Autor Thema: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?  (Gelesen 81914 mal)

Nordisch

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #30 am: Januar 16, 2014, 12:37:49 Nachmittag »
Nun. Das ist jetzt keine revolutionäre neue Technik, jedenfalls nicht so, wie dort beschrieben. Das Wasser verdunstet, wenn ich den Umgebungsdruck absenke ist klar, dass die Verdunstungskälte Wasser gefrieren lassen kann auch. Der Trick ist, Schnee zu erzeugen und kein Eis. Wie das genau funktioniert steht natürlich nicht da ;D
(Davon abgesehen ist der Vorteil von Schneekanonen ja ihre Transportfähigkeit über die Piste -- eine 12-Meter-30-Tonnen-Anlage ist jetzt nicht so wahnsinnig praktisch ...)

Übrigens, wo wir schon darüber reden, drüben im Schnee-Thread wurde ja gerade beschrieben, dass gestern bei -0,5°C beschneit wurde. Die Luftfeuchtigkeit betrug 60%, also geht das -- nicht super-effizient, was z.B. den Wasserverbrauch angeht, aber es kommt Schnee raus. Optimal wäre bei 60% Lf. alles unter -3 Grad gewesen. Die -5 Grad, die in dem BUND-Bericht erwähnt werden, existieren als relevante Größe tatsächlich -- aber das ist die optimal-Temperatur für den Worst-Case-Fall: 100% Luftfeuchtigkeit, also Nebel. Das also als Minimum-Betriebstempereratur für den Durchschnittsfall hinzustellen (Zitat: "Auf der Basis der momentan vorliegenden Daten wird geschätzt, dass für die Herstellung von qualitativ hochwertigem Kunstschnee (kein Schneematsch) im Harz mindestens -5 °C vorherrschen sollten ...") ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe. Selbst im Harz gibt's nicht jeden Tag Nebel.

Davon abgesehen ist der "Schneematsch", soweit ich das überblicke, kein Problem (zuviel Wasser im Schnee impliziert zu große Tropfen, die beim Fall bis zum Boden nicht gefrieren konnten, weshalb einfach die Tröpfchengröße verkleinert wird), eher schon die durch die notwendige feinere Zerstäubung schnell ansteigende Verdunstung, was einen großen Wasserverlust bedeutet. Vor der technischen Grenze (Schneematsch statt Schnee) kommt die wirtschaftliche.

Schneefuchs

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #31 am: Januar 16, 2014, 08:41:09 Nachmittag »
Im Alpenraum wurden 2009 die 2 beschriebenen IDE-Snowmaker errichtet (Pitztal und Zermatt). Beide werden zur Pistenpräparation am am Rand der Gletscher bei oft noch positiven Temperatuern genutzt.

Im Pitztal arbeitet man aber inzwischen mehr mit Schneedepots, die im Frühjahr aus Naturschnee zusammengeschoben werden.

In den 4 1/2 Jahren seit Inbetriebnahme wurden meines Wissens keine weiteren Anlagen dieser Art errichtet. Durchdacht wurde das mit Sicherheit, da sind wohl alle zu negativen Ergebnissen gekommen.

playjam

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #32 am: Januar 16, 2014, 09:39:23 Nachmittag »
[...]
Die -5 Grad, die in dem BUND-Bericht erwähnt werden, existieren als relevante Größe tatsächlich -- aber das ist die optimal-Temperatur für den Worst-Case-Fall: 100% Luftfeuchtigkeit, also Nebel. Das also als Minimum-Betriebstempereratur für den Durchschnittsfall hinzustellen (Zitat: "Auf der Basis der momentan vorliegenden Daten wird geschätzt, dass für die Herstellung von qualitativ hochwertigem Kunstschnee (kein Schneematsch) im Harz mindestens -5 °C vorherrschen sollten ...") ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe. Selbst im Harz gibt's nicht jeden Tag Nebel.
[...]

Das ist so ziemlich auf den Punkt gebracht: Auf der einen Seite sorgfältig ausgearbeitete Unterlagen mit best case, worst case Szenarien, auf der andern Seite das ganze Register der politischen Sprache: Aspekt Betonung, Auslassung, Übertreibung, FUD (keiner kann garantieren, dass nicht doch... ), etc.

