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Foren => Skifahren und Snowboarden im Harz => Thema gestartet von: playjam am August 14, 2012, 10:06:01 Nachmittag

Titel: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 14, 2012, 10:06:01 Nachmittag
Nachdem ich mich von dem Late-Night-Event am 12.8 erholt habe, möchte ich kritisch auf den Vortrag von Prof. Dr. Carmen de Jong von der Universität Savoyen über die Auswirkungen von künstlicher Beschneiung am Wurmberg und Winterberg am 27.07.2012 (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee-im-harz) eingehen. Leider war ich nicht anwesend, kann mich also nur mit den veröffentlichten Slides befassen.

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"Zerstörung bis zu 20m tief" "wie auf dem Wurmberg und Winterberg": Da Frau de Jong Anleihen aus den Planungsunterlagen gemacht hat, gehe ich davon aus, dass Sie weiß, dass der geplante Speicherteich am Wurmberg ca. halb so tief sein soll.

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Bei 0,65 bis 1°C Unterschied pro 100m entspricht die Höhe des Wurmbergs nach de Jong also mindestens einem Berg in den Alpen mit 2400m - (7 x 100m) = 1700m Höhe. Das sind ja gute Nachrichten!

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Leider weiss ich nicht, welche Message de Jong hier geben wollte, aber die dargestellte Bescheiungssituation Braunlage, Harz (25. Februar 2011) und Winterberg, Sauerland (7. Februar 2010) sind nicht vergleichbar. Am Winterberg wurde die Skipiste für den Skibetrieb hergerichtet. Die Rathausskiwiese wurde für das Nackt-Rodel-Event technisch beschneit, wie man in diesem Forum lesen und sehen kann:
Nacktrodeln auf der Skipiste Rathauswiese in Braunlage (Februar 18, 2011) (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,91.msg816.html#msg816)
(http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php?action=dlattach;topic=91.0;attach=347;image)

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Nach meinen Informationen geht man von 2 Füllungen (1 x Grundbeschneiung am Anfang der Saison, 1 x für Ausbesserungsbeschneiungen) aus. Das entspricht der üblichen Dimensionierung von Speicherteichen zu Beschneiungszwecken. Die Wasserentnahme erfolgt nur, wenn der Pegelstand der Warmen Bode hoch genug ist.

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Kühltürme sind für den Speicherteich am Wurmberg an der geplanten Lage nicht notwendig.

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 15, 2012, 10:33:33 Vormittag
Nachdem ich mich von dem Late-Night-Event am 12.8 erholt habe, möchte ich kritisch auf den Vortrag von Prof. Dr. Carmen de Jong von der Universität Savoyen über die Auswirkungen von künstlicher Beschneiung am Wurmberg und Winterberg am 27.07.2012 (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee-im-harz) eingehen. Leider war ich nicht anwesend, kann mich also nur mit den veröffentlichten Slides befassen.

Das stimmt nicht ganz, immerhin gibt es eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse von Frau de Jong, die hier (http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2012/08/kunstschnee-im-harz.php) in Blogform nachgelesen und kommentiert sowie hier (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz) in Form eines PDF-Berichts eingesehen werden kann, wie er auch an die Stadträte und interessierte Verbände und Einzelpersonen verschickt wurde. Zumindest ist man damit dann nicht darauf angewiesen, reine Foto-Slides noch inhaltlich interpretieren zu müssen...

"Zerstörung bis zu 20m tief" "wie auf dem Wurmberg und Winterberg": Da Frau de Jong Anleihen aus den Planungsunterlagen gemacht hat, gehe ich davon aus, dass Sie weiß, dass der geplante Speicherteich am Wurmberg ca. halb so tief sein soll.

In dem Vortrag von Frau de Jong ging es ja bekanntlich nicht nur um Wurmberg und Winterberg, sondern auch darum, mal ein paar Beispiele aus der Umweltpraxis des kunstschneegestützten Skibetriebs in ihrer französischen Wahlheimat vorzustellen. Der Vortrag ist daher auch in drei Abschnitte gegliedert, denen jeweils eine Titelfolie vorausgeht: Klimawandel, Praxisbeispiele aus den Alpen und erste Überlegungen und Schlussfolgerungen zu den Harzer Plänen. Die hier eingeblendete Folie stammt aus dem zweiten Abschnitt (Alpen) und sollte insbesondere verdeutlichen, dass (a) beim Bau von Speicherteichen bisweilen große Bodenschäden (und damit auch CO2-Freisetzungen) erfolgen und es sich (b) bei einem Speicherteich nicht - im Gegensatz zu den idealisierenden Darstellungen insbesondere in den Wernigeröder Planungsunterlagen - um eine Art idyllischen Bergsee, sondern eben um ein technisches Speicherbecken handelt.

Bei 0,65 bis 1°C Unterschied pro 100m entspricht die Höhe des Wurmbergs nach de Jong also mindestens einem Berg in den Alpen mit 2400m - (7 x 100m) = 1700m Höhe. Das sind ja gute Nachrichten!

...auf die dann ja aber (weiter hinten im Vortrag) wieder schlechte Nachrichten - insbesondere im Hinblick auf die Unterschiede bei der Luftfeuchtigkeit - folgen...

Nach meinen Informationen geht man von 2 Füllungen (1 x Grundbeschneiung am Anfang der Saison, 1 x für Ausbesserungsbeschneiungen) aus. Das entspricht der üblichen Dimensionierung von Speicherteichen zu Beschneiungszwecken. Die Wasserentnahme erfolgt nur, wenn der Pegelstand der Warmen Bode hoch genug ist.

Richtig ist, dass man derzeit von zwei Befüllungen ausgeht, von denen eine ganz offenkundig ohne Probleme während im Dezember/Januar/Februar erfolgen könnte - ob dies allerdings schon das Wasser für die Erstbeschneiung im folgenden Winter sein kann, sei einmal dahingestellt, da es dann ja ein knappes Jahr bei Verdunstung und entsprechenden Verunreinigungsproblemen gespeichert werden müsste. Legt man einmal nur die Pegelstandsdaten für die vergangenen 12 Monate zugrunde, wird deutlich, dass mindestens drei, möglicherweise aber bis zu sechs Monate für die Wasserentnahme so gut wie ausgeschieden wären. Zwei Befüllungen könnten unter diesen Umständen noch realisierbar sein, bei drei oder vier Befüllungen (von denen Frau de Jong aufgrund der ungünstigen Standortfaktoren - Südlage und steigende Durchschnittstemperaturen - ausgeht) bekommt man allerdings definitiv ein Problem, wenn die Hälfte des Jahres für die Entnahme ausfällt. Hinzu kommt noch, dass ja auch Wernigerode aus dem anderen Bode-Zulauf größere Wassermengen für die künstliche Beschneiung am Winterberg entnehmen möchte, wodurch das Gewässersystem möglicherweise insgesamt überlastet wäre. Daher ja auch die Forderung der Umweltverbände nach einer länderübergreifenden UVP...

Kühltürme sind für den Speicherteich am Wurmberg an der geplanten Lage nicht notwendig.

Wurde im Vortrag auch nie behauptet. Viel interessanter fände ich ja einen Kommentar zur Folie rechts daneben...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 01:02:34 Nachmittag
[...] eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse von Frau de Jong, die hier (http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2012/08/kunstschnee-im-harz.php) in Blogform nachgelesen und kommentiert sowie hier (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz) in Form eines PDF-Berichts eingesehen werden kann, wie er auch an die Stadträte und interessierte Verbände und Einzelpersonen verschickt wurde. [...]

Danke! Ist der PDF-Bericht das Skript von de Jong? Kannst Du mir bitte den PDF-Bericht zuschicken, oder hier als Anhang einstellen (besser für copy'n'paste Zitate).

Zitat von: Sternengucker
"Zerstörung bis zu 20m tief" "wie auf dem Wurmberg und Winterberg": Da Frau de Jong Anleihen aus den Planungsunterlagen gemacht hat, gehe ich davon aus, dass Sie weiß, dass der geplante Speicherteich am Wurmberg ca. halb so tief sein soll.

In dem Vortrag von Frau de Jong ging es ja bekanntlich nicht nur um Wurmberg und Winterberg, [...]

Die Beschriftung "Zerstörung bis zu 20m tief" und "wie auf dem Wurmberg und Winterberg" ist eindeutig. Zudem lautet der Titel des Vortrages "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterbergs im Harz". Hier die erste Folie:
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Zitat von: Sternengucker
Nach meinen Informationen geht man von 2 Füllungen (1 x Grundbeschneiung am Anfang der Saison, 1 x für Ausbesserungsbeschneiungen) aus. Das entspricht der üblichen Dimensionierung von Speicherteichen zu Beschneiungszwecken. Die Wasserentnahme erfolgt nur, wenn der Pegelstand der Warmen Bode hoch genug ist.

Richtig ist, dass man [Anm.: Wurmberg-Seilbahn] derzeit von zwei Befüllungen ausgeht, [...] 
[...] drei oder vier Befüllungen (von denen Frau de Jong [...] ausgeht) [...]

Auch im PDF-Bericht von de Jong wird behauptet, man muss von "drei bis fünf Befüllungen" (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz), S.9) ausgehen. Dies ist falsch: Die Wassermenge und der Entnahme-Pegel sind beim Wurmberg in den Planungsunterlagen festgelegt und Grundlage des Genehmigungsverfahren.

Die auf die Mutmaßung "drei bis fünf Befüllungen" basierenden Analysen sind daher nicht zutreffend. Entsprechend sind die Forderungen nicht mit den nicht zutreffenden Analyse-Ergebnisse begründbar.

Zitat von: Sternengucker
Kühltürme sind für den Speicherteich am Wurmberg an der geplanten Lage nicht notwendig.

Wurde im Vortrag auch nie behauptet. Viel interessanter fände ich ja einen Kommentar zur Folie rechts daneben...

Ich kann nicht in die Köpfe dieser fröhlichen Urlauber schauen, die im Vortrag an den Pranger gestellt werden. Die Aussage auf der rechten Seite halte ich aber für die meisten Urlaube und Freizeit-Aktivitäten für korrekt und die Verhaltensweise imho für richtig: Es ist effektiver bei den großen Kostenpunkten zu optimieren, statt sich in Mikrooptimierungen zu verzetteln.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 15, 2012, 01:38:23 Nachmittag
Danke! Ist der PDF-Bericht das Skript von de Jong? Kannst Du mir bitte den PDF-Bericht zuschicken, oder hier als Anhang einstellen (besser für copy'n'paste Zitate).

Der PDF-Bericht ist die Zusammenfassung der ersten Ergenbnisse der Begehung sowie der sonstigen Bedenken von Frau de Jong zum Projekt, die Dr. Knolle und ich in Absprache mit Prof. de Jong als Handreichung für interessierte Verbände und Kommunalpolitiker verfasst haben. Die Datei lässt sich bei Bedarf von der Webseite des BUND-Kreisverbands Goslar herunterladen: http://goslar.bund.net/fileadmin/bundgruppen/bcmskggoslar/Downloads/ns_Kunstschnee_16b_Arbeitspapier_final.pdf

Die Beschriftung "Zerstörung bis zu 20m tief" und "wie auf dem Wurmberg und Winterberg" ist eindeutig. Zudem lautet der Titel des Vortrages "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterbergs im Harz".

Dem kann ich nur nochmals widersprechen. Wer kritisieren möchte, was beim Vortrag gesagt wurde, hätte schon hingehen müssen. Wenn eine Professorin eineinhalb Stunden anhand von gerade mal 60 Folien mit vielleicht 30 Fotos referiert und hinterher noch über eine Stunde lang Fragen beantworet, kann man als Nichtteilnehmer hinterher nicht einfach aufgrund der Titelfolie und einer Bildunterschrift beurteilen, was genau zu bestimmten Themen vermittelt wurde. Bei der Bildfolge zu den Speicherseen ging es vornehmlich darum, den anwesenden (und darüber wenig erfreuten) FeWo-Betreibern, die ihr Einkommen primär mit Wandertouristen verdienen mal einen realistischen Eindruck davon zu vermitteln, wie der Bau so eines Speicherteiches aussieht. Dass der Wurmberg-Speicherteich eine Tiefe von 20m haben soll wurde nie behauptet. Die Bildunterschriften lauten ja auch nicht: "Zerstörung von bis zu 20m..." "...genau wie auf dem Wurmberg" sondern "Zerstörung von Böden: Bis zu 20m tief" [Neue Folie] "Speicherteiche auch wie auf dem Wurmberg und Winterberg"...

Auch im PDF-Bericht von de Jong wird behauptet, man muss von "drei bis fünf Befüllungen" (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz (http://issuu.com/wurmberg-winterberg/docs/kunstschnee_im_harz), S.9) ausgehen. Dies ist falsch: Die Wassermenge und der Entnahme-Pegel sind beim Wurmberg in den Planungsunterlagen festgelegt und Grundlage des Genehmigungsverfahren.

Richtig ist, dass der Bauherr derzeit mit zwei Befüllungen rechnet. Prof. de Jong rechnet auf Basis ihrer mehr als zehnjährigen Expertise im Bereich der Kunstbeschneiung sowie der Eckdaten des Projektes (zu beschneiende Fläche, geplante Saisonzeiten, Südlage, klimatische Randbedingungen etc. pp.) damit, dass zwei Befüllungen nicht ausreichend werden, sondern dass man mit drei oder mehr Befüllungen rechnen muss. Wie die Daten zeigen, könnten zwei Befüllungen in manchen Jahren schon schwierig zu realisieren sein, wobei hier noch in keinster Weise einberechnet wurde, dass man auch in Wernigerode dem gleichen Flusssystem Wasser für Beschneiungen entnehmen möchte, da es (noch) keine länderübergreifende UVP gibt. Bei drei oder vier Befüllungen plus Wasserentnahme auf Wernigeröder Seite wird es nach Ansicht von Prof. de Jong definitiv zu Problemen kommen. Und ja - über die sollte schon im Vorfeld diskutiert werden, da man sich leider nicht darauf verlassen kann, dass die in der Planung getätigten Aussagen unumstößlich sind. In allen mir vorliegenden Fassungen der Planungsunterlagen steht beispielsweise noch drin, dass die Stadt sich finanziell nicht am Ausbau beteiligt - was ja nun in der letzten Ratssitzung wieder zurückgenommen wurde. Auch steht drin, dass am Wurmberg mit einer Schneesicherheit von 120 Tagen bei künstlicher Beschneiung zu rechnen ist, was nicht nur Frau de Jong für äußerst unrealistisch hält. In den Unterlagen für Wernigerode stand über ein Jahr, dass man einen großen Parkplatz für Skiurlauber mit Shuttleverkehr zum Winterberg plant - inzwischen ist daraus ein mehrstöckiges Parkhaus an einer gänzlich anderen Ortslage geworden. Mit anderen Worten: Papier ist geduldig und Aussagen ändern sich. Mir wurde selbst durch die Stadtverwaltung bestätigt (im Hinblick auf die geplanten Beleuchtungszeiten), dass die in den Planungsunterlagen zu findenden Parameter durch nachfolgende Beschlüsse der Stadt auch im späteren Betrieb jederzeit wieder geändert werden können. Vor diesem Hintergrund halte ich es für vollkommen richtig, auch mal darüber nachzudenken, was genau eigentlich passieren soll, sollten am Ende doch drei oder vier Befüllungen erforderlich sein...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 01:58:25 Nachmittag
Kühltürme sind für den Speicherteich am Wurmberg an der geplanten Lage nicht notwendig.

Wurde im Vortrag auch nie behauptet. Viel interessanter fände ich ja einen Kommentar zur Folie rechts daneben...

Vgl. PDF-Bericht "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterberg", de Jong, Juli 2012,  S.12 erster Absatz: Es wird behauptet der Aufbau von Kühltürmen sei beim Wurmberg Projekt erforderliche technische Infrastruktur. Es ist daher davon auszugehen, dass dies auch so beim Vortrag vertreten wurde.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 15, 2012, 02:04:09 Nachmittag
Es ist daher davon auszugehen, dass dies auch so beim Vortrag vertreten wurde.

Kommen Sie zum nächsten Vortragsabend doch einfach persönlich, dann müssen Sie hinterher nicht darüber spekulieren, was und was dort nicht gesagt wurde...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 02:57:05 Nachmittag
Die Datei lässt sich bei Bedarf von der Webseite des BUND-Kreisverbands Goslar herunterladen: http://goslar.bund.net/fileadmin/bundgruppen/bcmskggoslar/Downloads/ns_Kunstschnee_16b_Arbeitspapier_final.pdf

Danke!

Zitat von: Sternengucker
Die Beschriftung "Zerstörung bis zu 20m tief" und "wie auf dem Wurmberg und Winterberg" ist eindeutig. Zudem lautet der Titel des Vortrages "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterbergs im Harz".

[...] Dass der Wurmberg-Speicherteich eine Tiefe von 20m haben soll wurde nie behauptet. Die Bildunterschriften lauten ja auch nicht: "Zerstörung von bis zu 20m..." "...genau wie auf dem Wurmberg" sondern "Zerstörung von Böden: Bis zu 20m tief" [Neue Folie] "Speicherteiche auch wie auf dem Wurmberg und Winterberg"...

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Zitat von: Sternengucker
Richtig ist, dass der Bauherr derzeit mit zwei Befüllungen rechnet.

Es ist viel mehr als das: Die Wassermenge und der Entnahme-Pegel sind beim Wurmberg-Projekt in den Planungsunterlagen festgelegt und Grundlage des Genehmigungsverfahren. Eine spätere Änderung der Wassermenge und Anpassung des Entnahme-Pegels bedarf einer weiteren Genehmigung.

