[Admin: Von hier (http://skifahren-im-harz.de/forum/index.php/topic,10.msg2934.html#msg2934) verschoben]
bestimmt eine lustige Veranstaltung ;-) sollte man vieleicht dran teilnehmen damit der Schuss für die Dame am Ende nach hinten losgeht und mehr Skigebietsbefürworter als Kritiker teilnehmen...
,,Wahnsinn am Wurmberg" Folgen eines alpinen Skiprojekts im Harz
Für den Ausbau des alpinen Skiprojekts am Wurmberg in der Stadt Braunlage wurden die ersten Waldflächen im Naturpark Harz gerodet. Im September wurden weitere Bauarbeiten durch eine Normenkontrollklage des BUND Niedersachsen gegen den Bebauungsplan vorerst gestoppt. Der Bebauungsplan sieht Waldrodungen für ca. 600 neue Parkplätze, erweiterte Skipisten, Flutlichtanlagen und Schneekanonen mit enormen Wasser- und Energieverbrauch vor. ,,Wahnsinn am Wurmberg" kommentierte die Berliner tageszeitung im September angesichts der absehbaren ökonomischen und ökologischen Folgekosten des Projekts.
Viola von Cramon (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) möchte interessierte Bürgerinnen und Bürger am Mittwoch, den 31. Oktober 2012 um 15 Uhr zu einer Ortsbegehung am Wurmberg einladen.
Anwesend sein werden u.a. ExpertInnen aus Umweltverbänden und Markus Tressel, der tourismuspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Treffpunkt ist der Parkplatz Kaffeehorst an der Ostseite des Wurmbergs, erreichbar von Braunlage über die B 27 in Richtung Schierke, nach dem Ortsende links in Richtung Parkplatz abbiegen, gut ausgeschildert. Wir bitten um eine kurze Voranmeldung bei Franziska Kahlbrandt unter viola.voncramon.wk05@wk.bundestag.de
http://www.gruene-harz.de/news/news/article/wahnsinn_am_wurmberg_folgen_eines_alpinen_skiprojekts_im_harz/
Ich frage mich ernsthaft, was diese Frau dazu bewegt sich derart energisch gegen ein Projekt im Harz einzusetzen, wo sie doch selber offensichtlich in Berlin wohnhaft ist bzw. dort ihren Lebensmittelpunkt hat? Mich würde tatsächlich zu gerne interessieren, ob sie das in irgendeiner Form persönlich beeinträchtigt bzw. wie oft sie im Jahr ca. im Harz unterwegs ist oder ob es sich dabei einmal mehr nur um Idealismus handelt — Stichwort: "Aus Prinzip dagegen"?
Ich geh hin!!! Wer kommt mit??? Für dieses Date komme ich sogar einen tag früher aus Süddeutschland zurück. Das wird bestimmt lustig ;D
Ich finde es heldenhaft, dass Frau von Cramon sich tatsächlich (wohl erstmalig) anschaut, worüber sie als Berufspolitikerin seit Monaten ihre fraktionsgebundene Meinung publiziert. Leider kommt die Aktion ein halbes Jahr zu spät, da hat wohl ihr PR-Berater geschlafen. Nun bin ich gespannt, ob ihr Navi sie zum Wurmberg im Harz oder nach Wurmberg bei Pforzheim führen wird. Schade, dass ich entfernungsbedingt an der Begehung nicht teilnehmen kann.
Zitat von: manitou in 24 Okt 2012, 19:01
Ich geh hin!!!
Bitte tue mir den Gefallen und fahre zum Parkplatz mit Deinem Fahrrad hin. Als jemand der noch die Gründungsjahre der Grünen aktiv miterlebt hat empfinde ich es als merkwürdig, dass offensichtlich nur eine Wegbeschreibung für Anfahrt mit Automobil und keine für Anfahrt mit Öffis beschrieben wird.
Zitat von: Harzwinter in 24 Okt 2012, 19:38
[...] dass Frau von Cramon sich tatsächlich (wohl erstmalig) anschaut [...]
Frau von Cramon war vorher schon einmal am Kaffeehorst-Parkplatz.
Ich schaffe es an dem Termin leider auch nicht und bin — wie die meisten, die sich häufig in Braunlage aufhalten oder dauerhaft dort wohnen — bestens mit den Gegebenheiten am Wurmberg vertraut, sodass ich keine geführte Wanderung von Frau von Cramon brauche.
Hier stellt sich mir aber auch die Frage, was oder wen genau sie damit erreichen möchte bzw. was sie dort zeigen oder erzählen wird.
Ich kann mir nur vorstellen, dass sie während ihres Spaziergangs versuchen wird tatsächlich jeden Aspekt des Projekts in ein negatives Licht zu rücken — "Auf der linken Seite sehen sie die gigantomanische Abholzung von schützenswertem Waldbestand, auf der Rechten wird ein künstlicher Speicherteich mindestens so groß wie der Wannsee angelegt, der allein aufgrund seiner optischen Erscheinung sowieso jeden Sommertouristen und Wanderer vertreiben wird, Kunstschnee wird dazu führen, dass ausnahmslos alle Lebewesen in Harzer Gewässern qualvoll vertrocknen, früher sind Wintersportler doch auch zu Fuß den Berg hochgekommen und brauchten keine Lifte und überhaupt ist Beleuchtung böse und gehört verboten." ;-)
Ich nehme an, dass an der Begehung weitestgehend eher ähnlich Gesinnte Projektgegner teilnehmen werden, die sich dann gegenseitig beweihräuchern, wie recht sie doch mit ihren Forderungen haben — spannender hingegen wäre es tatsächlich, wenn sie dann einer Gruppe von Befürwortern gegenüberstehen würde, bei denen sie es nicht so leicht hätte ihre Argumente vorzutragen.
Zitat von: Max in 25 Okt 2012, 09:36
[...]
Hier stellt sich mir aber auch die Frage, was oder wen genau sie damit erreichen möchte bzw. was sie dort zeigen oder erzählen wird.
[...]
Ich gehe davon aus, das es ein Phototermin für eine weitere Pressemitteilung ist, d.h. Werbung für die eigene Person, das Thema bzw. der Standort ist nebensächlich.
Es sieht z.Z. allerdings nach Schnee aus, wäre blöd ... wegen der Klimaerwärmung und so.
Zitat von: manitou in 24 Okt 2012, 19:01
Ich geh hin!!! Wer kommt mit??? Für dieses Date komme ich sogar einen tag früher aus Süddeutschland zurück. Das wird bestimmt lustig ;D
das wär super, dann bekommen wir hinter wenigstens einen objektiven Bericht des Termins aus erster Hand.
für mich ist die anreise aus Hamburg an einem Wochentag leider nicht machbar...
Zitat von: playjam in 25 Okt 2012, 11:03
Es sieht z.Z. allerdings nach Schnee aus, wäre blöd ... wegen der Klimaerwärmung und so.