Skifan

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #33 am: Januar 16, 2014, 09:52:03 Nachmittag »
Der Snowdome verkauft doch Schnee: http://www.snow-dome.de/business/schneeverkauf/

Warum wird nicht einfach das "Abfallprodukt" der Konkurrenz im Flachland genutzt? Der dort produzierte Schnee ist auch viel besser fürs Skifahren geeignet als das "Naturprodukt" von oben, weil er ebenmäßiger ist.

XXLRay

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #34 am: Januar 17, 2014, 09:16:40 Vormittag »
Also ich fahre lieber auf Naturschnee. Am liebsten 30 cm frisch gefallen und unpräpariert auf ner Kunstschneeunterlage :)

Sternengucker

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #35 am: Januar 17, 2014, 02:23:58 Nachmittag »
Das ist so ziemlich auf den Punkt gebracht: Auf der einen Seite sorgfältig ausgearbeitete Unterlagen mit best case, worst case Szenarien, auf der andern Seite das ganze Register der politischen Sprache: Aspekt Betonung, Auslassung, Übertreibung, FUD (keiner kann garantieren, dass nicht doch... ), etc.

Also Herrn Nüsse zufolge braucht es Temperaturen unter -3°C um vernünftig beschneien zu können, der BUND-Bericht liegt dagegen bei -5°C. So groß ist der Widerspruch hier im Grunde gar nicht, da eine Temperatur von unter -3°C ja letztendlich -3,5°C oder -4°C bedeuten dürfte. Insofern sind sich BUND und Seilbahn-Gesellschaft hier eigentlich nahezu einig...

Zitat
„Die Wettervorhersagen sind zu schlecht“, erklärte der Chef der Seilbahngesellschaft, Dirk Nüsse. Zwar habe die Gesellschaft viel Geld in die Beschneiung investiert, um beschneien zu können, müsse es aber kälter als minus drei Grad Celsius sein, sagte Nüsse weiter.

http://www.braunschweiger-zeitung.de/region/harz/eroeffnung-des-skigebiets-am-wurmberg-verschoben-id1261679.html

Sternengucker

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #36 am: Januar 17, 2014, 02:41:18 Nachmittag »
Um noch einen kurzen Kommentar zu den Diskussionen über die Einschätzung von Prof. de Jong zur Beschneibarkeit des Wurmbergs zu liefern: Es wird in den Diskussionen hier oft so getan, als sei Frau de Jong eine Art "Kunstschneeuntergangsprophetin", deren Vorhersagen grundsätzlich deutlich negativer ausfallen als die ihrer forschenden Kolleginnen und Kollegen. Das ist definitiv nicht der Fall. Wer 2012 bei einer der Begehungen dabei war weiß, dass sie die Planer auch schon mal auf besonders geeignete Standorte für Schneekanonen hingewiesen und erläutert hat, wo man im Harz (z.B. im Wernigeröder Zwölfmorgental) auch in den nächsten zehn Jahren noch vergleichsweise sicher beschneien könnte. Zweitens gibt es immer wieder Arbeitsgruppen die ganz unabhängig von ihrer Arbeit zu ähnlichen oder sogar noch schlechteren Prognosen gelangen. So wird beispielsweise in der nächsten Ausgabe des Fachmagazins "Tourism Economics" eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München erscheinen, in der die Zukunftsfähigkeit deutscher Skigebiete untersucht wird. Die Experten gehen davon aus, dass auf lange Sicht nur "ein bis zwei" Skigebiete in Deutschland überlebensfähig sind. Vor allem "kleine und niedrig gelegene Skigebiete (und damit auch der Harz) werden aus dem Markt ausscheiden". Echte Chancen sehen die Autoren dieser Studie langfristig im Grunde nur noch für Garmisch und die Zugspitze.

http://idw-online.de/de/news568576

Zitat
„Im Augenblick liegt das Maximum der optimalen Skitage im Dezember und Januar. Dies wird sich über die 2020er- bis 2030er-Jahre in Richtung Ostern verschieben. Wir haben das „Christmas-Easter-Shift“ genannt: Es gibt dann keine weißen Weihnachten mehr, sondern die optimalen Skitage treten eher im März und April auf“, sagt Schmude. Der Grund ist eine andere Niederschlagsverteilung – insgesamt gibt es weniger Niederschläge und besonders im Dezember wird es eher regnen als schneien – und ein späteres Auftreten von Frosttagen während der Skisaison. „Diese Veränderungen bedeuten für touristische Einrichtungen einen Paradigmenwechsel: Man kann nicht mehr weiße Weihnachten vermarkten, sondern man muss sich darum kümmern, dass die Gäste an Ostern noch Lust haben zum Skifahren“, sagt Schmude, „dies erfordert neue Marketingstrategien“. Insgesamt gehen die Wissenschaftler davon aus, dass kleine, niedrig gelegene Skigebiete aus dem Markt ausscheiden werden. Skitourismus sollte in Zukunft vor allem in solchen Regionen gefördert werden, die bereits jetzt die vorteilhaftesten Bedingungen aufweisen – also vor allem in den hoch gelegenen Gebieten.

