Seillift in Sankt Andreasberg

[Falkenstein]

Viele kennen in Sankt Andreasberg den Matthias-Schmidt-Berg und den Sonnenberg.
Es gibt jedoch noch einen Bügelschlepplift auf der Jordanshöhe, welcher jedoch seit Jahren nicht mehr in Betrieb war.
Ich habe mir mal das Gelände am vergangenen Sonntag angeschaut und hier ist der Bericht dazu:
Am Sonntag herrschte sehr starker Regenfall, deshalb bitte ich die Qualität der Bilder zu entschuldigen...
Erreichbar ist der Lift nur nach einen kleinen Fußmarsch.
Geparkt habe ich am Parkplatz der L519 (Sankt Andreasberg-Sonnenberg) "Auf der Kuppe", dann habe ich die Straße Richtung "Schullandheim Mindener Hütte" überquert.
Am Schullandheim vorbei und in Richtung Naturfreundehaus gelaufen.

Erster Hinweis auf den Schlepplift.

Und der obere Teil der Wiese, über die man an den Schlepplift gelangt.

Ich bin allerdings weiter über die geräumte Straße gelaufen.
Am Naturfreundehaus vorbei und direkt dahinter verbirgt sich die Skiwiese.

An der Ski- und Rodelwiese angekommen, ein schönes und sehr weites Gelände. Außerdem noch sehr schneereich, der Matthias-Schmidt Berg war nicht mehr befahrbar...

Blick von unten auf den Skihang.

Die "Talstation"/Verkaufshäuschen für die Skikarten auf ca. 685 Meter über NN.

Die Umlenkrolle unten, der Antrieb befindet sich oben.

Blick auf die Lifttrasse.

Lifttrasse und Skihang Länge ca. 144 Meter

Antriebsstation und Motor oben "Bergstation" ca. 706 Meter über NN.



Bild von google Earth/Lage


Fazit:
Vorteile:
+ Breiter Hang für Skifahrer und Rodler geeignet
+ Schneesicher, da Nordhang und höher gelegen als der MSB
+ Für Anfänger und Skischulen perfekt
+ Bachlauf Gesehrwasser (bei Einräumung von Wasserentnahmerecht für Schneeerzeuger)
+ liegt nicht im Naturpark Harz

Nachteile:
- Sehr enge Zufahrtsstraße
- Keine öffentliche Gastronomie in der Nähe
- Hohe Investitionskosten für Reaktivierung

Ein Andreasberger sagte mir, dass früher im Winter immer sehr viel Betrieb herrschte.

Das Problem ist, dass weder eine öffentliche Gastronomie noch Toiletten in der Nähe vorhanden sind.
d.H. es müsste eine neue Skihütte am Gelände errichtet werden.
Der Hang ist aber sehr breit und hat meiner Meinung nach ein tolles Potential.
Ein Gerücht war, dass der Lift abgebaut und am MSB im hinteren Bereich für die Skischule wieder aufgestellt werden soll.
Also wer ein paar Euro übrig hat, der könnte hier eine Reaktivierung starten 
Frohe (Rest-) Weihnachten und einen guten Rutsch!

[XXLRay]

So stillgelegte Anlagen haben ja irgendwie immer was gespenstisches.

[playjam]

Also wer ein paar Euro übrig hat, der könnte hier eine Reaktivierung starten 

Eigentlich habe ich u.a. schottische Vorfahren in meinen Genen, aber für solche Projekte habe ich auch ein Soft-Spot. Ich kann mir durchaus vorstellen, Reaktivierung, Beschneiungsanlage und Flutlicht zumindest finanziell zu unterstützen. Voraussetzung wäre allerdings, dass der  regelmäßige Betrieb durch einen Verein oder ähnliches personell gesichert wäre.

[Harzwinter]

Ich weiß nicht, wem der Lift gehört. Der war bis vor ein paar Jahren an Wochenenden in Betrieb und auf jeden Fall dann, wenn in den benachbarten Schullandheimen im Winter Schulklassen zu Gast waren und Skiunterricht hatten. Ich denke, seine Zukunft ist eng mit der der Schullandheime verbunden, die - vom Hörensagen - nicht rosig aussieht. Die Technik dürfte die selbe sein wie die vom Seillift in Zellerfeld oder vom früheren Hasental-Lift in Hohegeiß. Wahrscheinlich hat die Anlage keinen TÜV mehr. Das Schullandheim Mindener Hütte beispielsweise wirbt nicht (mehr) mit Alpinskikursen.