Allerdings — aber geschickt fotografiert und kommentiert können einschlägige Zeitungen natürlich auch so tun, als wenn das die ersten Testläufe für Kunstschnee in Braunlage wären, damit es ab nächster Saison unabhängig von den Temperaturen schon Mitte Oktober Schnee auf den Pisten liegt. ;-)
Alles Auslegungssache, aber lustig wäre es allemal, wenn Frau von Cramon mangels Interesse eventuell sogar ziemlich allein dort stehen würde — wenn dann sogar ein paar cm Schnee liegen, umso besser. :-)
Zitat von: Max in 25 Okt 2012, 12:29
lustig wäre es allemal, wenn Frau von Cramon mangels Interesse eventuell sogar ziemlich allein dort stehen würde
Du kannst felsenfest davon ausgehen: Wer so einen Öffentlichkeitstermin organisiert, mobilisiert auch genügend Claqueurs (http://de.wikipedia.org/wiki/Claqueur), damit im Rahmen der Begehung eine einheitliche Meinung dominiert und so von den für diesen Zweck eingeladenen Medien festgehalten wird. Gegen Manitou werden sie allerdings auch mit einer Hundertschaft Claqueurs nicht ankommen, da bin ich sicher. :)
Ich kann sachlich zwar sehr konsequent argumentieren und einseitige Standpunkte hinterfragen und zersetzen, doch trotzdem wäre es schön, wenn ich die Schlacht nicht allein schlagen muss... dann wird man nämlich bei solchen Showdowns oft über Gruppendruck mundtot gemacht. Wie sieht es bei Dir aus Playjam?! Du wohnst ziemlich nah dran und bist ebenfalls voll drin in der Thematik.
Wenn ich es könnte würde ich dich unterstützen und dich begleiten aber leider habe ich nicht das notwendige langjährige "Fachwissen" wie ihr "älteren Hasen" ;)!! Ich hoffe sehr dass es dir/euch gelingen wird, diese einseitige "Dagegen-Bewegung" etwas umzustimmen!!!
Zitat von: manitou in 25 Okt 2012, 17:09
Wie sieht es bei Dir aus Playjam?!
Ich kann zu dem Termin nicht nach Braunlage kommen. Hätte ich es terminlich geschafft, hätte ich mir überlegt, ob ich die Partei-Veranstaltung mit meiner Anwesenheit hätte aufwerten wollen. Eine Konfrontation (http://www.volksstimme.de/mobil/lokal_mobil/wernigerode_mobil/950188_Deftige-Worte-im-Streit-ums-Abenteuerland.html) macht so ein Nicht-Event erst berichtenswert.
Leute, lasst mich nicht alleine :'(
Ich kenne mich mit den ganzen ökologischen Problemen nicht so gut aus. Meine Stärke ist touristische Infrastruktur, doch wenn die anfängt zu erzählen, wie schützenswert doch der arme Borkenkäfer ist, welcher durch das Skigebiet bedroht ist, dann weiss ich nicht wie ich da gegenhalten soll... äh öh hmm - oder habe ich da grad etwas grundlegend durcheinander gebracht?! :P
Zitat von: manitou in 26 Okt 2012, 00:11
[...], doch wenn die anfängt zu erzählen, wie schützenswert doch der arme Borkenkäfer ist, welcher durch das Skigebiet bedroht ist, dann weiss ich nicht wie ich da gegenhalten soll... [...]
Da kann ich Dir leider auch nicht helfen, ich erkenne noch nicht einmal den ökologischen Unterschied zwischen dem "höchst schützenswerten" Grünen Band (Nationales Naturmonument Status wird diskutiert) und der Skipisten am Wurmberg. Wenn genug Schnee liegt sind beide weiss und man kann skifahren ;D
Das "Grüne Band (http://www.erlebnisgruenesband.de/)" ist ein Marketingkonstrukt wie der "Harzer Hexenstieg", mit dem Wanderern díe durch 40 Jahre Nichtnutzung teilweise entstandene Selbst-Renaturierung an der ehemaligen Zonengrenze als Gesamtpaket schmackhaft gemacht werden soll. Das "Grüne Band" erstreckt sich im Wurmbergbereich über die FFH-Gebiete "Harzer Bachtäler" auf der Sachsen-Anhaltinischen Seite des Ex-Grenzstreifens und das FFH-Gebiet "Bachtäler im Oberharz um Braunlage" auf niedersächsicher Seite. Der genau abgegrenzte Bebauungsplan für den Kaffeehorst-/Hexenritt-Hang erstreckt sich explizit nicht in diese beiden FFH-Gebiete, grenzt aber unmittelbar an beide. Der organisierte Naturschutz protestiert gegen die zu erwartenden Auswirkungen des flächenmäßig erweiterten Skigebiets auf die beiden FFH-Gebiete. Wikipedia-Beschreibung hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Harzer_Bacht%C3%A4ler), Kartenmaterial aus der Umweltverträglichkeitsprüfung Wurmberg hier, speziell S. 2 (http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=ffh-gebiet%20harzer%20bacht%C3%A4ler&source=web&cd=10&cad=rja&ved=0CE8QFjAJ&url=https%3A%2F%2Fformulare.landkreis-goslar.de%2FFB6Bauen%2FUVP%2520Wurmberg%2F013_FFH-VVP_UVS-Gesamt_23-03-12.pdf). Bei den UVP-Dokumenten Wurmberg gibt es textintensive Detaildoku zu den FFH-Gebieten.
Laut Kartenmaterial entspringt in dem Gebiet nördlich des Kaffeehorsts die Bremke. Ich muss gestehen, dass mir im Rahmen diverser Grenzstreifen-Wanderungen im Gebiet nördlich des Kaffeehorsts nie ein Wasserlauf aufgefallen ist. Kann sein, dass das östlich vom Kaffeehorst anders ist; dort war ich seltener. Mir ist immer nur der betönerne Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen aufgefallen, der vom NP nie beseitigt wurde.
Sicherlich wird der organisierte Naturschutz auch die Verwertung des Fichtennutzforsts am Wurmberg als schwerwiegenden Natureingriff darstellen, ohne abgrenzen zu wollen, dass es sich dabei nicht um Natur, sondern um Kulturplantagen handelt. In diesem Zusammenhang ist die Frage interessant, warum die Fichten am Wurmberg unbedingt so schützenswert sind und die, die der NP 3 km weiter am Achtermann flächig absterben lässt, nicht.
Zitat von: Harzwinter in 26 Okt 2012, 09:48
[...]
Sicherlich wird der organisierte Naturschutz auch die Verwertung des Fichtennutzforsts am Wurmberg als schwerwiegenden Natureingriff darstellen, ohne abgrenzen zu wollen, dass es sich dabei nicht um Natur, sondern um Kulturplantagen handelt. In diesem Zusammenhang ist die Frage interessant, warum die Fichten am Wurmberg unbedingt so schützenswert sind und die, die der NP 3 km weiter am Achtermann flächig absterben lässt, nicht.
