Autor Thema: Schierke 2000  (Gelesen 1367272 mal)

manitou

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1304
    • TOP-Ferienwohnungen in Willingen/Sauerland und Oberstdorf:lin/Rügen - Willingen/Sauerland
Re: Schierke 2000
« Antwort #240 am: August 01, 2012, 08:41:22 Vormittag »
Der Artikel sagt eigentlich nichts Neues, vielmehr wurden die Fronten präzisiert. Das offensichtliche Scheinargument mit dem Häberlinsweg hätte Grote sich allerdings sparen können, da es die Fronten unnötig verhärtet.
Ich stimme Grote dahingehend zu, dass eine Kabinenbahn Schierke/Wurmberg nach den gegenwärtigen Plänen wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Attaktiv wird eine solche Bahn nur, wenn Schierke sie bis zum Bahnhof führt, da Braunlage so eine Brockenanbindung bekommt, was die Fahrgastzahlen der beiden Wurmbergseilbahnen dann deutlich erhöhen würde. Doch meine Idee wird in Wernigerode offensichtlich nicht ernsthaft erwogen.

Erfreulicherweise stellt Braunlage klar, das man gegen einen Skilift bis zum Loipenhaus nichts einzuwenden hat. Schierkes Problem ist jedoch, dass sich eine solcher Sessellift (mutmaßlich 4KSB) allein für den Winterbetrieb nicht rechnen wird und im Sommerbetrieb wird er kaum frequentiert.

Schierke muss eigene Attraktoren einbringen, die auch Braunlage nützen. Alle Sommerattraktoren auf Schierker Seite liegen eher im Talbereich und sind so für Gäste aus Braunlage über den Wurmberg nur umständlich zu erreichen.  Außerdem sind eine weitere Rodelbahn und ein Natur- und Barfußparcours etc. nun nicht unbedingt DIE Knaller.

Grote hat auch Recht, dass Schierkes Schicksalsberg der Wurmberg ist. Das Ortsentwicklungskonzept ist in Sachen Wintersport/Winterberg und Ortsanbindung an die Brockenbahn völlig unzureichend. Mit dem abseits gelegenem Bahnhof wird Schierke auch nach der Ortsentwicklung nicht deutlich mehr Tagesgäste anziehen. Brockenbesucher werden auch weiterhin überwiegend ab Drei-Annen-Hohne fahren und das Parkhaus am Winterberg wird ein Megaflop, weil es für den Sommertourismus an falscher Stelle steht.

Schierke wird nicht umhinkommen sich mit dem NP über die Freigabe von Nordhang und. gr. Winterberg auseinanderzusetzen, was die offensichtlich wegen der Personalie Gaffert (ex NP-Chef) scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Mit einem solchen erweiteren Skigebiet + Seilbahn zum Bahnhof wird Braunlage mit Sicherheit starkes Interesse an einer Kooperation haben.

Doch jetzt haben die Beteiligten erstmal leider das Gegenteil bewirkt und die Fronten verhärtet... Schade!

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #241 am: August 01, 2012, 09:25:21 Vormittag »
Schierke muss eigene Attraktoren einbringen, die auch Braunlage nützen.

Schierke sollte vor allem für sich selbst Attraktoren einbringen. Ein Wintersportgebiet, ob alpin oder nordisch, sollte alleinstehend attraktiv genug sein, damit man deswegen dort gerne Zeit verbringt. Die Wintersportinfrastruktur sollte nicht nur deswegen existieren, um möglichst schnell in ein anderes Gebiet wechseln zu können.

manitou

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1304
    • TOP-Ferienwohnungen in Willingen/Sauerland und Oberstdorf:lin/Rügen - Willingen/Sauerland
Re: Schierke 2000
« Antwort #242 am: August 01, 2012, 09:46:50 Vormittag »
Was Du sagst ist auch richtig, doch bei der Nähe und den topographischen Gegebenheiten sind beide Destinationen in einer übergeordneten touristischen Verantwortung für den Harz zur konstruktiven Zusammenarbeit "verpflichtet".