Die Analyse von de Jong basiert auf Mutmaßungen, die für das jetzige Verfahren nicht zutreffend sind.

Zitat von: Sternengucker
[...] In den Unterlagen für Wernigerode stand über ein Jahr, dass man einen großen Parkplatz für Skiurlauber mit Shuttleverkehr zum Winterberg plant - inzwischen ist daraus ein mehrstöckiges Parkhaus an einer gänzlich anderen Ortslage geworden. Mit anderen Worten: Papier ist geduldig und Aussagen ändern sich. [...]

Das ist auch sehr gut so: Die jetzige Schierker Parkplatzlösung hat sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Als skifahrender Familienvater kann ich auch bestätigen, dass ein Parkplatz dicht an der Piste, bzw. am Zubringerlift einem Shuttleservice vorzuziehen ist.

Gerade diese Flexibilität in der Planung signalisiert mir, dass man sowohl in Braunlage also auch in Schierke pragmatisch und flexibel auf mögliche Probleme eingeht.

Sobald das Projekt Winterberg in die Planfeststellungsphase geht, dürften die Aussagen sich nicht mehr ganz so schnell ändern.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 03:07:33 Nachmittag
Es ist daher davon auszugehen, dass dies auch so beim Vortrag vertreten wurde.

Kommen Sie zum nächsten Vortragsabend doch einfach persönlich, dann müssen Sie hinterher nicht darüber spekulieren, was und was dort nicht gesagt wurde...

Danke für die Einladung, ich komme gerne, wenn ich es terminlich schaffe (kannst mich ruhig duzen). Vielleicht können wir dann auch die nächste Veranstaltung filmen und bei Youtube einstellen.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am August 15, 2012, 04:14:06 Nachmittag
@ Kühltürme am Speicherteich:

Am Feldberg im Schwarzwald stehen seit 2011 Kühltürme (http://www.badische-zeitung.de/feldberg/modernste-technik-hilft-frau-holle--51375142.html). Der Feldberg gehört zu den ganz wenigen deutschen Mittelgebirgs-Skigebieten, denen im Szenario einer potenziellen Klimaveränderung höhenlagenbedingt halbwegs sichere Zukunftsaussichten bescheinigt werden, daher hat mich das überrascht. Am Feldberg (Seebuck) wurden die Türme recht unsensibel an die Piste gestellt.

Daher würde ich persönlich beim Wurmberg eher davon ausgehen, dass auch dort eher kurz- als mittelfristig eine Kühlturmanlage gebaut wird, auch wenn das momentan nicht geplant sein sollte.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 05:05:02 Nachmittag
[...] Daher würde ich persönlich beim Wurmberg eher davon ausgehen, dass auch dort eher kurz- als mittelfristig eine Kühlturmanlage gebaut wird, auch wenn das momentan nicht geplant sein sollte.

Im de Jong Bericht wird nicht darauf verwiesen, was Bestandteil des Genehmigungsverfahrens und was den Gedankenmodellen von de Jong zuzuordnen ist. Dies ist problematisch, da nicht alle, die den Bericht lesen, Zugriff auf die Planungsunterlagen haben.

Der Bau einer Kühlturmanlage ist nicht Bestandteil des jetzigen Genehmigungsverfahrens. Die Lage des Speicherteichs ist so gewählt, das die exponierte Höhenlage für ausreichende Kühlung sorgt.

Der eventuelle zur Zeit nicht vorgesehene Bau einer Kühlturmanlage zu einem späteren Zeitpunkt bedarf einer weiteren Genehmigung.

Die beabsichtigte oder unbeabsichtigte Darstellung eine Kühlturmanlage seien Bestandteil der jetzigen Planung ist nachweislich falsch.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 15, 2012, 06:45:55 Nachmittag
"Sternwarte" auch wie auf der Jordanshöhe

Im Gegensatz zum überdimensionierten Speicherteich (nicht wenige Skigebiete mussten in den letzten Jahren ja immer neue Speicherteiche dazubauen) ist diese Darstellung leider, leider wirklich unglaubwürdig. Dass im Oberharz so viele öffentliche Mittel in eine Einrichtung fließen würden, die der naturwissenschaftlichen Bildung dient, wie sie für die Erweiterung des touristischen Angebots zur Verfügung gestellt werden, würde ja kein Mensch je glauben...

Es ist viel mehr als das: Die Wassermenge und der Entnahme-Pegel sind beim Wurmberg-Projekt in den Planungsunterlagen festgelegt und Grundlage des Genehmigungsverfahren. Eine spätere Änderung der Wassermenge und Anpassung des Entnahme-Pegels bedarf einer weiteren Genehmigung.

Ich bleibe dabei: Über mögliche höhere Entnahmemengen muss schon heute diskutiert werden - und nicht erst dann, wenn der Bedarfsfall eintritt. Dann nämlich sind schon mehrere Millionen Euro an öffentlichen Mitteln am Wurmberg verbaut und die Touristen stehen vor der Tür - in einem solchen Fall ist zumindest für mich als Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer kaum vorstellbar, dass eine Genehmigung dann nicht erteilt wird. Wie das in Braunlage funktionieren kann, hat man ja schon bei der Monsterroller-Strecke gesehen, die ohne jede Genehmigung einfach angelegt und dann nachträglich genehmigt wurde, nachdem Naturschützer den Sachverhalt zur Anzeige gebracht hatten.

Das Grundproblem hier ist doch folgendes: Wenn die Infrastruktur erst einmal steht und die Übernachtungen gebucht sind, dann muss das Wasser auch entnommen oder eben auf anderem Wege eingekauft und in den Speicherteich verbracht werden. Alles andere wäre ökonomischer (nicht ökologischer) Irrsinn. Die Erfahrungen aus anderen Skigebieten zeigen, dass dort die erlaubten Entnahmemengen auf Bitten der Betreiber immer wieder nach oben korrigiert werden. Wie schon geschrieben, könnte man - das Wernigeröder Parallelprojekt einmal außen vor - mit zwei Befüllungen vermutlich ganz gut leben. Was aber passiert, wenn doch mehr Befüllungen erforderlich werden? Glaubt denn hier wirklich jemand, dass die Genehmigung dann nicht erteilt wird? Wir haben diese Frage erst kürzlich im Wernigeröder Wildfisch- und Gewässerschutzverein (http://www.wildfisch-wernigerode.de/) diskutiert - und keiner der Anwesenden konnte sich ernsthaft vorstellen, dass man eine Skisaison im Zweifelsfalle an einer Entnahmegenehmigung scheitern lässt. Wie seitens der Stadtverwaltung auf Anfrage des BUND mitgeteilt wurde, können Projektparameter (wie etwa die Beleuchtungszeiten) jederzeit nachträglich über den Stadtrat geändert werden, d.h. der Betreiber ist nur so lange an die Vorgaben der Planung gebunden, bis er einen entsprechenden Änderungsantrag stellt und durchbekommt. Bei Wasserentnahmen dürfte dies zwar schwieriger werden als bei den Beleuchtungszeiten, grundsätzlich möglich wäre es aber auf jeden Fall. Würde der Betreiber eine rechtlich verbindliche Erklärung abgeben, dass das Speicherbecken nur maximal zweimal jährlich mit Wasser aus dem Flusssystem der Bode befüllt wird, bestünde in dieser Hinsicht sehr viel weniger Diskussionsbedarf...

Das ist auch sehr gut so: Die jetzige Schierker Parkplatzlösung hat sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Als skifahrender Familienvater kann ich auch bestätigen, dass ein Parkplatz dicht an der Piste, bzw. am Zubringerlift einem Shuttleservice vorzuziehen ist.

Da sind wir uns ausnahmsweise mal einig. Der Shuttleservice wäre vermutlich auch kaum bezahlbar gewesen (zumindest nicht in touristenfreundlichen Invervallen, man würde ja keinen Anreisenden erst mal 40 Minuten auf dem Parkplatz warten lassen wollen).

Danke für die Einladung, ich komme gerne, wenn ich es terminlich schaffe (kannst mich ruhig duzen). Vielleicht können wir dann auch die nächste Veranstaltung filmen und bei Youtube einstellen.

Von mir aus gerne. Wenn es diese Möglichkeit bei den geschlossenen Sitzungen des Braunlager Bauausschusses auch gäbe, in denen immer die Widersprüche der Umweltverbände "diskutiert" und dann abgelehnt werden, wäre ich begeistert...

Daher würde ich persönlich beim Wurmberg eher davon ausgehen, dass auch dort eher kurz- als mittelfristig eine Kühlturmanlage gebaut wird, auch wenn das momentan nicht geplant sein sollte.

Sehe ich auch so. Die momentane Braunlager Planung wird ja wohlweislich auch nur als "erste Stufe" vor dem "Vollausbau" bezeichnet, für den noch gar keine Planung vorliegt. In Wernigerode - und über dieses Projekt diskutieren wir ja auch, auch wenn playjam es in den Antworten gerne unterschlägt - war jedenfalls auch schon von einer möglichen Notwendigkeit für Türme die Rede.

Im de Jong Bericht wird nicht darauf verwiesen, was Bestandteil des Genehmigungsverfahrens und was den Gedankenmodellen von de Jong zuzuordnen ist. Dies ist problematisch, da nicht alle, die den Bericht lesen, Zugriff auf die Planungsunterlagen haben.

Die Planungsunterlage sind öffentlich - auf die hat im Grunde jeder Zugriff, der sie einsehen möchte. Davon abgesehen sind die Zielgruppen des Berichts Kommunalpolitiker aus Braunlage und Wernigerode sowie die Vertreter der diversen Umweltverbände - und die haben definitiv alle Zugriff auf den jeweils aktuellen Stand der Planung.

Der Bau einer Kühlturmanlage ist nicht Bestandteil des jetzigen Genehmigungsverfahrens. Die Lage des Speicherteichs ist so gewählt, das die exponierte Höhenlage für ausreichende Kühlung sorgt.  Der eventuelle zur Zeit nicht vorgesehene Bau einer Kühlturmanlage zu einem späteren Zeitpunkt bedarf einer weiteren Genehmigung.  Die beabsichtigte oder unbeabsichtigte Darstellung eine Kühlturmanlage seien Bestandteil der jetzigen Planung ist nachweislich falsch.

Du unterschlägst, dass es im de Jong-Vortrag nicht nur um Braunlage, sondern auch um Wernigerode ging, wo meines Wissens nach durchaus schon über Kühltürme nachgedacht wurde. Das Beispiel von Harzwinter zeigt ja auch, dass diese über kurz oder lang auch in Braunlage benötigt werden könnten - und natürlich muss es in einer umweltschutzrechtlichen Debatte um das Für und Wider eine spezifischen Bauvorhabens auch um die Frage gehen, was für Änderungen oder Erweiterungen denn mittel- bis langfristig zu erwarten wären. Kühltürme würde ich da ebenso wie zusätzliche Befüllungen keinesfalls ausschließen wollen, nur weil sie nicht in den aktuellen Planungsunterlagen vorgesehen sind. In den aktuellen Unterlagen war ja auch die 1,1 Millonen Euro-Beteiligung der Stadt am Bauvorhaben nicht vorgesehen (sondern sogar explizit ausgeschlossen)...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 08:06:26 Nachmittag
"Sternwarte" auch wie auf der Jordanshöhe

Im Gegensatz zum überdimensionierten Speicherteich (nicht wenige Skigebiete mussten in den letzten Jahren ja immer neue Speicherteiche dazubauen) ist diese Darstellung leider, leider wirklich unglaubwürdig. [...]

Wir sind uns also einig, das es einen Bezug zwischen Bildbeschriftung und Bild gibt.

Zitat von: Sternengucker
Es ist viel mehr als das: Die Wassermenge und der Entnahme-Pegel sind beim Wurmberg-Projekt in den Planungsunterlagen festgelegt und Grundlage des Genehmigungsverfahren. Eine spätere Änderung der Wassermenge und Anpassung des Entnahme-Pegels bedarf einer weiteren Genehmigung.

[...] Das Grundproblem hier ist doch folgendes: Wenn die Infrastruktur erst einmal steht und die Übernachtungen gebucht sind, dann muss das Wasser auch entnommen oder eben auf anderem Wege eingekauft und in den Speicherteich verbracht werden. [...] Bei Wasserentnahmen dürfte dies zwar schwieriger werden als bei den Beleuchtungszeiten, grundsätzlich möglich wäre es aber auf jeden Fall. Würde der Betreiber eine rechtlich verbindliche Erklärung abgeben, dass das Speicherbecken nur maximal zweimal jährlich mit Wasser aus dem Flusssystem der Bode befüllt wird, bestünde in dieser Hinsicht sehr viel weniger Diskussionsbedarf...

Zur Präzisierung, damit keine Missverständnisse entstehen: Es geht um das Volumen von zwei Befüllungen nicht um die Entnahmezeitpunkte.

Eine solche rechtlich verbindliche Erklärung sind die zur Genehmigung vorliegenden Planungsunterlagen. Eine separate rechtlich verbindliche Erklärung kann ebenso durch einen Beschluss aufgehoben werden.

Zitat von: Sternengucker
Danke für die Einladung, ich komme gerne, wenn ich es terminlich schaffe (kannst mich ruhig duzen). Vielleicht können wir dann auch die nächste Veranstaltung filmen und bei Youtube einstellen.

Von mir aus gerne. Wenn es diese Möglichkeit bei den geschlossenen Sitzungen des Braunlager Bauausschusses auch gäbe, in denen immer die Widersprüche der Umweltverbände "diskutiert" und dann abgelehnt werden, wäre ich begeistert...

Fast jedem Meeting an dem ich teilnehme gehen mehrere "Pre-Meetings" im informellen Rahmen zur Meinungsbildung und Mehrheitssondierung voraus. Auf den Hauptmeetings finden kaum noch Diskussionen statt, es sei denn, man ist sich gar nicht einig.

Bisher erinnern mich die veröffentlichten Stellungnahmen von BUND und NABU an die ASTA-Texte aus meiner Studentenzeit. Ich glaube nicht, dass ein pragmatischer Lokalpolitiker oder Betriebsleiter sehr viel mit solchen Texten anfangen kann.

Zitat von: Sternengucker
Du unterschlägst, dass es im de Jong-Vortrag nicht nur um Braunlage, sondern auch um Wernigerode ging, wo meines Wissens nach durchaus schon über Kühltürme nachgedacht wurde.

Ich beziehe mich ausdrücklich auf die aktuellen Planungen zum Wurmberg-Projekt. Dem Bericht von de Jong entnehme ich, dass sie der Wurmberg Seilbahn eigentlich einen guten Umgang mit den Ressourcen anhand der jetzigen Planung bescheinigt. Die Diskussion, wie mit zukünftigen Problemen umgegangen werden könnte, halte ich auch für sinnvoll. Solche Diskussionen betreffen aber das aktuelle Wurmberg-Projekt nicht.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 15, 2012, 09:33:46 Nachmittag
Vgl. PDF-Bericht "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterberg", de Jong, Juli 2012,  S.4:
Zitat
In Österreich etwa haben nur zwei von derzeit 15 projektierten Seilbahnen eine Talstation unterhalb von 1.500 m.

Unter dem Begriff Seilbahn versteht man auch Sessellift und Schlepplift. Ich kann nicht glauben, dass Frau de Jong als Skigebietsexpertin das so gesagt hat.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 16, 2012, 01:25:43 Nachmittag
Vgl. PDF-Bericht "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterberg", de Jong, Juli 2012,  S.8:

Zitat
Wie die Pegelstandsdaten der Warmen Bode für die letzten 12 Monate verdeutlichen, würde im Falle einer Befüllung allein des in Braunlage geplanten Speichersees bei einer kontinuierlichen Wasserentnahme bereits in drei Monaten (November, Mai und Juni) die Mindestzufuhr unterschritten und somit ein Niedrigwasserzustand herbeigeführt.

Die Wasserentnahme erfolgt über ein Wehr. Das sieht ungefähr so aus:

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Die im Bericht von de Jong vorausgesetzte kontinuierliche Wasserentnahme auch bei niedrigem Pegel ist aufgrund des Wehrs physikalisch nicht möglich, der genehmigte Wasserentnahmepegel kann aufgrund von baulichen Maßnahmen nicht unterschritten werden.
 
Auch diese Analyse von de Jong zum vermeintlichen Niedrigwasserzustand basiert auf Mutmaßungen, die für den jetzigen Stand der Planung nicht zutreffend sind.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 17, 2012, 11:35:27 Vormittag
de Jong PDF-Bericht "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterberg", de Jong, Juli 2012,  S.3:
Zitat
Wie die Entwicklung der Temperaturen in Braunlage sowie am Brocken seit 1950 zeigt, ist seit Mitte der 1970er Jahre ein kontinuierlicher Erwärmungstrend zu beobachten, durch den sich die Schneesicherheit im Winter erkennbar verschlechtert hat
[...]
Die niedrige Höhenlage und die steigenden Temperaturen lassen es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können.

de Jong PDF-Bericht "Auswirkungen von Klimawandel und künstlicher Beschneiung auf Wurmberg und Winterberg", de Jong, Juli 2012,  S.5:
[attachimg=1]

Da die Temperaturkurve im de Jong Bericht nur bis 2004/2005 geht, hier der weitere Temperaturverlauf in Braunlage Ort seit 2005 (http://www.wetter.com):
[attachimg=2]

Die gemessenen Temperaturen von Braunlage Ort von 2005 bis heute decken sich nicht mit der Aussage von einem kontinuierlichen Erwärmungstrend im Bericht de Jong.

