Zunächst einmal kann man sicherlich festhalten, dass von den Grünen und insbesondere von Viola von Cramon nichts Anderes zu erwarten war bzw. es quasi zum Parteiprogramm der Grünen gehört derartige Projekte zu kritisieren oder gar abzulehnen. Einige der Argumente halte ich allerdings persönlich für recht undifferenziert oder schlicht irrelevant.
Die Frage, wie sich der Harz als touristische Destination weiterentwickeln soll, ist unserer Auffassung nach mit der Gründung des Nationalparks und dem damit verbundenen Ziel eines weiteren Ausbaus naturnaher touristischer Angebote entschieden worden. Die Wintersportangebote sollten beibehalten und modernisiert werden, wobei ein Schwerpunkt auf dem Skilanglauf liegen sollte, aber es kann nicht ein Weg eingeschlagen werden, wie er etwa im Sauerland gewählt wurde. Diese Situation lässt sich im Harz nicht kopieren. Im Harz wurden in Jahrzehnten andere Infrastrukturen für ganz andere Gästegruppen als Zielgruppe aufgebaut als im Sauerland.
Natürlich kann man die Situation im Sauerland nicht einfach kopieren und auch das neue Skigebiet am Wurmberg ist meilenweit von der Größe eines Skigebiets wie beispielsweise in Winterberg entfernt, aber das ist doch kein Grund nicht zumindest grundlegende Investitionen zu tätigen, um das Skigebiet wenigstens etwas der heutigen Zeit anzupassen. Im übrigen ist diese Entwicklung im Sauerland auch noch gar nicht so lange her und was die Infrastruktur für ganz andere Gästegruppen betrifft, so existieren die meisten dieser Angebote auch noch nicht allzu lange. Einzig Wandern und Langlauf könnte man vielleicht erwähnen, allerdings gibt es in etwa so lange auch schon den alpinen Wintersport im Harz.
Das Sauerland mit seiner Nähe zum Ballungszentrum Rhein/Ruhr, mit seiner guten Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, an das dichte Straßen- und Autobahnnetz dieses Raums konnte sich unter diesen Bedingungen zur Skiarena, zum Wintersporteventplatz für junges Publikum entwickeln.
Die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist in der Tat nicht besonders gut im Oberharz — ansonsten muss ich Bergfex allerdings zustimmen und die Orte im Oberharz sind mit dem Auto nicht viel besser oder schlechter erreichbar als andere Skigebiete auch. In Oberwiesenthal geht es die letzten 40km nach der Autobahn über normale Landstraßen, kleine Orte und teilweise durch Wohngebiete, wobei ich an Wochenenden in Winterberg auch schon kilometerweit auf den gut ausgebauten Straßen im Stau stand und danach eine gefühlte Ewigkeit nach einem Parkplatz suchen musste. Davon abgesehen sehe ich den direkten Zusammenhang zwischen guter Verkehrsanbindung und "Wintersporteventplatz" für junges Publikum nicht unbedingt — ein junges Publikum erreicht man nicht durch breite Straßen und eine Buslinie, sondern durch ein attraktives und zeitgemäßes Angebot, was vielleicht nicht gar so gemächlich daherkommt wie Wandern oder Langlauf.
Der Harz hat dieses Potential nicht, er liegt zu weit abseits der Bevölkerungszentren und ist nicht wirklich bequem erreichbar, von den Verkehrsanbindungen ist er durch seine Randlage – früher Grenzgebiet zur DDR – benachteiligt. Wenn Wintersport dort möglich ist, ist die Anfahrt mühsam und zum Teil erreichen die Gäste an Wochenenden ihr Ziel nicht, weil Strassen und Parkplätze völlig überlastet und überlaufen sind.
Völlig daneben — natürlich liegt der Harz nicht im bevölkerungsreichen Ruhrgebiet und ich erwarte inzwischen auch gar nicht mehr, dass sich Politiker vor Ort erst einmal selber ein Bild von etwas machen, ehe sie ihren Senf dazu geben, aber ein Blick auf die Karte genügt eigentlich um festzustellen, dass der Harz seit der Wiedervereinigung so ziemlich in der Mitte Deutschlands liegt und sich in unmittelbarer Umgebung auf allen Seiten Städte wie Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen, Kassel und meinetwegen auch Magdeburg und Leipzig befinden, wobei man in der Tat auch sehr häufig Autos mit dem Kennzeichen unserer Hauptstadt auf den Parkplätzen sieht.
Man muss sich zum Vergleich nur die Internetpräsentation der Wintersportarena Sauerland anschauen!
Das ist natürlich ein guter Grund, um in Zukunft auf jegliche Investitionen im Harz zu verzichten! ;-)
Anders als im Sauerland, wo die Erschließung weit besser ist, fehlen deshalb im Harz die Investoren, die dort weitere Pisten, Liftanlagen und Beschneiungsanlagen errichten und betreiben wollen. Die Anzahl der sicheren Schnee- und Frosttage ist zu gering und der Stossbetrieb an nur wenigen Schneetagen reicht nicht aus zur Refinanzierung von Investitionen in neue Wintersportanlagen.