[Max]

Spannend!

Ich schätze, dass die Kosten für die Reaktivierung des Lifts an sich noch im Rahmen bleiben würden, je nachdem aus welchen Gründen er stillgelegt wurde bzw. wie lange er da schon so steht. Viel eher muss man überlegen, ob der Hang an sich tatsächlich Potential hat bzw. ob es sich lohnen würde ihn wieder dauerhaft, zumindest am Wochenende zu betreiben.

Die Höhenlage ist schon recht gut und die Tatsache, dass es sich um einen Nordhang handelt schadet sicher auch nicht — wie sieht es denn dort mit dem Gefälle aus? Ist es eher vergleichbar mit einer sehr leichten Übungswiese wie dem Hasselkopf-Hang beispielsweise oder schon etwas anspruchsvoller?

Ich denke, dass selbst wenn ein Verein das Gelände wieder herrichten würde, so würde es doch eher ein Skihang für Liebhaber werden, da 144m auch nicht besonders lang sind. Oder aber man müsste etwas komplett Anderes draus machen, was es sonst im Harz nicht gibt — ggf. sogar auf die Retro- oder Zurück-zu-den-Wurzeln-Schiene setzen mit vereinzelten Veranstaltungen ("Ski like it's 1988") oder beispielsweise einem liebevoll gestalteten, naturnahen Funpark, wie dem Stash (http://www.thestash.com).

[playjam]

Hier zwei Bilder, auf denen man das Gefälle besser erkennen kann:





(Skilift Jordanshöhe, Quelle: http://www.harzwinter.de)

[Falkenstein]

@Max: Von der Steigung ist der Hang in Andreasberg (ca. 14,5%) etwas steiler als der Hasselkopflift (ca.13,33 %) .
@Harzwinter: Besitzer ist wohl die Familie/Firma Pläschke. TüV scheint der Lift nicht mehr zu haben, so wie der Zustand war.
@XXLray: Die Stimmung war sehr gespenstisch, da auch in den Schullandheimen kein Betrieb war und dicke Nebelwolken über das Gelände zogen.
@Playjam: Ich könnte mir auch vorstellen im begrenzten Rahmen ein Projekt zur Reaktivierung zu unterstützen.
Allerdings gräbt man damit wieder den anderen Liftbetreibern das Wasser ab. Flutlicht wäre wünschenswert, allerdings soll in der Nähe die Sternwarte Andreasberg entstehen, deshalb würde ich kein Flutlichtbetrieb in Betracht ziehen... ;-)

Aber ich glaube die Reaktivierung ist relativ unrealistisch, wenn man sich die notwendigen Investitionen anschaut:
Als Voraussetzung wäre natürlich zu nennen, dass die Eigentümer bereit wären den Lift und das Grundstück zu veräußern.
Des Weiteren sollte im Vorfeld klar sein, dass eine Beschneiungsanlage installiert werden kann.
Hier habe ich mal drei verschiedene Investitionspläne druchgespielt ;-)
(ohne Abschreibungen, usw.)
Die Zahlen basieren nur auf Schätzungen...

Investitionsplan klein
Ankauf Lift und Grundstück Preis ? 35000,- Euro?
TüV/Instandsetzung 5000,- Euro
Nachteile:
- weiterhin keine Pistenraupe, somit eher schlechte Pistenverhältnisse
- weiterhin keine Beschneiungsanlage, keine Schneesicherheit
- weiterhin keine Gastronomie, keine Toiletten
- es können keine Rodler befördert werden
Vorteile:
- keine Belastungen aus Kreditverträgen, oder ähnliches.
Ausgaben pro Jahr:
Versicherungen/Steuern 2000,- Euro
Benzin/Strom/Internetseite/Webcam 1000,- Euro
TüV 300,- Euro
Personalausgaben: 60 Tage/8 Stunden am Tag/10,- Euro Stundenlohn 9600,- Euro
Rückstellungen: 2000,- Euro
Gesamt: 14900,- Euro

Einnahmen:
60 Tage x 20 Besucher am Tag x 10,- Euro Umsatz=
12000,- Euro

Fazit: Der Lift wäre ein Verlustbringer, es sei denn er würde durch einen Verein auf ehrenamtlicher Basis betrieben.

