Dann will auch ich hier mal meine Skisaison 2010/2011 und die damit verbundenen Erfahrungen einstreuen. Ich weiß, die Rahmenbedingungen sind nicht die selben wie für norddeutsche Forenuser, seit ich nicht mehr in Hannover wohne, sondern im Raum Karlsruhe. Mir geht es aber darum, einerseits Anregungen zu geben und andererseits Hintergründe darzustellen, woher Meinungen oder Vorschläge kommen, die in meine Beiträge einfließen. Vielleicht interessiert es ja auch, wie andere Forenuser ihren Winter gestalten. Sorry für die uneinheitlichen Fotogrößen (mal 800x600, mal 1024x768). Die Fotos stammen aus Alpinforum-Berichten, die unten im Skisaison-Report verlinkt sind.
Meine Skitrips basieren auf der bereits in Norddeutschland gemachten Erfahrung, dass ein guter und interessanter Tages-Skiausflug gern bis zu 3,5 Stunden Anfahrt (eine Strecke!) wert ist, um nicht immer in den selben Locations zu landen. Das setzt voraus, dass man ein Auto hat oder bekommt, gern zügig unterwegs ist und dass einem das Fahren langer Strecken auch nach einem anstrengenden Skitag nichts ausmacht oder man sich die Fahrstrecke im Team teilen kann. So habe ich aus Norddeutschland z.B. Tagesskitrips nach Oberwiesenthal im Erzgebirge unternommen, und es hat sich gelohnt. Ins Sauerland oder in die Rhön bin ich von Hannover aus seinerzeit nicht gefahren - heute würde ich es machen, sowohl als Tagesausflug als auch als Wochenendfahrt mit Übernachtung. Mein Trend geht aktuell zu verlängerten Wochenenden mit Start am Donnerstagnachmittag und Skifahren am Fr-Sa-So, ggfs. noch Mo. Für ein mehrtägiges Skierlebnis mit Beanspruchung von nur 1-2 Urlaubstagen und Verlegen der Anfahrt auf verkehrsschwache Uhrzeiten lohnt sich oft bereits die lange Fahrt in die Alpen. Darüber hinaus "kombiniere" ich mittlerweile meistens im Mittelgebirge bis zu drei, in den Alpen zwei Kleinskigebiete pro Tag. Das intensiviert - gemessen an der oft langen Anfahrt - das Skierlebnis.
Die Wunschgestaltung meiner Skisaison 2010/2011 konnte ich in Teilen erreichen, in anderen Teilen nicht. Allem voran habe ich es aus zwei Gründen leider nicht geschafft, im Harz Ski zu fahren (und bin entsprechend unzufrieden). Einerseits, weil der dafür eingeplante Klein Harzwinter erst nach seinem zweiten Kinderskikurs Mitte März pistentauglich war, andererseits, weil im Harz die Skisaison schon kurz nach dem Weihnachts-/Neujahrszeitraum so gut wie beendet war. Ansonsten sind viele gute Skitage zusammengekommen, die weitgehend auf meiner o.g. Bereitschaft basieren, lange Anfahrten in Kauf zu nehmen. Wegen der frühzeitig schlechten Schneesituation sind so wenige Mittelgebirgs-Skitage dabei wie schon lange nicht mehr.
Zum Saisonstart griff ich froher Dinge im Keller meine erst im März 2010 gekauften Atomic Race XI Ski ... und schnitt mir sofort mit ihren Kanten in die Finger. Was war das? Schnell die Ski ins Tageslicht gezerrt ... au weia! Der Deckbelag eines Skis hatte sich an vier Stellen vom Rest des Materials gelöst. Die Ski wurden vom Sportgeschäft auf Gewährleistung umgetauscht ... nicht anders erging es drei Monate später den Atomic Race XI von Frau Harzwinter - auch sie wurden von Atomic auf Gewährleistung ersetzt. Als auf meinen Ersatzski die Bindung montiert wurde, waren meine abgenutzten Skistiefel dafür nicht mehr zu gebrauchen. Vom Neumaterial von Salomon riss gleich beim ersten Mehrtageseinsatz eine Schnalle ab. Das Sportgeschäft reparierte auf Gewährleistung ... so viele Herstellermängel bei Wintersportmaterial hatten wir noch nie.
