Dagegen stehen nun Aussagen von direkt betroffenen, aus erster Hand.
Nun gut, dann nehme ich jetzt diese Ausagen die angeblich aus erster Hand stammen und schaue sie mir mal genauer an. Aus Zeitgründen beschränke ich mich auf das Kapitel "Irrtum 11":
Irrtum 11: Von dem Projekt geht Lichtverschmutzung aus
Die Sternwarte Sankt Andreasberg liegt genau gegenüber dem Matthias-Schmidt-Berg. Dort befindet sich in weniger als einem Kilometer Entfernung ein alpines Skigebiet, ...
Das ist falsch. Die Entfernung vom beleuchteten Hang des Matthias-Schmidt-Berges zur geplanten Sternwarte auf der Jordanshöhe beträgt nicht "weniger als ein Kilometer", sondern ca. 1,8 km. Das kann jeder anhand einer Landkarte überprüfen.
Die Größenordnung des Skigebiets am Matthias-Schmidt-Berg ist nicht mit dem geplanten Skigebiet am Wurmberg vergleichbar. Siehe Fußnote unter "Irrtum 9": Wurmberg 16.3 ha, Matthias-Schmidt-Berg 0.5 ha. Daher ist anzunehmen, dass vom wesentlich grösseren Skigebiet am Wurmberg auch eine wesentlich grössere Aufhellung des Nachthimmels ausgehen wird.
Im Übrigen kann die Existenz einer bereits vorhandenen kleinen Flutlicht-Anlage nicht als Begründung dafür angeführt werden, dass eine wesentlich grössere Anlage keine negativen Auswirkungen auf die Himmelshelligkeit haben soll. Die unterschiedlichen Entfernungen spielen hierbei keine große Rolle, da die Lichtstreuung auch in mehreren Kilometern Höhe erfolgen kann.
Die Wurmbergseilbahn plant mittelfristig (nicht Gegenstand des aktuellen Ausbauvorhabens), die Skipiste am Kaffeehorst mit einer Flutlichtanlage auszustatten und dort zu denselben Zeiten Abendskilauf anzubieten, wie dies aktuell am Matthias-Schmidt-Berg erfolgt.
Das mag so sein dass die Wurmbergseilbahn das so plant. Aber wo wurden denn die Betriebszeiten verbildlich festgelegt? Was spricht dagegen, dass diese Betriebszeiten jederzeit ohne Angabe von Gründen geändert werden können, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll erscheint?
Die Piste befindet sich an der von Sankt Andreasberg aus betrachtet abgewandten Seite des Bergs, neun Kilometer von der Sternwarte entfernt.
Dieser Satz zeigt, dass der Autor gar nicht verstanden hat wie die Aufhellung des Nachthimmels entsteht. Es geht doch gar nicht um das Licht, dass direkt von der Flutlicht-Anlage in Richtung zur Sternwarte abgestrahlt wird. Es geht um das Licht, welches von der weissen Schneefläche nach oben reflektiert wird, und dann in der Atmosphäre wieder nach unten gestreut wird.
Ob die Entfernung zur Sternwarte nun nur 2 oder 9 Kilometer beträgt, ist dabei relativ unwichtig, der Effekt ist fast der gleiche.
Nichtsdestotrotz wurde die Entfernung falsch angegeben. Richtig wäre knapp 8 km, überprüfbar anhand einer Landkarte.
Die Wurmbergseilbahn hat sich im Rahmen des Konzepts zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft verpflichtet, den Betrieb auf maximal drei Abende pro Woche zu beschränken und mit reduzierter Lichtintensität durchzuführen.
"Reduzierte Lichtintensität" hört sich erst mal toll an. Aber auf welche Ausgangssituation bezieht sich die Reduzierung? Auf den Ist-Zustand wohl nicht, denn jetzt ist noch kein Flutlicht vorhanden. Wie kann man etwas "reduzieren", was noch gar nicht existiert? Da müsste ja eine negative Lichtintensität rauskommen :-)
Dank der größeren Schneesicherheit der Piste am Wurmberg würde der Abendskilauf dort jedoch regelmäßiger möglich sein, als in Sankt Andreasberg, insgesamt an ca. 40 statt an schätzungsweise 20 Abenden pro Jahr. In Summe wären es etwa 1,5% der jährlichen Nachtstunden, während derer durch den Flutlichtbetrieb am Wurmberg eine zusätzliche Lichtquelle im Harz leuchten würde und die Beobachtungsmöglichkeiten der Sternenliebha-ber ggf. eingeschränkt sind.
Die Zahl 1,5% kann ich nicht nachvollziehen. Nehmen wir mal an, die Beleuchtung wird an 40 Tagen um 17:00 Uhr eingeschaltet und um 21:00 Uhr ausgeschaltet. Das ergibt insgesamt 160 Stunden Beleuchtungszeit. Ein Jahr hat 365 x 12 = 4380 Nachtstunden. Somit wären 3,6% der jährlichen Nachtstunden beleuchtet. Das hört sich immer noch nicht viel an. Aber bei diesen 40 Abenden wird es sich vorwiegend um Wochenenden im Winter handeln. Die Beleuchtungszeiten (also die frühen Abendstunden) überschneiden sich voll mit den Zeiten, an denen in der geplanten Sternwarte Führungen stattfinden könnten. Nehmen wir mal an, diese 40 Abende wären tatsächlich (wie in dem Artikel behauptet) mittwochs, freitags und samstags. Das heisst es würden 40 / 3 * 2 = ca. 27 Abende davon auf Freitage oder Samstage fallen. Ein Jahr hat ca. 102 Freitage und Samstage. Im Sommer sind ca. 4 Monate für die Sternwarte nicht nutzbar, weil es dann viel zu spät (oder gar nicht) dunkel wird. Bleiben 68 Freitage und Samstage übrig, an denen Führungen möglich wären. Wenn an 27 von diesen übriggebliebenen Tagen der Himmel aufgehellt wird, dann entspricht das ca. 40%. Das hört sich schon nicht mehr so gut an, oder?
Man kann es aber auch noch negativer ausdrücken: Im Winter wäre an Freitagen oder Samstagen in den frühen Abendstunden mit fast 100% Wahrscheinlichkeit der Himmel aufgehellt.
Gruß
Michael