Autor Thema: Schierke 2000  (Gelesen 1455002 mal)

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #735 am: Juli 22, 2013, 01:56:10 Nachmittag »
Ja, ein Komplettabriss des "Heinrich Heine" ohne ansatzweisen Erhalt des historischen Erscheinungsbildes wäre sehr schade. Andererseits verfällt das geschlossene Hotel seit mittlerweile mehr als 20 Jahren. Wahrscheinlich wird sich nicht einmal mehr die Frontfassade erhalten lassen. Weiß jemand, warum eine Zwangsversteigerung des Grundstücks erst jetzt durchgeführt wird?

Hier noch der jüngste Onlineauftritt des Hotels Heinrich Heine in Schierke - mit umfassender Bildergalerie, wie es sich für ein Haus gehobenen Standards gehört.
« Letzte Änderung: Juli 23, 2013, 04:19:24 Nachmittag von Harzwinter »

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #736 am: August 01, 2013, 02:06:37 Nachmittag »
Im zweiten Anlauf "Heinrich Heine" in Besitz genommen (Volksstimme.de 27.07.2013 02:09 Uhr):
Zitat
[...]

Für das Mindesangebot erhielt Wernigerode den Zuschlag, hat für exakt 144 850 Euro die Hotelruine samt dem 25 000 Quadratmeter großen Grundstück gekauft, bestätigte Burkhard Rudo auf Volksstimme-Nachfrage.

[...]

Trotz des ruinösen Zustands soll das "Heinrich Heine" als Hotel nicht aufgegeben werden. "Zumindest könnte man Gebäudeteile im Nutzungskonzept berücksichtigen", sagte Rudo und erinnerte daran, dass das Vorzeigehotel des DDR-Reisebüros aus dem Hotel "Fürst Stolberg" hervorgegangen ist und zur Wiege der touristischen Entwicklung von Schierke gehört.

[...]

Vorschlag: Auf das Dach der Eishalle verzichten und mit dem Geld das Hotel wieder originalgetreu sanieren. Danach kann man es an eine Luxuskette wie z.B. Kempinski verpachten.

Warum steht das Hotel eigentlich nicht unter Denkmalschutz?



playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #737 am: August 01, 2013, 02:23:15 Nachmittag »
Ein interessanter Artikel über Carl Zobel, letzter Direktor des Luxushotels "Fürst Stolberg": Proleten in den Keller (spiegel.de, 15.06.1950).

Torsten

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Re: Schierke 2000
« Antwort #738 am: August 06, 2013, 02:23:40 Nachmittag »
Das Heinrich Heine sanieren? Sorry, aber dafür ist es wohl zu spät. Dieses einstige Vorzeigehaus ist mittlerweile eine völlig vergammelte, teilweise eingestürzte Ruine. Selbst Teile des Gebäudes oder die Fassade zu sanieren und in einen Neubau zu integrieren dürfte schwer möglich sein. Immerhin lobenswert, dass man (noch) nicht den Abriss plant, sondern zumindest Teile erhalten will, aber ob das so einfach möglich ist, bezweifle ich. Irgendwann gehen eben auch die schönsten Häuser den Weg alles irdischen, wenn man lange nichts für den Erhalt tut. :'(

Hier gibt es auch noch einen sehr guten Artikel zur Geschichte des Hauses, der sich auch mit dessen neidergang nach der Wende befasst: http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=118831


playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #739 am: August 06, 2013, 04:56:12 Nachmittag »
Herzlich willkommen im Forum!

Das Heinrich Heine sanieren? Sorry, aber dafür ist es wohl zu spät. [...]

Es gibt Beispiele, wo man solche Total-Renovierungen gewagt hat, z.B. Grand Hotel Heiligendamm. Wobei Heiligendamm auch ein gutes Beispiel für die Risiken eines Hotelbetriebs ist.