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #243 am: August 01, 2012, 11:19:04 Vormittag »
Neue Bilder aus (Unter-)Schierke

Die Brücke am Ortseingang kriegt bald einen Deckel:


Von der anderen Seite


Die kleinere Brücke am Ortsende ist schon weiter und hat einen Deckel:


Blick auf die noch unveränderte Sandbrinkstrasse:


Auf der Sandbrinkstrasse sind schon zahlreiche Markierungen, die auf eine Verbreiterung in Richtung Bergseite hindeuten:


Am Waldparkplatz sind noch keine Anzeichen zu sehen. Hier soll später ein Parkhaus und eine Brücke als Anbindung zum Ortskern entstehen:


Ein Schild zum Wintersportgebiet gibt es am Waldparkplatz schon mal:

skifreund

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 267
Re: Schierke 2000
« Antwort #244 am: August 01, 2012, 02:46:25 Nachmittag »
Ich möchte mich hier zu diesem Thema als reiner Harztourist einschalten (also habe keine persönlichen Interessen in Richtung Braunlage oder Schierke). Ich kann die Missstimmung von dem Landrat Emrich weitaus mehr verstehen als die Argumente von beiden Seiten gegen eine gewollte Abstimmung von den beiden Maßnahmen. Ich halte die Aussage für Quatsch, die Berge ziehen nicht genug Touristen für beide Orte an. Es gibt im Umkreis von 150 km um den Wurmberg mehr Wintersportfreunde als man jemals bewirtschaften kann. Diese alle muss man erstmal erreichen.
Als einer der potentiellen Touristen kann ich nur sagen, dass ein Skigebiet verteilt über den Wurmberg UND dem Winterberg ein echtes Alleinstellungsmerkmal liefert. Warum? Weil für Skifahrer, die über das Fortgeschrittenstadium hinaus sind, einen mehrtägigen Aufenthalt (vielleicht auch für eine Woche) auf einem Berg (egal welcher) nicht ausreichend ist (siehe einfach mal ins Sauerland, warum bauen die ständig).
Sicherlich haben die Vorredner recht, alle Beteligten müssen auch etwas Attraktives einbringen. Nach dem Stand der Presseinformationen wird daran gearbeitet. Trotzdem muss bei allen klar sein, ein "Inselleben" macht kein Sinn. Ich finde so etwas veraltet.
Das Argument "Häberlinsweg" ist für den Touristen enttäuschend und unglaubwürdig. Sorry, Lobbyarbeit hin oder her! Setzt Euch konstruktiv an den Tisch.
PS: Danke Playjam für die informativen Bilder. Die sind immer interessant...

Max

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 3276
    • Indiku
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #245 am: August 01, 2012, 03:11:05 Nachmittag »
Die Argumente mit dem Weg und dass es angeblich nicht genügend Wintersporttouristen in der Umgebung gibt sind natürlich Quatsch und sollten bei einer sachlichen Diskussion tatsächlich nicht auftreten — es gibt sicherlich genügend Interessierte, die häufig und auch länger in den Harz kommen würden, sofern denn die Verhältnisse gesichert sind und man an guten Tagen nicht sehr viel länger in einer Schlange vor der Seilbahn steht als auf der Piste zu sein.

Was den Anschluss Schierkes betrifft, so bin ich mir ziemlich sicher, dass es den meisten hier natürlich gefallen würde, wenn das Skigebiet in diese Richtung erweitert und somit aufgewertet wird. Viel mehr geht es aber darum, dass Schierke respektive Wernigerode bislang ziemlich stur zu sein scheinen.

Die Planungen bis hier sind in sich nicht schlüssig und das bisher erarbeitete Konzept würde rein wirtschaftlich wahrscheinlich auch nur schwer tragbar sein, weshalb ich den Standpunkt der Wurmbergseilbahn, aber auch den von Braunlage gut nachvollziehen kann.