Zur Verdeutlichung würde ich eine Turmbesteigung vorschlagen; dadurch erhält man einen guten Überblick über die Pisten-Baumaßnahmen und die massiven Kahlschläge in Richtung Achtermann zur Borkenkäfer-Bekämpfung sind auch erst aus der Höhe sichtbar.
ist nun eigentlich jemand dabei um heute abend zu berichten?
Wie ist die Veranstaltung mit Frau von Cramon abgelaufen? Hat jemand Infos??
Ich war da, doch ich will hier nicht ausführlich aus meiner Sicht berichten, bevor die Presse geschrieben hat. Das ist nämlich das Entscheidende, wie die Veranstaltung von der Presse zusammengefasst wird. Meine Eindrücke und meinen Part daher morgen nach der GZ... Vorerst nur soviel: Ich habe mich bemüht, die Diskussionsthematik auf touristische Infrastruktur zu lenken und weg von den bekannten Liebligsthemen der Naturschützer.
Sehr gut — ich bin auf jeden Fall gespannt und freue mich darauf!
Bin schon megagespannt auf deine Ausführungen. Waren denn viele Leute erschienen inklusive unserem werten Freund "Senioré vice questore Knolle"? :)
hier mal ein erster Kommentar eines Projektgegners zu dem Termin...
http://scienceblogs.de/frischer-wind/2012/11/01/kahlschlag-am-wurmberg/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=kahlschlag-am-wurmberg
zumindest ein schönes Foto von der neuen Piste ist dabei ;-)
Gab es denn auch positives Feedback bei dem Termin zu hören oder durchweg contra?? :( Ich freue mich schon riesig wenn zur Saisoneröffnung die neuen Pisten an den Start gehen, endlich kann man mal im Harz richtig schön carven, die breiten Pisten sind ein echter "Eye-catcher" geworden!!! Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in vielen"Contra-Köpfen" noch eine positive Meinungsänderung von statten geht wenn erstmal alles fertiggestellt ist!!
Zitat von: masterblaster in 02 Nov 2012, 18:29
Gab es denn auch positives Feedback bei dem Termin zu hören oder durchweg contra??
Ja klar, erst mal gab es ein paar sehr schöne Bilder:
Ballett-Tanz der Schaufelbagger
(http://scienceblogs.de/frischer-wind/files/2012/11/DSC05799-1024x768.jpg)
Kunstberge
(http://scienceblogs.de/frischer-wind/files/2012/11/DSC05800-1024x768.jpg)
Den Snowtubing-Bereich werden wir wahrscheinlich leider nur diese Saison mit Ski und Snowboard nutzen können, nächstes Jahr kommt dann der Snowtubing-Lift:
(http://scienceblogs.de/frischer-wind/files/2012/11/DSC05801-1024x768.jpg)
Bagger-Brigade beim Stuken-Entfernen, auf der neuen Ost-Abfahrt liegt Schnee:
(http://scienceblogs.de/frischer-wind/files/2012/11/DSC05814-1024x768.jpg)
Dann noch folgende - für mich positive - Einschätzung eines Projektkritikers:
Zitat
[...] Zwar läuft noch eine Normenkontrollklage des BUND gegen das Projekt, da dem Investor jedoch gestattet wurde, bis zum Abschluss des Verfahrens (in etwa 1-2 Jahren) weiterzubauen, dürfte die [...] Maßnahme zur Urteilsverkündung bereits abgeschlossen sein. Selbst wenn es also gelingen sollte, dem Investor im Rahmen des Verfahrens noch Planungsmängel nachzuweisen, dürfte nicht ernsthaft damit zu rechnen sein, dass ein Gericht den Rückbau anordnet. [...]
Quelle: http://scienceblogs.de/frischer-wind/2012/11/01/kahlschlag-am-wurmberg/
"Ballet-Tanz der Schaufelbagger" ;D ;D Das gefällt mir!!! Leider sind auf der von dir verlinkten Site überwiegend Negativ- bzw. Dagegen-Einträge zu lesen, eigentlich schon bedauerlich dass die Leute so wenig vertrauen entgegenbringen, es wurde immerhin eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und alles bis ins kleinste Detail durchgeplant- und durchgerechnet. Anderorts geht man doch bereits mit bestem Beispiel trotz der viel zitierten Klima-Argumentation voran.
Zitat von: masterblaster in 03 Nov 2012, 06:01
Leider sind auf der von dir verlinkten Site überwiegend Negativ- bzw. Dagegen-Einträge zu lesen, eigentlich schon bedauerlich dass die Leute so wenig vertrauen entgegenbringen, [...]
Man kann nicht ernsthaft erwarten, das jemand beim Anblick der Baustelle seine kritische Haltung hinterfragt. In der Berichterstattung ist aus meiner Sicht aufgrund des übersteigerten "Kampfgeschreis" von BUND/NaBu leider zu kurz gekommen, dass tatsächlich seit ca. 2010 intensiv an der Thematik DarkSky/Sternenwarte gearbeitet wurde. Den aktuellen Frischer-Wind-Blogeintrag empfinde ich vor diesem Hintergrund der sicherlich vorhandenen Enttäuschung als erfrischend sachlich.
Warum erscheint nichts in der GZ von dem Cramon-Termin...?! Sonst stehen die am nächsten- spätestens übernächsten Tag und M. Eggers von der GZ + Fotograph war vor Ort.
Wenn kein Artikel in der GZ-Onlineausgabe war, kann er immer noch in der Printausgabe gewesen sein. Liest die hier jemand und kann das bestätigen? Andererseits: Die politische Schlacht am Wurmberg ist fürs erste geschlagen. Möglicherweise hat der 15. oder 20. projektkritische Bericht bei der GZ-Redaktion inzwischen einfach nicht mehr genügend Stellenwert für die Onlineausgabe.
Pressemeldung zur Ortsbegehung auf der politischen Homepage von Viola von Cramon-Taubadel (http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete17/biografien/C/cramon_taubadel_viola.html).
"Wahnsinn am Wurmberg" (http://violavoncramon.de 05.11.2012) (http://violavoncramon.de/aktuelles/aktuelles-news-single/article/wahnsinn_am_wurmberg/)
Zitat
Vergangenen Mittwoch, den 31. Oktober hatte Viola von Cramon mit dem tourismuspolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Markus Tressel zu einer Ortsbegehung am Wurmberg eingeladen, um den Fortgang des umstrittenen Projekts zu sehen und über die Vorgehensweise und die Folgen für die Stadt Braunlage, den Tourismus und die Umwelt zu diskutieren. Zu dem Termin erschienen nicht nur zahlreiche VertreterInnen von Umweltverbänden und Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen aus den Landkreisen Goslar und Osterode am Harz, sondern auch interessierte BürgerInnen und Bürger aus den Umliegenden Landkreisen, sowohl Befürworter als auch Gegner des Projekts.
