Wie derzeit im Handel findet auch im Skibereich ein Verdrängungswettbewerb statt.
Viele wollen nur noch Superlative: das größte, schnellste, höchste... Deshalb kommt es ja zu immer mehr Skigebietszusammenschlüssen. Arlberg ist das beste Beispiel. Um das größte zusammenhängende Skigebiets Europas zu werden haben sie nun auch Warth Schröcken angeschlossen. Ob das skitechnisch wirklich sinnvoll ist? Wenn ich alleine fahre, sind so große Ausdehnungen herrlich. Man muss aber bedenken, dass man bei einer kompletten Runde durch so ein Skigebiet deutlich mehr in Gondeln und Liften sitzt als normal. Aber die Leute wollen immer das Größte haben...
Aber das zeigt, dass man heute ein USP haben muss, um sich abzuheben. Dafür lohnt sich anscheinend immer noch jede Investition.
Aus dieser Sicht gesehen macht es auch für den Ausbau in Schierke nur einen Sinn, wenn sie die Verbindung und Anschluß an den Wurmberg schaffen. Für die WSB macht eine Kooperation nur Sinn, wenn es auf Schierker Seite mehr als einen Zubringer und eine Piste gibt und keine Mehrbelastung am Hexenritt. Ohne eine Lösung für dieses Problem, wäre ein Ausbau in Schierke alleine nicht ertragreich genug. Warum sollte man Schierke zum Skifahren ansteuern? Für die breiteste Anfängerpiste mit der neusten Gondel im Harz? Wäre sogar ein USP, aber nur für eine sehr kleine Zielgruppe.
Ein richtiger Ausbau mit Wurmberganschluß würde viele Probleme lösen. Wir hätten einen dritten Eintrittspunkt ins Gebiet, mehr Parkflächen, eventuell sogar nicht relativ leicht erschließbaren Zusatzflächen. Mehr Gästerquartiere am Skigebiet, weniger Anreiseverkehr der Tagestouristen aus dem Osten...
In der jetztigen Minimalplanung sehe ich wenig Chancen, auch wenn man es nur als ersten Schritt sieht, um einen eventuellen späteren weiteren Ausbau anzuschieben. Mit nur einer Piste ist das Skigebiet nicht attraktiv genug, selbst bei 50% Förderung der Investition durchs Land würde es schwer werden, sich zu refinanzieren. Wenn die Betreibergesellschaft keine Gewinne erwirtschaften kann, wird der Wernigeröder Stadtrat aber nicht gewillt sein, einen weiteren Ausbau zu finanzieren/subventionieren. Die einzige Hoffnung, die dann bleiben würde, wäre eine Insolvenz der Betreibergesellschaft. Dann könnte die WSB einspringen und bei Ihrem Einstieg fordern, dass ein weiterer Ausbau auf Schierker Seite genehmigt wird. Um Ihr "Leuchtturmprojekt" zu retten, würde dem dann eher zugestimmt.
Das wäre für mich aber kein wirtschaftliches Handeln. Sehe ich zu schwarz?
Nicht falsch verstehen, ich würde mich über einen Schierker Ausbau freuen, aber richtig und nicht in einer Minimalversion.
Übrigens sind die Nettoeinkommen seit den Wende deutlich gestiegen, auch inflationsbereinigt. Wir zahlen inzwischen in Euro mehr Gehälter als 89 in DM. Allerdings sind auch die freiwilligen Kosten und persönlichen Ansprüche stark gestiegen. Überlegt mal, was heute in Telekommunikation mehr investiert wird. 4 Smartphone pro Familie, alle 2-3 Jahre neue. Mit entsprechenden Verträgen, Internetanschluß. Natürlich braucht eine Familie heutzutage auch nicht nur ein Auto, es muss ein Zweit- und teilweise ein Drittauto her. Alleine für Telekommunikation kommt schnell ein dreistelliger Betrag pro Monat zusammen, wenn man auch noch die Anschaffungskosten der Smartphone mit umlegt. Handy`s, Zweitauto... Das ist locker eine Woche Skiurlaub mit der Familie...