Um einen Anschluss dieses neuen Skigebiets tatsächlich sinnvoll zu gestalten müsste dort einiges geschehen und die neu geplanten Lifte und Pisten müssten an sich auch attraktiv und anspruchsvoll genug sein um neue Gäste in den Harz zu locken bzw. einfach einen Mehrwert zum bereits bestehenden Skigebiet am Wurmberg zu bieten.

Genau hier sehen viele das Problem: Die ersten Planungen bestehen lediglich aus einigen sehr langen Ziehwegen bis nach Schierke, sowie einem kurzen Skihang, der offensichtlich einem Kompromiss mit den Umweltverbänden zum Opfer gefallen ist. Diese Pisten an sich haben weder die Kapazität noch die Attraktivität, die benötigt würde, um die gesamte Skiregion reizvoller zu machen und bieten somit sowohl für die Stadt Braunlage als auch die Wurmbergseilbahn im Prinzip keinerlei Vorteile, die den Aufwand und das finanzielle Risiko rechtfertigen würden. Einzig Schierke bzw. Wernigerode hätten den Vorteil sich wieder als richtigen Wintersportort präsentieren zu können, da sie wieder über die direkte Anbindung an eines verfügen.

Kurz gesagt, sofern Schierke sich nicht auf diesem Gebiet erfahrene Projektplaner ins Boot holt, welche ein wirtschaftlich tragfähiges und attraktives Konzept erarbeiten, wir sich in Braunlage auch niemand ersthaft mit der Möglichkeit eines Zusammenschlusses beschäftigen. Hierzu scheint allerdings eine intensive Auseinandersetzung mit dem Nationalpark unausweichlich zu sein und ich persönlich würde es auch begrüßen, wenn teilweise wirklich interessante und durchdachte Ansätze von einigen Mitgliedern hier aus dem Forum mehr Beachtung finden würden, da diese auf den ersten Blick deutlich vielversprechender aussehen, als alles Andere, was man bisher von offizieller Seite zu sehen bekam.

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #246 am: August 01, 2012, 04:25:53 Nachmittag »
Mich interessiert der wirtschaftliche Aspekt nur in so weit, als dass ein Seilbahnunternehmen welches aufgrund von struktureller Probleme in wirtschaftlichen Schwierigkeiten gerät früher oder später den Betrieb einstellen muss. Mich interessiert primär Skifahren!

Ich bin überzeugt, die Pläne für das Schierker Wintersportgebiet sind noch lange nicht endgültig festgelegt. Es wird in Norddeutschland sicherlich genügend Wintersport-Touristen geben um sämtliche Skigebiete auszulasten. Meine Hauptsorge bei der derzeitigen Planung ist eher das die Pistenkapazität nicht für die geplante Anzahl an Gästebetten in Schierke ausreicht. Eine Seilbahn zum Gipfel des Wurmberges und "nur" ein Ziehweg ins Tal und ein kurzer Slalomhang würde die Pistenkapazität auf Schierker Seite völlig überfordern. Die Gäste würden auf die Pisten am Wurmberg ausweichen und alles würde hoffnungslos überfüllt sein. Die Pisten auf Braunlager Seite sind Freitag bis Samstag jetzt schon grenzwertig ausgelastet. 
« Letzte Änderung: August 01, 2012, 04:28:01 Nachmittag von playjam »

skifreund

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 267
Re: Schierke 2000
« Antwort #247 am: August 01, 2012, 05:09:54 Nachmittag »
Was Ihr da sagt, kann ich in weiten Teilen nachvollziehen. Ich selber kann mir nicht vorstellen, wie es aussieht, wenn diese kleine Wurmbergspitze von allen Seiten mit Bergstationen gepflastert wird. Muss der Berg abgespannt werden? :)

Nach den mir vorliegenden Informationen (aus diesem Blog und der Presse) wird diese Überlegung ja auch nicht mehr verfolgt. Das Ende soll jetzt doch am Winterbergsattel sein. Ich bin zwar kein professioneller Skigebietsplaner, aber mir erscheint diese Überlegung als wirtschafltlicher und praktischer (von dort aus kann ich auch die Wurmbergspitze erreichen). Aber auch eine Kabinenbahn ist m.E. nicht erforderlich. Das mag zwar im Harz trendy sein (siehe Neubau Thale), ein Sessellift tut es m.E. auch (Sommer wie Winter).