Die rund 35 TeilnehmerInnen besprachen in den eineinhalb Stunden viele Aspekte des Projekts. Eingeleitet wurde die Diskussion durch einen kurzen Vortrag von Sören Krebs, Grüner Ratsherr der Stadt Braunlage, über die Entwicklung des Projekts und die geplanten landschaftlichen Veränderungen. Um einen größeren Parkplatz zu bauen und die Skipisten zu erweitern, wurden bereits rund 16 Hektar Waldfläche gerodet. Geplant ist der Bau einer Flutlichtanlage, die die Sternenwarte in Sankt Andreasberg behindern könnte und einer künstlichen Beschneiungsanlage, für die unter anderem ein Teich angelegt auf dem Wurmberg angelegt werden soll, gespeist aus der Bode, deren Wasser an anderer Stelle fehlen wird.
Umweltverbände und Grüne kritisieren den Ausbau des Wurmbergs als Skigebiet nicht nur wegen der ökologisch bedenklichen Folgen sondern auch wegen der Finanzierungsproblematik. Trotz der Investition der Wurmberg Seilbahngesellschaft musste die Stadt hohe Schulden aufnehmen um das Projekt voranzutreiben und es werden auch Gelder vom Land Niedersachsen erwartet. Angesichts des immer schneller voranschreitenden Klimawandels bleibt es fraglich, ob die Stadt mit den durch den Ausbau erwarteten Mehreinnahmen im Tourismus die Kosten für das Projekt überhaupt je wieder reinbekommt, geschweige denn, dass sie Gewinn macht. Deutsche Skigebiete in weitaus höheren Lagen mussten bereits schmerzlich feststellen, dass die Investition in Kunstschnee sich meist nicht rentiert.
ZitatDeutsche Skigebiete in weitaus höheren Lagen mussten bereits schmerzlich feststellen, dass die Investition in Kunstschnee sich meist nicht rentiert.
Dafür hätte ich zu gern wenigstens ein einziges Beispiel ... ich kenne nach rund 40 Jahren Alpinski und ca. 170 besuchten Skigebieten nach wie vor
kein einziges solches Skigebiet, weder in Deutschland noch im benachbarten Ausland bzw. Alpenraum (wenn man mal von der EU-Förderungsposse des Skilifts auf Bornholm absieht).
Zitat von: Harzwinter in 05 Nov 2012, 13:58
ZitatDeutsche Skigebiete in weitaus höheren Lagen mussten bereits schmerzlich feststellen, dass die Investition in Kunstschnee sich meist nicht rentiert.
Dafür hätte ich zu gern wenigstens ein einziges Beispiel ... [...]
Man könnte argumentieren, dass die technische Beschneiung in Hahnenklee nicht so erfolgreich war wie erhofft. Aber der Bocksberg ist eine weitaus niedrigere Lage, der geringe Erfolg war nicht klimatisch bedingt, daher als Beispiel nicht direkt geeignet ...
Wenn es sich lohnt Skihallen mit technischer Beschneiung im norddeutschen Flachland zu bauen, dann muss aus meiner Sicht schon geballte Inkompetenz und großes Unglück zusammentreffen, damit sich eine technische Beschneiungsanlage in "weitaus höheren Lagen" nicht lohnt. Mir ist auch kein einziges Beispiel bekannt.
Zitat von: playjam in 05 Nov 2012, 14:43
Zitat von: Harzwinter in 05 Nov 2012, 13:58
ZitatDeutsche Skigebiete in weitaus höheren Lagen mussten bereits schmerzlich feststellen, dass die Investition in Kunstschnee sich meist nicht rentiert.
Dafür hätte ich zu gern wenigstens ein einziges Beispiel ... [...]
Man könnte argumentieren, dass die technische Beschneiung in Hahnenklee nicht so erfolgreich war wie erhofft. Aber der Bocksberg ist eine weitaus niedrigere Lage, der geringe Erfolg war nicht klimatisch bedingt, daher als Beispiel nicht direkt geeignet ...
Würde sich Beschneiung am Bocksberg absolut nicht rentieren, hätte man das Beschneiungsequipment nach wenigen Jahren wieder demontiert und verkauft. Das ist aber nicht geschehen. Im Gegenteil, der Wiegand-Clan plant nach wie vor den Ausbau der Beschneiung am Bocksberg.
Es wird langsam Zeit, das ordentlich Schnee im Harz fällt, damit wir unsere eigene Ortsbegehung machen können.
Stimmt, vor allem die neuen Pisten warten nur darauf mal ausgiebig auf Herz und Nieren geprüft zu werden. :-)
Zitat von: Harzwinter in 05 Nov 2012, 13:58Dafür hätte ich zu gern wenigstens ein einziges Beispiel ... ich kenne nach rund 40 Jahren Alpinski und ca. 170 besuchten Skigebieten nach wie vor kein einziges solches Skigebiet, weder in Deutschland noch im benachbarten Ausland bzw. Alpenraum (wenn man mal von der EU-Förderungsposse des Skilifts auf Bornholm absieht).
St. Corona am Wechsel? (http://derstandard.at/1348284897284/Aus-fuer-Skibetrieb-in-St-Corona-am-Wechsel)
Zitat von: Sternengucker in 06 Nov 2012, 08:17
Zitat von: Harzwinter in 05 Nov 2012, 13:58Dafür hätte ich zu gern wenigstens ein einziges Beispiel ... ich kenne nach rund 40 Jahren Alpinski und ca. 170 besuchten Skigebieten nach wie vor kein einziges solches Skigebiet, weder in Deutschland noch im benachbarten Ausland bzw. Alpenraum (wenn man mal von der EU-Förderungsposse des Skilifts auf Bornholm absieht).
St. Corona am Wechsel? (http://derstandard.at/1348284897284/Aus-fuer-Skibetrieb-in-St-Corona-am-Wechsel)
Leider kein geeignetes Beispiel um die Aussage von Frau von Cramon zu stützen.
"Wahnsinn am Wurmberg" (http://violavoncramon.de 05.11.2012) (http://violavoncramon.de/aktuelles/aktuelles-news-single/article/wahnsinn_am_wurmberg/)
Zitat
[...] Deutsche Skigebiete in weitaus höheren Lagen mussten bereits schmerzlich feststellen, dass die Investition in Kunstschnee sich meist nicht rentiert. [Anm.: Fett-Markierung hinzugefügt]
St. Corona am Wechsel liegt in Niederöstereich nahe bei Wien, nicht in Deutschland.
Die Höhenlage (Tal 850m, Berg 1422) ähnelt dem Wurmberg, berücksichtigt man die klimatischen Verhältnisse aufgrund der nördlichen Lage. Es ist also keine "weitaus höhere" Lage.