Investitionsplan mittel
Ankauf Lift und Grundstück Preis ? 35000,- Euro?
TüV/Instandsetzung 5000,- Euro
gebrauchte kleine Pistenraupe (Ausfall jederzeit möglich) 10000,- Euro
Schneeerzeuger 8000,- Euro
Anschlüsse/Wasserleitungen 15000,- Euro
Skihütte 50000,- Euro

Gesamtinvestitionssumme: 123000,- Euro

Eigenkapital: 50000,- Euro
Fremdfinanzierung: 73000,- Euro
jährliche Kosten für Finanzierung 20 Jahre Laufzeit bei 5 % Zinsen p.a.
6000,- Euro Zinsen und Tilgung.
Nachteile:
- monatliche Belastung aus Kreditverträgen
- es könnten keine Rodler befördert werden.
Vorteile:
- lange Saison durch Beschneiung
- höhere Auslastung und besserer Bekanntheitsgrad durch "Schneegarantie" Saison Anfang Dez-Mitte März
- kleine Gastronomie mit Toiletten wären vorhanden
- höhere Einnahmen durch den Gastronomiebetrieb

Ausgaben:
Tilgung der Darlehen: 6000,- Euro
Versicherungen/Steuern/TüV: 5000,- Euro
Benzin/Strom/Internetseite/Webcam 3000,- Euro
Personalausgaben: 80 Tage x 8 Stunden am Tag x10,- Euro die Stunde 2 Personen=12800,- Euro
Rücklagen und Rückstellungen 5000,- Euro
Gesamt p.a.= 31800,- Euro
Einnahmen:
80 Tage x 30 Besucher pro Tag x 13 Euro Umsatz pro Gast=31200,- Euro

Fazit: Diese Variante wäre auch defizitär und nur durch ehrenamtlichen Einsatz würde es vielleicht funktionieren.

Investitionsplan groß
Ankauf von Lift und Grundstück Preis ?35000,- Euro?
Aufstellung Förderband "z.B. Sunkid" 150000,- Euro
gute gebrauchte Pistenraupe 50000,- Euro
gebrauchte Schneeerzeuger und Schneilanzen, auch am Rodelhang 50000,- Euro
Anschlüsse/Wasserleitung 15000,- Euro
Skihütte mit etwas mehr Platz 100000,- Euro

Insgesamt: 400000,- Euro

Eigenkapital: 100000,- Euro
Fremdfinanzierung 300000,- Euro 20 Jahre Laufzeit 5 % p.a.
jährliche Kosten für die Finanzierung: 24000,- Euro

Nachteile:
- hohe Belastungen durch Kredite, falls diese überhaupt seitens einer Bank gewährt würden...
Vorteile:
- Einnahmen deutlich höher, da auch Rodler das Förderband nutzen könnten
- Schneesicherheit durch Schneeerzeuger Saison Dezember-Ende März
- Gastronomie mit Toiletten wäre vorhanden
- Zusatzeinnahmen aus der Gastronomie
 
Ausgaben:
Tilgung jährlich: 24000,- Euro
Versicherungen/Steuern/TüV 5000,- Euro
Benzin/Strom/Internetseite/Webcam 4000,- Euro
Personalausgaben: 90 Tage/8 Stunden pro Tag/ 10,- Euro die Stunde/2 Personen 14400,- Euro
Rückstellungen: 5000,- Euro

Insgesamt: 52400,- Euro

Einnahmen:
90 Tage x 40 Besucher x 15 Euro Umsatz=
54000,- Euro

Fazit: Wünschenswert und vielleicht auch tragfähig aber viel zu heikel...

[playjam]

[...] Flutlicht wäre wünschenswert, allerdings soll in der Nähe die Sternwarte Andreasberg entstehen, deshalb würde ich kein Flutlichtbetrieb in Betracht ziehen... ;-) [...]