Was die Sache mit dem gr. Winterberg angeht: Ist eine tolle Überlegung, dies aus dem NP rauszulösen. Das würde ich mir auch Wünsche, wäre echt Klasse. ABER: Dafür hat man dieses Gebiet als NP eingerichten, um es vor diesen Begehrlichkeiten zu schützen. Den Anteil von Herr Gaffert hin oder her. Ich glaube nicht, dass hier jedliche Bemühungen erfolgreich sind.

Ich halte es auch für sinnvoll, sich professionelle Skigebietsplaner zu holen. Die umweltpolitischen Diskussionen rufen gerade zu danach, um die schlimmsten Befürchtungen der Umweltschützer zu entkräften. Apropro Umweltschützer: Wenn es schon so massive Angriffe  gibt, sollte man den Anderen nicht Chance geben, die Skisport-Befürworter/Planer gegeneinander auszuspielen. Das alleine gebietet schon, sich zusammen zu tun.

Es ist wichtig, das sich Nachbarn auf die Planung abstimmen. Ansonsten heißt es für mich, den Touristen: 2 Liftkarten kaufen und stehe wieder 1,5h am Lift an. Ich habe nichts gewonnen, nur Ausgaben. Und fahre verärgert auf die Mini-Abfahrt in Torfhaus, wo ich aber kaum anstehe und dafür fahren kann.  :(

manitou

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1304
    • TOP-Ferienwohnungen in Willingen/Sauerland und Oberstdorf:lin/Rügen - Willingen/Sauerland
Re: Schierke 2000
« Antwort #248 am: August 01, 2012, 08:28:31 Nachmittag »
@skifreund:
Eine Bergstation Wurmbergipfel wurde nur deshalb aus den Plänen zugunsten des Winterbergsattels herausgenommen, weil die sonst in Schierke planerisch überhaupt nicht vorankommen. Schierke kann den Traum vom Wurmberggipfel jedoch nicht wirklich loslassen - doch dessen minimale Chance dürfte am ehesten über die Seilbahnverlängerung bis zum Bahnhof führen - denn nur das bringt beiden Bahnen ein deutlich erhöhtes Fahrgastpotenial.

Hinsichtlich des trotz Ausbau immer noch bestehenden gravierenden Kapazitätsdefizits stimme ich Dir voll zu. Ich befürchte nach dem Ausbau eher noch größere Schlangen am WoE.

Ohne Wurmberggipfel wäre für Schierke eigentlich eine 4SB (Kosten ca. 3,5 Mio€) sinnvoll, doch das geht schlecht bei einer Länge von 2km, da man bei nur 2,8m/Sec. und ständigen Stops oben angekommen "erfroren" ist. Eine 4KSB zum Winterbergsattel dürfte mit Bubbles und Garage so ca. 6,5Mio€ kosten. Im Sommerbetrieb wird sie voraussichtlich schwach frequentiert sein, weil die Bergstation sommertouristisch gesehen eher im "nowhere" endet. Daher kann ich das hartnäckige Anliegen der Schierker mit dem Wurmberggipfel gut nachvollziehen. Die Wurmbergseilbahn hat bislang mehr Sommer- als Wintergäste. Das wirtschaftliche Risiko für eine 4KSB ist für Schierke entsprechend hoch. Und wer braucht unter diesen Umständen ein riesen Parkhaus im Sommer?