(http://www.corona.at/typo3temp/pics/a03deeea1c.jpg)
Ausschlaggebend für die Schließung sind zudem die veraltete Wintersport-Infrastruktur und die starken Mitbewerber (siehe http://derstandard.at/1350260036824/Das-Bangen-von-St-Corona (http://derstandard.at/1350260036824/Das-Bangen-von-St-Corona): "unmittelbaren Konkurrenten von St. Corona, in Mönichkirchen oder am Hochkar", "dummen Einer-Sessellifts"), nicht eine Fehlinvestition in technische Beschneiungsanlagen.
Ein 1-er Sessellift als einziger Zubringer ist natürlich Hammer-hart. Kinder unter 1.25m dürfen in Österreich nicht alleine Sessellift fahren. Damit ist das Skigebiet für Familien uninteressant.
Danke Sternengucker! St. Corona ist tatsächlich das erste mir nun bekannte Beispiel für ein Skigebiet, das trotz Beschneiung schließt! Die hätten allerdings in der Tat zunächst besser in die Lift-Infrastruktur investieren sollen, wie playjam schon geschrieben hat.
Ich wollte an dieser Stelle als analoges Beispiel eigentlich den Ruhpoldinger Unternberg listen, an dem der Skibetrieb seit dieser Saison eingestellt ist. Bei genauerer Betrachtung habe ich festgestellt, dass der Skibetrieb nur in der oberen Etage an der Sesselbahn eingestellt wurde. Ausgerechnet in der unteren Etage am Schlepplift wird der Skibetrieb von einer Vereinsinitiative aufrecht erhalten ... dort wird beschneit, oben an der Sesselbahn nicht. Daher passt der Unternberg nicht als Belegbeispiel für Frau von Cramons Aussage.
[Edit:]
Ein weiteres Kleinskigebiet ist mir noch eingefallen. Die Kammeregglifte am Allgäuer Grünten besaßen auch bereits Schneekanonen. Allerdings verfügten sie nach dem Kauf nicht mehr über genügend Budget, um sie auch zu betreiben. :D Also wurden sie wieder verkauft, um den Liftbetrieb aufrecht zu erhalten. Gescheitert sind die Betreiber der Kammeregglifte letztlich an sich selbst, nämlich an ihrer fehlenden Bereitschaft, mit dem unmittelbar anschließenden, aber verfeindeten Skigebiet Grüntenlifte zusammenzuarbeiten und einen gemeinsamen Liftpass anzubieten. Vor wenigen Jahren wurden die beiden Kammeregglifte abgerissen.
Zitat von: Harzwinter in 06 Nov 2012, 09:55
Danke Sternengucker! St. Corona ist tatsächlich das erste mir nun bekannte Beispiel für ein Skigebiet, das trotz Beschneiung schließt! [...]
Ob die wirklich schließen, steht noch in den Sternen. Es gibt wohl ein neues Konzept mit dem es weitergehen soll, mehr im Alpinforum (http://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=35&t=44471).
Um mal etwas aufzuklären:
Der tourismuspolitische Sprecher der Grünen hat behauptet, dass sich bei keinem der unter 1500m liegenden Skigebiete im "Aplenvorland" die Beschneiung rechnet. Ich wollte ein Beispiel und er nannte Mittenwald. Ich bin aus bestimmten Gründen (siehe viel weiter unten) nicht konkret erwidernd darauf eingegangen, doch Mittenwald ist ein sehr schlechtes Beispiel einer verfehlten lokalen Tourismuspolitik wie folgt:
Mittenwald ist primär ein Alpen-Sommerort und war noch nie ein relevanter Wintersportort - er liegt vielmehr in der Zange von Seefeld und Garmisch. Nun haben einige lokale Touristiker davon geträumt den Wintersport anzukurbeln und zu einem tollen Familien-Wintersportort zu werden. Das funktioniert aber nicht, weil die sonstige Infrastruktur nicht entsprechend spezifiziert ist und andere Orte dafür deutlich besser aufgestellt sind - z.B. Ehrwald, Ofterschwang, Reit, Oberstaufen. In der Tat sind die Skigebietsinvestitionen in Mittenwald verpufft.
Ofterschwang und Oberstaufen/Steibis zeigen jedoch, wie man es besser bzw. richtig macht. Orte/Skigebiete hingegen, die über kein klares und professionelles touristisches Profil verfügen, haben es schwer. z. Bsp. Bolsterlang, Nesselwang, Brauneck, Bay. Eisenstein, Pfronten. Gerade letzterer war bis in die 70er noch in der Top-Liga zusammen mit Oberstdorf und Garmisch - dann begann der Abstieg, weil sie dem Zeitgeist nicht mehr entsprechen konnten. Insbesondere zeigt sich immer wieder, dass vor allem kommunal betriebene Skigebiete Probleme haben. Das alles hat der grüne Tourismussprecher aber nicht angeführt und stattdessen pauschal, unsachlich und damit unzulässig verglichen, wie aus dem nachfolgenden Text ersichtlich wird.
Und der Bericht von Cramon über die Veranstaltung ist so einseitig wie erwartet. Kein einziger Hinweis auf die kontroverse Diskusssion, die dort stattgefunden hat. Kein einziges Argument der Projektbefürworter wurde erwähnt und in Relation zur eigenen Anschauung gesetzt. Das kann ich ändern:
Hier nun mein persönlicher Erfahrungsbericht der Veranstaltung mit V.v.Cramon:
Nachdem die Dame ca. 30 Min. zu spät kam und ihren tourismuspolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion (Namen hab ich vergessen) als Verstärkung mit gebracht hatte, liessen sich die Beiden erst einmal von Dr. Knolle und einem Grünen (Kreisverband Goslar - Namen hab ich vergessen) den aktuellen Stand erläutern, vor allem deshalb (so Cramon) weil ihr Kollege die Harz-Situation noch gar nicht kenne und gern informiert werden würde. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass auch Cramon in Bezug auf Ihre nachfolgenden Statements von den Details wenig bis sehr wenig Kenntnisse hat. Ihr Part der gesamten Veranstaltung war mehr der einer "Anti-Projekt-Moderatorin" in der sich später einstellenden regen Diskusssion.
Die Veranstaltung kann man grob in drei Teile gliedern: 1. Statement von diversen Fachkundigen; 2. Diskussion zu den Statements und einen 3. Teil nach einem Standortwechsel, der eher in eine "diversifizierte Diskussion" abglitt.
Teil 1:
Den Anfang machten auf Aufforderung von Cramon ein Grüner vom Kreisverband Goslar und Dr. Knolle.
