Autor Thema: Schierke 2000  (Gelesen 1383945 mal)

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #705 am: Juni 19, 2013, 12:21:05 Vormittag »
Yepp, die öffentliche Nutzung des Skihangs Erdbeerkopf würde ich auch unbedingt unterstützen. Und sei es mit Rauflaufen.

Überhaupt ist die Umgebung sehr schön. Oft habe ich mir z.B. am Ahrensklint gedacht, wie toll es wäre, dort eine kleine Verpflegungshütte à la Scharfenstein aufzustellen ... und vielleicht einen uralten Gebraucht-Einsessellift ab Schierke für reine Wanderernutzung zu installieren. Aktuell ist das schöne Gebiet unterhalb des Erdbeerkopfs völlig unterbewertet und wird wenig besucht.

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #706 am: Juni 19, 2013, 01:08:17 Nachmittag »
Meine "innovativen Vorschläge" waren natürlich halb-ironisch gemeint, da ich überrascht wäre, von der Stadträtin Sabine Wetzel  (Grüne) Vorschläge zum alpinen Wintersport in Schierke zu hören.

Es würde weder Geld noch Natur kosten, wenn die vorhandenen Skihänge wie Erdbeerkopf und Hohnekopf im Wegeplan des Nationalparks aufgenommen und für Ski- und Snowboardfahrer freigegeben werden würden.

Selbst eine ortsnahe Übungsskiwiese gab es schon einmal und wartet nur darauf, wieder eröffnet zu werden:

Skilift Schreiberberg, neben der Kirche (Bild aus dem Jahr 2000 von http://www.harzwinter.de)

Das hätte man alles schon lange in Schierke mit Eigenmitteln durchsetzen können.

Vielleicht werde ich aber noch von der Stadträtin überrascht, es würde mich freuen.


Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #707 am: Juni 19, 2013, 01:24:18 Nachmittag »
Der Schierker Skihang Schreiberberg bot damals im Sommer sogar Mattenskifahren an. Das Kurzvideo von der damaligen Internetseite www.schierke-lift.de, die es seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gibt, habe ich im Jahr 2000 heruntergeladen und für die Nachwelt konserviert. Auch das könnte man also als Tourismusangebot wieder ins Leben rufen.
« Letzte Änderung: Juni 19, 2013, 01:28:30 Nachmittag von Harzwinter »

Doppelmayr

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Re: Schierke 2000
« Antwort #708 am: Juni 19, 2013, 02:18:33 Nachmittag »
Es würde weder Geld noch Natur kosten, wenn die vorhandenen Skihänge wie Erdbeerkopf und Hohnekopf im Wegeplan des Nationalparks aufgenommen und für Ski- und Snowboardfahrer freigegeben werden würden.

Ob wir das noch werden erleben dürfen?? :(

Liegt der ehemalige Skihang Schreiberberg auch in Nationalpark-Terrain? Welche Länge hat der Hang in etwa? Wer könnte evtl. als Betreiber in Frage kommen? Handelte es sich bei dem Lift um einen mobilen Schlepper?


Vielleicht könnte man solch einen wieder installieren.
« Letzte Änderung: Juni 19, 2013, 02:26:28 Nachmittag von Doppelmayr »

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #709 am: Juni 19, 2013, 02:37:39 Nachmittag »
Der Skihang ist im Ort, keine Hindernisse, es fehlt der Wille...

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #710 am: Juni 19, 2013, 03:10:18 Nachmittag »
Es fehlt aber auch die Attraktivität des Hangs für den Alpinskisport, da muss man schon ehrlich sein. Der Schreiberberghang liegt neben der Schierker Kirche und ist ca. 150 m lang. "Idiotenwiese für Alpine" hat ihn die Berliner Zeitung 1998 tituliert ...

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #711 am: Juni 19, 2013, 06:44:48 Nachmittag »
Das ist der Klassiker unter den bitter bösen Zeitungsartikeln zum Thema Schierke. Gerade aus heutiger Sicht ist es interessant, dass man die Probleme erkannt hat, aber trotzdem den Karren gegen die Wand gefahren hat:

Schierke und die letzte Rache der DDR (23.01.1998):
Zitat
[...]

Eine Idiotenwiese für Alpine. Habt euch nicht so, sagen die Naturschützer: Mehr als drei Monate im Jahr ist hier sowieso kein Winter, und die Alpin-Fans fahren ja doch nach Tirol. In der Tat ist der kaum hundert Meter lange Hang unterhalb der Kirche von Schierke nicht eben die letzte große Herausforderung für Abfahrtsläufer, auch wenn er sogar über einen eigenen Skilift und eine Schneekanone verfügt, und auf den Resten der Bobbahn bedarf es selbst zum Rodeln einer gewissen Abenteuerlust. Das weiß auch Kurdirektor Rüdiger Ganske, der hier vor der undankbaren Aufgabe steht, Schierke wieder zu einem attraktiven Wintersportort zu machen und dabei möglichst alles so zu lassen, wie es ist.

[...]

Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, daß den Leuten das Geld nicht mehr so lose in der Tasche liegt. Schon die Fahrt mit der historischen Bimmelbahn zum Brockengipfel kostet die Familie, ein Paar Wiener und eine Brause für die lieben Kleinen inbegriffen, einen Hunderter. Da überlegt sich Papa schon, ob er abends nicht doch lieber die Büchse Bier vom Billig-Markt mit ins Zimmer nimmt. Schierke ist heute vor allem das Ziel von Tagesausflüglern und Kurzurlaubern. Und wenn die Leute weniger Geld haben, fürchtet Regina Koch, werden sie vermutlich eher ganz auf den Zweiturlaub in Schierke verzichten als auf Mallorca. Wird die Errichtung einer Mehrzweck-Sporthalle, die lange geplant ist und nun endlich gebaut werden soll, die Gäste zu längerem Verweilen bekehren? "Es ist wenigstens ein Anfang", sagt Rüdiger Ganske. Für den Kurdirektor ist schon klar, daß man etwas tun muß, um die Leute im Ort zu halten. "Der gute Ruf und die günstige Lage Schierkes", sagt er, "bringen heute noch genug Urlauber in den Ort. Auf die Dauer aber wird das nicht funktionieren, wenn man ihnen nichts bietet." Dabei will der passionierte Skiläufer, der zu DDR-Zeiten Verbandstrainer der Langläufer war, keineswegs die Landschaft einbetonieren oder mit Bettenburgen vollbauen. Warum aber soll eine Seilbahn zum Wurmberg dem Naturpark mehr schaden, als wenn die Leute mit dem Auto dorthin fahren? Die Fronten sind verhärtet. Für ein Schwimmbad im Ort oder ein kleines Kurgastzentrum hat die Gemeinde kein Geld.

[...]

Eine "Idiotenwiese für Alpine" hat jeder Wintersportort (irgendwo muss der Nachwuchs ja üben). In Schierke hatte die Übungswiese sogar eine Schneekanone und damit  eigentlich beste Voraussetzungen. So eine Übungswiese war, als meine Tochter noch mit dem Skifahren anfing, stets ein Hauptpunkt auf unserer Urlaubsort-Checkliste. Zwei Jahre später ist der Lift und die Beschneiungsanlage abgebaut. Stattdessen träumt der damalige Kurdirektor Rüdiger Ganske von einer teuren Mehrzweck-Sporthalle. In Braunlage hat der Kurbetrieb auch dieses Jahr in die Skiwiese am Rathaus investiert, weil die Bedeutung dieser Einrichtung für den Familien-Tourismus allen bewusst ist.

Es wäre auch interessant zu wissen, ob "der passionierte Skiläufer, der zu DDR-Zeiten Verbandstrainer der Langläufer war" dafür verantwortlich ist, dass viel Geld für eine kaum genutzte Baude für Langläufer am Winterbergsattel verheizt wurde. Wenn ich mir jetzt den ersten Beitrag im Thread noch einmal durchlese, dann fällt mir zumindest auf, dass das Schierke 2000 Projekt unter Herrn Ganske zu einem Langlauf-Wettkampf-Zentrum mutiert ist. Die Seilbahn soll den Zugang zum Langlauf-Zentrum erschließen und Ski-Alpin findet nur am Wurmberg mit Talabfahrt in den Ort statt:

Ausschnitt von S. 12  des Jahresberichtes von 1997 des DSV Umweltbeirates (pdf).
Zitat
Schierke 2000

Projektbearbeiter:
Erwin Lauterwasser; Dr. Wolf Drescher; Dr. Rüdiger Ganske

Ziele des Projekts:
Umweltverträglicher Wiederaufbau nordischer und alpiner Wintersporteinrichtungen in
einem ehemals bedeutenden Wintersportort unter Berücksichtigung der Belange des
Nationalparks Hochharz.

Projektbeschreibung:
Schierke hat durch die Lage im Sperrgebiet der Zonengrenze und durch die Gründung
des Nationalparks Hochharz fast sämtliche früheren alpinen und nordischen Wintersporteinrichtungen
verloren. Im Rahmen des Projekts wurden alle Möglichkeiten für
die Neuanlage von Langlaufstrecken und Pisten unter weitgehender Schonung des
Nationalparks überprüft. Weil 90 % der Gemarkungsfläche von Schierke und vor allem
die schneesicheren Hochlagen im Nationalpark liegen, blieb als einzige Ausweichmöglichkeit
der „Kleine Winterberg“ am Rande des Nationalparks.
Vorgeschlagen wurde hier der Bau eines Langlaufzentrums für Wettkampf- und Freizeitsport,
der Bau eines Lifts, der den Zugang zum LL-Zentrum ermöglicht und gleichzeitig
Schierke mit dem Wurmberg und den dort vorhandenen alpinen Wintersportanlagen
verbindet, sowie die Anlage einer alpinen Abfahrtsstrecke nach Schierke. Der Lift verbindet
über den Wurmberg, Schierke mit Braunlage. Damit eröffnet sich die Möglichkeit,
Schierke zum verkehrsberuhigten Kurort gehobenen Niveaus auszubauen. Die SIS
hat hierzu in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat detaillierte
Pläne entwickelt. Schierke 2000 wäre bei dieser Realisierung ein Modellprojekt für die
umweltschonende Neugestaltung eines alten Wintersportorts.