Das Braunlage den Gipfel schützen will ist nur verständlich. Die Wurmbergseilbahn ist lt. Bilanz kein Goldesel. Sommerfahrgäste an die Schierker Seite zu verlieren, kann sich die Bahn nicht leisten. Die Blockade seitens Braunlage betrachte ich daher nicht als grundsätzliche  Kooperationsverweigerung. Gegen die Bahn zum Sattel hat Braunlage ja auch keinen Einwand und ich glaub nicht, dass die sich einem gemeinsamen Skipass verweigern werden, wenn Schierke denn zum Sattel baut.

sommerphobie

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 342
Re: Schierke 2000
« Antwort #249 am: August 02, 2012, 01:36:19 Nachmittag »
Das Problem ist eigentlich, dass Schierke unbedingt eine Gondelbahn mit Ganzjahresauslastung haben will, welche bei ihren Planungen nicht wirtschaftlich ist oder/und der Wurmbergseilbahn Fahrgäste streitig macht. Den einzigen mir bekannten plausiblen Vorschlag, die Gondelbahn zum Bahnhof Schierke, wird in Schierke ja nunmal ignoriert.
@manitou: Was hält man in Braunlage eigentlich von der Idee einer solchen Gondelbahn?

Wenn man in absehbarer Zeit trotzdem einen Kompromiss erzielen will, sollte man in Schierke den Gedanken einer Ganzjahresauslastung des Skigebietes aufgeben und ein Skigebiet professionell planen lassen welches nur für den Skibetrieb gedacht ist. Das Skigebiet könnte wirtschaftlich dann zwar wohl nur mit Schleppliften realisiert werden, was allerdings nicht stören würde, wenn man es deshalb realisieren könnte.

Um im Sommer Touristen anzulocken müsste man sich dann natürlich andere Attraktionen ausdenken.
Ansonsten kann man immer noch den Bahnhof ins Ortszenrum verlegen ;D

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #250 am: August 02, 2012, 01:58:10 Nachmittag »
Schlepplifte sind zwar günstiger in der Anschaffung, im Betrieb aber ungünstiger als ein Sessellift, da die Schlepplift-Trasse mit Schnee bedeckt und präpariert werden muss. Bei einem Sessellift könnte man zudem die Lifttrasse ohne zusätzlichen Landschaftsverbrauch als weitere Abfahrt gestalten.

Harzwinter

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1013
Re: Schierke 2000
« Antwort #251 am: August 02, 2012, 04:01:06 Nachmittag »
Zitat
Schlepplifte sind zwar günstiger in der Anschaffung, im Betrieb aber ungünstiger als ein Sessellift, da die Schlepplift-Trasse mit Schnee bedeckt und präpariert werden muss.

Um eine Schlepplifttrasse befahren zu können, reicht eine minimale Schneehöhe (5 cm), die mit der zum Abfahren benötigten in keiner Relation steht, weil in der Liftspur ja nicht geschwungen wird. Die Liftspur muss nur bei viel Schnee präpariert werden; bei wenig Schnee wird sie durchs Befahren geglättet. Mir ist kein Skihang bekannt, der allein wegen Schneemangels auf der Liftspur nicht in Betrieb gehen konnte.  :-)

Zitat
Bei einem Sessellift könnte man zudem die Lifttrasse ohne zusätzlichen Landschaftsverbrauch als weitere Abfahrt gestalten.

Die Trasse vieler Mittelgebirgs-Schlepplifte verläuft direkt am Pistenrand (Kaffeehorst, Skiwiese Braunlage, Torfhaus, Hohegeiß ...), so dass zusätzlicher Landschaftsverbrauch minimal gehalten wird. Verläuft sie abseits durch den Wald (Nordlift), trifft die o.g. Aussage natürlich um so mehr zu.

Sternengucker

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 136
    • Fachgruppe Dark Sky in der VdS
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #252 am: August 02, 2012, 04:56:50 Nachmittag »
Werte Foristen,

da es in diesem Forum nun schon mehrfach - obgleich im Grunde völlig uninteressant - um meine Person (den „Sternenglotzer“, der mir als Nickname dann allerdings doch etwas zu negativ besetzt schien) ging und ich zudem schon mehrere Male im Leserforum der Goslarschen Zeitung dazu aufgefordert wurde, als Kritiker der Ausbaupläne am Wurmberg und Winterberg auch in diesem Forum mitzudiskutieren, habe ich mich zu einer Registrierung entschlossen. Um zur hier geäußerten Kritik an den Ausführungen von Prof. Dr. de Jong sowie von BUND/NABU ausführlich einzugehen, fehlt mir momentan leider die Zeit (ich hoffe, dass sich dies in zwei oder drei Wochen wieder ändert), weshalb ich mich zunächst einmal nur auf einen der hier wiederholt gemachten Vorwürfe konzentrieren möchte:

Mir geht diese reine Protesthaltung der Umweltschützer nicht nur hinsichtlich einiger Wintersportprojekte ziemlich auf den Geist. Der Naturschutz wird nicht selten schlicht als Vorwand verwendet, um komplett andere Interessen durchzusetzen. Herr Reinboth beispielsweise — der Frau de Jong hinzugezogen hat — kämpft bekanntermaßen dafür, dass es keinen Nachtskilauf geben sollte, damit er von St. Andreasberg aus auch weiterhin ohne Lichtverschmutzung jeden Abend die Sterne beobachten kann. Aus dem Ostharz hingegen gibt es nicht selten ähnliche Bedenken, um den Ausbau des Wurmbergs zumindest so lange zu verzögern, bis man selber eine Lösung gefunden hat ein eigenes Skigebiet mittels Fördergelder zu realisieren und alle haben gemeinsam, dass niemand von ihnen direkt im Oberharz lebt, geschweige denn sich ein Bild von der strukturellen Lage gemacht hat.

Hierzu kann ich nur sagen, dass der Grund, weshalb ich das Braunlager Projekt kritisch hinterfrage, weder meine Affinität für das Wernigeröder Parallelvorhaben ist (welches ich im Grunde ähnlich kritisch sehe) noch primär der Wunsch, die guten astronomischen Sichtbedingungen in Sankt Andreasberg zu erhalten (trotzdem schreibe ich gleich noch was dazu). Mir stört an beiden Vorhaben vielmehr, dass keine gemeinsame Planung geschweige denn eine gemeinsame Betrachtung der ökologischen Auswirkungen und Umweltrisiken erfolgt. Wer das Wurmberg-Areal kennt, dürfte sehr genau wissen, wie dicht die beiden Skigebiete im Falle eines Vollausbaus tatsächlich beieinander lägen. Beide Projekte zielen jedoch nicht nur wirtschaftlich auf die gleiche Zielgruppe ab, sondern greifen in das gleiche Ökosystem und den gleichen Wasserhaushalt ein, zudem ist die Entnahme von Wasser zum Zwecke der Beschneiung aus dem gleichen Fließgewässersystem vorgesehen. Weil allerdings zwischen beiden Projekten eine Landesgrenze verläuft und sich auf beiden Seiten mithin Befindlichkeiten und wirtschaftliche Befürchtungen breit gemacht haben, erfolgt weder eine gemeinsame wirtschaftliche und touristische Entwicklung des Gebietes noch eine länderübergreifende Betrachtung der ökologischen Auswirkungen beider Projekte in Kombination. Dies ist in eine in meinen Augen alles andere als befriedigende Situation, die meiner Einschätzung nach nur durch eine länderübergreifende UVP und die daraus schon zwangsweise resultierende gemeinsame Planung aufgelöst werden kann. Und das ist exakt die Lösung, für die ich an dieser und anderen Stellen heute und auch zukünftig werben werde.