Der Kreisverbands-Grüne hat erfreulicherweise sehr sachlich die Fakten des Genehmigungsverfahrens ohne persönliche Bewertung präsentiert. Er war auch Mitglied des Planungsausschusses des Projektes. U.a. sagte er auf Bedenken Dritter hinsichtlich der angeblich nicht umweltverträglichen Wasserentnahme aus der Bode sehr sachlich, dass die Messungen ergeben hätten, dass man problemlos sogar vier Speicherteiche aus der Bode befüllen könne, was seinen Parteikollegen eher nicht gefiel. Die Sachlichkeit dieses Mannes verdient Respekt.
Ganz anders Dr. Knolle:
Er trug die Naturschutzbedenken in gewohnter Weise vor mit der entsprechenden Polemik und vermischte Aspekte, die nicht zusammengehören - hauptsache "dagegen". Er fasste die touristischen Folgen des Ausbaus mit "Ballermann" zusammen und fragte: "Wollen wir das?"
Der Grüne vom Kreisverband Goslar hingegen addierte nüchtern die Naturflächen des Harzes in Relation des Wintersport-Flächenanteil von nicht einmal 1% der Gesamtnaturfläche - und stellte sinngemäß die Frage in den Raum, ob es sich der Harz touristisch und naturschutztechnisch leisten könne, 1% dieser Flächen für den "Ski-Rummel" freizugeben?!
Seitens der Stadt waren der Stadtrat Westphal (SPD) - auch Organisator der vergangenen Skispringen - und der Grüne Stadtrat Krebs anwesend.
Der Grüne Stadtrat Krebs brachte seine Bedenken gegen die Zuschüsse der Stadt in finanziell angespanten Zeiten hervor und dass die Stadt dadurch auf Jahre keine Ressourcen für andere Projekte habe.
Der Stadtrat Westphal verteidigte das Projekt mit einigen touristischen Zahlen gegen Knolle.
Teil 2:
Nachdem ich mir alle Statements aufmerksam angehört habe, klinkte ich mich in die Diskussion ein und hab zunächst die bekannte Polemik von Knolle kritisiert, dass alpiner Skisport nichts mit "Ballermann" und "Rummel" zu tun habe - und um Sachlichkeit gebeten. Nur weil es mit Ischgl einen Extremort als Winterpendant zum Ballermann gebe, könne man dies nicht auf Braunlage übertragen. (Anm.: Vielleicht sind für Knolle die Besucher des Nacktrodelns ja die typischen alpinen Wintertouristen?! ;) )
Aus der Bevölkerung kam hinsichtlich meiner Rüge in Richtung Knolle einhelliger Zuspruch. Knolle wurde anschließend ruhiger und hat sich diesbezüglich zurückgehalten.
Anschließend habe ich das hier im Forum hinreichend angeführte vergleichende Zahlenwerk aus dem Sauerland, aber auch Arber und Feldberg genannt und meinen festen Glauben an den Erfolg des Skigebietes zum Ausdruck gebracht. Westphal war sichtlich erfreut, einen argumentativen Mitstreiter für das Projekt zu haben.
Dadurch konnte ich die Thematik auf die touristische Infrastruktur lenken, die fortan die Diskussion dominierte. Bringt die Beschneiung mehr Wintergäste oder bringen andere Sparten mehr Gäste?
Ich präsentierte das Plus von 30Ü in meinen eigenen Fewo, da Willingen jetzt im Schnitt 90 Tage Skibetrieb hat gegenüber 28 Tagen vor der Beschneiung.
Der grüne Tourismussprecher wendete ein, dass nirgends im "Voralpenland" eine Beschneiung ein "Mehr" an Gästen gebracht hätte - im Gegenteil, die Kommunen hätten sich finanziell meist übernommen. Ferner liege der Harz zu niedrig - da Studien in den Alpen belegen, dass Skigebiet unter 1500m keine Überlebenschance hätten. Ich fragte nach einem Beispiel und er nannte "Mittenwald".
Sofort kam von jemand Sachkundigem aus der Bevölkerung der Einwand, dass sich die Alpen nicht mit dem Harz vergleichen lassen. Ich ergänzte, dass in den Alpen ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb vorherrsche, da alle 10-20km ein kleineres Skigebiet der Mindestgröße Wurmberg exisitere, die es gegen die Giganten wirtschaftlich sehr schwer haben. In Norddeutschland wird jedoch der Wurmberg zur Nr. 1. und die anderen Skigebiete werden mittelfrsitige auch wegen der deutlich geringeren Höhenlage unineressanter. Stadtrat Westphal nannte zudem den klimatischen Vorteil des Harzes, dass 1000m Höhe im Harz 2000m Höhe in den Alpen entspreche.
Der Tourismusgrüne konterte noch mit dem Argument, dass die Beschneiung in St. Andreasberg und Hahenklee den Orten keine Übernachtungszuwächse gebracht hätten - im Gegenteil. Auch dieses Argument kann m.E. nicht vergleichend herangezogen werden. Nur die Top-Skigebiete der Mittelgebirge können viele Übernachtungen generieren - und der Wurmberg hat bei weiterem Ausbau das Potential dazu.
Hier konnten wir Befürworter dann argumentativ glaubwürdiger Punkten und es gab Zuspruch aus der Bevölkerung - außer bei Hardcoregegnern.
Ich und noch ein Bürger sagten, dass der Wurmberg ein enormes Potential für alle Skifahrer aus Norddeutschland, DK und NL habe - und dass der Harz bei einem weiteren Skigebietsausbau Richtung Schierke und am Westhang eine preiswerte Urlaubsalternative zu dem immer teurer werdenden Alpentourismus werden könnte, weil der Wurmberg im Gegensatz zum Sauerland deutlich bessere Klimatische Voraussetzungen erfüllt und die Topografie die attraktivsten Pisten nördlich von Arber und Feldberg ermöglicht.
Der Tourismusprecher argumentierte dagegen, dass im Ort Feldberg die Hoteliers nicht vom Skigebiet profitieren würden (stimmt sogar), sondern dass dort nur Massen von Tagesgästen kommen.
Ich verkniff mir dann das korrigierende Argument, um nicht zum Alleinredner zu werden.
Fakt ist jedoch, dass die Feldbergregion deshalb so wenig spezifische Skiübernachtungen generiert, da die tourismusrelevanten Orte 5-20km abseits des Feldberges liegen jener ferner zu nah an den Alpen liegt, um als attraktive Alternative dienen zu können, wie das im Sauerland für Holländer und in Oberwiesenthal für Ostdeutsche der Fall ist. Deshalb wird der Feldberg vorwiegend von Tagesgästen aus BW überschwemmt.
Ich merkte, dass der Grüne Tourismussprecher zwar die Probleme und Sorgen der deutschen Urlaubsgebiete kennt und damit befasst ist, doch die Ursachen sind sehr regionalspezifisch und er hat das nicht hinreichend differenziert.