Den hier angesprochenen "Christmas-Easter-Shift" können wir im Harz ja derzeit selbst beobachten, auch wenn natürlich davon auszugehen ist, dass sich diese Bedingungen in den nächsten Jahren vermutlich nicht in dieser Form wiederholen werden.

playjam

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #37 am: Januar 17, 2014, 04:10:54 Nachmittag »
[...] Zweitens gibt es immer wieder Arbeitsgruppen die ganz unabhängig von ihrer Arbeit zu ähnlichen oder sogar noch schlechteren Prognosen gelangen. [...]

Wissenschaft per Auszählung?  ;)

Die Kritik an de Jong ist, dass sie ihre Thesen mit Arbeiten begründet, die gar nicht dazu geeignet sind. Sie beruft sich z.B. auf die IPCC Ergebnisse, geht aber mit ihren Szenarien weit über denen vom IPCC hinaus. Diese Form der Täuschung klappt vielleicht in einem Vortrag, bei dem man nicht eben schnell die Quellen überprüfen kann, aber bei einem Paper darf sie sich nicht wundern, wenn das um ihre Ohren fliegt.

Ich hoffe, so etwas wird beim Schierke Projekt nicht wieder versucht, sondern dass die Umweltverbände konstruktiv auf die Planung Einfluss nimmt.

Nordisch

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #38 am: Januar 17, 2014, 05:29:39 Nachmittag »
Muss ich auf die "-3° ist eigentlich das gleiche wie -5°"-Argumentation eingehen?

Und ich denke nicht, dass ich gesagt habe, Frau de Jong sei eine "Kunstschneeuntergangsprophetin". Ich finde nur, und das habe ich gesagt, dass sie -- der BUND-Bericht ist ja wohl von ihr? -- unsauber gearbeitet hat, um es einmal vornehm auszudrücken. Wenn sie den Punkt machen will, dass sich Beschneien nicht lohnt, ist das völlig legitim -- nur bitte mit einer vernünftigen Datengrundlage. Schritt 1 sind korrekte Betriebsdaten für die Anlagen, Schritt 2 sind tägliche Klimadaten z.B. der letzten 10 Winter als Referenzwerte, und dann braucht es nur noch einen Vergleich der beiden Nämlichen, und eine Abschätzung inwiefern die zur Beschneiung in Frage kommenden Tage in einer relevanten Weise zum (verlängerten) Skibetrieb hätten beitragen können. Und wenn eine Prognose der nächsten Jahre gewünscht wird, mit Mittelwerten argumentieren. Alternativ den Verweis auf eine solche Arbeit, aus der dann zitiert werden kann.

Das hätte ich erwartet. Ich meine, letzten Endes soll der Bericht doch überzeugen, oder nicht? Darum geht es doch. Und wenn ich dann oberflächlich-unbelegte oder sogar falsche Argumente finde, dann tut er das nicht, und deswegen verstehe ich in dem Augenblick die Verfasser nicht mehr.

Sie war ja fast schon da. In dem Bericht steht:

Zitat
Die niedrige Höhenlage und die steigenden Temperaturen lassen  es fraglich erscheinen, ob die für die Herstellung von Kunstschnee erforderlichen Umweltbedingungen in 5 oder 10 Jahren noch an so vielen Tagen erreicht werden können, dass eine ausreichende Erstbeschneiung zum Saisonstart sowie die geschätzten 3 - 5 Nachbeschneiungen überhaupt realisiert werden können.

Nur folgt dann im Anschluss eben keine Betrachtung dieser Behauptung, sondern es bleibt weiterhin "fraglich". Stattdessen werden ein paar bunte Bilder und völlig irrelevante, weil unerklärte, Diagramme gezeigt. Regel 1 jeder wissenschaftlichen Arbeit im Bezug auf bunte Dinge: Wenn's im Fließtext nicht referenziert wird, raus damit.

