Autor Thema: Ski(sprung)halle im Harz  (Gelesen 9475 mal)

Harzwinter

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Ski(sprung)halle im Harz
« am: Juni 07, 2016, 09:23:17 Vormittag »
Nachdem das Thema Skihalle im Harz einige Jahre nicht mehr durch die Medien ging, tritt jetzt der Skiclub Wernigerode mit einer neuen Idee auf den Plan: Er möchte eine Skisprunghalle im Harz realisieren - Details im Presseartikel der Volksstimme. Geliebäugelt wird mit einem Gelände an der B 244 in Richtung Elbingerode, Höhe Astberg.

Der Presseartikel erwähnt, dass in der Halle zwei Großschanzen, "eine 750-Meter-Langlaufloipe und ein 720-Meter-Abfahrtshang mit einem Gefälle von 23 Prozent" untergebracht werden könnten. Es gibt zwar schon ein Projektplanungsteam, aber noch keine Kostenanalyse und folglich auch noch keinen Finanzierungsplan. Somit ist alles noch ein Luftschloss.

Die Idee finde ich grundsätzlich interessant. Das Projektteam muss aber klar definieren, wie sich eine solche Halle wirtschaftlich möglichst selbst tragen kann, denn die laufenden Betriebskosten dürften enorm werden. Im Rahmen eines Wirtschaftlichkeitsplans sind die Schanzen aus meiner Sicht nur Abfallprodukt, denn zahlende Besucher sind eher für Langlauftraining, Alpinski und Großveranstaltungen ohne Schneebezug zu erwarten. Skispringen ist nun mal kein Breitensport.

Max

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #1 am: Juni 07, 2016, 10:12:06 Vormittag »
Ehrlicherweise musste ich eben erst einmal auf den Kalender schauen um auszuschließen, dass wir heute den 1. April haben! ;)

Hier übrigens noch ein weiterer Artikel zum Thema mit einer detaillierten Skizze und Informationen zur möglichen Bauzeit und Finanzierung.

Eine einmalige Halle wie diese würde vermutlich tatsächlich Spitzensportler aus verschiedenen Disziplinen nach Wernigerode locken und auch die Tatsache, dass es sich dabei um die (vermutlich) längste Indoor-Abfahrtspiste der Welt handelt lässt sich bestimmt gut vermarkten bzw. wäre für den Harz als solches nicht verkehrt (365 Tage im Jahr Schneesicherheit)!

Bleibt nur die Frage, wie realistisch das wirklich ist — ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen, wenn die Halle tatsächlich irgendwann kommen sollte!

TUCler

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #2 am: Juni 07, 2016, 10:35:55 Vormittag »
Zitat
Zu den Kosten für das Projekt wurde noch nichts gesagt. Bekannt ist aber bereits, dass Götze plant, den Bau komplett über private Investoren zu stemmen. Die Geldgeber stünden bereit, nun sei aber noch Unterstützung der Stadt Wernigerode nötig. Ihr gehört das Grundstück am Astberg.
Die Idee zu der Halle kam Klaus Götze schon vor Jahren. Doch eine Bank, die das Ganze damals finanzieren wollte, war im Strudel der Finanzkrise pleite gegangen.

Für mich ist es kaum vorstellbar, dass man so eine Halle 365 Tage wirtschaftlich betreiben kann. Umso erstaunlicher, dass Herr Götze angeblich schon private Investoren gefunden hat.
Aber ich lasse mich gerne überraschen  ;)

XXLRay

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #3 am: Juni 07, 2016, 11:24:28 Vormittag »
Die bieten natürlich ein etwas breiteres Programm als Bispingen an, aber die Betriebskosten dürften auch höher sein. Insbesondere bei den Schanzen frage ich mich, ob die nicht ein großes Loch in die Finanzen reißen.

Usul

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #4 am: Juni 07, 2016, 04:49:08 Nachmittag »
Hui, auch ich dachte an den 01.04.

Wenn sie die Finanzierung 100% privatt stemmen, haben sie meinen Segen, wenn da aber Steuergelder reinfließen würden...