Ich schätze, dass die bisher nicht vorhandene Investitionsbereitschaft eher an fehlender Perspektive für die Orte im Oberharz lag. Wenn es jahrelang nur bergab geht, es immer weniger Gäste gibt, die Bevölkerung abwandert und seitens der Landesregierung keinerlei Anstalten gemacht wurden hier zu helfen, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn niemand mehr Geld in die Hand nimmt, um etwas zu ändern. Ungeachtet dessen stehen die relevanten Wintersportorte was Höhe und geografische Lage angeht der Konkurrenz im Sauerland in nichts nach.
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die neuen Investoren für den Bocksberg bei Goslar mit neuen Wintersportinvestitionen sehr zurückhalten und den Schwerpunkt auf einen Mix legen, ohne den Winter zu überschätzen. Diese Investoren schätzen auch den Klimawandel offenbar realistischer ein als die Wurmberg-Seilbahn-GmbH. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich aufgrund des Klimawandels nur noch um wenige Wochen im Jahr handelt, in denen mit einigermaßen passabler Schneesicherheit gerechnet werden werden kann.
Man kann Hahnenklee nur schwer beispielsweise mit Braunlage vergleichen, aber ich bin mir sicher, dass auch die Investoren dort gerne noch mehr in die Wintersportinfrastruktur investieren würden, es muss sich allerdings später auch finanziell rechnen. Zudem versucht die Fa. Wiegand auch kostengünstig ihre eigenen Entwicklungen in der Beförderungstechnik zu verwenden und dürfte sich dessen bewusst sein, dass der Bocksberg — allein was die Attraktivität betrifft — später nicht mit einem leistungsfähigen Skigebiet wie dem Wurmberg mithalten kann. Hier wurde eigentlich auch schon alles zum WiLie gesagt — er hat sicherlich eine Daseinsberechtigung und man kann es sich mal anschauen, aber er ist alles Andere als ideal für Wintersportler.
[...] bei einer Investitionssumme von ca. 8 Millionen, sondern noch weitere ca. 1,5 Millionen Euro, die die hochverschuldete Gemeinde Braunlage für Parkplätze und Ausgleichsmaßnahmen aufbringt.
Der Großparkplatz sah vor dem Umbau katastrophal und nun wirklich nicht einladend aus, von daher war es an der Zeit, dass er etwas modernisiert wurde. Wo sollen denn später sonst die ganzen jungen Langläufer und Schneeschuhwanderer ihre Autos abstellen, wenn der Klimawandel den alpinen Wintersport unmöglich gemacht hat? ;-)
Dieser Umgang mit Steuermitteln ist für uns nicht akzeptabel. Der Betreiber der Anlage lädt das wirtschaftliche Risiko auf den Staat ab. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass wenn die Anlage in den nächsten Jahren Defizite einfährt, der Betreiber mit dem Hinweis auf gefährdete Arbeitsplätze neues Geld vom Staat fordert.
Bei allen Investitionen gibt es immer ein gewisses Restrisiko, welches man nie ganz ausschließen kann — das ist bei unzähligen anderen Projekten in Deutschland allerdings nicht anders, ohne diese Investitionen geht es allerdings auch nicht.
Für uns Grüne stellt sich hier die Frage der Gerechtigkeit, der Gleichbehandlung der BürgerInnen durch den Staat!
Das ist soweit auch richtig, nur bekamen und bekommen andere strukturschwache Gebiete in Deutschland teils seit Jahrzehnten massive Förderungen seitens des Bundes und über den Länderfinanzausgleich, während der Harz weitestgehend sich selbst überlassen wurde. Gerecht ist das mit ziemlicher Sicherheit nicht!
So sind wir der Ansicht, dass geprüft werden muss, ob eine naturverträgliche Verbindung der Skigebiete von Braunlage und Schierke möglich ist. Eine Skischaukel zwischen den beiden Orten könnte eine Bereicherung des Angebots in der Harzregion sein.
Soweit, so gut, aber...
Wir lehnen allerdings die Erweiterung bestehender Wintersportanlagen und insbesondere die Errichtung und den Betrieb von neuen Beschneiungsanlagen wegen der damit verbundenen Eingriffe in den Wasserhaushalt und der Belastung der Natur ab.
... und spätestens hier sollte klar sein, dass Frau Piel offenbar noch nie persönlich vor Ort gewesen zu sein scheint oder enthält Schierke das dortige Skigebiet der Öffentlichkeit nur seit Jahren vor, um Ruhe vor lästigen Besuchern zu haben? ;-)
Die Touristiker im Harz haben den Boom in den Jahren nach der Wiedervereinigung nicht dazu genutzt, die touristischen Infrastrukturen grundlegend zu sanieren und zu erneuern. Viele Hotels, Restaurants und andere Gästeangebote haben noch den Standard der 1970er Jahre und sind nicht mehr attraktiv.