Und die Krönung ist dann, dass dieser Bilderorgie/nicht-Belegung der Behauptung gleich das Fazit folgt:

Zitat
Die Erreichung einer  „garantierten“ Schneesicherheit von mehr als  120 Tagen, wie sie in den planerischen Ausführungen zum  Projekt  „Wurmberg  2015“  zugesichert wird,  ist  vor diesem Hintergrund unwahrscheinlich.

Entschuldigung, wenn ich mich aufrege, aber die Dame ist Professorin. Jeder Student bekäme eine solche Arbeit um die Ohren geschlagen. Und das ist nebenbei völlig davon abgesehen, dass ich der "garantierten 120-Tage Schneesicherheit" selbst nicht glaube. Das Original-Gutachten bietet genug Dinge, die man kritisch untersuchen kann, aber der BUND-Bericht ist in dieser Hinsicht einfach Murks.

manitou

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #39 am: Januar 18, 2014, 07:52:36 Vormittag »
Und es gibt Annahmen, wie Du sie auch in den Raum gestellt hast, die nur Spekulation sind. Z.B. in Deinem letzten Post "Das Sauerland wird ja hier immer als Vorbild genannt,aber da sollte man mal abwarten.Ich würde einiges darauf wetten,dass die riesengrosse Skiparty noch nicht annähernd abbezahlt ist."

Da fehlen einfach die Fakten. Daran hatte ich mich ein wenig gestört. Das müsste im Einzelfall überprüft werden, ich würde nicht das eine oder andere behaupten wollen: Ich weiß es einfach nicht. Ähnliches gilt für das Buchungsverhalten der Gäste; deswegen will ich darauf nicht weiter eingehen. Vielleicht haben die FeWo-Besitzer da schon irgendwelche Erfahrungen/Rückmeldungen. Mein Gefühl habe ich jedenfalls beschrieben, Du hast es zitiert.

Es gibt aus Winterberg Gerüchte, dass tatsächlich angesichts des 3. ausgefallenen Weihnachtsgeschäftes einige Liftbetreiber wg. der sehr hohen Investitionen in finanzielle Not geraten. Außer der Kappe haben alle anderen Lifte keinen Sommerbetrieb.

Vielleicht sind die Winterberger tatsächlich etwas zu euphorisch geworden angesichts der gigantischen Ergebnisse seit 2003!

Ift/Schrahe hatte im Sauerland-Masterplan eine Verachtfachung Umsatzes vorausgesagt und die ist in vielen Wintern eingetreten und teilweise sogar mehr... Man braucht im Sauerland ca. 65 Ski-Betriebstage mit durchschnittlicher Besucherzahl, damit sich das ganze rechnet. Seit drei Jahren jedoch hat es kein sattes Weihnachtsgeschäft mehr gegeben und wenn sich das als Klima-Trend abzeichnet, dass es erst später kalt wird, dann wirkt sich das negativ auf alle Mittelgebirge aus. Es heißt, dass die zwei Weihnachtswochen 35% des Gesamtumsatzes im Sauerland ausmachen und das dürfte außer vielleicht am Feldberg überall ähnlich sein.

Die Seriosität von Ift/Montenius anzuzweifeln ist unangemessen. Was die im Tourismus projektieren hat vielfach Hand und Fuß, allerdings ist nobody perfekt. Die sind auch in vielen anderen Bereichen tätig, nicht nur im Wintersport. Gutachten funktionieren zudem etwas ähnlich wie Statistiken. Traue keinem, welches Du nicht selbst gefälscht hast....

Es gibt (mindestens) zwei Arten von Gutachten:
1. solche wo tatsächlich eine Wirtschaftlichkeitsprognose vom Auftraggeber gewünscht wird. z.B. Masterplan Harz 2015. Solche Gutachten sind seriös.
2. solche, wo ein Projekt aus 1. dann realisiert werden soll und es Gutachten für das Genehmigungsverfahren braucht. Solche Gutachten sind natürlich kosmetisch etwas bearbeitet, allerdings lange nicht so, wie die Gegner (Knolle +Co.) ihre Stellungnahmen kosmetisch völlig überzogen und polemisch formuliert haben. 

Nun muss man auch ergänzen, dass die Basis der Sauerländer Ende der 90er Jahre von IFT projektiert wurde und da sahen Klimaszenarien noch etwas günstiger aus. In der 10-Jahresprognose haben sich die Voraussagen im Sauerland mehr als erfüllt, jetzt sind wir 15 Jahre weiter... Der Harz ist so gesehen viel zu spät dran...!
Was die Willinger in 2007 investiert haben, ist weitgehend wieder drin - die sind jedoch etwas dezenter rangegangen als die Winterberger, u.a. weil in Willingen nur ca. 25% der Übernachtungen vom Wintertourismus abhängig sind, in Winterberg sind es ca. 50%.