Zu diesem Phänomen andere Klimaforscher:
 
"Eine Atempause - mehr nicht" (Spektrum.de 02.11.2009): (http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1012873)
Zitat
[...]
spektrumdirekt: Warum legt die Erderwärmung gegenwärtig überhaupt eine Pause ein?

Latif: Grundsätzlich ist es kein Wunder, dass die Erderwärmung eine Pause einlegt. Das ist zu erwarten, denn es können nicht Jahr für Jahr neue Rekorde gebrochen werden. Zum einen gibt es den menschlichen Einfluss auf das Klima, der den langfristigen Erwärmungstrend produziert. Andererseits haben Sie natürliche Schwankungen, die diesen Prozess kurzfristig überlagern: Mal sorgen sie dafür, dass sich die Erwärmung beschleunigt, mal bewirken sie, dass sich die Entwicklung etwas abschwächt. Für uns Klimaforscher ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Erwärmung bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts pausieren könnte. Danach wird sie dafür wohl umso schneller weitergehen.

spektrumdirekt: Und was löst die gegenwärtige Pause klimatisch aus?

Latif: Zwei Phänomene spielen nach unseren Berechnungen eine Rolle. Sowohl im Pazifik als auch im Atlantik verändern sich die Meeresströmungen in einer Art und Weise, dass sie für eine gewisse Zeit abkühlend wirken: die Pacific Decadal Oscillation (PDO) und die Atlantic Multidecadal Oscillation (AMO). Das sind natürliche Schwingungen im Klimasystem, die nach unserem Modell in den nächsten zehn Jahren in ihre negative Phase schwenken und den Effekt der globalen Erwärmung überlagern.

spektrumdirekt: Wie wirkt sich das konkret auf Europa aus: Müssen wir in den nächsten Jahren wieder mit etwas kälteren Wintern rechnen?

Latif: Unwesentlich. Wir dürfen diese Abkühlung nicht missverstehen. Auch wenn es sich tatsächlich leicht abkühlt – was unser Modell für Europa zeigt –, so liegen wir immer noch im warmen Bereich im Vergleich zu früher. Im Prinzip verharren wir weiterhin auf dem erreichten höheren Temperaturniveau. Wir bekommen also weiterhin eher milde Winter.
[...]

(http://www.wissenschaft-online.de/fm/912/thumbnails/nhshgl.jpg.455287.jpg)
Zitat
Climate Research Unit, University of East Anglia
Temperaturanomalien der letzten Jahrzehnte

Seit rund dreißig Jahren weichen die Temperaturen im globalen Mittel stets nach oben ab - während in den Jahrzehnten zuvor eher der umgekehrte Fall eintrat. Der Kurvenverlauf (schwarz) deutet allerdings an, dass es seit Beginn der Industrialisierung einen nahezu ungebrochenen Trend nach oben gibt, der nur durch periodische Schwankungen abgeschwächt wird. Nun könnte wieder eine leichte Abkühlung folgen, die ab 2020 in einer verstärkten Aufheizung enden könnte.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am August 17, 2012, 03:40:30 Nachmittag
Ergänzung: Bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien.

Meine persönliche Auffassung vom Procedere rund um Klimaveränderungen ist eine individuelle. Ja, es ist messbar, dass die globale mittlere Temperatur seit mehreren Jahrzehnten gestiegen ist. Ja, es ist richtig, dass weltweit immer mehr Schadstoffausstoß generiert wird und immer mehr Wärme in die Erdatmosphäre abgegeben wird. Und beides hat sicherlich eine Auswirkung auf die globale mittlere Temperatur und auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Das sind aber nicht die einzigen Parameter, die Temperatur und Wettergeschehen beeinflussen. Da sind auch noch Meeresströmungen, Vulkaneruptionen, temporäre Ozonlöcher, Erdmagnetfeld, Sonnenaktivität und vieles mehr. Ich wage gar die Behauptung, dass möglicherweise Strahlungen aus dem All aufs irdische Wettergeschehen Einfluss nehmen, die die Menschheit heute noch nicht einmal kennt. All diese Parameter ergeben ein ungeheur komplexes System, viel komplexer als dass es der Mensch mit seinen unperfekten Methoden und Geräten erfassen und berechnen könnte. Und unser Beobachtungszeitraum von wenigen Jahrzehnten ist klimageschichtlich gerade mal ein Augenschlag. Daher ist für mich persönlich trotz der menschlichen Einflussnahme aufs Klima nach wie vor jede Klimaentwicklung möglich und nicht nur die allgemein publizierte allmähliche Erwärmung. Es könnte auch wieder kälter werden. Oder sogar ganz erheblich wärmer als allgemein prognostiziert. Gegenläufige Entwicklungen dieser Art gab es in den letzten Millionen Jahren immer wieder. Die Menschen tun sich aus o.g. Gründen lediglich schwer, eine Urssche zuordnen zu können.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 18, 2012, 04:41:35 Nachmittag
Ergänzung: Bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien.

Sicherlich, bei der letzten Grafik geht es um die weltweite Mitteltemperatur und um weltweite Anomalien, ich wüsste aber nicht, warum sich ausgerechnet der Harz diesem Klimawandel entziehen sollte.

Dieser Trend kommt aber im de Jong Bericht nicht vor, es wird Datenmaterial nur bis 2005 verwendet.

Auch in der Grafik zu Tagen mit Schneedecke auf dem Brocken fehlen die (schneereichen) letzten Jahre (vgl. Vortrag S. 35):

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Nachtrag:
Das war der Winter 2008/2009 (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,3.msg3.html#msg3):
Zitat
Ende Oktober 2008 hat sich der Winter schon eindrucksvoll angemeldet, und es war wirklich ein super Winter. Bis zum 6. April 2009 war noch Skibetrieb auf dem Wurmberg Nordhang möglich.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 19, 2012, 12:52:14 Nachmittag
Schneehöhe von 1988 bis 2012 für die Wetterstation Brocken auf Basis der DWD-Daten (grafische Aufbereitung: Integrated Climate Data Center, http://icdc.zmaw.de) (http://icdc.zmaw.de/)
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Wie man sieht hat die für Wintersportler wichtige Schneehöhe (min. 30cm Schneehöhe) in der letzten Dekade gegenüber der vorherigen zugenommen.

Die im de Jong-Bericht verwendete Grafik ist nicht geeignet, um Aussagen zur Schneehöhe zu treffen.

Z.B. könnte die de Jong-Grafik den Eindruck erwecken, der Winter 91/92 mit über 200 Tagen Schneedecke sei am Schnee-reichsten gewesen.  Die aussagekräftigere ICDC-Grafik zeigt, dass der Winter 91/92 von der Gesamtscheemenge und der Schneehöhe durchschnittlich ausfiel.

Die Aussage "10% Abnahme alle 10 Jahre(!)" beruht zudem auf den willkürlich gewählten Zeitraum 88/89 bis 07/08, welcher mit den katastrophal Schneearmen Wintern 06/07 und 07/08 endet.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am August 20, 2012, 09:36:31 Vormittag
@ playjam:

Vielen Dank für die Recherche nach aktuelleren und aussagefähigeren Daten zum Thema Wasserentnahme für Kunstschneeerzeugung, Temperaturentwicklung und Schneehöhen im Harz. Genau dies ist die einzig richtige Vorgehensweise - nämlich Datendarstellungen, die eine zielgerichtete Kommunikation unterstützen sollen, zu hinterfragen, wenn einem das Kommunikationsziel eben so fragwürdig vorkommt.

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Ein guter Wissenschaftler sollte in der Lage und vor allem willens sein, so etwas selbst herauszufinden und diese Arbeit nicht Amateuren überlassen, die Internetforen als Kommunikationsbasis benutzen. Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Die Antwort darauf kann wohl  jeder selbst beisteuern ... Damit möchte ich Frau de Jongs Forschungsergebnisse nicht verwerfen. Im Gegenteil - ich möchte dazu auffordern, so lange qualifiziert weiter zu forschen, bis wirklich eine repräsentative Studie zum Thema Beschneiung daraus geworden ist und vor allem bis differenzierte Ergebnisse vorliegen, die in der Praxis Verwendung finden können. Davon ist Frau de Jongs Untersuchung aber noch weit entfernt.

Aktuell ähneln Frau de Jongs Darstellungen dem Fall "Brent Spar", eines ausgedienten, schwimmenden Groß-Öltanks von Shell, der 1995 in der Nordsee versenkt werden sollte. Die Proteste von Greenpeace dagegen waren letztlich zwar erfolgreich, die öffentliche Kommunikation basierte jedoch auf falschen, horrend überhöhten Zahlen zur enthaltenen Restölmenge. (http://www.greenpeace.de/themen/oel/brent_spar/artikel/glaubwuerdigkeit_das_wichtigste_kapital_einer_ngo/) Um die eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren und um künftige Imageschäden zu verhindern, erweiterte und professionalisierte Greenpeace als Konsequenz die interne Recherche-Abteilung. Frau de Jong täte es im nächsten Forschungsjob gut, genau so zu verfahren.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: manitou am August 21, 2012, 08:27:47 Vormittag
Ein weiteres inadäquates Beispiel von De Jong ist der Vergleich mit dem Sauerland:

Sie schreibt, anhand einer ebenso willkürlich gewählten Grafik (ich weiss nicht, wie man diese grafik hier ins Netz stellen kann), dass durch die Beschneiung sich die Anzahl der Betriebstage nur von 60-80 Tage in Winterberg erhöht hat. Durch eine geschickt Wahl des Berertungszeitraumes kann man diesen Eindruck erwecken. Es entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Grafik zeigt, dass in den ersten Bewertungsjahren (noch gänzlich ohne beschneiung) die Betriebstage bis auf einen Winter meist deutlich unter 40 Tagen lagen. Die Beschneiung wurde in Winterberg erst ab 2005 ausgebaut und seither stiegen die Betriebstage rasant auf deutlich über 90 Tage an.
Die Sauerländer würden sich massiv gegen die Interpretation von de Jong wehren.

Selbst wenn man 60 Tage ohne Beschneiung zu Grunde legen will, so ist es quálitativ ein gewaltiger Unterschied, ob Betriebstage mit Beschneiung stattfinden oder nicht.
Ohne Beschneiung sind die Pistenqualität von 60 Betriebstagen im Schnitt nur an max 30 Tagen optimal. Die restlichen Betriebstage sind eher zum Ski ruinieren geeignet, da die Schneeauflage meist deutlich unter 30cm liegt - d.h eigentlich ist die erforderliche Schneehöhe nicht gegeben und dennoch haben die Lifte geöffnet. Diese tage dürften also gar nicht gezählt werden. Nicht viel anders verhält sich das am Wurmberg, auch wenn dieser gegenüber dem Sauerland einen Klimavorteil hat.
Durch die Beschneiung hingegen kann fast durchgehend eine gute Pistenqualität mit hinreichender Schneeauflage garantiert werden, was die Besucherfrequenz deutlich erhöht.

All diese Faktoren lässt De Jong völlig außer acht!
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 21, 2012, 09:33:10 Vormittag
Die im Bericht von de Jong vorausgesetzte kontinuierliche Wasserentnahme auch bei niedrigem Pegel ist aufgrund des Wehrs physikalisch nicht möglich, der genehmigte Wasserentnahmepegel kann aufgrund von baulichen Maßnahmen nicht unterschritten werden. Auch diese Analyse von de Jong zum vermeintlichen Niedrigwasserzustand basiert auf Mutmaßungen, die für den jetzigen Stand der Planung nicht zutreffend sind.

Das ist in meinen Augen reines Wunschdenken. Schon mit Hilfe einer minimalen baulichen Maßnahme oder durch den Einbau einer zusätzlichen Pumpe kann ein solches Wehr so modifiziert werden, dass eine höhere Wasserentnahme möglich ist. Wie von der Verwaltung mehrfach bestätigt wurde, sind die Aussagen im Bebauungsplan lediglich vorerst bindend und können später auf Antrag jederzeit geändert werden. Nur weil die Bebauungsplanung derzeit also von zwei Befüllungen ausgeht, heißt dies noch nicht, dass es auf Dauer auch bei lediglich zwei Befüllungen bleibt. Allein schon die Tatsache, dass ein gradueller Temperaturanstieg stattfindet, der die Zahl der Schneetage im Harz perspektivisch reduzieren und damit den Beschneiungsbedarf erhöhen wird, sowie der Umstand, dass auch Wernigerode plant, Wasser zu Beschneiungszwecken aus dem Flusssystem der Kalten Bode zu entnehmen, zeigen doch deutlich, dass hier und jetzt bereits darüber diskutiert werden muss, wie man mit höheren Bedarfen umgeht, d.h. ob man in diesem Fall etwa auf eine Mehrentnahme aus der Bode oder die Erschließung anderer Wasserquellen für das Projekt abzielt. Ich kann auch nicht erkennen, was daran verwerflich sein sollte, genau solche Fragen zur Debatte zu stellen. Das Festklammern an den Werten aus dem Bebauungsplan taugt jedenfalls nur bedingt - auch der der Bebauungsplan anhängige Finanzierungsplan wurde ja mithin schon wieder vollständig über den Haufen geworfen...

Zitat
spektrumdirekt: Wie wirkt sich das konkret auf Europa aus: Müssen wir in den nächsten Jahren wieder mit etwas kälteren Wintern rechnen?

Latif: Unwesentlich. Wir dürfen diese Abkühlung nicht missverstehen. Auch wenn es sich tatsächlich leicht abkühlt – was unser Modell für Europa zeigt –, so liegen wir immer noch im warmen Bereich im Vergleich zu früher. Im Prinzip verharren wir weiterhin auf dem erreichten höheren Temperaturniveau. Wir bekommen also weiterhin eher milde Winter.

Wie man daraus nun den Schluss ziehen kann, es wäre kein kontinuierlicher Erwärmungstrend erkennbar und es ergäben sich daher keine Konsequenzen für den Wintersport, erschließt sich mir nicht. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Ministeriums für Landwirtschaft in Magdeburg kam 2010 für den Wintertourismus im Harz beispielsweise zu diesem Ergebnis (nachzulesen in der 2010 durch das Landeskabinett verabschiedeten Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel):

Zitat
Der Harz wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden. Dies ist im Hinblick auf die touristischen Leitbilder und auf Investitionen in den Wintertourismus zu berücksichtigen. Die Auswirkungen auf den Sommertourismus werden als überwiegend positiv eingeschätzt, zumal sich die Saisonanteile in den nächsten Jahren verschieben können. Der Harz entwickelt deshalb Themen, welche die zukünftigen klimatischen Bedingungen berücksichtigen. In der Region müssen vermehrt Ganzjahresangebote im Outdoor- und Indoorbereich entwickelt werden, die auch unabhängig vom Schnee attraktiv sind.

Grundsätzlich fände ich es bedauerlich, wenn man zur Rechtfertigung der Sinnhaftigkeit der künstlichen Beschneiung nun darauf ausweichen sollte, auch noch Klimatrends zu leugnen, bezüglich derer ein internationaler Konsens besteht.

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Es ist Wunschdenken, allein auf Basis der Temperaturdaten von zwei weiteren Jahren sowie der bereits x-fach geänderten Werte im aktuellen Bebauungsplan zu meinen, sämtliche Hinweise von Frau de Jong verwerfen zu können. Ihre Ergebnisse stammen übrigens nicht nur aus französischen, sondern auch aus österreichischen, schweizerischen und sogar indischen und türkischen Skigebieten und -projekten. Vor der Annahme, dass bestimmte Probleme in all diesen Gegenden - nur nicht in Mitteldeutschland bzw. im Harz - auftreten würden, kann ich an dieser Stelle nur warnen: Frau de Jong erlebt ähnliche Diskussionen fast überall, wo sie über die Umweltrisiken von Beschneiungsanlagen referiert: Ja, diese Probleme gibt es, und sie treten in x, y und z auch genau so wie beschrieben auf. Nur bei uns wird es aufgrund der klimatischen Bedingungen/der begrenzten Größe des Projektes/der hohen Güte unserer Planung etc. pp. ganz anders laufen.

Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Na dann. Wer zahlt? Sie? Die öffentliche Hand, die ja für Skiprojekte einiges übrig zu haben scheint? Die Investoren, die mit entsprechenden Projekten ihr Geld verdienen wollen? Oder wäre diese Analyse rein ehrenamtlich zu erarbeiten? Warum wird eine so umfangreiche Untersuchung, wie sie hier gefordert wird, nicht zur Voraussetzung für die Baugenehmigung gemacht?

Sie schreibt, anhand einer ebenso willkürlich gewählten Grafik (ich weiss nicht, wie man diese grafik hier ins Netz stellen kann), dass durch die Beschneiung sich die Anzahl der Betriebstage nur von 60-80 Tage in Winterberg erhöht hat. Durch eine geschickt Wahl des Berertungszeitraumes kann man diesen Eindruck erwecken. Es entspricht jedoch nicht den Tatsachen.

Die Grafik stammt direkt aus den uns zur Verfügung gestellten Planungsunterlagen und wurde ohne Modifikationen übernommen, eingefügt wurde lediglich eine Mittelwertslinie. Auch der wiedergegebene Zeitraum entspricht dem in den Planungsunterlagen gewählten Zeitraum.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 21, 2012, 11:16:11 Vormittag
Das ist in meinen Augen reines Wunschdenken. Schon mit Hilfe einer minimalen baulichen Maßnahme oder durch den Einbau einer zusätzlichen Pumpe kann ein solches Wehr so modifiziert werden, dass eine höhere Wasserentnahme möglich ist.

Ohne Genehmigung wäre eine höhere Wasserentnahme rechtswidrig.

