In den Kommentarspalten der Berichtserstattung wird eine aus meiner Sicht erstaunliche Haltung vertreten: Das Ergebnis des Gutachtens wird als im Prinzip nichts neues erklärt und "zurück zur Sachlichkeit" gefordert:
Kommentar zum Koalitionskrach wegen Schierke Die Seilbahn wird zur Hängepartie (mz-web.de 09.09.17):[...]
In der Landesregierung gab es die Hoffnung, das Gutachten könnte eine Eskalation zwischen den teilweise sehr giftig aneinander geratenen Koalitionspartner von CDU, SPD und Grünen verhindern: Indem der neutrale Gutachter durch sein Veto die Entscheidung entpolitisiert. Letztlich wollte sich die Koalition um die politische Entscheidung drücken. Das hat nicht geklappt, weil der Gutachter nicht mitspielt und kein klares Veto abgibt.
[...]
SEILBAHN-PROJEKT
Zurück zur Sachlichkeit (volksstimme.de 09.09.2017):[...]
Sachsen-Anhalts Ansehen – auch bei anderen potenziellen Investoren – hat gelitten. Erschwerend kommt hinzu, dass Teile der Landesregierung zuvor den eigenen Experten im Landesamt für Umweltschutz das Vertrauen entzogen haben. Das gespaltene Bild, das die schwarz-rot-grüne Koalition bislang bei dem Seilbahn-Projekt abgegeben hat, gilt es zu kitten.
[...]
Ausgeblendet wird dabei, warum das dritte Gutachten nötig war: Zunächst hatte das Landesamt für Umweltschutz den Gutachtern des Investors Kartierungsanweisungen gegeben, mit denen die Kartierung fast keine Waldmoore ergeben hat (1. Gutachten). Nach dem Regierungswechsel hat das Landesamt für Umweltschutz nach erheblicher Verzögerung dann eine Kartierung mit 7,3 Hektar Moorwald vorgelegt (2. Gutachten). Jetzt hat das 3. Gutachten von einem
neutralen Institut eine Kartierung mit 3,9 Hektar Moorwald ergeben.
Wenn man bedenkt, dass die Ergebnisse des ersten Gutachten auf das Agieren des Landesamt für Umweltschutz zurückzuführen ist, dann ist es umso erstaunlicher, dass man selbst beim zweiten Anlauf um fast 100% daneben lag. Nach dem Debakel beim ersten Anlauf, hätte ich um so mehr eine sehr sorgfältige Arbeit erwartet.
Auf die Frage, wie es zu so einer großen Diskrepanz zwischen dem 3. Gutachten und dem 2. Gutachten kommen kann, hat der neutrale Gutachter gemeint, vielleicht hätte das Landesamt für Umweltschutz nur Luftbilder ausgewertet (= also geschlampt). Ein wichtiges Ergebnis des 3. Gutachten ist also, dass man dem Landesamt für Umweltschutz
zu recht das Vertrauen entzogen hat.
Solange die Missstände im Landesamt für Umweltschutz nicht behoben werden, kann man deren Arbeit nicht trauen. Hier geht es also um die Existenzberechtigung des Landesamtes für Umweltschutz. "Schwamm drüber und wir haben uns alle wieder lieb" geht an dieser Stelle nicht.