Ein Winter macht noch kein Klima und eine Saisonverschiebung noch keine langfristige Prognose. Aber seien wir mal ehrlich: Wäre die Eröffnung reibungslos über die Bühne gegangen, wäre man den Kritikern trotz besseren Wissens sicher auch mit "Was hattet ihr denn? Läuft doch alles bestens!" begegnet. Der Grund für die Verschiebung sind ja nicht unbedingt die zu hohen Temperaturen (nachts könnte man ja durchaus beschneien - und hat das ja auch schon getan), sondern die starke Durchnässung. Und zur traurigen Wahrheit der Klimaprognosen gehört nun mal dazu, dass die Wahrscheinlichkeit von Niederschlägen in den Mittelgebirgen in den kommenden Jahrzehnten perspektivisch zunehmen wird. Natürlich wird es auch Wochen und ganze Monate geben, in denen die Präparierung der Pisten kein Problem sein wird - aber die Ausfallwahrscheinlichkeit wird steigen, zumindest wenn die derzeitigen Prognosen des PIK sich als zutreffend erweisen sollten. Das hat aber schon im vergangenen Jahr (fast) niemand wahrhaben wollen, insofern rechne ich nicht damit, dass sich die Wahrnehmung jetzt ausgerechnet durch den verschobenen Saisonstart ändert...
Ich denke man muss das generell etwas anders bzw. differenzierter betrachten:
Die Schneegarantie — auch in den Alpen — ist ein Argument, was letztlich eher für das Marketing eines Wintersport Ortes nützlich ist und was dazu dient frühzeitige Buchungen zu fördern und zu suggerieren, dass es immer und vollkommen unabhängig davon, was das Wetter oder die Natur macht, Schnee gibt. Jedem sollte klar sein, dass man so etwas nie garantieren kann, denn Wetter ist immer ein Stück weit unberechenbar und das trifft im Übrigen auch auf andere Aussagen diesbezüglich zu. Um sich gegen die Konkurrenz halbwegs etablieren zu können, gehört das aber nun einmal einfach dazu, da man ansonsten schnell den Anschluss an andere Regionen verliert, die ggf. auch nicht schneesicherer, aber rein theoretisch besser aufgestellt sind.
Als Realist muss man die künstliche Schnee-Erzeugung als das sehen, was es letztlich ist: Eine Ergänzung zum natürlichen Schneefall. Und hier macht es m.M.n. sogar sehr viel Sinn, da es zum einen den Zustand der Pisten erheblich verbessert und zum anderen kürzere Zeiträume mit wenig Schneefall oder warmen Temperaturen überbrücken kann.
Jeder, der bereits einmal Ski oder ein Snowboard unter den Füßen hatte, wird bestätigen können, dass es nicht besonders angenehm ist auf einer völlig abgefahrenen und vereisten Piste zu fahren oder dass man sich eher ungern den Belag durch Äste oder Steine zerstören lässt und genau das war am Wurmberg leider in den vergangenen Jahren nicht selten der Fall.
Von daher: So schade es auch ist, dass das offizielle Opening jetzt verschoben werden muss, es geht nicht um dieses eine Wochenende — man muss den Effekt insgesamt einfach über eine ganze Saison hinweg betrachten und da bin ich überzeugt, dass es für die Besucher deutlich angenehmer werden wird. Wenn nicht jetzt, dann eben in einer oder zwei Wochen.
Davon abgesehen: Kann man eventuell darauf hoffen, dass die Wurmberg Seilbahn den vielleicht nicht optimal vorbereiteten Schlepplift am ehemaligen Kaffeehorst dennoch in Betrieb nimmt?