Selbst wenn zu einem zukünftigen Zeitpunkt eine höhere Wasserentnahme durch die zuständige Behörde genehmigt werden würde, handelt es sich immer noch um eine Entnahme ab einem bestimmten Pegel und nicht wie dargestellt um eine kontinuierliche Abnahme auch bei Niedrigwasser.

Zitat von: Sternengucker
Grundsätzlich fände ich es bedauerlich, wenn man zur Rechtfertigung der Sinnhaftigkeit der künstlichen Beschneiung nun darauf ausweichen sollte, auch noch Klimatrends zu leugnen, bezüglich derer ein internationaler Konsens besteht.

Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.

Zitat von: Sternengucker
Die Grafik stammt direkt aus den uns zur Verfügung gestellten Planungsunterlagen und wurde ohne Modifikationen übernommen, eingefügt wurde lediglich eine Mittelwertslinie. Auch der wiedergegebene Zeitraum entspricht dem in den Planungsunterlagen gewählten Zeitraum.

Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 21, 2012, 12:10:05 Nachmittag
Ohne Genehmigung wäre eine höhere Wasserentnahme rechtswidrig. Selbst wenn zu einem zukünftigen Zeitpunkt eine höhere Wasserentnahme durch die zuständige Behörde genehmigt werden würde, handelt es sich immer noch um eine Entnahme ab einem bestimmten Pegel und nicht wie dargestellt um eine kontinuierliche Abnahme auch bei Niedrigwasser.

In Frankreich wird dieses Problem so gelöst, dass die Definition von "Niedrigwasser" immer wieder nach unten korrigiert wird, um weitere Entnahmen genehmigen zu können.

Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.


Natürlich tun sie das nicht - stattdessen versucht ihr die Ergebnisse von Latif so auszulegen, dass eine das Projekt begünstigende Aussage dabei herauskommt. Wer möchte, kann ja Prof. Latif einmal anschreiben und anfragen, was er von Wintersport-Investitionen in Mitteleuropa im Allgemeinen und Schneekanonen im Besonderen hält. Wenn Latif hier als Autorität anerkannt wird, übernehme ich das gerne und poste euch die Antwort... Um ihn übrigens mal zu zitieren:

Zitat
Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben. Durch den Einfluss des Menschen werden die Temperaturen bei uns mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % noch weiter steigen.

http://goslar.bund.net/themen/klimawende_im_harz/

Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.

Falsch. Wenn wir Grafiken aus den Original-Planungsunterlagen nutzen, um Lücken in der Planung aufzuzeigen, dann hat im Zweifelsfall immer die Person unsauber gearbeitet, die diese Grafiken in die Unterlagen übernommen hat. Hier wird auch die Verteilung der Aufgaben verkannt: Ehrenamtlich arbeitende Naturschützer sind allerhöchstens dafür zuständig, mögliche Probleme in der Planung aufzuzeigen (was wir ja auch getan haben) - sicher aber nicht dafür, gutbezahlten Planern kostenfrei und in ihrem Sinne zuzuarbeiten. Wenn diese Sauerland-Statistiken die Messlatte sind, an dem die Planer gemessen werden wollen, messen wir sie eben daran.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am August 21, 2012, 12:12:15 Nachmittag

Bislang hat sich aus dem de Jong-Report zum Thema Beschneiung im Harz leider so gut wie NICHTS als eindeutig haltbar erwiesen. Für alle aufgestellten Behauptungen findet sich mit wenig Aufwand eine Gegendarstellung. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangssituation, dass Frau de Jongs Untersuchungsergebnisse zum Thema Beschneiung in Hochsavoyen gut, richtig, wichtig und alarmierend sind, dass sie sich damit aber keinesfalls 1:1 auf jedes andere Skigebiet übertragen lassen.

Es ist Wunschdenken, allein auf Basis der Temperaturdaten von zwei weiteren Jahren sowie der bereits x-fach geänderten Werte im aktuellen Bebauungsplan zu meinen, sämtliche Hinweise von Frau de Jong verwerfen zu können. Ihre Ergebnisse stammen übrigens nicht nur aus französischen, sondern auch aus österreichischen, schweizerischen und sogar indischen und türkischen Skigebieten und -projekten. Vor der Annahme, dass bestimmte Probleme in all diesen Gegenden - nur nicht in Mitteldeutschland bzw. im Harz - auftreten würden, kann ich an dieser Stelle nur warnen: Frau de Jong erlebt ähnliche Diskussionen fast überall, wo sie über die Umweltrisiken von Beschneiungsanlagen referiert: Ja, diese Probleme gibt es, und sie treten in x, y und z auch genau so wie beschrieben auf. Nur bei uns wird es aufgrund der klimatischen Bedingungen/der begrenzten Größe des Projektes/der hohen Güte unserer Planung etc. pp. ganz anders laufen.

Über eine Quellenangabe zu den vom Team de Jong für die Beschneiungsstudie untersuchten Skigebieten würde ich mich freuen.

Probleme der von Frau de Jong geschilderten Art(en) gibt es sicherlich in verschiedenen beschneiten Skigebieten, kein Zweifel. Dennoch bleibt jeder Einzelfall zu prüfen. Und, ja, durch Planungsqualität und durch Beschränkung von Beschneiung auf Hauptpisten statt eijner 100%-Beschneiung kann man m.E. durchaus erreichen, dass alle von Frau de Jong skizzierten Problemfälle vermieden werden.


Vernünftige Forschungsarbeit basiert nicht auf der Analyse weniger Extrembeispiele, sondern erhebt ihre Daten aus systematisch gewählten, repräsentativen Stichproben aus einer Grundgesamtheit. Für Repräsentativität müsste ein Beschneiungsreport auf der Untersuchung der technischen Gegebenheiten von geschätzt 200 Alpenskigebieten aus allen Alpenländern plus 50 Mittelgebirgsskigebieten aufsetzen. Ist das hier der Fall?

Na dann. Wer zahlt? Sie? Die öffentliche Hand, die ja für Skiprojekte einiges übrig zu haben scheint? Die Investoren, die mit entsprechenden Projekten ihr Geld verdienen wollen? Oder wäre diese Analyse rein ehrenamtlich zu erarbeiten? Warum wird eine so umfangreiche Untersuchung, wie sie hier gefordert wird, nicht zur Voraussetzung für die Baugenehmigung gemacht?

Die öffentliche Hand zahlt bereits jetzt in Form von Forschungsarbeit an Universitäten oder anderen staatlich geförderten Instituten. Frau de Jong wünsche ich künftig eine ähnliche Stelle wie die, die sie an der Universität von Savoyen hatte, damit sie ihre Arbeit fortsetzen kann. Vielleicht in Tirol, in Bayern oder in der Schweiz. Ich kenne die Lehrstuhlsituation für ihren Fachbereich nicht. Ich finde ihre Forschungsarbeit durchaus wichtig.

Eine mehrjährige, überregionale Analyse kann dann zur Voraussetzung einer Baugenehmigung gemacht werden, wenn sie abgeschlossen und repräsentativ ist. Erkenntnisse daraus sind dann im Einzelfall auf Zutreffen zu prüfen. Genau das geschieht hier gerade. Die regionale Analyse findet im Rahmen der Baugenehmigung bereits in Form der UVP und der Beteiligung von Umweltschutzinstitutionen statt.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 21, 2012, 06:15:58 Nachmittag
Latif und die CRU  (University of East Anglia) gehören nicht zum Lager der Klimaleugner.


Natürlich tun sie das nicht - stattdessen versucht ihr die Ergebnisse von Latif so auszulegen, dass eine das Projekt begünstigende Aussage dabei herauskommt. [...]

Die Abschätzung zum weiteren Klimaverlauf von Latif und CRU entsprechen dem aktuellem Konsens zum Klimawandel. Die Aussage im de Jong-Bericht  "die steigenden Temperaturen lassen es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können." (S.3) steht im Konflikt zum aktuellem Konsens.

Zitat von: Sternengucker
Dann hat die Person, die diese Grafiken ungeprüft aus den Planungsunterlagen entnommen hat, unsauber gearbeitet.

Falsch. Wenn wir Grafiken aus den Original-Planungsunterlagen nutzen, um Lücken in der Planung aufzuzeigen, dann hat im Zweifelsfall immer die Person unsauber gearbeitet, die diese Grafiken in die Unterlagen übernommen hat. Hier wird auch die Verteilung der Aufgaben verkannt: Ehrenamtlich arbeitende Naturschützer sind allerhöchstens dafür zuständig, mögliche Probleme in der Planung aufzuzeigen (was wir ja auch getan haben) - sicher aber nicht dafür, gutbezahlten Planern kostenfrei und in ihrem Sinne zuzuarbeiten. Wenn diese Sauerland-Statistiken die Messlatte sind, an dem die Planer gemessen werden wollen, messen wir sie eben daran.

Weder beim Vortrag noch beim Bericht sind "ehrenamtlich arbeitenden Naturschützer" als Hauptverantwortliche angegeben, sondern Frau de Jong wird an erster Stelle als Autorin genannt. Dementsprechend wirbt und haftet Frau de Jong mit ihrem wissenschaftlichen Ruf, und der Veröffentlichung sind - den geweckten Erwartungen entsprechend hohe - wissenschaftliche Maßstäbe anzusetzen.

Auch der als Mitautor genannte Herr Knolle kann nicht durch den Hinweis auf vermeintliche Unerfahrenheit aus der Verantwortung entlassen werden, da Herr Knolle bereits eine Dissertation verfasst hat und daher die Erwartungshaltung an eine Veröffentlichung kennen muss.

Für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen sind die Verfasser verantwortlich. Es ist ungeschickt, dass im de Jong-Bericht veraltetes Datenmaterial und nicht geeignete Datendarstellungen verwendet wurden, da dies sofort auffällt und eine kritische Betrachtung zu erwarten war.

Sollte Frau de Jong schon beim Verfassen des Vortrages bzw. des Berichtes Unzulänglichkeiten in den Planungsunterlagen aufgefallen sein, hätte sie diese Unzulänglichkeiten in Ihrem Vortrag aufzeigen können. Frau de Jong hat dies aber in ihrem Bericht nicht getan, sondern Szenarien entworfen, die weit über die Planungsunterlagen hinausgehen, und diese Szenarien kritisiert.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 21, 2012, 06:34:58 Nachmittag
Die Abschätzung zum weiteren Klimaverlauf von Latif und CRU entsprechen dem aktuellem Konsens zum Klimawandel. Die Aussage im de Jong-Bericht  "die steigenden Temperaturen lassen es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können." (S.3) steht im Konflikt zum aktuellem Konsens.

Dies ist in keinster Weise der Fall. Latif trifft im verlinkten Interview die folgende Aussage zum in 2009 aktuellen Stand der Forschung:

Zitat
Für uns Klimaforscher ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Erwärmung bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts pausieren könnte. Danach wird sie dafür wohl umso schneller weitergehen.

Diese Aussage fiel - wie bereits geschrieben - in 2009. Latif erwartete demnach ein Verharren auf aktuellem Niveau sowie einen umso schnelleren Anstieg ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts, d.h. ab 2015. Jetzt haben wir 2012. Sollte Latif mit seiner Prognose richtig liegen, ist demnach der Beginn des "umso schnelleren Anstiegs" etwa in drei Jahren zu erwarten. Die Aussage von Prof. de Jong, dass sich die klimatischen Rahmenbedingungen für die Beschneiung in den kommenden fünf bis zehn Jahren (d.h. zwischen 2017 und 2022) negativ entwickeln könnten, deckt sich voll und ganz mit der hier zitierten Prognose von Latif.

Weder beim Vortrag noch beim Bericht sind "ehrenamtlich arbeitenden Naturschützer" als Hauptverantwortliche angegeben, sondern Frau de Jong wird an erster Stelle als Autorin genannt. Dementsprechend wirbt und haftet Frau de Jong mit ihrem wissenschaftlichen Ruf, und der Veröffentlichung sind - den geweckten Erwartungen entsprechend hohe - wissenschaftliche Maßstäbe anzusetzen. Auch der als Mitautor genannte Herr Knolle kann nicht durch den Hinweis auf vermeintliche Unerfahrenheit aus der Verantwortung entlassen werden, da Herr Knolle bereits eine Dissertation verfasst hat und daher die Erwartungshaltung an eine Veröffentlichung kennen muss.

Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Auch Frau de Jong. Von Unerfahrenheit kann im übrigen keine Rede sein, da die hier vermeintlich aufgedeckten "Fehler" letztlich keine sind - siehe auch meine Ausführungen zu Latif und zur Wasserentnahme.

Für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen sind die Verfasser verantwortlich. Es ist ungeschickt, dass im de Jong-Bericht veraltetes Datenmaterial und nicht geeignete Datendarstellungen verwendet wurden, da dies sofort auffällt und eine kritische Betrachtung zu erwarten war.

Falsch. Wenn der Investor uns mit Material versorgt und sich positiv auf dieses beruft, dann können wir exakt dieses Material ganz selbstverständlich auch auswerten.

Sollte Frau de Jong schon beim Verfassen des Vortrages bzw. des Berichtes Unzulänglichkeiten in den Planungsunterlagen aufgefallen sein, hätte sie diese Unzulänglichkeiten in Ihrem Vortrag aufzeigen können. Frau de Jong hat dies aber in ihrem Bericht nicht getan, sondern Szenarien entworfen, die weit über die Planungsunterlagen hinausgehen, und diese Szenarien kritisiert.

Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 21, 2012, 07:06:18 Nachmittag
[...] Latif trifft im verlinkten Interview die folgende Aussage zum in 2009 aktuellen Stand der Forschung:

Zitat
Für uns Klimaforscher ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Erwärmung bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts pausieren könnte. Danach wird sie dafür wohl umso schneller weitergehen.

Diese Aussage fiel - wie bereits geschrieben - in 2009. Latif erwartete demnach ein Verharren auf aktuellem Niveau sowie einen umso schnelleren Anstieg ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts, d.h. ab 2015. Jetzt haben wir 2012. Sollte Latif mit seiner Prognose richtig liegen, ist demnach der Beginn des "umso schnelleren Anstiegs" etwa in drei Jahren zu erwarten. Die Aussage von Prof. de Jong, dass sich die klimatischen Rahmenbedingungen für die Beschneiung in den kommenden fünf bis zehn Jahren (d.h. zwischen 2017 und 2022) negativ entwickeln könnten, deckt sich voll und ganz mit der hier zitierten Prognose von Latif.

Die Aussage von de Jong, es sei in der Wintersaison 2017/2018 fraglich, ob aufgrund der gestiegenen Temperaturen am Saisonstart drei aufeinander folgende Tage mit Temperaturen unter -5°C vorkommen werden (vgl. Zitat oben und Bericht S. 3), deckt sich nicht mit den Aussagen von Latif und CRU.

Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.

Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 22, 2012, 09:39:45 Vormittag
Die Aussage von de Jong, es sei in der Wintersaison 2017/2018 fraglich, ob aufgrund der gestiegenen Temperaturen am Saisonstart drei aufeinander folgende Tage mit Temperaturen unter -5°C vorkommen werden (vgl. Zitat oben und Bericht S. 3), deckt sich nicht mit den Aussagen von Latif und CRU.

Diese Behauptung wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtig: Weder Latif noch die CRU haben den Klimawandel spezifisch für den Harz untersucht. Sowohl Latif als auch die CRU rechnen damit, dass es ab etwa 2015 zu einem beschleunigten Temperaturanstieg auch in Europa kommt. Prof. de Jong schätzt, dass aufgrund besagter Erwärmungen irgendwann zwischen 2017 und 2022 eine klimatische Situation eintreten wird, in der (a) mehr Beschneiungen als bisher geplant erforderlich werden und (b) es schwieriger werden dürfte, ein geeignetes Zeitfenster für eine Erstbeschneiung zu finden. Dies widerspricht sich in keinster Weise, was im Grunde für jeden klar erkennbar sein sollte.

Ich fasse trotzdem mal die argumentative Kette zusammen, eventuell bekommen wir ja auf diese Weise heraus, worin der vermeintliche Widerspruch bestehen soll...


Wenn wir uns bis auf den letzten Punkt einig sein sollten, führen wir letztlich nur eine Debatte um den genauen Zeitpunkt, den ohnehin niemand exakt vorhersagen kann. Im Zweifelsfalle verlasse ich mich da aber wirklich lieber auf die Schätzung einer Expertin wie Prof. de Jong als auf persönliche Mutmaßungen...

Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.
Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.

Die Antwort passt zwar nicht mal im Ansatz zum zitierten Text(??), trotzdem sei zum Thema Quellen nochmal etwas gesagt: Wenn der Projektträger im Rahmen der UVP ein Dokument zu den Akten gibt, mit dem die eigene Position untermauert werden soll, ist es mehr als legitim, dieses zu analysieren und zu kommentieren. Genau dafür macht man ja überhaupt erst eine UVP! Die Crux mit den Winterberg-Daten besteht zudem nicht darin, dass diese fehlerhaft sind (davon gehe ich jetzt zumindest mal nicht aus, ansonsten wäre dies als erheblicher Qualitätsmangel in den Unterlagen des Investors zu werten), sondern dass die Daten zeigen, dass es auch mit zwanzigjähriger Erfahrung in der künstlichen Beschneiung und weitaus höheren Investitionen in die Technik, als diese am Wurmberg geplant sind, nur in besonders günstigen Jahren möglich ist, auf 120 Schneetage zu kommen. Über Winterberg wird damit keine negative Aussage getroffen, offenbar kann man dort mit 80 bis 90 Tagen schon ein gutes Geschäft machen. Für den Wurmberg wurde aber die Parole "mindestens 120 Tage" ausgegeben, was vor dem Hintergrund der Winterberg-Daten schlicht unwahrscheinlich ist.  Würden die Planungsunterlagen erkennen lassen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb auch bei 80 bis 90 Tagen möglich ist - wovon ich persönlich sogar ausgehe - hätte die Winterberg-Grafik vermutlich nicht mal den Sprung in die Präsentation von Prof. de Jong geschafft. Ihre Brisanz ergibt sich allein daraus, dass in der Presse, in persönlichen Gesprächen mit Projektverantwortlichen sowie in den Planungsunterlagen wiederholt betont wird, dass im Schnitt 120 Tage erreicht werden müssen. Warum man sich ausgerechnet auf diese Zahl festgelegt hat, hat sich mir auch nicht erschlossen - dass sie als Zielstellung zu hinterfragen ist, wird aber gerade an den Winterberg-Daten ersichtlich. Hier fehlt - wenn man nicht beim Vortrag anwesend war - auch einfach noch ein wenig Kontext.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 22, 2012, 12:28:51 Nachmittag
[...] Frau de Jong schätzt, dass eine solche Entwicklung irgendwann zwischen 2017 und 2022 eintreten wird. [...]