Saisonstart-Tag war (wie oft in den letzten Jahren) bereits
am 26. November im Nordschwarzwald an der nahen Schwarzwaldhochstraße. Die Staulage für Schneewolken ist dort ähnlich wie am Brocken, die Anfälligkeit für Warmlufteinbrüche aus Südwest höher als im Harz.
Ruhestein/Schwarzwaldhochstraße 26.11.2010. Erster Skiabend der Saison bei Flutlicht.
Die ersten Wochen der Skisaison gehören bei mir traditionell den Mittelgebirgen. Am 4. Dezember ging es bei guter Schneelage für eine
Erkundungstour in den Mittleren Schwarzwald, wo ich noch nie skifahren war. Der Mittlere Schwarzwald bietet wenige Einzelhänge für den alpinen Skisport, die von den Locals besucht werden. Leider blieb dies meine einzige Schwarzwald-Erkundungstour für die gesamte Saison, weil die Schneelage dort bis zu den weihnachtlichen Starkschneefällen schwach war und es ab 6. Januar (abgesehen von einem Neuschnee-Wochenende) nur noch heftig taute.
Schneeberglifte Waldau im Mittleren Schwarzwald 4.12.2010. Typisches Mittelgebirgsskifahren.
Ansonsten bot der Dezember neben einem
weiteren Flutlicht-Besuch an der Schwarzwaldhochstraße Gelegenheit für zwei Tagesausflüge ins Allgäu in die Skigebiete von
Pfronten (Breitenberg) und
Immenstadt (Mittag) sowie ans Oberstdorfer Nebelhorn. Insbesondere Oberstdorf eignet sich wegen seiner verstreuten Tagesskigebiete auch hervorragend als Kurzurlaubsziel ab Norddeutschland, sogar per Bahnanreise. Ach ja, und wir waren mehrfach mit Klein Harzwinter rodeln, u.a. am höchsten Nordschwarzwaldberg, der Hornisgrinde (dort ist vieles sehr ähnlich wie am Brocken!) und in Todtnau im Südschwarzwald. Die Hornisgrinde erwandert man auf der geräumten ehemaligen Militärstraße. Die Rodelbahn in Todtnau bietet 3,5 km Länge bei 350m Höhendifferenz und eine DSB für die Bergfahrt. Der Betrieb finanziert sich über Ganzjahresnutzung per Coaster. So etwas gibt's im Harz leider nicht.
Pfronten/Breitenberg (Allgäu) 22.12.2010. Wenig besuchtes Individualskigebiet.
Immenstadt/Mittag (Allgäu) 30.12.2010: An diesem Skigebiet fahren fast alle Allgäu-Besucher achtlos vorbei.
Oberstdorf/Nebelhorn (Allgäu) 30.12.2011. Immer wieder schön. Warten auf den Sonnenuntergang vor Antritt der langen Talabfahrt (7,5 km).
An Neujahr 2011 klappte endlich mein
Erst-Skibesuch in den Vogesen. Neben vielen interessanten Kleinskigebieten wie Le Tanet, wo der Skitag begann, befindet sich auf der Lothringer Seite der Vogesen eines der größten Mittelgebirgsskigebiete Europas, La Bresse-Hohneck. Da können die deutschen Top-Mittelgebirgs-Gebiete Arber, Oberwiesenthal und Feldberg nicht mithalten. Man sieht, was in Südwestwind-gefährdeten Mittelgebirgs-Skigebieten möglich ist, wenn man es kommerziell darauf ankommen lässt: Mehr als 20 Liftanlagen bedienen rund 50 Pistenkilometer. Die Wochengäste kommen vorwiegend aus Benelux und Nordfrankreich.
Vogesen: Le Tanet 1.1.2011. Elsässer Neujahrs-Skigenuss auf dem Vogesenhauptkamm. Die grauen Striche am Horizont überm Nebelmeer sind der Hochschwarzwald; unterm Nebel liegt das Oberrheintal.
Vogesen: La Bresse, Skilift Kastelberg 1.1.2011. Mittelgebirgs-Skispaß bis 1300 m Höhe.
Die letzten Tage der Weihnachtsferien Anfang Januar wurden für einen weiteren
Tagesskiausflug ins Allgäu genutzt, diesmal erstmalig in den Raum Oberstaufen mit den Skigebieten Steibis-Imberg, Hochgrat und Thalkirchdorf. Insbesondere der Hochgrat ist für gute Skifahrer klasse. Die anspruchsvollen Pisten werden übrigens vom gleichen Gondelbahn-Modell bedient wie in Hahnenklee.