Widex

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Re: Schierke 2000
« Antwort #740 am: August 09, 2013, 07:53:17 Nachmittag »
Nicht zuletzt ist Heiligendamm wegen Folgendem gescheitert:
Es gab dort regelrechte 'Reiche-gucken'-Touren - und dann wälzte sich Krethi und Plethi über die Terasse. Man kann das gut finden oder nicht, aber wenn ich Premium buche, dann will ich dort meine Ruhe.
Wenn man hinschaut, gibts dort nur Verlierer: den Investor UND den Ort. Weil keine betuchte Kundschaft mehr dorthin kommt, fehlen diese Einnahmen. Trauriges Beispiel für "hier gibt es keinen 2-Klassen-Tourismus"-Politik. Schade, denn das Objekt hatte zweifellos Potential. Aber nicht unter diesen Bedingungen.
Planung ersetzt Zufall durch Irrtum

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #741 am: August 15, 2013, 11:46:58 Vormittag »
Das Hotel Heinrich Heine in Schierke (das übrigens früher Hotel Fürst von Stolberg hieß) hat sogar eine eigene Facebook-Seite, wer hätte das gedacht. Und seine Image-Videos machen sofort Lust auf einen Aufenthalt dort. Schönen Urlaub im Heinrich Heine!



Zurück zum Ernst: Wie man sieht, gibt es da wirklich nichts zu retten. Steht/stand das Gebäude eigentlich unter Denkmalschutz?

snowie

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Re: Schierke 2000
« Antwort #742 am: August 15, 2013, 12:29:38 Nachmittag »
Trotz des Verfalles ein imposantes Gebäude, wenn man überlegt welche Zeiten es überstanden hat: Kaiserzeit, russidche Besetzung und die DDR-Bieder-Bürgerlichkeit bis hin zu einem einfachen Tagungshotel bis 95. Reizen würde es mich auch einmal dort den Muff der alten Zeiten einzuatmen ... Es wäre zu schade es abzureißen, aber es ist leider nichts mehr zu retten. Und Urlaub machen wahrscheinlich einzig und allein sämtliche Geister und die Brokenhexe!!!!

Torsten

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Re: Schierke 2000
« Antwort #743 am: August 15, 2013, 01:30:05 Nachmittag »
Trotz des Verfalles ein imposantes Gebäude, wenn man überlegt welche Zeiten es überstanden hat: Kaiserzeit, russidche Besetzung und die DDR-Bieder-Bürgerlichkeit bis hin zu einem einfachen Tagungshotel bis 95. Reizen würde es mich auch einmal dort den Muff der alten Zeiten einzuatmen ... Es wäre zu schade es abzureißen, aber es ist leider nichts mehr zu retten. Und Urlaub machen wahrscheinlich einzig und allein sämtliche Geister und die Brokenhexe!!!!
Na, besser nicht, das einzige, was man dort noch einatmen kann, sind Schimmel und Asbest. ;)
Ich fürchte auch, dass es das war. Auch auf die Pläne, zumindest Teile zu erhalten, sollte man nicht viel geben - als 2010 das ehemalige Hermann Giesler-Sanatorium abgerissen wurde, sollten auch Teile erhalten bleiben für einen eventuellen Neubau, übrig blieb am Ende nichts, weil die Bausubstanz wohl doch zu hinüber und eine weitere Nutzung unmöglich war. Wenn man den aktuellen Zustand der letzten verbliebenen Schierker Hotel-Ruinen wie Heinrich Heine und Hermann Duncker sieht, bin ich wenig optimistisch, dass es dort anders aussieht. Die fragile Holzbauweise sorgt zusammen mit den rauen Harzer Wetter- und Klimabedingungen eben für ein natürliches Verfallsdatum, zumal diese Häuser mittlerweile seit rund 20 Jahren leer stehen und die Instandhaltung wahrscheinlich schon zu DDR-Zeiten vernachlässigt wurde. Hinzu kommt, dass die technische Ausstattung dieser Häuser (Elektro, Sanitär, Telefonkabel, etc.) vorsintflutlich ist, und es gibt keinerlei Aufzüge und Rollstuhlrampen, sodass sie nicht barrierefrei sind, etc., pp.. Alleine das dürfte die Kosten für einen Abriss und Neubau um das zigfache übersteigen.