Da ich über meine Tätigkeit im Vorstand der Sternwarte Sankt Andreasberg erstmalig in Kontakt mit dem Braunlager Wurmberg-Vorhaben gekommen bin, und im Namen der Sternwarte auch den Widerspruch gegen die geplante Beleuchtungsanlage (http://www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/wurmberg-braunlage.html) verfasst habe, sei an dieser Stelle dennoch etwas zum Sternenhimmel gesagt: Das durch die zunehmende nächtliche Beleuchtung (Werbung, Sykbeamer, Fassadenbeleuchtung etc. pp.) ständig verstärkte Phänomen der Lichtverschmutzung (eine gute Übersicht dieser Problematik findet sich auf der Webseite der Fachgruppe Dark Sky unter http://www.lichtverschmutzung.de sowie im Wikipedia-Eintrag zu diesem Thema) hat in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass die Anzahl „natürlich dunkler Orte“ – also solcher Orte, an denen man den Sternenhimmel noch so sehen kann, wie es noch vor 100 Jahren vollkommen normal war – in ganz Europa sowie auch in anderen Teilen der Welt beständig zurückgegangen ist. In Deutschland finden sich derzeit neben der Region unmittelbar um Sankt Andreasberg, Sorge und Elend gerade noch sieben Gegenden (Nationalpark Eifel, Naturpark Terra.vita, Naturpark Westhavelland, Biosphärenreservat Rhön, Münsingen, Herzberg an der Schwarzen Elster und das Wendland), in denen noch wirklich gute Sichtbedingungen für Profi- und Hobby-Astronomen vorherrschen. Auf dieser Liste mit gerade einmal acht Einträgen befindet sich der Oberharz im Hinblick auf die messbaren Qualitätskriterien an dritter Stelle, ist also als eines der qualitativ besten astronomischen Beobachtungsgebiete Deutschlands zu werten:

http://www.lichtverschmutzung.de/seiten/sternenparks.php

Aufgrund dieser besonderen Eignung bestünde die Möglichkeit, den Oberharz über die International Dark Sky Association zu einem sogenannten Dark Sky Park zu zertifizieren und diesen herausragenden Status damit auf internationaler Ebene festzuhalten. Derzeit gibt es in Deutschland noch keinen einzigen Dark Sky Park (auch wenn im Westhavelland sowie an der Schwarzen Elster entsprechende Bemühungen laufen, wie es sie bis vor kurzem auch im Harz gab), in Europa finden sich gerade einmal drei solcher Parks (in Ungarn und Großbritannien). Dies macht deutlich, dass der Harz in gewisser Weise eine Sonderstellung einnimmt, der ebenfalls ein Wert beizumessen ist, auch wenn sich die Umsätze im Bereich des Astrotourismus sicher nicht mit dem Skitourismus vergleichen lassen, siehe hierzu auch: http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2010/11/wer-bestimmt-eigentlich-uber-die-vergabe-von-sternenparks.php

Ein ideeller Wert kann aber auch dann erhaltenswert sein, wenn diese Erhaltung die volle Entfaltung einer finanziellen Wertschöpfung behindert. Man stelle sich einmal vor, unterhalb der Akropolis würde eine große Ader des rein hypothetischen und extrem wertvollen Materials Unobtanium (http://de.wikipedia.org/wiki/Unobtanium) entdeckt, welche sich jedoch nur dann verwerten ließe, würde man die Akropolis sprengen. Obwohl den griechischen Staatsfinanzen die zusätzlichen Mittel sicher gut täten, würde in diesem hypothetischen Szenario vermutlich kaum jemand ernsthaft die Zerstörung der Akropolis erwägen, da jeder begreift, dass deren historischer, kultureller und ideeller Wert sich kaum in Geld aufwiegen ließe.

Auch die freie Sicht auf den Sternenhimmel hat jedoch einen solchen kulturellen und ideellen Wert, schließlich hat der Blick auf die Sterne über Jahrtausende hinweg Künstler, Philosophen, Propheten und Wissenschaftler inspiriert und geleitet. Wie traurig ist es da, dass wir diesen Anblick hierzulande in nur noch acht Gegenden erleben können, von denen jede einzelne schon durch ein einziges Projekt (wie etwa im Bereich des Skitourismus) diesen besonderen Status verlieren könnte? Wie viele dieser Gebiete wird es in zehn Jahren noch geben, wenn Eingriffen nicht dann und wann auch widersprochen wird? Zwar ist es richtig, dass die Beleuchtungsanlage am Wurmberg nur an bestimmten Tagen und – zunächst – nur während der Wintersaison in Betrieb wäre – am Urteil der IDA ändert dies jedoch nichts: Kommt das Projekt, ist jede Chance für den Oberharz auf eine Anerkennung als Dark Sky Park dahin. Dass kein Hobby-Astronom sich darüber freut, dass eine solche Möglichkeit wegbricht, ist sicher nachvollziehbar, insbesondere da seitens der Harzer Sternenfreunde schon zahllose ehrenamtliche Arbeitsstunden in die nun auf Eis gelegte Beantragung geflossen sind.

