Jetzt habe ich auch meinen Saisonstart beendet. Hier mein Resümee der Skiwoche:
Am Samstag, den 27.12., sind wir wie üblich antizyklisch früh angereist, so dass uns der Anreiseverkehr zumindest teilweise erspart geblieben ist. Der war dieses Jahr wohl wieder übel... viele schlecht gelaunte Urlauber im Ort.
Da es am 25.12 hier noch alles grün war, bin ich ganz froh gewesen, dass die Temperatur pünktlich vor unserer Anreise richtig schön tief für die Erst-(Zweit)beschneiung war. Dann noch reichlich Naturschnee auch im Ort sorgte für ein wunderschönes Winterwonderland.
Am Sonntag war entgegen der Ankündigung im Internet noch kein Skibetrieb (vom selbsternannten "größten Skigebiet" erwarte ich eine bessere Informationspolitik). Meiner Meinung nach hätte man zumindest den Übungshang am Schlepper öffnen können (nicht präpariert, Schnee war genug da), der hätte uns für den ersten Tag völlig gereicht. Also haben wir Mehrtageskarten an der Seilbahn gekauft, Besorgungen im Ort und eine lange Wanderung in der Winterlandschaft gemacht.
Am Montag startete dann die Teilöffnung. Morgens war die geöffnete Piste ja noch OK. Da die Beschneiung nicht für die volle Breite ausgereicht hat, drängten sich die Massen aber auf dem schmalen Streifen. Dadurch war die Piste dann schnell aufgewühlt und für meine große und kleine Dame nicht mehr gut zu fahren. Der Sessellift schien mir an diesem Tag auch besonders langsam zu fahren und musste aufgrund der vielen Anfänger häufig anhalten. Die ohnehin diesige Sicht wurde noch zusätzlich von den Beschneiungsanlagen vernebelt. Aufgrund der steigenden Unfallgefahr haben wir recht früh die Ski wieder eingepackt. Ein wenig war ich schon verwundert, dass die anderen Pisten trotz großer Schneehaufen aus der Beschneiungsanlage immer noch nicht präpariert war.
Der Dienstag war ähnlich dem Montag. Den frisch gemachten großen Skiservice habe ich mir an den steinigen Stellen versaut. Ein Skifahrer hat sich gewundert, warum man so einen veralteten Sessellift neu baut, zudem ohne Wetterhaube. Die hätten wir bei der Kälte und dem anhaltenden Schneefall gut gebrauchen können. Dem Skifahrer war es auch ein Rätsel, warum man Millionen in eine neue leistungsfähige Beschneiungsanlage investiert, aber offensichtlich viel zu wenig Personal oder Pistenraupen zur Präparierung vorhanden sind. Er hätte es erlebt, dass man z.B. in Saalbach-Hinterglemm bei Neuschnee auch mittags und nachmittags die Pisten glatt zieht. Ich muß ihm da recht geben: Wer es nicht anders kennt, der ist auch mit diesen schlecht und schmal präparierten Skipisten zufrieden, aber wer die Standards anderer Skigebiete kennt, der kann sich nicht mehr mit Kritik zurückhalten - gerade weil die Werbeversprechen mit Superlativen (modernste Lifte, leistungsfähige Beschneiungsanlage, etc.) in der Praxis als Luftblasen erweisen. Zudem hat das Skigebiet auch noch im Verhältnis zu anderen Skigebiete sehr hohe Liftpreise.
Mittwoch war wieder ein Tag mit mäßiger Sicht. Die Pisten waren in gutem Zustand, wir konnten auch endlich die Talabfahrt nutzen. Ab 10:00 gab es wieder Wartezeiten, meist erträgliche 10 Minuten. Das einzige, was wir nicht so gut fanden, waren die vielen Leute. Es wurde immer voller auf den Pisten und sämtliche Gaststätten waren so voll, dass wir keinen Sitzplatz bekamen. Wenn sich so viele am Berg tummeln, teilweise mit mehr Risikobereitschaft als Können (Pistenregeln? Nie gehört...), verlasse ich lieber die Piste, bevor meiner Familie etwas passiert. Toll, die Mehrtageskarten für meine beiden Damen hätte ich mir schenken können.