Nach meinem letzten Stand ist das Vorhaben des Vereins "Sternwarte St Andreasberg" auf der Jordanshöhe aus finanziellen und baurechtlichen Gründen leider mehr als fraglich, von daher würde ich erst einmal eine Flutlichtanlage mit in der Planung berücksichtigen. An den wenigen Tagen im Winter, an denen der Mond zur Betriebszeit nicht scheint und ein sternenklarer Himmel ohne Nebelwolken ist, fände ich es durchaus praktikabel, auf Nachtskilauf zu verzichten.

Prinzipiell begrüßenswert eine Finanzplanung zu machen, allerdings halte ich die Besucherzahlen für zu optimistisch. Daher kommt eigentlich nur ein Verein in Frage, sonst klappt es wegen der Personalkosten nicht.

[STS]

Der Investitionsplan "klein" ohne Ankauf Lift und Grundstück und Personalausgaben 60 Tage hat sehr überschaubare Kosten.

Wenn es ein Verein, eine Skischule oder das Schullandheim wollen, ist ein Betrieb an den Hochsaisontagen und für Skischul-Training sicher möglich.

In Springe bei Hannover läuft so ein Lift, wenn Schnee liegt.

[STS]

Eine andere Idee wär den Lift an den Sonnenberg umzusetzen und das Gebiet kostengünstig etwas aufzuwerten z.B.

+ Liftanbindung Parkplatz an gr. Sonnenberg
+ Verbindung Sonnenhang und gr. Sonnenberg oder Lift dazwischen

Beim Sonnenberg sind Gastronomie, WCs, Parkplätze, Pistenraupen, ein engagierter Betreiber vorhanden und die Piste liegt 150m höher.

[XXLRay]

Toiletten kann man ja prinzipiell über nen Container zur Verfügung stellen. Die Piste sieht auch so aus, als könne man sie verlängern (und dadurch interessanter machen). Das fehlende Stück Lift könnte man durch einen (günstigen) Ponylift überbrücken.
Ein Funpark (der dann über den Ponylift benutzbar sein könnte), ähnlich wie am Sonnenberg wäre vermutlich auch eine Aufwertung und mit überschaubaren Kosten verbunden.

Ich würde aber auch eine bessere Parkplatz und Liftanbindung am Sonnenberg begrüßen. Eine Ziehpiste wäre schonmal ne sinnvolle Geeschichte, um nicht von Lift zu Lift stapfen zu müssen.

[Harzwinter]

Umsetzen an den Sonnenberg geht nicht. Dazu müsste der Seillift dort als "neuer Skilift" in den Nationalpark gestellt werden. Und das ist laut NP-Gesetz verboten. Bestehende Liftanlagen genießen im NP Bestandsschutz.

[Falkenstein]

Sankt Andreasberg.
Aus gut informierter Quelle habe ich erfahren, dass der Bügellift an der Jordanshöhe im nächsten Jahr abgebaut werden soll. Der Lift war schon seit längerer Zeit nicht mehr in Betrieb, da die Skischule die Lifte am Matthias-Schmidt-Berg nutzt. Außerdem sind die Landschulheime und Hütten in der Nähe nicht mehr so ausgelastet, wie in den 80er und 90er Jahren.
Weiteres Manko ist die schmale Anfahrtsstrasse, sowie fehlende gastronomischen Einrichtungen.
Alleine die jährlichen Versicherungskosten haben ca.2000.- Euro betragen.
Im nächsten Jahr wird der Lift wohl leider demontiert.
 
Schlepptrasse:

Der Hang:

[Harzwinter]

Damit verschwindet mal wieder ein Stück Harzer Wintersportgeschichte, schade. Skifahrerisch ist es allerdings wirklich kein Verlust.

Bald wird sich niemand mehr an den Seillift Jordanshöhe erinnern. Den ehemaligen Seillift am Braunlager Hotel "Zur Erholung" kennt ja heute auch niemand mehr. Er dürfte ungefähr von 1975 bis 1995 in Betrieb gewesen sein und war sogar im damaligen Winterpanorama des Harzer Verkehrsverbands eingezeichnet. Hier drei Fotos von Ostern 2001. Da hatte der Lift schon kein Seil mehr.

[Falkenstein]

@Harzwinter: Es ist immer wieder beeindruckend und toll was Du für alte Fotos und Hintergrundinformationen hast...