Wenn wir uns bis auf den letzten Punkt einig sein sollten, führen wir letztlich nur eine Debatte um den genauen Zeitpunkt, den ohnehin niemand exakt vorhersagen kann.

Ich kritisiere die Aussagen im de Jong-Bericht. Etwaige Abschwächungen hier im Thread sind für mich uninteressant.

Wenn Frau de Jong schreibt "in 5 oder 10 Jahren" (S.3), dann gilt ihre Abschätzung exakt für die Wintersaison 2017/2018 als frühester Zeitpunkt.

Hier der prognostizierte Temperaturverlauf vom IPCC (AR4 2007) (http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/syr/en/figure-spm-5.html):
(http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/syr/en/fig/figurespm-5-l.png)

Wie man aus der Grafik ablesen kann, erwartet der IPCC in den dargestellten Szenarien einen Temperaturanstieg um ca. 0,8°C bis 2022.

Hier der Temperturverlauf in Braunlage Ort (600hm) für 2010 (http://www.braunlager-wetterstation.de (http://www.braunlager-wetterstation.de)):
[attachimg=1]

Gegenüber dem Jahr 2010 wäre für das Jahr 2017 ein Anstieg von mindestens 5°C nötig, damit eine Erstbeschneiung zum Saisonstart 2017/2018 nicht möglich wäre.

Ein so drastischer Temperaturanstieg ist nicht aktueller Konsens (IPCC) und wird auch nicht von Latif und CRU vertreten.

Zitat von: Sternengucker
Zitat von: Sternengucker
Die von Frau de Jong kritisierten Szenarien sind exakt die Entwicklung, die das Projekt ihrer Expertenmeinung nach in den kommenden zehn Jahren nehmen wird. Genau darum ging es auch in dem Vortrag, der eben keine Exegese der Braunlager Planungsunterlagen darstellt, sondern vielmehr beleuchten sollte, welche touristische Entwicklungsrichtung im Harz zu erwarten ist, wenn am Wurmberg, am Winterberg und auch am Bocksberg künftig auf Kunstschnee gesetzt wird.
Frau de Jong ist als Verfasserin für die Wahl und Überprüfung der verwendeten Quellen verantwortlich.

Die Antwort passt zwar nicht mal im Ansatz zum zitierten Text(??), trotzdem sei zum Thema Quellen nochmal etwas gesagt: Wenn der Projektträger im Rahmen der UVP ein Dokument zu den Akten gibt, mit dem die eigene Position untermauert werden soll, ist es mehr als legitim, dieses zu analysieren und zu kommentieren.

Im Zitat schreibst Du der de Jong-Bericht sei "keine Exegese" der Braunlager Planungsunterlagen, d.h. eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt oder Quellen der Planungsunterlagen findet nicht statt. Der de Jong-Bericht verwendet die Quellen als Belege nicht als Gegenstand von Kritik. Daher ist de Jong als Autorin für die Eignung und Qualität der Quellen verantwortlich.

Zitat von: Sternengucker
Hier fehlt - wenn man nicht beim Vortrag anwesend war - auch einfach noch ein wenig Kontext.

Die Kritik gilt dem de Jong-Bericht.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 22, 2012, 02:17:05 Nachmittag
Wenn Frau de Jong schreibt "in 5 oder 10 Jahren" (S.3), dann gilt ihre Abschätzung exakt für die Wintersaison 2017/2018 als frühester Zeitpunkt.

Ich bin schon heute gespannt, ob durch das Wurmberg-Projekt exakt die 200 neuen Arbeitsplätze entstehen, die im Gutachten zur Wirtschaftlichkeit versprochen werden...

Gegenüber dem Jahr 2010 wäre für das Jahr 2017 ein Anstieg von mindestens 5°C nötig, damit eine Erstbeschneiung zum Saisonstart 2017/2018 nicht möglich wäre. Ein so drastischer Temperaturanstieg ist nicht aktueller Konsens (IPCC) und wird auch nicht von Latif und CRU vertreten.

Das ist falsch. Für den Wintersport ist die Durchschnittstemperatur des gesamten Jahres deutlich weniger relevant als beispielsweise die Temperaturen Ende November/Anfang Dezember für die Erstbeschneiung. Eine Erhöhung der Durchschnitsstemperatur um X°C verteilt sich nun mal aber nicht gleich über das Jahr, weshalb es saisonal zu größeren Abweichungen als X kommen kann. Wie man weiß, sind gerade die Wintermonate von Erwärmungstrends stark betroffen. Da ich die Temperaturkurve für 2010 nicht wirklich gut lesen kann, und die de Jong-Daten ja angeblich unfair gewählt sind, habe ich mal bei wetteronline.de nachgeschaut und dort eine Temperaturprognose für Braunlage basierend auf den vergangenen 16 Wintern erstellt:

http://www.wetteronline.de/cgi-bin/klurlaub?WMO=10452&MONAT=11&TAG=20&ZEITRAUM=03&LANG=de&ART=tab&BKM=Niedersachsen/Harz

Wenn diese Daten stimmen, wäre Mitte November / Anfang Dezember mit mittleren Nacht-Tiefsttemperaturen bis maximal -4°C zu rechnen. In den Alpen kann man schon bei -1°C gut beschneien, im Harz bräuchte es aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit tiefere Temperaturen. Frau de Jong schätzt, dass man bei -5°C gut klarkommt, aber auch bei -4°C dürfte man - zumindest meiner Auffassung nach - noch gut beschneien können. Derzeit also kein Problem. Würde sich die Durchschnittstemperatur nun um 1°C verschieben, könnte sich dies im Hinblick auf die mittleren Nacht-Tiefststtemperaturen im November/Dezember jedoch durchaus drastischer als nur mit +1°C auswirken, so dass hier mit Problemen gerechnet werden kann. So oder so würde sich auf jeden Fall die Anzahl der Schneetage verringern, wodurch ein erhöhter Beschneiungsaufwand und damit auch ein erhöhter Wasserverbrauch gegeben wäre.

Im Zitat schreibst Du der de Jong-Bericht sei "keine Exegese" der Braunlager Planungsunterlagen, d.h. eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt oder Quellen der Planungsunterlagen findet nicht statt. Der de Jong-Bericht verwendet die Quellen als Belege nicht als Gegenstand von Kritik. Daher ist de Jong als Autorin für die Eignung und Qualität der Quellen verantwortlich.

Ich habe noch immer nicht begriffen, worin eigentlich das Problem bestehen soll. Frau de Jong hat in ihrem Vortrag die Braunlager Planungsunterlagen als Quelle verwendet. Was genau soll daran nun verkehrt sein? Sind die Braunlager Planungsunterlagen vielleicht so ungenau, dass sie nicht als Quelle für eine populärwissenschaftliche Ausarbeitung geeignet sind?
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 22, 2012, 03:58:44 Nachmittag
Wie man weiß, sind gerade die Wintermonate von Erwärmungstrends stark betroffen.

Mit wieviel Grad müssen die heutigen Wintermonate nach oben korrigiert werden? Kannst Du hierfür bitte eine min und max Gradzahl zum Zeitpunkt 2017 und 2022 sowie einen Beleg liefern.

Zitat von: Sternengucker
habe ich mal bei wetteronline.de nachgeschaut und dort eine Temperaturprognose für Braunlage basierend auf den vergangenen 16 Wintern erstellt: [...]

Dieser Ansatz ist zur Klärung der Frage, ob es genügend und ausreichend lange Zeiträume unter -5°C für eine Erstbeschneiung zum Saisonstart geben wird, nicht geeignet. Indem Du mittelst gehen Dir die Zeitinformationen verloren, die Du für die Prognose brauchst.

Die Temperatur-Diagramme der Braunlager Wetterstation findest Du hier: http://www.braunlager-wetterstation.de/wetter-archiv.html (http://www.braunlager-wetterstation.de/wetter-archiv.html)

Zitat von: Sternengucker
Würde sich die Durchschnittstemperatur nun um 1°C verschieben, könnte sich dies im Hinblick auf die mittleren Nacht-Tiefststtemperaturen im November/Dezember jedoch durchaus drastischer als nur mit +1°C auswirken, [...]

Nach IPCC ist mit einer Steigerung der Durchschnittstemperatur um 1°C frühestens 2030 der Fall. Zu spät für den Beleg der de Jong-Aussage, die den Zeitraum 2017 bis 2022 betrifft.

Zitat von: Sternengucker
Ich habe noch immer nicht begriffen, worin eigentlich das Problem bestehen soll. [...] populärwissenschaftliche Ausarbeitung [...]

Im de Jong-Bericht wurde veraltetes und für die Aufgabe nicht adäquates Datenmaterial verwendet. Das Zielpublikum, die Publikationsart und -form kann nicht als Rechtfertigung für unsaubere Arbeit dienen.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 22, 2012, 05:43:34 Nachmittag
@playjam: Ich glaube, wir lassen es an dieser Stelle erst einmal gut sein, bevor ich mich noch zu einer unhöflichen Antwort hinreißen lasse, was ich wirklich nicht möchte. Ich nehme aus der Diskussion mit, dass es Unterstützer des Projektes gibt, die felsenfest davon überzeugt sind, dass der Klimawandel ihnen ihr Skivergnügen auch in den kommenden zehn Jahren nicht kaputtmachen wird und die auch durch die Tatsache, dass es gerade vermeidbare Energieaufwendungen wie etwa die für nächtliches Skifahren auf künstlichem Schnee sind, die eben diesen Klimawandel begünstigen und beschleunigen, nicht abgeschreckt werden. Auch die Überzeugung, dass die Planungen des Investors sowie der Stadtverwaltung so zuverlässig und sicher sind, dass mit zusätzlichen Wasserentnahmen oder anderen Problemen nicht gerechnet werden muss, wird durch die Tatsache, dass im Rahmen der UVP bereits mehrfach nachweisbare Fehlauskünfte erteilt wurden (Termin für den Beginn der Rodungen, finanzielle Beteiligung der Stadt, fehlerhafte Umsetzung der DIN für die Sportstättenbeleuchtung etc.) in keinster Weise erschüttert. Frau de Jong dagegen soll selbst bei Vermutungen, die sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken, idealerweise noch jede Nachkommastelle belegen.

Nun denn.

Da die politische Einsicht, inmitten eines Naturschutzgebietes und angesichts steigender Temperaturen nicht auf künstlich beschneite und beleuchtete Skihänge zu setzen, leider nicht vorhanden ist und die zuständigen Behörden durch konkludentes Agieren wie die vorfristigen Rodungen klar erkennen lassen, dass sie Vorbehalte aus dem Umweltschutz zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung zu ignorieren gewillt sind, kann an diesem Punkt ohnehin nur noch ein Gericht korrigierend eingreifen. Geschieht dies nicht, werden die Pläne ohnehin umgesetzt - und dann werden wir ja in einigen Jahren sehen, wie es um die Menge der Wasserentnahme bestellt ist, wie viele neue Arbeitsplätze in Braunlage tatsächlich entstehen etc. pp. Es sollen doch von mir aus auch in Hahnenklee und am Winterberg noch identische und öffentlich geförderte Angebote eingerichtet werden, damit alle Orte zukünftig um die gleichen Zielgruppen konkurrieren können. Auch hier werden wir erst in einigen Jahren wirklich wissen, welche Kosten damit letztendlich für den Steuerzahler verbunden sind. Der kommunalpolitische rush to judgement ist in diesem Fall zwar mehr als bedrückend, ist vor dem Hintergrund der touristischen Entwicklung in allen drei Orten sowie dem nach wie vor starken Einfluss einiger Unternehmer durchaus nachvollziehbar. Es wird demnach aller Voraussicht nach so kommen, wie es kommen soll. So be it.

Das eigentlich Traurige ist, dass die derzeitigen Pläne sich am Ende nur als Lösung auf Zeit und unter hohen externen Kosten erweisen werden.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am August 22, 2012, 10:22:54 Nachmittag
Das eigentlich Traurige ist, dass die derzeitigen Pläne sich am Ende nur als Lösung auf Zeit und unter hohen externen Kosten erweisen werden.

@ Lösung auf Zeit: Die Argumentation ist wahrscheinlich nicht neu. In St. Andreasberg am Matthias-Schmidt-Berg wird seit 1972 (oder sogar noch länger) beschneit. Unten das Titelfoto der Zeitschrift "Der Harz",. Ausgabe 02/1972. Damals waren das m.W. die ersten in Deutschland erhältlichen Schneeerzeuger von der Firma Linde. Die alte Zeitschrift geht nicht näher darauf ein, aber ich kann mir gut vorstellen, dass verschiedenste Gruppierungen den Betreibern des Skigebiets schon damals einen Vogel gezeigt haben und sicher waren, dass sich diese Investition in kurzer Zeit als zwecklos und nicht einsetzbar erweisen würde. Ergebnis: Am Matthias-Schmidt-Berg wird bis heute beschneit - seit 40 Jahren, vielleicht mit Unterbrechungen, das weiß ich nicht genau.

(http://www.harzwinter.de/alpinforum/st_andreasberg/st_andreasberg_beschneiung_der_harz-02_1972_1.jpg)
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Max am August 23, 2012, 07:53:52 Vormittag
Ich muss ehrlich zugestehen, dass ich die Ausführungen von Playjam sehr schätze und es insgesamt immer befürworte, wenn Veröffentlichungen sachlich ergänzt oder widerlegt werden und meiner Ansicht nach ist hier bisher nichts anderes geschehen, sodass ich auch keinen Anlass dazu erkennen kann, warum Du Dich zu einer unhöflichen Antwort hättest hinreissen lassen können.

Das Hautproblem hast Du doch bereits selber auf den Punkt gebracht und zwar sind den Naturschutzverbänden und auch Dir persönlich im wesentlichen alle Arbeiten, die zur Zeit am Wurmberg geplant sind, ein Dorn im Auge. Bei einem Verzicht auf Rodungen, Beschneiungsanlagen und Flutlicht kann man das Skigebiet im Prinzip auch gleich so lassen, wie es ist, nämlich nicht mehr zeitgemäß.

Der überwiegende Teil der Kosten am Wurmberg wird bekanntermaßen von privaten Investoren geschultert, die mit Sicherheit nichts zu verschenken haben, sodass ich davon ausgehe, dass die Kalkulationen insgesamt bewusst zurückhaltend formuliert wurden. Viel mehr scheint es sowohl hier als auch bei allen anderen Projekten in und um den Harz darum zu gehen diese so lange wie möglich zu verzögern, die Ausmaße prinzipiell einzuschränken oder im besten Fall zu verhindern, denn nicht anders kann ich mir erklären, warum auf der einen Seite damit argumentiert wird, dass mehr in Richtung Sommertourismus getan werden sollte, auf der anderen Seite aber auch reflexartig gegen alle Pläne am Bocksberg gewettert wird.

Fakt ist, dass der Oberharz zur Zeit nicht unbedingt strukturstark ist und dass sich definitiv etwas tun muss und ob es sich dabei tatsächlich nur um eine Lösung auf Zeit handelt und dies mit hohen externen Kosten verbunden ist, wird sich noch zeigen und selbst wenn, so wäre dies das Problem des privaten Investors.

Ich kann insgesamt einfach nicht mehr hören, dass die Sportarten, die wahrscheinlich allen hier sehr viel bedeuten, derart verwerflich sein sollen, vor allem vor dem Hintergrund, dass Schwimmbäder das ganze Jahr über künstlich beheizt werden, dass 2 Tennisspieler auch Abends einen mit Flutlicht beleuchteten Platz für sich allein beanspruchen und dass Golfanlagen überdurchschnittlich häufig bewässert werden müssten. Natürlich kostet Flutlicht und künstliche Beschneiung Energie und Wasser, aber man muss doch die Kirche auch mal im Dorf lassen und nicht permanent aus Prinzip dagegen sein, nur weil man ggf. selber nichts mit dem Thema anfangen kann.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 23, 2012, 08:11:06 Vormittag
@Sternengucker Schade, dass Du diese Diskussion mit so einem Eindruck verlässt. Vielleicht können wir uns zu einem späteren Zeitpunkt über den Bericht austauschen.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 23, 2012, 08:24:11 Vormittag
[...], dass die Sportarten, die wahrscheinlich allen hier sehr viel bedeuten, derart verwerflich sein sollen, vor allem vor dem Hintergrund, dass Schwimmbäder das ganze Jahr über künstlich beheizt werden, dass 2 Tennisspieler auch Abends einen mit Flutlicht beleuchteten Platz für sich allein beanspruchen und dass Golfanlagen überdurchschnittlich häufig bewässert werden müssten. Natürlich kostet Flutlicht und künstliche Beschneiung Energie und Wasser, [...]