Alle Willinger Liftbetreiber haben im Gegensatz zu den Winterbergern zudem gute Standbeine im Sommergeschäft (Ettelsbergseilbahn ist die profitabelste Liftgesellschaft in D). Wenn die in den nächsten Jahren am Köhlerhagen und Wilddieb ebenfalls Sessellifte hinstellen, dann können die wetterbedingte Ausfälle wegstecken. Die Winterberger haben im Sauerland zudem eine Art "Wettrüsten" angezettelt. Wer dort nicht auf gleiches Niveau nachzieht, ist in der Publikumsgunst arg benachteiligt, und das wirkt sich nicht nur sehr kritisch auf die Kleinskigebiete aus, sondern auch die Willinger haben es in den letzten 2 Jahren bemerkt - dort sind die Skizahlen zugunsten von Winterberg rückläufig.

Winterberg ist derzeit das technisch modernste Skigebiet in Deutschland und ich mutmaße, dass die nach den letzten 3 Weichnachtsperioden intern bestimmt schon über einen Snowmaker nachdenken (der kann auch bei +Graden Schnee produzieren). Für den Winterberg-Tourismus steht bei der hohen Wintersportabhängigkeit zu viel auf dem Spiel...

Was den Wurmberg angeht, so mache ich mir dort ebenfalls keine Sorgen. Die sind in Relation zum Potential des Wurmbergs so vorsichtig mit Ihren Erweiterungsinvestitionen umgegangen, dass es m.E. nur wenige gute Winter braucht, damit die 12 Mio.€ wieder drin sind. Und die guten Winter werden kommen... 

Meine Sorge gilt den letzten drei ausgefallenen Weihnachtsgeschäften in den nördlichen Mittelgebirgen!
Wenn darin ein Klimatrend liegt (kaum noch Nov/Dez Frostperioden), dann muss man mit weiteren Investitionen sehr vorsichtig sein, denn für Mittelgebirge ist das Weihnachtsgeschäft die Sahne der Saison. Da es i.d.R. kein Oster-Skigeschäft gibt, ist eine Saison ohne Weichnachtsgeschäft verpatzt, auch wenn die Sauerländer in den letzten drei Jahren immer noch jede Saison im restlichen Wintergeschäft auffangen konnten. Völlig daneben war nur 2006/2007 und derzeit sind die Wettermodelle ähnlich wie damals...



playjam

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #40 am: Januar 18, 2014, 02:51:06 Nachmittag »
[...] Vielleicht haben die FeWo-Besitzer da schon irgendwelche Erfahrungen/Rückmeldungen. Mein Gefühl habe ich jedenfalls beschrieben, Du hast es zitiert.

[...]

Meine Sorge gilt den letzten drei ausgefallenen Weihnachtsgeschäften in den nördlichen Mittelgebirgen!
Wenn darin ein Klimatrend liegt (kaum noch Nov/Dez Frostperioden), dann muss man mit weiteren Investitionen sehr vorsichtig sein, denn für Mittelgebirge ist das Weihnachtsgeschäft die Sahne der Saison. Da es i.d.R. kein Oster-Skigeschäft gibt, ist eine Saison ohne Weichnachtsgeschäft verpatzt, auch wenn die Sauerländer in den letzten drei Jahren immer noch jede Saison im restlichen Wintergeschäft auffangen konnten. Völlig daneben war nur 2006/2007 und derzeit sind die Wettermodelle ähnlich wie damals...

Als FeWo-in-Braunlage-Besitzer teile ich die Sorgen nicht. Das Weihnachtsgeschäft war seit 2011 stets stark, unabhängig vom Schnee. Nach meiner Erfahrung gilt für die 1-Zimmer-Appartements, dass von Dezember bis März eher kurzfristig und spontan buchende Paare (Schneelage wichtig) anfragen, d.h. die Belegung ist für diese stark Witterungsabhängig. Unsere 2-Zimmer-Ferienwohnungen werden hingegen für die Weihnachtsferien und Winterferien (Februar) von Familien lange im Voraus gebucht. Da Braunlage mit dem Schwimmbad und der Eislaufhalle für Familien attraktiv ist, gab es auch sehr selten aufgrund der Witterungslage Stornierungen bei uns. Auch zur Zufriedenheit der Gäste hat beigetragen, dass die Wurmberg-Seilbahn mit Kunstschnee eine Rodelbahn vom Gipfel bis zur Mittelstation bzw. Talstation geschaffen hatte.