Rückläufige Besucherzahlen = weniger Umsatz = schlechte Perspektive = unzureichende Investitionen = Verminderung der Attraktivität = weiter rückläufige Besucherzahlen, etc.
Ganz unschuldig an dieser Entwicklung nach der Wiedervereinigung ist die Politik im übrigen auch nicht.
Nicht nur die Gästezahlen sind zurückgegangen, sondern die Harzer Gemeinden gehören zu den Gemeinden in Niedersachsen, die am stärksten vom demografischen Wandel, von Überalterung und Rückgang der Wohnbevölkerung betroffen sind.
Man muss kein Experte sein um zu wissen, dass junge Menschen, die keine berufliche Perspektive mehr sehen, häufig ihre Heimat verlassen. Der Harz lebt größtenteils vom Tourismus und sofern hier Investitionen über längere Zeit ausbleiben oder verhindert werden, dann ist Landflucht die logische Konsequenz. Umso verwunderlicher, dass einige Parteien vielversprechende Investitionen noch immer versuchen mit allen Mitteln auszubremsen, jedenfalls sofern man das mit der Gerechtigkeit auch nur ansatzweise ernst nimmt und nicht insgeheim das Ziel verfolgt, dass der Harz sich langfristig selber entvölkert.
Der Nationalpark mit seinen Einrichtungen und Angeboten ist zur Stütze des Tourismus im Harz geworden, zieht Familien und neue Gäste an. Es fehlt allerdings immer noch an attraktiven Übernachtungsangeboten und Restaurants.
Aha, Übernachtungsgäste, die den Nationalpark besuchen möchten, bleiben also größtenteils nur aus, weil sie nicht angemessen absteigen können oder das Essen nicht schmeckt. Wird wohl bei den Wintersportlern auch so sein, daher einfach neue Hotels und Restaurants fördern, alles Andere so belassen und abwarten wie lange es dauert, bis das erste davon vom eigenen Besitzer aus Verzweiflung in Brand gesteckt wird.
Wir als Grüne waren es, die gefordert haben, dass nicht nur Angebote für Wanderer als klassische Harztouristen, sondern auch Angebote für Mountainbiker, Klettersportler und junge Familien angeboten werden. Das Mountainbike-Wegenetz ist auf unsere Initiative hin eingerichtet worden.
Inwiefern die Grünen hierfür tatsächlich ausschlaggebend waren weiß ich nicht, aber es spricht doch nichts dagegen auch so etwas weiterhin zu fördern — das alleine reicht allerdings offensichtlich nicht aus, um die negative Entwicklung im Harz endlich zu stoppen, daher müssen andere Ansätze erlaubt sein.
Es ist möglich, die Ziele des Naturschutzes im Nationalpark mit einer attraktiven, aber an den Schutzzielen orientierten touristischen Entwicklung zu verbinden. Die Zukunft des Harzes sehen wir in einem naturnahen Tourismus mit aufgrund des Klimawandels abnehmender Bedeutung für den Wintertourismus und steigender Bedeutung für MTB, Nordic Walking und modernes Wandern.
Kann mir jemand den Unterschied zwischen einfach nur "Wandern" und "modernem Wandern" erläutern? :-)
Naturnaher Tourismus ist für den Harz auch ungemein wichtig, keine Frage — aber eben nicht ausschließlich und genau hier muss auch Raum für Alternativen gelassen werden.
Staatliche Fördermittel sollen in Projekte fließen, die vor allem der Grundversorgung dienen, die möglichst vielen/allen Touristen zu gute kommen. Dazu gehört auch der Skilanglauf, dessen Loipensystem allein im Nationalpark ca. 150 km Länge umfasst – einschließlich Winterwanderwegen sind es sogar 200 km.
Das kann sie unmöglich ernst meinen oder?
Ohne genaue Statistiken zu kennen, aber Skilanglauf ist doch nicht weiter in der Bevölkerung verbreitet als der alpine Wintersport. Es wird sicherlich auch von vielen Menschen ausgeübt, aber von einem Massenphänomen, dass der Grundversorgung dient, kann man mit Sicherheit nicht sprechen. Davon abgesehen wird das Loipensystem auch durch die Kurtaxe subventioniert. Ich nutze es nicht und habe auch nicht vor es zu nutzen — warum muss ich dann beispielsweise jedes Jahr als Besitzer einer Fewo eine Jahreskurkarte erwerben, damit jedes Wochenende Besucher für einen Tag mit ihrem Auto in den Harz kommen können und die Loipen kostenlos nutzen? Wer bezahlt mir denn im Gegenzug die Liftpässe in den Skigebieten? ;-)
Gerecht ist auch das nicht und auch hier werden Gelder von Bürgern ähnlich wie Steuern indirekt verteilt und für Zwecke verwendet, die einem nicht unmittelbar zu Gute kommen. Es ist natürlich schön, dass es das Loipensystem gibt und ich wünsche allen viel Spaß, die es nutzen, aber man muss doch auch anderen Sportarten ihre Daseinsberechtigung zugestehen.
Dafür stehen wir.
Gut zu wissen — ich nicht.