auf denen die Skipiste gebaut werden soll, sind zwar aus dem Nationalpark Hochharz herausgelöst, aber nach wie vor Bestandteil europäischer Naturschutzgebiete. In solch einem Naturschutzgebiet können solche Projekte nur mit einer speziellen Prüfung, der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie), verwirklicht werden.

"Diese FFH-Prüfung beinhaltet umfangreiche, naturschutzfachliche Untersuchungen. Warum spielt dieser überall bekannt Sachverhalt bei den Diskussionen vor Ort keine Rolle?", fragt Weihrich. Zudem lege die Stadt Wermigerode auch die Auswirkungen der geplanten Beschneiungsanlagen nicht ausreichend dar. Das betrifft besonders fehlende Angaben zu den zusätzlich notwendigen Wassermengen, Flächen für die Wasserrückhaltebecken und ihre Auswirkungen auf den Wasserhaushalt im betroffenen Gebiet.

Auch Sabine Wetzel, bündnisgrünes Mitglied im Stadtrat von Wernigerode, kritisiert das kommunale Verfahren. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum dem Stadtrat ein so ,dünnes‘ Papier bereits jetzt, am 21.Juni 2012, zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Aus dem Papier lässt sich nicht einmal die dauerhafte Kostenbelastung für die Stadt ablesen", warnt Wetzel. Dass die Weiterentwicklung Schierkes zwingend notwendig sei, bleibe unumstritten. Warum aber hauptsächlich auf den im Idealfall nur wenige Monate tragfähigen, alpinen Wintersportort gesetzt würde, bleibe ihr – gerade vor dem Hintergrund des Naturreichtums im Nationalparkgebiet – "komplett unverständlich".

"Es ist ernüchternd, dass einige Entscheidungsträger das Naturerbe und die Schönheit einer weitgehend ungestörten Natur im Harz immer wieder lediglich als Selbstbedienungsladen kurzfristiger Interessen betrachten", empört sich Weihrich. Wegen der hohen Bedeutung des Nationalparks und seines Umgebung für das Image des Landes kündigte der bündnisgrüne Landtagsabgeordnete ein naturschutzrechtliches Verfahren an. Weihrich: "Ich werde dies in all seinen Phasen sehr genau beobachten und mache es auch im Umweltausschuss des Landtages zum Thema."

"Auch in Wernigerode wird man mit millionenschweren Investitionen nicht erkaufen können, dass der Klimawandel um den Harz einen Bogen macht."

Dietmar Weihrich, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN



skifreund

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Re: Schierke 2000
« Antwort #205 am: Juni 21, 2012, 10:41:04 Nachmittag »
Man sollte die Aussagen von Herrn Weihrich noch ergänzen bzw. korrigieren, dass sich das Naturschutz (FFH-Gebiet) auf die obere Skipiste bezieht. Ich habe mal bei Bundesamt für Naturschutz im Kartendienst nachgeschaut. Das Gebiet zw. großen und kleinen Winterberg gehört dazu. Alle andere Bereiche sind keine FFH-Gebiete.
Wernigerode befindet sich zur noch in einer Phase einer Vorstudie (Was will ich eigentlich wo machen?). In der Regel werden zu diesem keine Genehmigungsverfahren eingeleitet. Macht ja kein Sinn, wenn die Verantwortlichen noch nach einer Lösung suchen, oder?!

Max

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Re: Schierke 2000
« Antwort #206 am: Juni 22, 2012, 08:17:40 Vormittag »
Was mir immer wieder auffällt, wenn ich Argumentationen und Aussagen von Naturschützern lese ist, dass sie häufig von allen anderen Menschen und Interessengruppen Verständnis verlangen, selber jedoch Andersdenkenden aus Prinzip entgegnen und deren Vorhaben beispielsweise als "grotesk" bezeichnen.

Natürlich ist die Natur schön und schützenswert und ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Wintersportler genauso denkt, aber dürfen Städte und Gemeinden denn heutzutage nicht einmal mehr darüber nachdenken, wie man aussterbende Orte wiederbeleben kann ohne direkt zum Feindbild erklärt zu werden?

Nichts Anderes ist es, was Wernigerode respektive Schierke gerade tun — statt dass sich jedoch die Naturschutzverbände und Parteien von Beginn an konstruktiv zu derartigen Vorhaben äußern und ggf. mit ihrem Fachwissen zu noch besseren Lösungen und Kompromissen beitragen, nehmen sie von vorn herein eine Protesthaltung ein, die kaum Gesprächsbereitschaft signalisiert und zulässt.