Umgekehrt verhält es sich in der warmen Jahreszeit: Im Juni bis Oktober gehen die 1-Zimmer-Appartements weg wie warme Semmeln (Publikum: Paare bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind, Fahrradfahrer, junge Paare mit oder ohne Baby, etc.), während die größeren Ferienwohnungen im Sommer und Herbst eher spontan gebucht werden. Bei Regenwetter wird dann auch nicht gebucht...

Wir erwarten bei unseren Ferienwohnungen keine Belegung von 150+ Tage (wie z.B. in Willingen). Da ich die drei Nicht-Winter Ende der 80er, die schneearmen Winter in den 90ern und die praktisch schneelosen Winter 2006/7 und 2007/8 noch sehr gut in Erinnerung habe, kalkulieren wir entsprechend. Soweit ich das beurteilen kann, haben viele FeWo-Vermieter in Braunlage mittlerweile ein ähnliches Business-Modell wie wir.

Einen "Klimatrend" aufgrund der Schneedecke kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrung der letzten 30 Jahren nicht festmachen. "Gute" Winter sind nicht nur von der Temperatur sondern auch vom Niederschlag abhängig. Die Berechnung der Wolkenbildung ist einer der ganz großen Probleme der Klimamodellierung. Wer heute behauptet, er könne darüber Aussagen treffen, wie sich die Niederschläge im Harz in den nächsten 30 Jahren entwickeln werden, tut dies nicht auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes. Es ist hingegen einfach vorherzusagen, dass eine technische Beschneiungsanlage zu mehr Skitagen im Winter führen wird.

manitou

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #41 am: Januar 18, 2014, 03:05:59 Nachmittag »
Mit Sorge meine ich das Weihnachtsgeschäft der Skigebietsbetreiber und Investitionen in die Skigebiete - nicht Fewo!
Wenn es sich im Mittel abzeichnen sollte, dass der Winter immer öfters erst nach Weihnachten eintritt, dann werden Investitionen in Mittelgebirgsskigebiete in Zukunft deutlich reduziert.

playjam

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #42 am: Januar 18, 2014, 03:13:47 Nachmittag »
[...] Wenn es sich im Mittel abzeichnen sollte, dass der Winter immer öfters erst nach Weihnachten eintritt, [...]

Das war bisher im Harz stets so. Die Wahrscheinlichkeit zu Weihnachten im Harz Skifahren zu können lag bei gefühlten 50%, weil es pünktlich vor Weihnachten Tauwetter gab.

manitou

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #43 am: Januar 18, 2014, 04:31:09 Nachmittag »
...aber bislang gab es am Wurmberg keine Beschneiung. Im Sauerland hat die Beschneiung bis 2011 in 8von10 Jahren für guten Skibetrieb in den Weihnachtsferien gesorgt. Wenn mal ein Jahr ausfällt, o.k. aber drei Jahre hintereinander...das geht an die Nerven?!
Für den Harz gilt das gleiche. Der Wurmberg wird ebenfalls ca. 1/3 seines Ski-Saisonumsatzes in einem guten Weihnachtsgeschäft einfahren. Neben den Übernachtungen kommen bei Schnee/Skibetrieb Tausende von Tagesgästen und Bereichern den ganzen Ort.

Interessant ist, dass auch Nicht-Skifahrer-Tagesgäste dann kommen, wenn Schnee nur auf den beschneiten Pisten liegt und nicht im Gelände...   

playjam

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Re: Schneesicherheit durch technische Beschneiung in Mittelgebirgen?
« Antwort #44 am: Januar 18, 2014, 07:18:43 Nachmittag »
Das hört sich gut an! Falls das zutrifft, würde das aus meiner Sicht zu mehr Investitionen in Mittelgebirgsskigebieten führen. Freilich nicht bei denen, die sowieso schon sehr gut mit Beschneiungsanlagen ausgestattet sind (Winterberg, Willingen...).

Es tut mir natürlich Leid für die Liftbetreiber im Sauerland, das die jetzt die zwei Wochen Weihnachten/Silvester nur 40% des Umsatzes machen konnten, aber aus Harzer Sicht ist das Stöhnen auf hohem Niveau.