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #744 am: August 15, 2013, 03:29:23 Nachmittag »
Die fragile Holzbauweise sorgt zusammen mit den rauen Harzer Wetter- und Klimabedingungen eben für ein natürliches Verfallsdatum [...]

Gemäß dem von Dir verlinkten Artikel aus der Neuen Nordhäuser Zeitung wohnt im Heinrich Heine inzwischen der "Echte Hausschwamm" - ein Pilz, der Bauholz zu weicher Masse verdaut und dabei hungrig und gründlich zur Sache geht. Befallene Holzkonstruktionen müssen ersetzt werden. Der Pilz wächst sogar durch Mauern hindurch ... Da der Pilz sich 20 Jahre lang ungestört im Heinrich Heine ausbreiten konnte, kann man sich vorstellen, wie wenig unbefallene Substanz noch da ist.

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #745 am: August 15, 2013, 04:53:24 Nachmittag »
Es wäre sehr schade, wenn das einzige Zeugnis von Schierkes touristischem Boom während der Gründerzeit und Jugenstil-Epoche ausgerechnet in Braunlage steht: Das Jugenstil Sanatorium Dr Barner steht nur deswegen in Braunlage, weil man im mondänem Schierke keinen Bauplatz mehr gekriegt hat.

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #746 am: August 16, 2013, 01:17:58 Vormittag »
Das einzige Zeugnis der Schierker Gründerzeit ist das Heinrich Heine gottlob nicht. Zwar wird das voluminöse Ferienheim Hermann Duncker (einst Villa Waldpark bzw. Hotel Barenberger Hof) sein Schicksal sicherlich teilen (Abriss), und das Hotel Wurmbergblick ist schon seit 2010 weg. Aber das Hotel Brockenscheideck hat überlebt, und die Fürstenhöhe und das Waldfrieden sollten es ebenfalls schaffen.

Torsten

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Re: Schierke 2000
« Antwort #747 am: August 16, 2013, 09:43:50 Vormittag »
Das einzige Zeugnis der Schierker Gründerzeit ist das Heinrich Heine gottlob nicht. Zwar wird das voluminöse Ferienheim Hermann Duncker (einst Villa Waldpark bzw. Hotel Barenberger Hof) sein Schicksal sicherlich teilen (Abriss), und das Hotel Wurmbergblick ist schon seit 2010 weg.
Nicht zu vergessen das Harzland, das 2005 abbrannte und 2009 abgerissen wurde. Auch eine traurige Geschichte, denn es war eines der ältesten Häuser in Schierke und wäre vielleicht noch zu retten gewesen, aber offenbar fiel es der Pyromanie gelangweilter Jugendlicher zum Opfer, oder jemand wollte "warm sanieren".

Hier gibt es ein "schönes" Video von den Resten des Hermann Gieseler/Wurmbergblick kurz vor dem Abriss: http://www.youtube.com/watch?v=sqMTnKPqfHA

Max

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Re: Schierke 2000
« Antwort #748 am: August 16, 2013, 10:54:57 Vormittag »
Ja, dieses rumgezündel im Harz ist ohnehin erschreckend — mal abgesehen von den erheblichen Sachschäden, die dabei entstehen, mag man sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn dabei auch Menschen zu Schaden kommen. :-(

Doppelmayr

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Re: Schierke 2000
« Antwort #749 am: September 26, 2013, 08:06:17 Nachmittag »
Ich wollte nun nach längerer Pause einmal wieder zum Thema der Skigebietsplanung der angestrebten Skischaukel Braunlage-Schierke zurückgreifen. Gibt es diesbezüglich schon weitere Ergebnisse?