Meine persönliche Meinung? Bispingen ist nicht ohne Grund einmal insolvent gegangen, hat Hamburg als Einzugsgebiet, die geplante Anlage wäre mehr als doppelt so groß.
Wo sollen die zahlenden Kunden herkommen, um die Kosten zu erwirtschaften. Bottrop dürfte die derzeit längste Indoorpiste mit 650m haben, und die haben das gesamte Ruhrgebiet als Einzugsgebiet.

Wenn sie das privat stemmen und halten, wäre ich echt beeindruckt, aber Steuergelder würde ich nicht drauf verwetten. Schon gar keine 60 Mio Wette...

STS

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #5 am: Juni 07, 2016, 06:29:58 Nachmittag »
Chipfabrik, Zeppelin Fabrik, ... Ich will meinen Soli zurück, irgendwann ist es auch mal gut mit dem Subventionsirrsinn.

Nordharzer

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #6 am: Juni 07, 2016, 06:51:36 Nachmittag »
Chipfabrik, Zeppelin Fabrik, ... Ich will meinen Soli zurück, irgendwann ist es auch mal gut mit dem Subventionsirrsinn.
Mein reden, es muss endlich mal Schluss sein damit. Aufbau West wäre jetzt mal angesagt (z.B. Eishalle Braunlage).
Im Ostharz scheinen die nicht zu wissen, wohin mit den Steuergeldern und im Westharz verfällt alles!

TUCler

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #7 am: Juni 07, 2016, 08:04:57 Nachmittag »
Andernorts im Harz werden Grundschulen geschlossen, ein Eisstadion ist mehr oder weniger marode und eine Universität hatte auch schon finanziell rosigere Zeiten. Wenn da Subventionsgelder reinfließen würde, wäre das unfassbar. Sowas kann und darf eigentlich nur privat finanziert werden. Aber da frage ich mich auch, wer da hintendran stehen soll.

Im Winter kann der Harz ja noch halbwegs schneesicheres Skifahren anbieten. Ich war noch nie in Bispingen im Snow Dome, aber fahren da im Sommer wirklich so viele Besucher hin, dass sich das rechnen kann?
Wenn man zusätzlich zu Piste und Loipe noch eine Skisprungschanze möchte, müsste die Halle auch ganz schön hoch sein ::) Ich meine, bei der angesagten Weite von 140 Metern, dürfte der Sprungturm gute 45 Meter + x haben. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass der Auslauf nicht flach ist, sondern fällt. Also kommen da noch ein paar ordentliche Meter drauf. Da man im Sommer auf dem Sprungturm unter dem Glasdach wahrscheinlich keine 40°C haben möchte, sondern eine homogene Temperaturverteilung in der Halle, will das Ganze auch noch äußerst aufwendig gekühlt werden. Alles nicht wirklich günstig. Ach und eine Windsimulationsanlage soll ja auch noch rein…
Den privaten Investor will ich mal sehen, der da mitspielt. Es sei denn der DSV kommt auf die Idee 2020 das Neujahrsspringen von Garmisch nach Wernigerode zu verlegen :D

Nordharzer

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #8 am: Juni 07, 2016, 08:26:29 Nachmittag »
Also ich war ein Mal in Bispingen... meins ist das nicht! Erstens auf Dauer kälter, als draußen, da die Sonneneinstrahlung fehlt, und zweitens.... 200m Piste sind echt langweilig, von den Preisen mal ganz zu schweigen... 🙄
Aber es scheint Leute zu geben, die dort tatsächlich so etwas wie Skiurlaub machen (hab jedenfalls beim bezahlen mitbekommen, dass dort eine Familie für ne Woche eingecheckt hat) ... naja 😜

Max

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #9 am: Juni 07, 2016, 09:50:54 Nachmittag »
Also ich war ein Mal in Bispingen... meins ist das nicht! Erstens auf Dauer kälter, als draußen, da die Sonneneinstrahlung fehlt, und zweitens.... 200m Piste sind echt langweilig, von den Preisen mal ganz zu schweigen... 🙄
Aber es scheint Leute zu geben, die dort tatsächlich so etwas wie Skiurlaub machen (hab jedenfalls beim bezahlen mitbekommen, dass dort eine Familie für ne Woche eingecheckt hat) ... naja 😜

Mir ist es mittlerweile auch zu weit dort hinzufahren und ich mag das Kühlschrank-Feeling mit Neon Beleuchtung, dafür ohne Tageslicht und dazu NDR2 Berieselung nicht unbedingt. Zum Vorbereiten auf die Saison oder um im Funpark etwas zu tun sicher nicht verkehrt, aber insgesamt leider nicht sehr spannend.

