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Nordschwarzwald und Mittlerer Schwarzwald

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Harzwinter:
Nordschwarzwald und Mittlerer Schwarzwald

Einordnung im Vergleich zum Harz

Der Nordschwarzwald ist von Topographie und Wintersport-Infrastruktur her ein Stück weit mit dem Harz vergleichbar. Mit dem bekannteren Südschwarzwald hat er von Gebirgsstruktur, ortstypischer Bauweise und gesprochenem Dialekt her nichts gemeinsam. Höhendifferenzen zwischen Tal und Berg bleiben meistens unter 500 Metern. Die Hornisgrinde ist als höchster Nordschwarzwaldberg nahezu gleich hoch wie der Brocken und hat ein ähnlich hohes Niederschlagsaufkommen. Aufgrund identischer Geschichte als militärisches Sperrgebiet ist sie heute eben so wenig wie der Brocken für den mechanisierten Alpinskisport nutzbar.

Im Nordschwarzwald gibt es viele mittelgebirgstypisch kurze Einzelskihänge, die nicht miteinander verbunden sind. Wenige sind - genau wie im Harz - immerhin mit übergreifendem Skipass nutzbar. Ansonsten ist das Konkurrenzdenken der verschiedenen Betreiber ähnlich groß wie im Harz. Auch die Altersstruktur der Liftanlagen entspricht der der Anlagen im Harz (Baujahr typischerweise 1965-1975). Mit Ausnahme einer Sesselbahn gibt es im Nordschwarzwald ausschließlich Schlepplifte; Seilbahnen (Umlaufbahn/Pendelbahn) sucht man vergeblich. Ein wintersportliches "Aushängeschild" wie der Wurmberg fehlt. Der Nordschwarzwald ist für Warmlufteinbrüche aus Südwest noch anfälliger als der Harz. Die Region lässt sich grob in die beiden Skiregionen Schwarzwaldhochstraße und Albtal/Murgtal/Enztal unterteilen.

Einzugsgebiet der Schwarzwaldhochstraße (= B500), die von Baden-Baden nach Freudenstadt führt, sind die Ballungsräume Karlsruhe, Baden-Baden, Straßburg und Offenburg. Das entspricht der Situation im Nordharz (Hannover, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg). Man muss sich die Schwarzwaldhochstraße so vorstellen, als sei im Harz von Torfhaus aus eine Straße an den Fuß des Brockens, weiter ins Eckerloch und von dort 100 Höhenmeter unterhalb des Kamms bis zu den Hohneklippen gebaut worden. :)

An der Schwarzwaldhochstraße ist der Großteil der 12 Skihänge auf der Westseite der Hornisgrinde auf einer Höhe von 800-1000m konzentriert, was im Harz Skihängen an Heinrichshöhe oder Königsberg entspräche ... Etwas abseits liegt der Raum Baiersbronn mit 3 weiteren Skihängen. Die räumliche Nähe der meisten Skihänge zueinander macht es an der Schwarzwaldhochstraße einfacher als im Harz, im Rahmen eines Besuchs den Hang zu wechseln. Die Skihänge an der Schwarzwaldhochstraße bieten fast ausnahmslos täglichen Flutlichtbetrieb bis 22:00 Uhr an (außer Sonntags). Ein Vergleich mit dem Harz erübrigt sich hier ... Die Länge der meisten Lifte beträgt 500-600 Meter, ist also im Durchschnitt 100-200m größer als im Harz (1 Ausnahme mit 950m Länge). In Baiersbronn steht als einzige Nordschwarzwälder Anlage ihrer Art eine alte Doppelsesselbahn, die wegen niedriger Höhenlage nur selten Skibetrieb bietet. Drei Skihänge an der Schwarzwaldhochstraße setzen Beschneiungstechnik ein, der Rest vertraut auf Naturschnee, der etwas früher und verlässlicher fällt als im Harz. Aktuell gibt es eine Liftstilllegung aus technischen Gründen (ähnlich wie in Drei Annen-Hohne vor 10 Jahren) und zwei historische bei Kleinliften (analog Wildemann). Alle anderen Anlagen halten sich wegen der guten Besucherzahlen hartnäckig. Grobe Darstellung der Situation (ohne Raum Baiersbronn) hier:



Der Bereich der drei Flusstäler Albtal/Murgtal/Enztal umfasst quasi die gesamte Nordhälfte des Nordschwarzwalds. Hier sind die Berge niedriger und die Gebirgsstruktur weniger ausgeprägt als im südlich angrenzenden Bereich der Schwarzwaldhochstraße, vergleichbar vielleicht mit dem Südharz. Folglich gibt es im Bereich Albtal/Murgtal/Enztal nur wenige, kurze (mit einer Ausnahme) und verstreute Skihänge, darunter ein paar Exoten. Höchstgelegener Skihang ist der am rund 800 Meter hohen Kaltenbronn, einer Passhöhe zwischen Enz- und Murgtal. Zu den Exoten gehören ein nur rund 500m hoch gelegener Skihang in der Nähe von Pforzheim oder einer im Albtal, wo man den Aufsprunghang einer ehemaligen Skisprungschanze zum Alpinskihang umfunktioniert hat. Der Einzugsbereich des Enztals ist hauptsächlich der Raum Pforzheim bis hin nach Stuttgart. Das Albtal orientiert sich nach Karlsruhe, das Murgtal nach Karlsruhe/Rastatt/Baden-Baden. Auch in den drei Flusstälern bieten einige Skihänge trotz Schneeproblemen häufigen Flutlichtservice an. Erste Beschneiungsversuche gibt es nur am längsten der Skihänge im Bereich Albtal/Murgtal/Enztal.

Im Mittleren Schwarzwald beginnt die alemannische Sprach-, Traditions- und Besiedlungswelt, mit anderen Worten die großen Schwarzwaldhöfe, die Bollenhüte und die Nichtpräsenz des Hochdeutschen als Umgangssprache. Die Gebirgsstruktur ist die am wenigsten ausgeprägte des gesamten Schwarzwalds, von einigen tief eingeschnittenen Flusstälern abgesehen. Folglich spielt der Mittlere Schwarzwald als Wintersportziel fast keine Rolle. In Richtung Südschwarzwald gibt es einige Einzelskihänge. Ein prägnanter Berg oder ein ernst zu nehmendes Wintersportzentrum fehlen im Mittleren Schwarzwald. Die gibt es erst wieder im Südschwarzwald, dann aber richtig.

Harzwinter:
Die Skisaison begann an der Schwarzwaldhochstraße in der Saison 2010/2011 bereits am 25. November 2010 mit 50 cm Schnee. Zwei Betreiber dort starten grundsätzlich so früh wie möglich. Das war auch in den Vorjahren schon der Fall, sofern die Schneelage mitspielte. Am Samstag, 27. November, gingen dann quasi ALLE Liftanlagen an der Schwarzwaldhochstraße in Betrieb und bieten seitdem täglichen Flutlichtservice. Die Schneehöhe stieg bis 6. Dezember auf bis zu 90 cm. Aktuell gibt es im Nordschwarzwald eine zweitägige Tauwetterphase mit Regen. Schauen wir mal, wieviel Schnee übrig bleibt.

Link zu Skiberichten 2010/2011 von der Schwarzwaldhochstraße im Alpinforum

Link zu Skiberichten 2010/2011 aus dem Albtal/Murgtal/Enztal im Alpinforum

playjam:

--- Zitat von: Harzwinter.de am Dezember 07, 2010, 06:32:48 Nachmittag ---[...]
Im Mittleren Schwarzwald beginnt die alemannische Sprach-, Traditions- und Besiedlungswelt, mit anderen Worten die großen Schwarzwaldhöfe, die Bollenhüte und die Nichtpräsenz des Hochdeutschen als Umgangssprache.
[...]

--- Ende Zitat ---

Das kann ich voll und ganz bestätigen, als wir da durchgefahren sind habe ich kaum ein Wort verstanden  :D

Harzwinter:
Die Schneedecke an der Schwarzwaldhochstraße hat zwei Tage Dauerregen überlebt. Aus 80-90 cm unkomprimiertem Pulverschnee wurden 30-40 cm kompakter Altschnee, der jetzt als um so bessere Grundlage für die erwarteten Neuschneefälle dient. Die ersten Betreiber schalten ihre Lifte völlig unbeeindruckt schon wieder ein. Ein paar warten noch auf den Neuschnee am Freitag. Spätestens dann gehen wieder alle Skihänge in Betrieb.

Im Raum Albtal/Murgtal/Enztal haben 5-10 cm Altschnee überlebt. Dort läuft alpinskiseitig erst mal nichts mehr; man wartet auf den angekündigten Neuschnee.

Harzwinter:
Die Schneedecke an der Schwarzwaldhochstraße war bis zum 5. Januar auf 90-120 cm angewachsen (je nach Skihang). Ende Dezember waren wir noch bei arktischen Verhältnissen auf der Hornisgrinde. Der Gipfel war bis zu 3m Schneehöhe verweht; ich habe es ohne Schneeschuhe kaum bis zur Gipfelplateaukante geschafft, von wo man so schön ins und übers Rheintal schauen kann (das ist dort alles wie ein wenig wie auf dem Brocken).

Am 6. Januar kam der große Katzenjammer ins Oberrheintal. Dauerregen und milde Temperaturen bis 15,5°C haben die weiße Pracht im Nu vernichtet. Alle bis auf zwei (beschneiende) Skihänge an der Schwarzwaldhochstraße haben den Betrieb schneemangelbedingt einstellen müssen - wer hätte das vor zwei Wochen noch gedacht. Weiter unten geht gar nichts mehr.

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