Cramon hat mich diesbezüglich in meinem in Ihren Augen unzulässigen Vergleich mit dem Sauerland kritisiert, da dieses im Gegensatz zum Harz ein ungleich größeres Einzugsgebiet hätte. Ich erwiderte, dass der Harz über das drittbeste Einzugsgebiet von Mittelgebirgen nach Sauerland und Schwarzwald verfügt - und das ins Wurmberg-Skigebiet ja auch nur 8 Mio € investiert würden und nicht 80 Mio.€ wie im Sauerland. Die Relation sei also in Bezug zum Einzugsgebiet mehr als gewahrt und kein "Gigantismus", wie von den Gegnern unsachlich hervorgehoben.
Cramon wehrte sich, dass Sie nie von "Gigantismus" gesprochen hätte, worauf ich Ihr mit Blick in Richtung Knolle und Sternengucker widersprach, dass sich diese Vokabel wie ein roter Faden durch die Argumente der Gegner ziehe.
Im nächsten Diskussionsschritt wendeten Gegner ein, dass selbst wenn die Beschneiung und der Ausbau mehr Gäste anlocke, dies nur ein Strohfeuer sei und dass die Zahlen dann nach 3-5 Jahren wieder abrutschen. Und selbst wenn man in den nächsten 10 Jahren mit dem Skibetrieb Geld verdient, was passiert in Braunlage danach? Man müsse deshalb nachhaltigen Tourismus fördern und nicht das Skigebiet.
Ich brachte abermals das Beispiel Sauerland dagegen ein, dass man dort gleichwertig auf alle Sparten setze, um hohe Übernachtungszahlen zu generieren und den Status zu halten. Jede Einseitigkeit sei kein Mittel. Ich sagte, dass auch das Skigebiet kein Allheilmittel ist, sondern lediglich ein wichtiger Aspekt von vielen, die in Baunlage für eine bessere Tourismuswirtschaft ausgebaut werden müssen. Projektgegner konnte ich nicht überzeugen, sie sehen die Winter-Einseitigkeit als gegeben.
Hier kam der grüne Stadtrat Krebs in Spiel, der kritisch die Entscheidungsfindung und den Vergabeaspekt der stadtischen Zuschüsse anführte. Mit dem grünen Stadtrat habe ich mich im Anschluss noch angeregt unterhalten. Er ist nicht gegen das Projekt, sondern ihn hat die Herangehensweise der Politik geärgert. Er sorgt sich bei der finanziellen Haushaltslage der Stadt darum, dass zugunsten des Parkplatz wichtige andere Bereiche auf der Strecke bleiben.
Ich kann seinen Standpunkt schlüssig nachvollziehen, insbesondere wenn er argumentiert, dass wenn das Projekt gewinnbringend ist, warum muss die Stadt dann den Parkplatz finanzieren, da er keine ganzheitliche Jahresauslastung in Aussicht stellt und das schwächste Glied des Projektes ist. Die Refinanzierung ist seitens der Stadt auf 25 Jahre kalkuliert. Ein Kaffeehorstparkplatz kurbelt auch nicht den Gewerbeumsatz in Braunlage an, da voraussichtlich nur ein geringer Teil der zum Kaffeehorst geleiteten Ski-Tagesgäste noch einmal Après im Ort anhalten, wenn sie dort nochmal Parkgebühren entrichten müssen. Anders wäre das beim Seilbahnparkplatz im Ort. Zum Vergleich: In Winterberg werden 4000 Parkplätze vorwiegend von den Skiliftbetreibern in Eigenregie bewirtschaftet.
Über das Thema "Effizienter Einsatz von Öffentlichen Mitteln" wurde auch auf der Veranstaltung diskutiert, allerdings gab es da von den Projektgegenern wenig konstruktive Verwendungsalternativen, außer einer Fußgängerzone. Vom Stadtrat Westphal kam der Einwand des unzulässigen Vergleichs, da hier völlig unterschiedliche Geldtöpfe zuständig sind.
Ich sagte, dass man in Braunlage überall investieren müsse und Zuschüsse entsprechend fast überall sinnvoll geleistet werden könnten und dass es diesbezüglich 50 Mio € brauche - entscheidend sei für mich, dasss das Projekt Wurmberg zumindest ein sehr werbewirksames Projekt sei. Eine Fußgängerzone hingegen zieht keine Touristen an.
Knolle will den landschaftsschonenden Langlauf fördern, woraufhin ich eingewendet habe, dass dieser nachweislich touristischer Studien kein relevantes Mehr an Übernachtungen generieren könne.
Ich denke mal, dass ich in Teil 2 den größten Redebeitrag leistete, da ich auf die meisten Argumente der Gegner eingegangen bin und konsequent mit Fakten dagegen hielt.
Teil 3:
Nachdem wir sehr lange auf dem Kaffeehorstparkplatz diskutiert hatten, sind wir tatsächlich noch etwas gewandert (ganze 100m zur gerodeten neuen Piste) - schließlich war das Thema der Veranstaltung ja eine von Cramon geführte "Wanderung", welche den "Wahnsinn" dokumentieren sollte.
Da ich durch Einzelgespräche abgelenkt wurde, konnte ich der Diskussion nach dem Standortwechsel zunächst nicht folgen und als ich wieder präsent war, lag die Thematik einmal mehr bei den altbekannten Floskeln der Gegner. Umweltzerstörung, Ausbleiben von Sommergästen wegen Landschaftsverschandelung... etc.
Sternengucker brachte das Argument hervor, dass lt. Umfragen die meisten Gäste mit Abstand als Reisegrund für den Harz die schöne Natur und den NP angeben und dass Skifahren lediglich in der Rubrik "Sport allgemein" weit abgeschlagen rangiere. Ich wendete ein, dass dies natürlich stimme und immer der Sommertourismus ein deutlich höheres Potential habe (auch im Sauerland) - doch dass die Angaben der Harz-Touristen hinsichtlich des Ski-Sportinteresses so schlecht seinen, liegt am nicht adäquat vorhandenem Angebot. Wäre ein Top-Skigebiet vorhanden, würde die Interessenslage Skisport bei den Befragten viel höher ausfallen.
Der Tourismussprecher versuchte zum Ende hin die Subventionen für das Skigebiet/Parkplatz zu diskreditieren als rausgeschmissenes Geld.
Ich erläuterte darufhin den politischen Sinn von Subventionen zunächst vergleichend allgemein, dass damit stets ein politischer Anschub für eine gewollte Richtung geleistet wird. Dies sei auch für das Skigebiet gegeben und daher legitim und es sei eine Sache des politischen Willens, ob man dies fördern will oder nicht.