Skigebiet Steibis/Imberg 5.1.2011. Aufgerüstetes Familienskigebiet.
Skigebiet Hochgrat 5.1.2011. Kracherpisten mit historischem Zubringer.
Skigebiet Thalkirchdorf 5.1.2011. Schönes Allgäuer Ski-Freilichtmuseum.
Gegen Ende Januar wurden Fahrten in die niedrig gelegenen Skigebieten am Alpenrand trotz akzeptabler Restschneelage tagelang durch Hochnebel mit Obergrenze 1200-1600m verhindert, weshalb ich für einen
Tagesausflug ungewollt ins Zentralschweizer Engelberg auswich - eigentlich unser traditionelles Frühjahrsziel. Im Höhenskigebiet Titlis war es entsprechend kalt und schattig, weshalb ich ins gegenüberliegende Südhang-Kleinskigebiet Brunni wechselte - sehr schön. Ein
Ski-, Skibob- und Rodelausflug an die nahe Schwarzwaldhochstraße nach dem seit Weihnachten einzigen Neuschnee Ende Januar beendete für mich (damals unwissentlich) bereits die Mittelgebirgs-Skisaison.
Engelberg/Titlis 23.1.2011. Im Hochwinter geeignet als Testgelände für Polarkleidung.
Engelberg/Brunni 23.1.2011. Der Südhang ist im Januar die angenehmere Alternative.
Ein letztes Mal für die Saison im Nordschwarzwald 30.1.2011. Skihang Vogelskopf.
Anfang Februar unternahm ich mit Frau Harzwinter einen Ausflug ins Tiroler Zugspitzgebiet mit Übernachtung in Ehrwald. Wir fuhren
freitags am Lermooser Grubigstein und
samstags auf dem Zugspitzplatt. Ein Skitag auf dem Zugspitzplatt ist eine phantastische Sache und (als Zwei- bis Dreitagesfahrt in Kombination mit benachbarten Gebieten) durchaus die Anfahrt von Norddeutschland wert.
Lermoos/Grubigstein 4.2.2011. Nettes Skigebiet mit Zugspitz- und Fernpassblick.
Zugspitzplatt 5.2.2011. Für deutsche Verhältnisse ungewohnt hochalpines, panoramareiches Skigebiet.
Meinen jährlichen Solo-Skitrip zog ich 2011 wegen der arg späten Faschingsferien vom (sonst üblichen) März in den Februar vor. Wegen mittlerweile stark reduzierter Schneelage in den Nord- und Zentralalpen musste es auf die Alpensüdseite gehen, wo Schneelage und Wetter wesentlich besser waren. In vier Tagen "erfuhr" ich mir die
Tessiner und Piemonteser Kleinskigebiete Nara, Mottarone, Oropa, Bielmonte, Lurisia und das Verbundskigebiet MondolèSki. Die beiden letztgenannten liegen bereits in den "Alpi Mondovi" der italienischen Meeralpen, also dort, wo der Alpenbogen den Westen der Poebene südlich umschließt und später am Golf von Genua in den Apennin übergeht. Die Ziele kannte ich vom Sammeln alter Wintersport-Ansichtskarten oder aus dem Alpinforum. Am Mottarone fährt man Ski hoch überm Lago Maggiore; in Oropa fährt einer der letzten Korblifte der Alpen vor eindrucksvoller Kulisse; Lurisia bietet ein noch fast vollständiges Ensemble farbenfroher 1960er-Jahre Italo-Schleppliftklassik hoch über der Poebene; Frabosa im Gebiet MondolèSki verfügt geradezu über ein Anlagen-Freilichtmuseum mit kilometerlangem Einsessellift aus den 1950ern. Fazit: Trotz viel Autofahrerei hat sich die Tour gelohnt - wann sonst kommt man schon mal in solche Skigebiete?
Nara überm Val Blenio. Im Tessiner Sonnenschein kann man nicht nur relaxen, sondern auch schön skifahren.
Mottarone 18.2.2011. Skifahren überm Lago Maggiore.
Oropa 19.2.2011. Korblift im Skigebiet Monte Mucrone über der Poebene.