Da hast Du einen weiteren Punkt, den ich ansprechen wollte, vorweggenommen.

de Jong-Bericht, S.7:
Zitat
Die Produktion von Kunstschnee ist mit einem sehr hohen Wasserverbrauch verbunden

Der Wasserverbrauch für technische Beschneiung von durchschnittlich 180 Liter pro Person pro Tag bewegt sich im Mittelfeld. Universitäten, Hallenbäder und Altenheime haben einen ähnlichen Wasserverbrauch. Hotels haben mit 290 Liter pro Person pro Tag einen deutlich höheren Verbrauch. (Vgl. „Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf“, November 2010, Lebensministerium.at (http://lebensministerium.at/))
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 24, 2012, 02:29:24 Nachmittag
de Jong-Bericht, S. 4:
Zitat
[...] in den Alpen [konnten] Anfang und Ende des letzten Winters Skipisten erst oberhalb von 2.400 m künstlich beschneit werden [...]

Das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs (Skiwelt Wilder Kaiser) liegt unter 2400m (Tal 620hm, Berg 1829hm). Mit technischer Beschneiung konnte die Wintersaison Winter 2011/12 rechtzeitig zu Weihnachten gesichert werden.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 24, 2012, 04:30:07 Nachmittag
Schlussfolgerungen und vorläufiges Fazit

Der de Jong-Bericht schließt mit drei vorläufigen Schlussfolgerungen  (vgl. , S. 16):


Die Temperaturdiagramme für die Braunlage Ort (http://www.braunlager-wetterstation.de/wetter-archiv.html) für die Jahre 2005 bis 2010 zeigen, dass es in jedem Jahr kalt genug für technische Beschneiung gewesen ist.

Die von de Jong zur Abschätzung der Folgen der Wasserentnahme angestellten Berechnungen unterliegen einem systematischen Fehler, indem von einer pegelunabhängigen kontinuierlichen Wasserentnahme (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,141.msg2330.html#msg2330) ausgegangen wird. Die Berechnung ist schon im Ansatz falsch und die aus der Berechnung folgenden Schlussfolgerungen hinfällig.

Das von de Jong dargelegte Erwärmungsszenario  (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,141.msg2352.html#msg2352)für den Harz geht um ein 10-faches über die pessimistischsten IPCC-Schätzungen hinaus und entspricht nicht dem aktuellen Konsens zum Klimawandel.

Der de Jong-Bericht enthält daher keine Schlussfolgerung, die einer kritischen Überprüfung standhält.

Da der de Jong-Bericht ungewöhnlich viele Fehler und irreführende Darstellungen enthält, habe ich Frau de Jong angeschrieben, um mir ihre Autorenschaft bestätigen zu lassen.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 27, 2012, 03:19:21 Nachmittag
Der de Jong-Bericht enthält daher keine Schlussfolgerung, die einer kritischen Überprüfung standhält.

Ich finde es wirklich erschreckend, wie Realitäten hier von den Projektbefürwortern ignoriert werden - aber wie schon Upton Sinclair wusste: "It is difficult to get a man to understand something, when his salary depends upon his not understanding it." Da sind mir ja die Debatten in Wernigerode lieber, die etwa um die anstehenden Baumfällungen geführt werden. Wenigstens ist man hier schon soweit, offen einzuräumen, dass bestimmte Maßnahmen nachteilig für die Umwelt sind, im Sinne der wirtschaftlichen oder infrastrukturellen Weiterenwicklung aber eben doch durchgeführt werden sollen. Dahinter stecken Trade-Off-Überlegungen, die man zumindest diskutieren kann - während hier nur jeder kritische Aspekt als völlig unbegründet oder übertrieben abgetan wird... Zu den hier vorgebrachten Widerlegungen trotz selbstauferlegter Schreibpause (schwerer Fall von SIWOTI-Syndrom (http://xkcd.com/386/)) noch ein paar Hinweise:

Zitat
Die Temperaturdiagramme für die Braunlage Ort für die Jahre 2005 bis 2010 zeigen, dass es in jedem Jahr kalt genug für technische Beschneiung gewesen ist.

Dass es in der Vergangenheit in Braunlage für eine technische Beschneiung kalt genug gewesen ist, bestreitet absolut niemand. Angezweifelt wird, ob die erforderlichen klimatischen Bedingungen auch in der Zukunft noch vorherrschen werden. Könnten wir im Harz - wie etwa in den Alpen - bei 0°C beschneien, wäre die künstliche Beschneiung sicher mit weniger Problemen verbunden, da jedoch die höhere Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen ist und zudem - richtigerweise - auf Snow Inducer verzichtet werden soll, braucht es hier schlicht und ergreifend niedrigere Temperaturen. Und die entwickeln sich derzeit nun mal eher in die andere Richtung.


Zitat
Die von de Jong zur Abschätzung der Folgen der Wasserentnahme angestellten Berechnungen unterliegen einem systematischen Fehler, indem von einer pegelunabhängigen kontinuierlichen Wasserentnahme ausgegangen wird. Die Berechnung ist schon im Ansatz falsch und die aus der Berechnung folgenden Schlussfolgerungen hinfällig.

Hier wird - wie schon in den vorherigen Diskussionen - immer wieder ignoriert, dass die Sorge von Prof. Dr. de Jong der Gesamtbelastung des Wassersystems der Bode galt. Zur Einschätzung dieser Gesamtbelastung gehört aber nun mal dazu, dass (a) auch Wernigerode zukünftig Wasser für die künstliche Beschneiung aus dem Bodesystem entnehmen will und (b) der Wasserbedarf mit steigenden Temperaturen und damit sinkenden Schneetagen zukünftig ebenfalls ansteigen wird. Vor diesem Hintergrund ist es zu Beginn einer Großinvestition sinnvoll zu analysieren, ob denn auch ein über den initialen Wasserbedarf hinausgehender zukünftiger Wasserbedarf über die avisierten Quellen abgedeckt werden könnte. Die derzeit angestrebte Form der Wasserentnahme ist für diese Frage ebenso irrelevant wie die aktuellen Entnahmepegel, da die Pegel dem Bedarf jederzeit angepasst werden können und auch bei der avisierten Bauform der Wehre kleine bauliche Veränderungen ausreichen würden, um mehr Wasser entnehmen zu können. Hier fehlt seitens der Umweltverbände schlicht das Vertrauen in die Harzer Politik, dass zu einem späteren Zeitpunkt beantragte Bedarfsänderungen aufgrund des enormen wirtschaftlichen Drucks, öffentlich mitfinanzierte Anlagen weiterbetreiben zu müssen, nicht einfach anstandslos durchgewunken werden, wie man dies etwa in Frankreich beobachten kann.

Zitat
Das von de Jong dargelegte Erwärmungsszenario für den Harz geht um ein 10-faches über die pessimistischsten IPCC-Schätzungen hinaus und entspricht nicht dem aktuellen Konsens zum Klimawandel.

Das ist eine völlig haltlose Hypothese, die auf dem hier bereits erläuterten Fehler beruht, prognostizierte Jahresmittelwerte 1:1 auf den für die Beschneiung kritischen Zeitraum umzulegen und dabei zu ignorieren, dass etwa eine Änderung des Jahresmittels um 0,8°C in seinen Auswirkungen auf die Wintermonate die durchschnittlichen 0,8°C locker übertreffen kann. Zum Thema Klimawandel im Harz gab es schon eine ganze Reihe von Untersuchungen, die allesamt zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sich aus der klimatischen Entwicklung erhebliche Probleme für den Wintersport ergeben werden:

Zitat
Der Harz wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden. Dies ist im Hinblick auf die touristischen Leitbilder und auf Investitionen in den Wintertourismus zu berücksichtigen.

-Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel, Seite 56/57

Zitat
Der Harz verfügt auf Grund seiner Höhenlage und einer hohen Niederschlagssumme über mehr als 60 natürlichen Schneedeckentage. Während auf den Hochlagen des Harzes rund um den Brocken weiterhin mit guten Schneeverhältnissen zu rechnen ist, erwarten Klimatologen auf Höhen von 800 m NHN lediglich mäßige Wintersportbedingungen, welche sich in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern werden. Schnee, der heute  bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fällt, wird zukünftig selbst bei einer geringen Erwärmung in Regen übergehen.
Der Temperaturanstieg  und die damit verbundene Zunahme der winterlichen Niederschläge in flüssiger Form werden das Wintersportpotenzial des Harzes fortwährend negativ beeinflussen. Langfristig gesehen werden sich außerdem die Möglichkeiten der technische Beschneiung hinsichtlich der Temperaturerhöhung zunehmend verringern.

- aus der Diplomarbeit von Katrin Schünke ("Alternativen zum Skitourismus in der Nationalparkregion Harz unter dem Aspekt des Klimawandels") an der HS Harz, verfasst im Jahr 2008, Seite 43

Zitat
Für den Harz hat der Tourismus eine besondere wirtschaftliche Bedeutung. In dieser Branche ist der Wintersporttourismus besonders vom Klimawandel betroffen – es muss mit einer zurückgehenden Schneesicherheit gerechnet werden, für die langfristig kaum geeignete Anpassungsmaßnahmen bestehen.

- Stellungnahme der Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz zum Klimawandel im Harz

Und so weiter, und so fort... Und dann kommt Prof. de Jong und schätzt(!), dass es in den nächsten 10 Jahren zu Problemen mit der künstlichen Beschneiung kommen könnte - und hier wird so getan, als ob diese Bedenken vollkommen abwägig wären und den Einschätzungen anderer Experten, die sich mit dem Klimawandel im Harz befasst haben, vollkommen zuwiderlaufen würden. Die einzige mir bekannte, überhaupt irgendwie optimistische Einschätzung stammt von Prof. Groß von der Uni Leipzig, der zwar auch fest davon ausgeht, dass die klimatische Basis für Wintersport und Kunstschnee im Harz in Zukunft wegbrechen wird, dieser Entwicklung aber immerhin noch bis zu 25 Jahre einräumt. That's it. Dass die Probleme kommen bezweifelt jedoch niemand. Dies wegdiskutieren oder ignorieren zu wollen, bringt die Debatte um das Pro und Contra von Ski-Großprojekten im Harz inhaltlich keinen Milimeter weiter.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 27, 2012, 08:33:40 Nachmittag
Der de Jong-Bericht enthält daher keine Schlussfolgerung, die einer kritischen Überprüfung standhält.

Ich finde es wirklich erschreckend, wie Realitäten hier von den Projektbefürwortern ignoriert werden [...]

Bitte beachte, die Kritik zum Bericht in diesem Thread stammt von mir und sie gilt dem de Jong-Bericht. Im de Jong-Bericht habe ich Übertreibungen und Fehler gefunden. Da hilft auch keine Diskussion auf der emotionalen Ebene; erwarte von mir bei einer Kritik keine Empathie.

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 29, 2012, 05:58:48 Vormittag
@playjam: Mir geht es doch nicht um "Empathie" (obwohl ja auf Seiten der Projektbefürworter von der "letzten Chance für Braunlage" über die "fröhlichen Urlauber" bis hin zur "historischen Ski-Tradition im Oberharz" mindestens ebenso viel mit emotionalen Bildern gearbeitet wird, wie etwa auf Seiten der Sternenfreunde), sondern vielmehr darum, dass die Kritik am de Jong-Bericht schlicht unzutreffend ist. Wenn beispielsweise festgestellt wird, die von Frau de Jong angeführte Klimaschätzung ginge "um das 10-fache über den wissenschaftlichen Konsens hinaus", dann ist eben diese Feststellung schlicht falsch. Wie ich mit den im vorherigen Post aufgeführten Zitaten aus Studien der Landesregierung sowie aus wissenschaftlichen Arbeiten (und da ließe sich in der Tat noch mehr posten, vielleicht mache ich mir den Spaß mal am Wochenende...) hoffentlich für alle Mitdiskutanten schlüssig belegen konnte, ist es eindeutiger fachlicher Konsens, dass sich die klimatischen Bedingungen im Harz in absehbarer Zukunft klar zu ungunsten des Skisports sowie sogar auch der künstlichen Beschneiung verschieben werden (und nein, damit ist sicher nicht in 50 oder 100 Jahren gemeint, ansonsten ergäbe sich wohl kaum die wiederholte Empfehlung, nicht mehr in derartige Projekte zu investieren...). So zu tun als würde nur Prof. de Jong solches behaupten, während der Fachkonsens gänzlich anders aussehe, bringt die Debatte schlicht nicht voran...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 29, 2012, 12:54:37 Nachmittag
@Sternengucker Deine bisher angeführten Quellen prognostizieren "[...], dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden" (Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel) und "[...] in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern [...] Langfristig gesehen werden sich außerdem die Möglichkeiten der technische Beschneiung hinsichtlich der Temperaturerhöhung zunehmend verringern." (Diplomarbeit von Katrin Schünke).

Diese beiden quantitativ unbestimmten Aussagen sind nicht geeignet als Beleg für die sehr exakte Aussage des de Jong-Berichtes -  "in 5 oder 10 Jahren" (S.3) sei es fraglich, ob eine technische Beschneiung zum Saisonstart aufgrund des Temperaturanstiegs möglich sei - zu dienen.

Der IPCC geht in AR4 2007 (http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/syr/en/figure-spm-5.html) in der pessimistischen Annahme von einer globalen Erwärmung von rund 0,5°C für das Jahr 2012, rund 0,6°C für das Jahr 2017 und rund 0,8°C für das Jahr 2022 aus:

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Die pessimistischste prognostizierte globale Erwärmung relativ zum Jahr 2012 ist also für das Jahr 2017 rund 0,1°C und für das Jahr 2022 rund 0,3°C. Deine Aussage (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,141.msg2368.html#msg2368), das "[...] eine Änderung des Jahresmittels um 0,8°C in seinen Auswirkungen auf die Wintermonate die durchschnittlichen 0,8°C locker übertreffen kann [...]" übertrifft die IPCC-Prognose für das Jahr 2017 um das ca. 8-fache und für das Jahr 2022 immer noch um mehr als das 2-fache.

Ich gebe zu, dass meine Aussage, um wie viel der de Jong-Bericht vom Klimakonsens abweicht, lediglich eine Abschätzung ist. Nicht berücksichtigt habe ich, dass der Saisonstart beim Wurmberg ab Höhe Kaffeehorst bzw. Mittelstation stattfindet. Eigentlich müsste ich aufgrund des Höhenunterschieds noch ca. 1,5°C von der Braunlage-Orts-Temperatur abziehen und die Abschätzung würde für den de Jong-Bericht noch negativer ausfallen.

Kannst Du bitte bei Frau de Jong um die verwendeten Quellen für die prognostizierte Temperaturentwicklung am Wurmberg und Winterberg für 2017 bis 2022 nachfragen. Leider habe ich bis heute keine Antwort auf meine Anfrage erhalten.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 29, 2012, 02:00:17 Nachmittag
@Sternengucker Deine bisher angeführten Quellen prognostizieren "[...], dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden" (Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel) und "[...] in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern [...] Langfristig gesehen werden sich außerdem die Möglichkeiten der technische Beschneiung hinsichtlich der Temperaturerhöhung zunehmend verringern." (Diplomarbeit von Katrin Schünke). Diese beiden quantitativ unbestimmten Aussagen sind nicht geeignet als Beleg für die sehr exakte Aussage des de Jong-Berichtes -  "in 5 oder 10 Jahren" (S.3) sei es fraglich, ob eine technische Beschneiung zum Saisonstart aufgrund des Temperaturanstiegs möglich sei - zu dienen.

Beide Aussagen sind jedoch qualitativ mehr als geeignet um zu belegen, dass die Eignung des Harzes als Standort für den Alpin-Ski bzw. für die künstliche Beschneiung vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen auch von gänzlich anderen Experten als "nur" von Prof. de Jong stark bezweifelt wird. Und das war es ja, was hier - unter anderem - angezweifelt wurde. Wenn wir uns in der Tat schon so weit einig wären, dass "die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden", sich die Bedingungen für den Skitourismus "in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern" werden und sich die Möglichkeiten der technischen Beschneiung im Harz "zunehmend verringern" werden, wäre ich ja eigentlich schon ganz zufrieden. Bislang hatte ich aber zumindest immer den Eindruck, dass auch diese Umstände von den Befürwortern solcher Projekte (Hahnenklee kommt ja akutell noch dazu) gerne geleugnet wird...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 29, 2012, 03:05:05 Nachmittag
Beide Aussagen sind jedoch qualitativ mehr als geeignet um zu belegen, dass die Eignung des Harzes als Standort für den Alpin-Ski bzw. für die künstliche Beschneiung vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen auch von gänzlich anderen Experten als "nur" von Prof. de Jong stark bezweifelt wird. [...]

Nein.

Das von Dir zitierte Strategiepapier der Arbeitsgruppe "Anpassung an den Klimawandel" (http://www.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Master-Bibliothek/Landwirtschaft_und_Umwelt/K/Klimaschutz/Klimawandel/LSA_Anpassungsstrategie_2010_04_14.pdf) aus Sachsen Anhalt basiert ebenfalls auf die von mir zitierten IPCC-Prognose und die DWD-Daten. Die Trendaussagen im Strategiepapier beziehen sich daher auch sehr langfristig auf den Zeitraum 2071 bis 2100 (S.14). Die in dem Strategiepapier aufgeführten gemessenen Werte (S. 12) zeigen, das im Zuge des bereits vollzogenen Klimawandels von 1901 – 2008  der Temperaturanstieg in Sachsen-Anhalt im Winter geringer als im Sommer ist. Das ist ein direkter Widerspruch zum de Jong-Bericht.