Ich wollte ihn blossstellen, dass er Subventionen mit zweierlei Maß beurteilt - gegen das Skigebiet. Ich sagte, die Erfahrung zeigt in fast allen Subventionssparten, dass durch Subventionen zunächst ein Anschub gelingt (was also potentiell auch für das Skigebiet spricht), fortwährende Subentionen sich dann jedoch oft in ihr Gegenteil verkehren und nicht selten zur Plage werden - Bsp. Immobilienabschreibung und Investitionszuschüsse in Ostdeutschland oder Landwirtschaft. Das für die Grünen relevante Beispiel, welches sie selbst initiiert haben ist die Subvention von Solar- und Windenergie. Die Subvention hat den Markt angekurbelt, doch wird die Subvention jetzt gekürzt oder abgeschafft, droht der künstlich aufgeblähte Markt zu kollabieren.
Die Subvention am Wurmberg kurbelt den Wintertourismus an - und ist zumindest deshalb aus subventionspolitischem Aspekt legitim. Ob sich das dann alles zur Zufriedenheit weiterentwickelt ist nicht absehbar, die das Beispiel Solarenergie zeigt...
Cramon moderierte anschließend noch eine Frage aus der Bevölkerung und erklärte die Veranstaltung dann mit einem obligatorischen Dankesschlusswort beeendet, da sie zum nächsten Termin müsse.
Sehr interessanter Bericht @manitou — vielen Dank dafür!
Insgesamt schien es ja doch so gelaufen zu sein, wie es vorab erwartet wurde.
Auf der einen Seite ist es durchaus erwähnenswert, dass der Vertreter der Grünen des Kreisverbandes Goslar die Fakten sachlich und ohne persönliche Wertung dargelegt hat und dass der grüne Stadtrat Krebs prinzipiell nicht gegen das Projekt an sich ist, sondern sich lediglich um die städtischen Finanzen allgemein sorgt bzw. die Verfahrensweise kritisiert. Soweit alles erfrischend sachlich und die Bedenken sind in gewisser Hinsicht auch für Befürworter des Projekts zumindest nachvollziehbar.
Auf der anderen Seite ist es aber ebenso erwähnenswert, dass Frau v. Cramon und der tourismuspolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion offenbar wenig bis gar nicht, in jedem Fall aber nicht ausreichend informiert gewesen zu sein scheinen, während Herr Dr. Knolle sich gewohnt seine persönliche Meinung zum Besten gab.
Bitte korrigiert mich, wenn ich damit falsch liege, aber wenn ich eine Informationsveranstaltung organisiere, deren Öffentlichkeitswirksamkeit ich mir bewusst bin, dann sollte es doch letztlich nicht zuviel verlangt sein auch ausgiebig mit der Thematik vertraut zu sein, nicht zuletzt auch in eigenem Interesse, denn schließlich stand Frau v. Cramon mehr oder minder mit ihrem Namen dafür ein.
Alles in allem hört es sich aber so an, als wenn selbst die Projektgegner sich uneins darüber wären, wie das Projekt insgesamt bewertet werden sollte. Von Akzeptanz bis hin zu konsequenter Ablehnung jeglicher Maßnahmen scheint alles dabei zu sein — auf letzterer Seite scheinen aber offenbar / glücklicherweise wohl doch eher Einzelne zu stehen und häufig wird bei diesen wahrscheinlich auch eine persönliche Motivation dahinter stecken.
@ Max:
Ich würd es eher umgekehrt sehen: Die Projektgegner stehen mehrheitlich geschlossen dagegen zusammen, doch Einzelne sehen das differenziert und aus erweitertem Blickwinkel und würden sich deshalb nicht gegen das Projekt mit allen Mitteln stemmen, wenn bei denen auch starke und teilweise berechtigte Vorbehalte (z.B. Parkplatz) bestehen.
@manitou Danke für den ausführlichen Bericht!
Zitat
[...] U.a. sagte er auf Bedenken Dritter hinsichtlich der angeblich nicht umweltverträglichen Wasserentnahme aus der Bode sehr sachlich, dass die Messungen ergeben hätten, dass man problemlos sogar vier Speicherteiche aus der Bode befüllen könne, [...]
Interessant... in der Pressemitteilung heißt es "unter anderem ein Teich auf dem Wurmberg angelegt werden soll, gespeist aus der Bode, deren Wasser an anderer Stelle fehlen wird."
@manitou
Besten Dank für Deinen tollen Bericht.
@manitou: Das kann natürlich auch sein. Ich könnte mir auch vorstellen, dass gerade diejenigen, die vor Ort leben und unmittelbar von dem Ausbau betroffen sind, das generell etwas anders sehen als beispielsweise ein Grünen Abgeordneter aus Berlin, für den es aus der Ferne ohnehin leichter ist konsequent dagegen zu sein.
Ein Hotelbetreiber oder anderweitig tätiger Unternehmer aus Braunlage, der u.U. auch jahrelang den BUND unterstützt hat und den wirtschaftlichen Niedergang des Harzes mit angesehen hat, wird wahrscheinlich sehr viel weniger gegen den Wurmbergausbau haben als eine Politikerin, die sicherlich mehrere Termine in der Richtung pro Tag wahrnimmt und nicht selten die Seite der Projektgegner vertritt.
Es ist halt wie bei vielen Dingen: Wenn man mit der Sache oder dem Ort nicht viel zu schaffen hat und es einen nicht unmittelbar betrifft, dann fällt es einem auch nicht gar so schwer dagegen zu sein. Ging mir als Nichtraucher beim bundesweiten Rauchverbot ja auch nicht anders — hat sich irgendwie vernünftig und gesund angehört, aber die Raucher unter uns werden das mit Sicherheit nicht immer so sehen. :-)
Auch von mir herzlichen Dank an manitou!
Ich freue mich vor allem, dass es eine ganze Menge Personen aus unterschiedlichsten Bereichen zu geben scheint, die sich differenziert mit den aktuellen Ausbauplänen am Wurmberg beschäftigt haben statt einfach nur aus Prinzip oder aus Fraktionszwang "dagegen" zu sein.
Manitou: Meinen Herzlichen Glückwunsch zu diesem super Statemant!!!! Du hast den Sachverhalt so herrübergebracht wie es der Tatsache entspricht und unserem wertem Vice-Questore ;) Herrn Dr. Knolle endlich mal in seine Schranken gewiesen und diesem permanenten Verdrehen der Fakten seitens BUND ein Ende gesetzt. Interessant ist in der Tat die Erläuterung des Grünen-Sprechers in Bezug auf die Wasserentnahme aus der kalten Bode, dass es theorätisch möglich sei, sogar 3 weitere Schneiseen damit zu speisen. Auch finde ich super deinen Vergleich in der Diskussion mit Winterberg im Sauerland und dass der Harz weiteres Potential zum weiteren Ausbau, auch auf Grund der höheren Lage, hat. Sehr hoffe ich, dass durch diese "gegenseitigen Aussprachen von Auge zu Auge" nun etwas Ruhe in die ganze Angelegenheit kehren und den Kritikern auch ein wenig Verständnis für unsere Anliegen und Interessen näher bringen wird.