Mit Rügen und Klagen kann man natürlich auch versuchen seine Interessen durchzusetzen, allerdings braucht man sich dann später nicht zu wundern, wenn man — sofern das scheitert — überhaupt nicht mehr in dem Prozess berücksichtigt wird.

Auch hier gilt "wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus" — das kann man in dem Fall sogar wörtlich nehmen. ;-)

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #207 am: Juni 22, 2012, 08:25:05 Vormittag »
Macht ja kein Sinn, wenn die Verantwortlichen noch nach einer Lösung suchen, oder?!

Doch. Die frühzeitige Forderung nach etwas Selbstverständlichem ("Man muss auf die Natur/Geld/Tiere/Menschen achten") bringt etwas Face-Time in den Medien. Das Verhalten ist nicht spezifisch für Dietmar Weihrich noch für seine Partei, sondern allgemein üblich um günstig Medienpräsenz zu erhalten.  :P

skifreund

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Re: Schierke 2000
« Antwort #208 am: Juni 22, 2012, 11:01:28 Vormittag »
Eine SUPER GUTE Zusammenfassung hat da Max gebraucht. Dies kann ich persönlich in allem Punkten befürworten.

Als dich die Stellungnahme von Hr. Weihrich gelesen habe, ist bei mir erstmal die Wut hoch gekommen.
Warum muss man sich als Wintersportler zum Naturzerstörer und Umweltverschmutzer abstempeln lassen, der den Winterberg als Selbstbedienungsladen für kurzfristige Interesse ausbeuten will". Was mich angegeht, betreibe ich Wintersport seit vielen Jahrzehnten und habe es vor, es auch weiterhin zu tun.
Naturschutzverbände und auch die Partei Bündnis90/Die Grüne machen sich damit nicht zu akzeptierten Verhandlungspartnern. Wenn dann eine Grüne-Politikerin von einem Fahrradgebiet in Norditalien spricht, wo die umliegende Bergregion (auch) zum Wintersport genutzt wird, dann wird es komisch!

@ playjam: Sicherlich sollten Informationen, die an die Öffentlichkeit geraten, alle Aspekte berücksichtigen. Was ich meine und das sage ich auch aus beruflicher Erfahrungen, dass bei solchen Großplanungen am Anfang alle Varianten untersucht werden und anschließend die Für und Wider abgewogen werden, bis eine Lösung da ist, die alle rechtlichen, wirtschaftlichen und sonstigen (z.B. menschliche) Aspekte abgestimmt enthält. Im Falle von Schierke war es von Seiten des Landes eine Aufforderungen gewesen, erstmal ein Konzept zu entwickeln, um Fördermittel zu bekommen. Es ist halt ungünstig, dass diese Pläne veröffentlich sind. Es bewegt die Gemüter in alle Richtungen. Da hat die Wurmberggesellschaft es besser gemacht. Die Informationen waren am Anfang sehr gegrenzt.
Es stehen nun Architektenideen im Raum, wie völlig unangestimmt und sachlich unparaktisch sind. Bestens Beispiel ist der Parkplatz, der jetzt zu einem Parkhaus verändert wurde. Leider stürzen sich hier jetzt auf einen unfertigen Plan. Dieser Plan wird sich m.E. noch einige Male ändern. Wir werden sehen....

Anbei noch die Übersichtskarte des BfN ([Nachtrag vom Admin] Quelle: "Schutzgebiete in Deutschland - Kartendienst", http://www.geodienste.bfn.de/schutzgebiete entnommen am 22.6.2012)
« Letzte Änderung: Juni 22, 2012, 11:19:55 Vormittag von playjam »

manitou

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Re: Schierke 2000
« Antwort #209 am: Juni 23, 2012, 07:55:44 Vormittag »
Die Wernigeroder Herangehensweise an das Projekt kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Was ich vermutet hatte ist prompt eingetreten: Die haben "viel Rauch um Nichts" produziert, mit der Folge, dass unsere "Naturschutzfreunde" jetzt schon sehr früh geweckt worden sind, um ihre wenig konstruktiuven Kampagnen zu starten. 

Ich frage mich auch, wie geht eine Kommune eigentlich an die Planung von solchen Projekten heran?! Wenn man damals das Gebeiet aus dem NP herausgelöst hat, warum wurde nicht gleich auch das Problem FFH angegangen. Es waren nunmehr fast 10 Jahre Zeit.

@Max: Ich plädiere um so stärker für den Topicnamen "Schierke 2030"!  ;-)