« Letzte Änderung: Juni 20, 2013, 02:19:35 Nachmittag von playjam »

Falkenstein

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Re: Schierke 2000
« Antwort #712 am: Juni 23, 2013, 10:39:34 Nachmittag »
@Harzwinter: Schön, dass Du immer mit historischen Material über die Skigebiete im Harz dienen kannst...

In dem Amtsblatt 05/2013 von Wernigerode auf der Seite 10 steht, dass der Oberbürgermeister Gaffert die Winterbergpläne dem DSV am 04. und 05.05.2013 in Rottach-Egern vorgetragen hat.
Kleine Zusammenfassung:
Der Umweltbeirat des DSV hat das Schierker Ganzjahreskonzept positiv aufgenommen. Insbesondere die Verknüpfung mit den Braunlager Angeboten und die enge Verzahnung mit der gesamten Ortsentwicklung wurden herausgehoben.
Der DSV unterstützt den weiteren Weg, so Erwin Lauterwasser (DSV)
 
http://www.wernigerode.de/media/dokumente/amtsblatt/2013/ab_wr_5_13_i.pdf
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www.haus-liftblick.de

Widex

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Re: Schierke 2000
« Antwort #713 am: Juni 28, 2013, 01:21:21 Nachmittag »
Zwar dezent OT, aber es tut sich was in Sachen Attraktivität Schierkes  im Sommer: http://www.harzdrenalin.de/tourenbeschreibung-preise/ (Quelle: Harzdrenalin)

Ich begrüße das ausdrücklich:  wer sich eine Segway-Tour auf den Brocken leistet, lässt vermutlich auch sonst mehr Geld da. Und wenns richtig gut läuft, wird er neugierig, wie das Ganze im Winter aussieht.

Grüße
Tom
Planung ersetzt Zufall durch Irrtum

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #714 am: Juni 28, 2013, 02:07:46 Nachmittag »
NP-seitig gebe ich dem Angebot eine Halbwertzeit von 4 Wochen ... es wird sich sicherlich irgendein Verordnungspassus finden, der dieses kommerzielle Angebot (wie fast alles) untersagt.

playjam

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Re: Schierke 2000
« Antwort #715 am: Juni 28, 2013, 02:18:15 Nachmittag »
Die Sedgeway-Touren gibt es schon länger. Hier in diesem Video sieht man schön, wie die Sedgeways die Brocken-Wanderautobahn hochfahren:

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #716 am: Juni 28, 2013, 04:04:19 Nachmittag »
Ich staune ...

Max

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Re: Schierke 2000
« Antwort #717 am: Juni 28, 2013, 04:18:16 Nachmittag »
Abgesehen davon, dass Segway-Fahrer immer ziemlich witzig anzusehen sind gehe ich auch davon aus, dass das Angebot irgendwann starken Gegenwind bekommen wird. Mag sein, dass es jetzt noch nicht relevant genug ist oder dass der NP es noch gar nicht so recht wahrgenommen hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ewig gedultet werden wird.

Spätestens wenn der erste Segway-Rowdy rücksichtslos das eine oder andere Kind lebensgefährlich verletzt oder sich Gangs dort oben treffen, um mit durchdrehenden Reifen illegale Rennen auszutragen, wird es wohl nicht mehr lange dauern! :-D

Ansonsten finde ich allgemein, dass Harzdrenalin ein super Ansatz ist, um das teils angestaubte Image des Harz etwas zu verbessern — ich würde mir ganz Allgemein mehr Angebote in dieser Richtung wünschen!

skifreund

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Re: Schierke 2000
« Antwort #718 am: Juli 02, 2013, 08:34:42 Vormittag »
Aus der Volksstimme vom 01.07.2013:
Zitat
  Die Planungen für das Ganzjahreserlebnisgebiet "Natürlich.Schierke" im Wernigeröder Ortsteil sollen vorangetrieben werden. Dem haben die Mitglieder des Finanzausschusses zugestimmt. Für Gutachten, Planungen und notwendige Genehmigungen hat die Stadtverwaltung Kosten von 465000Euro in diesem Jahr kalkuliert. Allein 220000Euro davon entfallen auf Planungsleistungen.

Die Gutachten zum gesetzlichen Rahmen, den hydrologischen und ökologischen Auswirkungen sind bereits abgeschlossen und sollen in Kürze öffentlich präsentiert werden, sagte Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). ...

Jetzt hat das Kind auch einen neuen Namen! Weg von "Schierke 2000" hin zu "Natürlich.Schierke". Da haben wohl Marketing-Leute gut daran getüffelt.

Harzwinter

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Re: Schierke 2000
« Antwort #719 am: Juli 02, 2013, 10:27:41 Vormittag »
Aus meiner Sicht haben die Marketing-Leute ziemlich schlecht daran getüftelt. Sollte das der neue Marketingname sein, propagiert er genau das Falsche. Schierke will endlich weg vom gescheiterten, reinen Naturtourismus ein Stück weit in Richtung Erlebnistourismus ... und dann das.  :-\