Ganz grundsätzlich stellt sich mir ohnehin die Frage, wie sinnvoll es ist, bei ausbleibendem Schneefall und in der Nacht auf künstlichem Schnee und bei künstlicher Beleuchtung Ski zu fahren. Exakt diese Form des Umgangs mit Energie und mit der Natur ist es schließlich, der wir die Notwendigkeit von Schneekanonen überhaupt erst zu verdanken haben. So etwas zu hinterfragen ist weder „unverantwortlich“ noch einseitig gegen touristische Interessen gerichtet, sondern in meinen Augen schlicht eine Frage des gesunden Menschenverstands. Im Wernigeröder Stadtrat wurde erst vor einigen Wochen die Anfrage eines SPDlers, warum man nicht – wie zu besten touristischen Hochzeiten Braunlages und Schierkes – eben einfach nur dann Ski fährt, wenn auch Schnee gefallen ist (und die Sonne scheint, wie ich als Astronom ergänzen möchte), geradezu empört zurückgewiesen. Solche Überlegungen entsprächen nicht mehr dem Anspruchsdenken heutiger Touristen und würden ein Skigebiet wirtschaftlich untragbar werden lassen. Bei allem Verständnis für hohe Ansprüche und das berechtigte Interesse, Geld zu verdienen (das ich als Unternehmer ja selbst teile) – aber mir stellt sich angesichts solcher Aussagen wirklich die Frage, ob uns da nicht vielleicht der gesellschaftliche Kompass verrutscht ist.

Vollkommen unabhängig von solchen Überlegungen ist – wie bereits eingangs geschrieben – der länderübergreifenden Auseinandersetzung mit der kombinierten Wirkung beider Projekte sowie der gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung des Wurmberg-Areals auf jeden Fall eine größere Priorität einzuräumen. Wenn die von uns unter anderem durch die Einladung von Prof. Dr. de Jong angestoßene Diskussion am Ende wenigstens dazu führt, dass eine länderübergreifende UVP durchgeführt wird, wäre ich eigentlich schon mal ganz zufrieden…

Mit besten Grüßen in die Runde

manitou

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1304
    • TOP-Ferienwohnungen in Willingen/Sauerland und Oberstdorf:lin/Rügen - Willingen/Sauerland
Re: Schierke 2000
« Antwort #253 am: August 02, 2012, 05:06:07 Nachmittag »
@manitou: Was hält man in Braunlage eigentlich von der Idee einer solchen Gondelbahn?


Meine Idee habe ich an Grote gesandt mit der Bitte um Weitergabe an alle Fraktionen. Auch der Wurmbergseilbahn liegt es vor. Ein Feedback kam leider nicht.

Aus Wernigerode kam jetzt kürzlich die Rückmeldung einer sinngemaß "außerordentlich innovativen Idee". Es scheint, dass man jetzt doch dieser Idee eine etwas nähere Betrachtung widmen will. 

playjam

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5152
    • E-Mail
Re: Schierke 2000
« Antwort #254 am: August 02, 2012, 05:25:50 Nachmittag »
@Sternengucker Zunächst ein herzliches Willkommen im Forum und ich freue mich aufrichtig, dass Du jetzt auch hier schreibst!

Im März wurde hier im Forum eine Abstimmung gestartet, bei der die meisten (z.Z. 100%) mit "Ja, denn Wintersport und Umweltschutz sind miteinander vereinbar." angekreuzt haben. Ich hoffe, wir können hier mit unseren Diskussionen gemeinsam dazu beitragen, Lösungen auszuarbeiten, die sowohl den Anspruch von Umweltschutz als auch Wintersport gerecht werden.