Der Donnerstag hat mich wieder mit dem Skigebiet versöhnt. Herrliches Kaiserwetter und die Massen lagen mit Neujahrskater im Bett, statt die Pisten zu blockieren. Wartezeiten gab es daher kaum. Am Anfang waren die Pisten noch hart, später dann aufgrund der Plusgrade immer weicher.
Trotz teilweise eisiger Pisten gehörte der Freitag mit zu den besten Familien-Skitagen dieses Urlaubs. Meine große und kleine Dame können die Ski auf Kante stellen, so dass wir bei leerer Piste unseren Fahrspaß hatten. Ein Krankenwagen fuhr mit Blaulicht weg - allzu schlimm kann es nicht gewesen sein (da es im Ort kein Krankenhaus gibt, kommt bei ernsthaften Sachen der Rettungshubschrauber). Wir haben dann aber trotzdem um ca. 11:00 aufgehört, um in Ruhe unsere Sachen für die Heimreise zu packen.
Insgesamt fand ich den Skiurlaub OK. Genervt haben mich die unprofessionelle Informationspolitik und die fehlende Pistenpräperierung. Es muß ja nicht unbedingt ein Display an jedem Lifteinstieg sein, aber im Zeitalter von Smartphones sollte die Homepage viel häufiger am Tage aktualisiert werden. Bei einem Skigebiet, welches sich als familienfreundlich vermarktet, sind hügelige unpräparierte oder vereiste Pisten absolutes No-Go. Andererseits haben wir aufgrund des Tauwetters vor Weihnachten quasi das Skiopening erlebt, bei dem man einfach mit einem holprigen Start rechnen muss. Ich hätte aber ein Entgegenkommen des Seilbahnbetreibers erwartet. Den vollen recht happigen Preis für noch nicht einmal 50% geöffnete Pisten zahlen zu müssen, provoziert ein paar Bemerkungen der Gäste. Die Ticketverkäufer sollten versuchen, dann trotzdem freundlich zu bleiben.
Den Bericht habe ich aus Textstücken einiger Beiträge hier zusammengestückelt. Viel von der geäußerten Kritik hat einfach sehr gut gepasst... zu unserer Skiwoche in
Going/Ellmau, Eigenwerbung: "Die SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental ist Österreichs größtes zusammenhängendes Skigebiet und mit 90 topmodernen sowie speziell kindersicheren Sesselbahnen und unglaublichen 280 Pistenkilometern ist das perfekte Skigebiet für Familien: breite, sanfte Hänge und perfekt präparierte Pisten, viele blaue Pisten und Talabfahrten unzähligen Erlebnissen und über 70 urige familiengeführte Hütten mit gigantischem Preis Leistungsverhältnis." und "Irrsinnig Schneesicher - über 1.500 Schneeerzeuger sorgen für 245 beschneibare Pistenkilometer. Davon können rund 120 km inkl. der Verbindungen innerhalb von 3 Tagen Skifit gemacht werden".
Vielleicht hilft dieser Bericht den einen oder anderen, die Leistung der Harzer Skigebiete, die mit deutlich weniger technischer Ausrüstung in derselben Zeit ähnliche Ergebnisse erzielen, besser einzuschätzen.
Den Urlaub habe ich entgegen des tendenziell etwas negativen Berichts aber genossen, da mir bewußt ist, dass Skifahren eine absolut wetterabhängige Freizeitbeschäftigung ist. Um glücklich zu sein, reicht es mir, wenn ich etwas rutschen kann. Für jeden Pistenzustand gibt es die entsprechende Skifahrtechnik. Und da Skier ein Verbrauchsmittel sind, kratzen mich die Steine auch nicht so sehr...