Bei der Diplomarbeit ist zu überlegen, in wie weit die Diplomarbeit wissenschaftlich abgesichert ist. Wenn die Aussage im Rahmen der Diplomarbeit nicht selbst erforscht sondern Forschung zitiert wurde, wäre es wichtig die Originalquelle zu kennen, um diese auch bewerten zu können.

Ist die Diplomarbeit irgendwo online? Bisher habe ich nur den Hinweis gefunden, das der Nationalpark Harz diese Arbeit betreut hat.

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am August 29, 2012, 05:26:45 Nachmittag
Nein.

Die Aussagen

Zitat
Der Harz wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden. Dies ist im Hinblick auf die touristischen Leitbilder und auf Investitionen in den Wintertourismus zu berücksichtigen.

-Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel, Seite 56/57

Zitat
Der Harz verfügt auf Grund seiner Höhenlage und einer hohen Niederschlagssumme über mehr als 60 natürlichen Schneedeckentage. Während auf den Hochlagen des Harzes rund um den Brocken weiterhin mit guten Schneeverhältnissen zu rechnen ist, erwarten Klimatologen auf Höhen von 800 m NHN lediglich mäßige Wintersportbedingungen, welche sich in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern werden. Schnee, der heute  bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fällt, wird zukünftig selbst bei einer geringen Erwärmung in Regen übergehen. Der Temperaturanstieg  und die damit verbundene Zunahme der winterlichen Niederschläge in flüssiger Form werden das Wintersportpotenzial des Harzes fortwährend negativ beeinflussen. Langfristig gesehen werden sich außerdem die Möglichkeiten der technische Beschneiung hinsichtlich der Temperaturerhöhung zunehmend verringern.

- aus der Diplomarbeit von Katrin Schünke ("Alternativen zum Skitourismus in der Nationalparkregion Harz unter dem Aspekt des Klimawandels") an der HS Harz, verfasst im Jahr 2008, Seite 43

sind Deiner Ansicht nach nicht geeignet um zu belegen

Zitat
dass die Eignung des Harzes als Standort für den Alpin-Ski bzw. für die künstliche Beschneiung vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen auch von gänzlich anderen Experten als "nur" von Prof. de Jong stark bezweifelt wird.

??

Ernsthaft? Wie müsste denn eine Aussage formuliert sein, damit sie von Dir als Zweifel an der Eignung des Harzes für den Alpin-Ski bzw. die Kunstbeschneiung aufgefasst wird? Das Strategiepapier des Landes kommt wörtlich zu dem Schluss, dass Beschneiungsanlagen für den Sachsen-Anhaltischen Teil des Harzes aus den vorgenannten Gründen nicht befürwortet werden können. Wie deutlich muss eine negative Einschätzung formuliert sein, um auch als negativ verstanden zu werden?

Übrigens hier mal die für den Brocken prognostizierten Wintermitteltemperaturen (nicht Jahresmittel wie immer von Dir zitiert - großer Unterschied) laut IPCC:

(http://s7.directupload.net/images/120829/mx4ec9dq.jpg)

Wie man erkennen kann, liegen die prognostizierten Wintermittel deutlich über dem IPCC-Jahresmittel. Die zentrale Quelle für die von Schünke analysierten Klimaprognosen ist übrigens: SCHNEIDER, C.; SCHÖNBEIN, J. (2006): Klimatologische Analyse der Schneesicherheit und Beschneibarkeit von Wintersportgebieten in deutschen Mittelgebirgen, Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Natursport und Ökologie, Köln.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am August 29, 2012, 06:44:44 Nachmittag
[...] sind Deiner Ansicht nach nicht geeignet um zu belegen [...]

Das Strategiepapier prognostiziert schlechter werdende Bedingungen auf einen sehr langfristigen Zeithorizont, kurzfristige Aussagen zur Eignung des Harzes als alpiner Wintersportort - wie bei dem de Jong-Bericht - lassen sich im Strategiepapier nicht finden. Es wäre falsch zu behaupten, das die Experten im Strategiebericht die gleiche negative Meinung vertreten, wie im de Jong-Bericht dargestellt.

Aus dem Diagramm der Wintermitteltemperaturen lässt sich auch kein Temperatursprung im Jahre 2017 oder 2012 von mehr als 5°C herleiten.

Danke für den Literaturhinweis zur Diplomarbeit. Kannst Du bitte bei Frau de Jong um ihre Quellen zum Wurmberg/Winterberg-Bericht bitten.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am September 04, 2012, 09:18:00 Vormittag
Kannst Du bitte bei Frau de Jong um ihre Quellen zum Wurmberg/Winterberg-Bericht bitten.

Die Literaturangabe im de Jong-Bericht (S. 18):
Zitat
Literatur

de Jong 2009: de Jong, Carmen: Savoy – balancing water demand and water supply under increasing climate change pressures. - Regional Climate Change and Adaptation. The Alps facing the challenge of changing Water Resources. European Environment Agency, S. 81-84, Brüssel, 2009.

de Jong 2011: de Jong, Carmen: Artificial Production of Snow, Encyclopedia of Snow, Ice and Glaciers, Hrsg.: Singh, Singh & Haritashya, Springer-Verlag, S. 61-66, 2011.

Doering & Hamberger 2006: Doering, Axel & Hamberger, Sylvia: Der künstliche Winter, Hrsg.: Bund Naturschutz in Bayern, München, 2006.

Gaucherand & Isselin-Nondedeu 2011: GIS as a management tool for high altitude wetlands: a case study of the Val Thorens ski area. - Sciences, Eaux et Territories 5, S. 60-62, 2011.

Hänel & Reinboth 2012: Hänel, Andreas & Reinboth, Christian: Wo Sternlicht unter Naturschutz steht – Dark-Sky-Parks und ihre Ausweisung. - interstellarum, Nr. 80, Februar / März 2012, S. 12-17, Oculum-Verlag, Erlangen, 2012.

MLU LSA 2010: Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klima-wandel, verabschiedet am 13. April 2010 durch die Landesregierung, Magdeburg, 2010.

OECD 2006: OECD-Berechnungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Skiregionen in den Alpen, Kurzbericht veröffentlicht am 13.12.2006, Paris/Berlin.

Peintner, Rieneck & Pöder 1997: Peintner, U., Rieneck, W. & Pöder, R.: Immissionen von Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) durch Schneekanonen. Ein Fallbeispiel. - Berichte des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins Innsbruck, Band 84, 1997.

Vivant 2007: Vivant, M.L.: Impact de l’évolution climatique sur les pratiques touristiques en milieu montagnard – Vallée de lau Haute-Romanche, Pays de la Meije (Auswirkungen des Klimawandels auf die touristischen Aktivitäten im Gebirge – das Tal der Haute-Romanche, Meije). - Stage Recherche et Innovation, S. 46, 2007.

Bis auf MLU LSA 2010 bezieht sich keins dieser Papiere auf die Klimabedingungen im Harz. MLU LSA 2010 wertet IPCC-Daten aus, und die Ergebnisse stützen nicht die Aussagen vom de Jong-Bericht.

Woher hat de Jong Ihre Erkenntnisse?
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am September 05, 2012, 04:20:35 Nachmittag
@playjam: Diese Diskussion ist sinnlos. Wie man einen wissenschaftlichen Aufsatz liest, dürfte Ihnen ja klar sein: Überall dort wo (vgl. Autor XY) steht, wird auf eine konkrete Quelle für eine konkrete Aussage verwiesen (z.B. 27.000 kWh Energieverbrauch pro Hektar Beschneiungsfläche, Verlust von 70% der Feuchtflächen, Bakterienbesiedlung in Schneekanonen etc). Überall dort, wo keine solche Quelle benannt ist, gibt es auch keine. Die Aussage von Frau de Jong, dass "fraglich sei" (allein schon die Formulierung macht dies ja mehr als deutlich) ob man am Wurmberg in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch günstige klimatische Bedingungen für eine durchgehende (angestrebt werden immerhin über 130 Tage pro Jahr) Beschneiung vorherrschen, ist als Schätzung einer Fachexpertin zu begreifen, die sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit Klimaentwicklungen in Skigebieten beschäftigt und unter anderem bereits für das PIK und die EU-Umweltkommission tätig war. Eine Quelle, in der Sie exakt diese Schätzung nachlesen können, können Sie hier daher so oft fordern wie Sie wollen, das ist und bleibt vollkommen sinnlos. Keine der Quellen, die zum Thema Klimawandel und Skitourismus im Harz überhaupt aufzutreiben waren (Sachverständigenrat MLU, Diplomarbeit HS Harz) widerspricht allerdings der Einschätzung von Prof. de Jong.

Zitat
Der Harz wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anzahl der Winter ohne Schnee bzw. mit wenig Schnee zunehmen werden. Dies ist im Hinblick auf die touristischen Leitbilder und auf Investitionen in den Wintertourismus zu berücksichtigen.


-Strategie des Landes Sachsen-Anhalt zur Anpassung an den Klimawandel, Seite 56/57

Zitat
Der Harz verfügt auf Grund seiner Höhenlage und einer hohen Niederschlagssumme über mehr als 60 natürlichen Schneedeckentage. Während auf den Hochlagen des Harzes rund um den Brocken weiterhin mit guten Schneeverhältnissen zu rechnen ist, erwarten Klimatologen auf Höhen von 800 m NHN lediglich mäßige Wintersportbedingungen, welche sich in den kommenden 20 Jahren fortlaufend verschlechtern werden. Schnee, der heute  bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fällt, wird zukünftig selbst bei einer geringen Erwärmung in Regen übergehen. Der Temperaturanstieg und die damit verbundene Zunahme der winterlichen Niederschläge in flüssiger Form werden das Wintersportpotenzial des Harzes fortwährend negativ beeinflussen. Langfristig gesehen werden sich außerdem die Möglichkeiten der technische Beschneiung hinsichtlich der Temperaturerhöhung zunehmend verringern.

- aus der Diplomarbeit von Katrin Schünke ("Alternativen zum Skitourismus in der Nationalparkregion Harz unter dem Aspekt des Klimawandels") an der HS Harz, verfasst im Jahr 2008, Seite 43

Zwar legen sich beide Arbeiten auf keinen spezifischen Zeitraum fest ("in genau 12 Jahren" - so etwas werden Sie allein schon aufgrund der Unsicherheit von Klimaprognosemodellen in gar keiner wissenschaftlichen Arbeit finden), beide Arbeiten lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass sich Investitionen in Kunstschnee-Projekte aus Sicht der Verfasser nicht mehr lohnen. Eine Investition, die noch über 40 oder 50 Jahre wirtschaftlich betrieben werden kann, lohnt sich aber - zumindest aus wirtschaftlicher Sicht - zweifellos. In beiden Fällen waren die Verfasser jedoch nicht mehr der Meinung, dass eine solche Investition noch sinnvoll wäre. Selbst das Landratsamt Goslar vertritt ja laut Selbstauskunft im ZDF-Beitrag vom Dienstag die Position, dass der Betrieb der geplanten Wurmberg-Anlage vor dem Hintergrund des Klimawandels nur für "mindestens 15 Jahre" sichergestellt sei. Selbst ein überzeugter Verfechter des Projektes wie Landrat Manke versteigt sich also nicht in die Aussage, am Wurmberg könne man auch in 30, 40 oder 50 Jahren noch beschneien. Diese Sicherheit ist schlicht nicht gegeben - schon gar nicht an einem klimatisch mehr als ungeeigneten Südhang. Aber darüber wird ja nicht diskutiert - statt dessen wird sich nur immer wieder an der Schätzung von Prof. de Jong hochgezogen... Alternativ könnte man sich ja auch mal den Problemen zuwenden, die offenkundig unstrittig zu sein scheinen, wie etwa dem zu erwartenden Feuchtflächenverlust. Aber nein...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am September 05, 2012, 04:57:46 Nachmittag
[...] Überall dort wo (vgl. Autor XY) steht, wird auf eine konkrete Quelle für eine konkrete Aussage verwiesen [...]. Überall dort, wo keine solche Quelle benannt ist, gibt es auch keine. Die Aussage von Frau de Jong, dass "fraglich sei" [...] ob man am Wurmberg in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch günstige klimatische Bedingungen für eine durchgehende (angestrebt werden immerhin über 130 Tage pro Jahr) Beschneiung vorherrschen, ist als Schätzung einer Fachexpertin zu begreifen, [...]

Danke!

Die Aussage von de Jong lautet "in 5 oder 10 Jahren" (S.3) sei es fraglich, ob eine technische Beschneiung zum Saisonstart aufgrund des Temperaturanstiegs möglich sei. Für die Aussage ist keine Quelle benannt.

Nur die de Jong Aussagen-bewerte ich hier im Rahmen einer kritischen Betrachtung anhand der angegebenen Literatur und mir bekannten Quellen, die dem aktuellen Klimakonsens entsprechen. Abgeschwächte Varianten interessieren für die Kritik am de Jong-Bericht nicht.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am September 24, 2012, 04:10:50 Nachmittag
Mehr Diskussionsfutter für diesen Thread gibt's ab 1. Dezember 2012 bei http://www.klimafolgenonline.com/, einem Gemeinschaftsprojekt von WetterOnline und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Zitat
Auf der Klimafolgenkonferenz in Berlin ist am Montagmittag ein neues Webportal für Klimafolgen vorgestellt worden. KlimafolgenOnline.com wurde von WetterOnline in Kooperation mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) entwickelt, um die Folgen des Klimawandels darzustellen. Neben zahlreichen Klimaparametern wie Temperatur, Niederschlag oder Sonnenstrahlung geht es dabei insbesondere um die Auswirkung auf Land-, Forst- und Energiewirtschaft. Dargestellt werden Beobachtungsdaten von 1901 bis 2010 und Vorhersagen bis ins Jahr 2100.

WetterOnline und PIK ergänzen sich in diesem Projekt hervorragend: Das PIK steht für langjährige Erfahrung im Bereich Klimawandel und Klimafolgen, WetterOnline stellt die Daten und Vorhersagen in allgemeinverständlicher und nutzerfreundlicher Form dar. Auf dem Webportal werden Farbkarten, Zeitreihen und Tabellen abrufbar sein. Die Informationen werden für Deutschland in verschiedenen räumlichen Auflösungen bis auf Landkreis-Ebene genau dargestellt. Ab dem 1. Dezember steht das Portal der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung.

Quelle: http://www.wetteronline.de/wotexte/redaktion/klimawandel/2012/09/0924_kf_Neues-Portal-fuer-Klimafolgen.htm
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am September 27, 2012, 12:33:36 Nachmittag
Aus der Mitteldeutschen Zeitung von heute:

Zitat
Auf beiden Seiten der einstigen innerdeutschen Grenze tut man derzeit so, als plane man Abfahrtshänge in den schneesicheren Rocky Mountains. Und nicht in einem deutschen Mittelgebirge. "Nichts ist so sicher wie der Winter in Schierke", verkündete Gaffert am Mittwoch tapfer. Jürgen Kropp sieht das anders: Der Wissenschaftler vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hat in einer mit dem Harz vergleichbaren Studie für das Sauerland herausgefunden, dass dort von 1989 bis 2000 nur an 20 bis 60 Tagen pro Jahr eine geschlossene Schneedecke vorhanden war. "Sinnvoll ist ein Skigebiet aber erst, wenn etwa 100 Tage im Jahr eine geschlossene Schneedecke von 30 bis 50 Zentimeter vorhanden ist." Es sei zudem damit zu rechnen, dass die Zahl dieser Tage infolge des Klimawandels weiter abnimmt - bis zu 30 Prozent im Jahr 2020. Bei den Tagen, an denen aufgrund der Wetterlage eine künstliche Beschneiung möglich ist, rechnet Kropp sogar mit einer Halbierung. "Ob sich diese Investitionen für Beschneiungsanlagen lohnen, ist daher ökonomisch und ökologisch fraglich", so Kropp.

Der hier befragte Wissenschaftler gehört zu den Veteranen der deutschen Klimafolgenforschung und hat unter anderem Leiter der Klima-Verwundbarkeitsstude für Sachsen-Anhalt:

http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_P._Kropp
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: manitou am September 27, 2012, 02:06:51 Nachmittag
Der Vergleich hinsichtlich der "geschlossenen Schneedecke im Sauerland" ist verzerrrt und spiegelt nicht die wirklich relevanten Daten wieder.
Im gesamten Sauerland liegt eine geschlossene Schneedecke von ca. 20cm nur an ca. 20 Tagen im Jahr vor und eine geschlossene Schneedecke überhaupt an max. 60 Tagen. Die Aussage von Kropp in der MZ ist wohl richtig, aber irrelevant.

Davon zu unterscheiden ist nämlich das "Hochsauerland" (>500m ü.nn.) und insbesondere die Hochlagen rund um den Kahlen Asten. Dieser hat hingegen nach 1991 durchschnittlich eine geschlossene Schneedecke von 136 Tagen im Jahr, davon an 122 Tagen eine Schneehöhe von 10-30cm. In den Jahren 1961-1990 lagen die Werte noch deutlich höher. (Quelle: Meteorologisches Jahrbuch BRD u. nachfolgender Link) - und die großen Sauerländer Skigebiete liegen zwischen 600-840m rund um die höchsten Gipfel wie Kahler Asten, Langenberg und Ettelsberg. Die Hochrechnungen sagen, dass je Grad Erwärmung die Schneetage am Kahlen Asten um 8 Tage zurückgehen.