Bielmonte 19.2.2011. Gut ausgebautes Wochenend-Skigebiet über der Alpenrand-Stadt Biella.
Lurisia 21.2.2011. Italienische Schleppliftklassik der 1960er Jahre.
Frabosa/Region MondolèSki 21.2.2011. Zwei Kilometer Einsessellift auf den Monte Moro.
Artesina/Region MondolèSki 21.2.2011. Schönes, weitläufiges, gut erschlossenes Verbundgebiet.
Der März stand ganz im Zeichen des einwöchigen Familienskiurlaubs in Serfaus in der Faschingswoche. Klein Harzwinter war dort schon 2010 in der Kinderskischule, leider ohne den gewünschten Durchbruch. 2011 hat es geklappt; er kann jetzt mit uns Piste fahren (für einen Skiausflug in den Harz mit Familienbesuch in Hannover leider zu spät). Wegen der üblen Staus am Fernpass an Samstagen fuhren wir diesmal bereits am Freitag bis Imst im Inntal, übernachteten dort und konnten uns
am Samstag bereits im Skigebiet Jerzens/Hochzeiger austoben (mit Ski und Rodelschlitten). Von Serfaus aus unternahm ich einen
Tagesausflug zum Kaunertaler Gletscher und war enttäuscht. So viel Naturraumvernichtung für ein derart anspruchsloses Skigebiet - hier ist die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben. Die anderen Tiroler Gletscher (Stubaier, Hintertuxer, Pitztaler) sind skifahrerisch wesentlich attraktiver.
Jerzens/Hochzeiger 3.3.2011. Durchorganisiertes Gebiet, trotzdem interessant und sehr aussichtsreich.
Serfaus. Familienskiurlaub zum zweiten Mal nacheinander. Hier die Weite der Komperdellalpe. Nett, aber 2012 will ich mal wieder woanders hin.
Kaunertaler Gletscher 9.3.2011. Anspruchslos, langweilig; lediglich landschaftlich attraktiv.
Der Nordschwarzwälder Skibetrieb musste Mitte März auch an den Skihängen der Beschneiungskünstler eingestellt werden, und schon vorher fuhr man dort (wie auch am Südschwarzwälder Feldberg) auf mehr Wasser als Schnee. Da sich aufgrund des 4 Wochen verfrühten Frühlingseinzugs ein vorzeitiges Ende des Frühjahrsskisaison andeutete, unternahm ich Ende März als vorletzte Skifahrt noch einen
Tagesausflug zum Skigebiet Gemsstock im Zentralschweizer Andermatt am Gotthardpass. Der Gemsstock ist ein sehr anspruchsvolles Skigebiet - schwarze Pisten, steile Schlepplifte, selbst die Talabfahrt ist schwarz. Wer skisportlich gern gefordert wird, wird sich hier für einen Tag wohlfühlen.
Andermatt/Gemsstock 26.3.2011. Nix für Anfänger.
Und am 9.4.2011 waren Frau Harzwinter und ich (ähnlich wie in den letzten Jahren) für den Saisonabschlusstag zum
Frühjahrsskifahren im Zentralschweizer Engelberg auf dem Titlis, diesmal wegen der späten Osterferien und des weit fortgeschrittenen Frühlings 3 Wochen früher als sonst. Nun ist Schluss für 7 Monate. Es ruft der Triathlon Wandern, Radfahren, Gartenarbeit.
An der Osterferien-Massenschlacht um den letzten Schnee in den Höhenskigebieten ab 16. April wollen wir gar nicht erst teilnehmen; statt dessen geht's mit Freunden zum Wandern und Besichtigen ins Elsass.
Engelberg/Titlis 9.4.2011, unser jährliches Saisonabschluss-Ziel. Ideale Mischung aus Erlebnis, Austoben und Entspannen für den letzten Skitag der Saison. Oben Winter, unten praller Frühling. Der Joker: Talabfahrt auf den Beschneiungsresten bis 1000m - offiziell geöffnet!
Bilanz des Winters:26 Skitage plus 5 Rodeltage (= 1 Monat im Schnee !!!), ~30 Gebiete, davon ~20 neue bzw. per Erstbesuch. Mit stabilerer Schneelage in den Mittelgebirgen hätten es noch ein paar Skitage mehr werden können.