Ich fand den Bericht insgesamt auch halbwegs ausgewogen, wobei ich es persönlich interessanter gefunden hätte ggf. noch etwas mehr auf die Chancen und Möglichkeiten einzugehen.
Dass F. Knolle einmal mehr seine allseits bekannten Parolen raushauen konnte war absehbar, aber ich hatte den Eindruck, dass überzogene Schlagwörter wie 'Ballermann Tourismus' insbesondere im Vergleich zu den sehr sachlichen Argumentationen der anderen Interviewpartner etwas untergegangen sind, jedenfalls ging es mir so.
Den schleichenden Verfall des Westharzes in Kontrast zu den 'blühenden Landschaften' im Ostharz zu setzen fand ich hingegen gelungen, zumal auch nicht damit gegeizt wurde die Gründe dafür mehrfach zu erwähnen und somit öffentliches Bewusstsein für die Probleme Südniedersachsens zu schaffen. Natürlich hätte man hier eher Wernigerode mit Goslar oder Braunlage mit Schierke vergleichen können, aber um den Kontrast noch deutlicher zu machen bietet sich Wernigerode vielleicht sogar an, Schierke womöglich in ein paar Jahren.
Marketingtechnisch sind das sicherlich keine schönen Bilder, aber es erhöht vielleicht zumindest etwas den Druck auf die Niedersächsische Landesregierung sich ähnlich wie das Land Sachsen-Anhalt mehr für den Harz zu engagieren und hält unseren Politikern ein wenig den Spiegel vor.
Dass das Torfhaus Harz Resort gut angenommen wird freut mich, ist aber keine wirkliche Überraschung. Kritik an kleineren Gastronomiebetrieben ist durchaus in Ordnung, es hat jedoch nicht jedes kleine Hotel ein finanzkräftiges Investoren-Konsortium im Rücken, welches es ihnen erlaubt eine ganze Siedlung in vielversprechender Lage abzureissen und alles nach ausgiebiger Analyse der Zielgruppe neu zu bauen.
Après-Ski am Hexenritt kann und wird nicht funktionieren, dazu benötigt man zumindest einen Skibus und noch mehr Übernachtungsgäste im Ort. Auch die Schirmbar ist nicht unbedingt ideal für diesen Zweck, besser wäre in jedem Fall eine vernünftige, gemütliche Hütte direkt unten am Ende der Talabfahrt.
Schön hingegen zu sehen, dass viele Familien und jüngere Leute sich wieder für den Harz interessieren und dass Angebote wie der Zipliner von Harzdrenalin so gut angenommen werden. Angebote wie dieses, Hochseilgärten, rasante Sommerrodelbahnen, Freizeitbäder und Thermen, Kletter- und Trampolinhallen, Standup Paddling Touren, usw. — das sind die Erlebnisse und Aktivitäten die benötigt werden, damit man sich in Orten wie Braunlage auch ohne Schnee beschäftigen kann.
Insgesamt ein guter und informativer Beitrag des NDR. Ein paar weitere, positive Beispiele, ggf. auch die eine oder andere Aufnahme aus dem Westharz, wenn es gerade mal nicht regnet oder vernebelt ist (das könnte allerdings auch ganz bewusst als Stilmittel verwendet worden sein) und etwas weniger Kritik am Ausbau des Skigebiets am Wurmberg hätten ihn allerdings noch besser gemacht, zumal es so rüberkam, als wenn man das Skigebiet nur für 4 bis 6 Wochenenden im Winter umgebaut hätte und sonst aus Mangel an Besuchern besser direkt geschlossen lässt.