Hier Link zu einer neutralen Studie über
"Auswirkungen aktueller Klimaschwankungen auf den Wintersporttourismus in den deutschen Mittelgebirgen":
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2004/1642/pdf/FranzCarsten-2004-07-30.pdf

Vorgenannte Studie ist kritischer als offizielle Studie zum "Masterplan Wintersportarena Sauerland". Das Ergebnis ist, dass die Schneesicherheit mittelfristig mit Schneekanonen gewährleistet ist, jedoch nicht langfristig. Bis 2050 wird mit einer Abnahme der um 30% in den Hochlagen des Sauerlandes gerechnet.

Die Studie sagt, dass ihre Bewertungsparameter auf andere Mittelgebirge übertragbar sind. So gesehen braucht sich der Hochharz bis 2030 keine Sorgen zu machen...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am September 27, 2012, 02:24:37 Nachmittag
Die Aussage von de Jong lautet "in 5 oder 10 Jahren" (S.3) sei es fraglich, ob eine technische Beschneiung zum Saisonstart aufgrund des Temperaturanstiegs möglich sei.

Die Aussage von Kropp stützt die Aussage von de Jong nicht. Die Betrachtung der Gebiete und Schneestände außen vor: Kropps Aussage gibt als Zeitpunkt 2020 an, drei Jahre zu spät für die de Jong-Vorhersage die bereits 2017 gilt. Desweiteren stellt Kropp nicht wie de Jong die Fähigkeit technisch zu beschneien in Frage, sondern sagt voraus, dass es fraglich sei, ob die Investitionen sich "ökonomisch und ökologisch" lohnen würde.

Nur die de Jong Aussagen-bewerte ich hier. Abgeschwächte Varianten interessieren für die Kritik am de Jong-Bericht nicht.

Nebenbei bemerkt: Da die Projektgegner bereits heute den ökologischen Sinn technischer Beschneiung  - egal wo - hinterfragen, ist die Aussage von Kropp aus Sicht der Projektgegner aufgrund der Und-Verknüpfung für den jetzigen Zeitpunkt schon gültig [(ökologisch = false) && (ökonomisch = true) != (lohnend = true)]. Herr Kropp hat sich hier ganz geschickt eine Hintertür offen gelassen. Frau de Jong und ihre Mitautoren haben sich hingegen sehr mutig festgelegt.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Sternengucker am September 27, 2012, 05:06:27 Nachmittag
Kropps Aussage gibt als Zeitpunkt 2020 an, drei Jahre zu spät für die de Jong-Vorhersage die bereits 2017 gilt.

Die Schätzung von Prof. de Jong gilt nicht 2017, sie gilt ab 2017 und bis 2022 - ein sprachlich feiner aber inhaltlich wichtiger Unterschied der hier immer wieder unterschlagen wird. Für die öffentliche Hand, die hier als Investor auftritt, sollte es im übrigen vollkommen unerheblich sein, ob Probleme nun 2017 oder 2020 auftreten - nachhaltige Planung sieht anders aus...
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am September 27, 2012, 05:57:06 Nachmittag
Die Schätzung von Prof. de Jong gilt nicht 2017, sie gilt ab 2017 und bis 2022 - ein sprachlich feiner aber inhaltlich wichtiger Unterschied der hier immer wieder unterschlagen wird. Für die öffentliche Hand, die hier als Investor auftritt, sollte es im übrigen vollkommen unerheblich sein, ob Probleme nun 2017 oder 2020 auftreten - nachhaltige Planung sieht anders aus...

Die Aussage von de Jong lautet wörtlich "in 5 oder 10 Jahren" (S.3). Der Leser hat also die Wahl, ob frühestens 2017 oder spätestens 2022. Ich habe mich für 2017 entschieden, weil die Vorhersage noch eindeutiger anhand der IPCC-Daten als übertrieben dargestellt werden kann. Die Vorhersage, dass ab 2022 keine technische Beschneiung möglich sein soll, kann auch nicht mit den IPCC-Daten belegt werden. Siehe hier (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,141.msg2354.html#msg2354): Bitte überlege, welcher Temperaturanstieg nötig ist, damit das de Jong Szenario eintreten kann.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Patrick am Oktober 02, 2012, 08:54:33 Vormittag
Ich will mich nicht groß in die hitzige Diskussion einmischen, sondern nur folgende neue Erkenntnis einstreuen:

Zitat
Extrem kalte Winter in Europa

Klimaforscher warnten allerdings davor, dass der Eisrückgang den Wärmeaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre beschleunige und großräumige Windfelder beeinflusse. Dies könne zu mehr extrem kalten oder schneereichen Wintern in Europa führen.
Stammt aus folgendem Artikel: http://www.welt.de/wissenschaft/article109330330/Groesste-Eisschmelze-seit-Beginn-serioeser-Messungen.html (http://www.welt.de/wissenschaft/article109330330/Groesste-Eisschmelze-seit-Beginn-serioeser-Messungen.html)

Das ganze wurde sogar schon mit Computermodellen simuliert und die Modelle zeigten ebenfalls kältere Winter trotz (bzw. aufgrund der Kausalkette ja gerade wegen) ansteigender globalen Temperaturen.

Hier gibt es einen Artikel mit Hintergrundinformationen vom renommierten Alfred-Wegener-Institut:
http://www.awi.de/en/research/research_divisions/climate_science/climate_dynamics/research_projects/impact_of_vanishing_sea_ice/ (http://www.awi.de/en/research/research_divisions/climate_science/climate_dynamics/research_projects/impact_of_vanishing_sea_ice/)

Der neue Trend in der Wissenschaft scheint also wie folgt zu lauten: "Weiterhin kalte Winter und sogar sehr kalte Winter in Europa möglich, trotz bzw. gerade wegen globaler Erwärmung.".

Gruß in die Runde

Patrick
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am Oktober 02, 2012, 09:14:48 Vormittag
Hier wäre Frau de Jong das Versäumnis anzulasten, dass sie neuere Forschungsliteratur nicht berücksichtigt hat ("Impact of sea ice cover changes on the Northern Hemisphere atmospheric winter circulation",  R. JAISER1, K. DETHLOFF1 , D. HANDORF1, A. RINKE1 ANDJ. COHEN ,  2 January 2012 (http://epic.awi.de/25904/1/11595-49846-1-PB.pdf)).

Andererseits könnte Frau de Jong argumentieren, Jaiser, Dethloff, Handorf, Rinke, Cohen gehören dem Lager der Kältisten an, das sei nicht der Klimakonsens etc. ...

Ich würde mich freuen, wenn Sternengucker sich überlegen würde, welcher Temperaturanstieg nötig ist, damit das de Jong Szenario eintreten kann.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: manitou am Dezember 03, 2012, 09:34:11 Vormittag
Kleiner Bericht im Zuges des Klimagipfels...

http://web.de/magazine/wissen/klima/16774804-erde-droht-dramatische-erwaermung.html#.A1000107

In 80 Jahren gibt es am Wurmberg möglicherweise eine neue Sportart: Downhillsurfen auf Wasserskiiern mit Wasserfall-pisten.

Ach ja und in Bad Harzburg und Goslar gibt es schöne Strände! Hohegeis, Braunlage, Hahnenklee, Altenau, Wildemann sind Großstädte mit sehr hohen Immobilienpreisen geworden, weil die Norddeutschen dann dort leben.

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am Dezember 03, 2012, 10:49:37 Vormittag
Die dargestellten Szenarien sind für den Harz eher unwahrscheinlich. Falls die Temperaturen tatsächlich wie prognostiziert ansteigen, dann wäre der Temperaturstand vom Mittelalter erreicht und ein ähnliches Klima wäre zu erwarten.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am Dezember 03, 2012, 01:10:06 Nachmittag
Kennt jemand Überlieferungen aus dem Harz aus dem Mittelalter (ca. 6. bis 15. Jahrhundert), die aufs damalige Klima rückschließen lassen? Gab es damals im Winter viel Schnee im Harz oder eher nicht?
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am Januar 27, 2013, 11:14:40 Vormittag
"Skifahren ohne Ende": ZDF-Doku über Beschneiung und Klimawandel am Sonntag 27.1.2013 um 13:30 im TV:
http://www.heute.de/Wie-Schneekanonen-den-Klimawandel-bef%C3%B6rdern-26324280.html?tabNo=0
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: XXLRay am Januar 27, 2013, 12:30:13 Nachmittag
Wenn ich die Inhaltsangabe richtig gelesen habe, geht es da ja aber eher um Extrembeschneidung in den Alpen, die im Harz doch niemand ernsthaft will, oder?
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am Januar 27, 2013, 01:30:02 Nachmittag
Aus dem Intro-Video:
Zitat
[Schneekanone im Grossformat] Sie laufen im Dauereinsatz von Oktober bis April und sorgen für den Wintertraum [...] Ein Teufelskreis!

Diese sehr vereinfachende Art der Berichtserstattung ist nicht ganz mein Fall.

Z.B. im Text:
Zitat
[...]
Naturnaher Winterurlaub

Bis zur letzten Stunde - das kann schon mal ein halbes Jahr Skisaison bedeuten. Der Preis dafür ist hoch. Viel Geld investiert Falkner in modernste Liftanlagen und Infrastruktur, die benötigt wird, um die Pisten für die Gäste jederzeit in perfektem Zustand zu halten. Sölden setzt auf den Winter. Rund 1,8 Millionen Gäste kommen in einer Wintersaison, nur ein Bruchteil davon im Sommer.

Das nur 20 Kilometer entfernte Bergdorf Vent verfolgt ein ganz anderes Modell. Die Gemeinde verfügt nur über drei alte Schlepplifte. Obwohl die umliegenden Berge großes Potenzial für neue Pisten bieten, hat man sich bewusst gegen einen Ausbau des Skigebietes entschieden. Im Gegensatz zu Sölden setzt der Ort auf Winter- und Sommertourismus, und kann so von zwei Saisons pro Jahr profitieren.
[...]

Machen wir eine ähnlich tendenziöse Gegenrechnung:

Beispiel Sölden:
Kosten für Kunstschnee pro Saison 4000000 Euro (aus dem Video).
Bei ca. 5 Euro pro m³ Kunstschnee: 800000 m³ Kunstschnee.
Bei ca. 3 kWh/m³ (Propellerkanone): 2400000 kWh

"Sanftes" Tourismusbeispiel Vent:
900 Gästebetten (Quelle Wiki (http://de.wikivoyage.org/wiki/Vent))
Zusätzliche Belastung durch sanften Ganzjahrestourismus (d.h. Gäste auch vom April bis November): 240 Tage x 900 Gästebetten: 216000 Übernachtungen
Bei 17,2 kWh pro Gast und Übernachtung (Quelle Mövenpick (http://www.moevenpick-hotels.com/fileadmin/files/Hotels/Germany/Stuttgart%20Airport/A.1.1_-_A._1.6_Sustainability_Brochure_01.pdf)): 3715200 kWh

Horror!!!  :o  Der kleine Ort Vent verbraucht bis zu 200% mehr Energie, fast 4 Millionen Kilowattstunden mehr für den Ganzjahrestourismus, als eines der größten Wintersportorte in Österreich zur Sicherung der Pistenqualität. Jetzt schnell noch einen Bergsteiger beim Zertreten von Vogeleiern filmen und dann stimmt die Doku.  ;)
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: playjam am Januar 27, 2013, 02:02:40 Nachmittag
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1817388/Wintertraum-aus-Schneekanonen
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am Januar 29, 2013, 10:27:37 Vormittag
Da ich zum Sendezeitpunkt leider Ski fahren musste, bin ich erst verspätet dazu gekommen, mir die Doku anzuschauen. Zunächst bin ich ein wenig irritiert, dass man den Fernsehzuschauer nicht im Vorfeld informiert, dass das ganz offensichtlich ein von der Umweltschutzorganisation Mountain Wilderness bezahlter PR-Film ist. Ansonsten stehe ich dem Inhalt gespalten gegenüber. Wie so oft bei diesem Thema polarisiert der Film und geht aus meiner Sicht teilweise von für mich nicht nachvollziehbaren Ansichten aus. Den Hauptakteur hat man mit einem asketisch wirkenden Charakter PR-wirksam gut besetzt.

Gut finde ich, dass mit dem Finger auf den aktuellen Tiroler Ausbau-Gigantismus gezeigt wird. Vollbeschneiung, Industrieanlagen und riesige Speicherteiche auf dem Berg, Lkw-Trassen auf Gletschern, Beschneiung von Gletschern (!), Vorziehen der Skisaison in den November - das finde auch ich unangebracht und gänzlich unethisch. Der Film nennt nicht, dass erst die lasche Tiroler und Österreichische Gesetzgebung und eingespielte Seilschaften von Tourismusindustrie und Politik das ermöglichen. In der Schweiz gibt es das in diesem Ausmaß nicht.

Der Film nennt nicht, dass Beschneiung in vielen anderen Skigebieten bewusst reduzierter eingesetzt wird, nämlich nur zur Sicherstellung des Grundbetriebs, z.B. auf der Hauptabfahrt oder an kritischen Stellen. Der Großteil der Alpenskigebiete hat nicht vor, einen Ausbaustand der Skiindustrie oder Umsatz- und Übernachtungszahlen wie Sölden zu erreichen oder den Sommer- durch reinen Wintertourismus zu ersetzen. Der Film nennt auch nicht, dass andererseits die Beschneiungstechnologie kompletten Regionen erst ermöglicht hat, ihren Winterbetrieb vor dem Absturz zu retten, wie zum Beispiel den unter chronischem Schneemangel leidenden Dolomiten, und dass dort trotz Beschneiung garantiert nicht der eben so wichtige Sommertourismus abgebaut wird.

Der Film suggeriert die Vorstellung, Klima sei normalerweise stabil, die Alpen konstant vergletschert, und hauptsächlich energieintensive Technologien wie Beschneiung bewirkten, dass die Gletscher nun schmelzen. Es wird nicht erwähnt, dass die Alpengletscher u.a. in der Antike und im Mittelalter ganz ohne menschliches Zutun auf Minimalstand abgetaut waren. Das ermöglichte den frühen Feldherren die Alpenüberquerung und den Besiedlern der Alpentäler Weidewirtschaft bis in Höchstregionen. Selbst Hangrutsche und Bergstürze werden von Mountain Wilderness der durch den Menschen erzeugten Klimaerwärmung zugeschrieben. Fragt sich, welche Vorstellung Mountain Wilderness davon hat, wie ein Gebirge wie die Alpen denn sonst über Jahrmillionen abgetragen worden sein soll ...

Dass Mountain Wilderness ausgerechnet das oberbayerische Oberaudorf als gutes Beispiel für den Skigebietsausbau anführt, lässt mich schmunzeln. Das Oberaudorfer Skigebiet Hocheck liegt komplett unterhalb 1000 m und beschneit und beleuchtet auf Teufel komm raus bis hinunter ins Unterinntal auf eine Höhe von nur 500 m (!) - eine Höhenlage, auf der andere oberbayerische Skigebiete längst kapituliert haben.
Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: manitou am Januar 29, 2013, 11:58:01 Vormittag
Da ich zum Sendezeitpunkt leider Ski fahren musste, bin ich erst verspätet dazu gekommen, mir die Doku anzuschauen.

Du Aaaarmer, es ist schon ein hartes Los für einen Skifan, wenn man wegen derart widriger Umstände eine solch hochinteressante Sendung verpasst! Mein vollstes Mitgefühl sei Dir versichert... ;D

Ansonsten sehe ich das ziemlich ähnlich wie Du. Es ist eine Unverschämtheit geschickt zu suggierieren, dass Beschneiung den Klimawandel vorantreibt und für Bergerosionen...etc. verantwortlich ist - vor allem wenn diese weitab der Pisten passieren. Unser Sternengucker hat jetzt aber sicherlich ne neue Lieblingssendung... 


Da ich nicht in Sölden Skifahre, wusste ich gar nicht, dass man dort auch den Gletscher beschneit und das auch noch als Maßnahme gegen die Gletscherschmelze verkauft. Als Philosoph komme ich zu dem Schluss, dass man das durchaus so sehen kann - es kommt auf den Betrachtungsstandpunkt an - die Beschneiung ist zumindest kurzfristig auf jeden Fall effizienter als der klägliche Versuch einer Planenabdeckung wie an der Zugspitze.

Nur "ein wenig nachdenklich" bin ich jedoch, ob die in Sölden mit der Beschneiung wirklich primär dem Gletscherrückgang entgegenwirken wollen - oder aber der sommerlichen Vereisung der Pisten?!
Hmm... würde ich auch Beschneiung an Gletschern vorfinden, auf denen kein Skibetrieb stattfindet, dann könnten die mich doch tatsächlich davon überzeugen, dass Beschneiung eine sinnvolle Gletscherrettungsmaßnahme ist!  ;)

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: kdomfuesys am Februar 06, 2013, 12:28:43 Nachmittag
Sehr interessanter Artikel auf Spiegel-Online, den ich nicht vorenthalten möchte:

"Klimawandel: Forscher rätseln über Stillstand bei Erderwärmung"

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/stillstand-der-temperatur-erklaerungen-fuer-pause-der-klimaerwaermung-a-877941.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/stillstand-der-temperatur-erklaerungen-fuer-pause-der-klimaerwaermung-a-877941.html)

Titel: Re: Kritik: Auswirkungen von Klimawandel u. künstl. Beschneiung auf Wurmberg ...
Beitrag von: Harzwinter am Februar 21, 2013, 01:53:29 Nachmittag
Noch ein Artikel, der endlich mal multiple Einflussfaktoren aufs Klimageschehen benennt und den tatsächlichen Status Quo offenlegt: http://www.wetteronline.de/wotexte/redaktion/klimawandel/2013/02/0221_kl_Globale-Erwaermung-stagniert.htm