Eine längere Piste mit Tageslicht und Blick nach draussen würde ich vermutlich schon regelmäßig besuchen, wobei ich mir die Kühlung einer derart großen Halle auch sehr kostenintensiv vorstelle.

sommerphobie

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #10 am: Juni 07, 2016, 10:08:36 Nachmittag »
Der Astberg ist rund 475m hoch. Bei einer Talhöhe von knapp über 300m sind die angegebenen 23% schinbar das Durchschnittsgefälle der Abfahrt (720m bei 23% = 165,6hm). Mit einer Höhendifferenz auf Bocksbergniveau kann man schon von einer ernsthaften Abfahrt sprechen.

Der (Zweiseil-)Sessellift mit einer langezogenen Kurve in der Grafik beim MDR ist allerdings unrealistisch. Nach der Grafik scheint eine gleichzeitige Ausübung aller Sportarten nicht möglich zu sein.

In Oberhof gibt es schon eine Indoor-Langlaufanlage mit Schießanlage, die größer/länger ist als die angedachte Halle in Wernigerode. http://www.oberhof-skisporthalle.de/

TUCler

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #11 am: Juni 08, 2016, 09:17:17 Vormittag »
In Oberhof gibt es schon eine Indoor-Langlaufanlage mit Schießanlage, die größer/länger ist als die angedachte Halle in Wernigerode. http://www.oberhof-skisporthalle.de/

In Oberhof trainieren allerdings auch ganzjährig etliche Biathleten, Langläufer und nordischen Kombinierer aus dem Profisport, weil man dort auch die entsprechenden Outdoor-Anlagen und das ganze Drumherum hat. In WR wüsste ich nicht so recht, wen man damit ansprechen will.

An und für sich hätte die Halle natürlich schon was  :) Ich kann mir heinen wirtschaftlichen Betrieb nur nicht so richtig vorstellen bei den Dimensionen.
« Letzte Änderung: Juni 08, 2016, 09:31:29 Vormittag von TUCler »

XXLRay

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #12 am: Juni 08, 2016, 09:31:28 Vormittag »
Naja, zumindest die beschneite Loipe des Landesleistungszentrums bei Sankt Andreasberg wird ja wohl auch genutzt. Ich kann mir schon vorstellen, dass die an den "Saisonrändern" in eine Halle ausweichen würden.

STS

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Re: Ski(sprung)halle im Harz
« Antwort #13 am: Juni 08, 2016, 11:34:20 Vormittag »
Die Biathleten Franziska Hildebrandt Arnd Peiffer und Daniel Böhm aus dem Harz sind bereits heute Weltklasse.

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Doch die Biathlon Szene ist genauso versteckt wie die beschneite(!) Wettkampfloipe am Sonnenberg. Bis auf die Lokalpresse und das Plakat aus Clausthal werden die erstaunlichen Leistungen der Sportler und Vereine extrem selten im NDR oder norddeutschen Zeitungen gewürdigt. Das Landesleistungszentrum am Sonnenberg wird u.a. von den Aktiven aus den WSV Buntenbock und Clausthal gut genutzt. Auch die beleuchtungsfähige Sommertrainingsstrecke in Zellerfeld hat seinen Thrill, zumindest für mich als Hobbyskilangläufer im Winter..

Am Sonnenberg lag auf 800müNN sogar Naturschnee mit Unterbrechungen von Mitte November bis Ende April, also fast 6 Monate. Mit relativ geringen Kosten und politischem Willen könnten diese beschneiten Strecken verlängert und vom Harz Marketing besser präsentiert werden.

http://www.oberharz.de/orte/clausthal-zellerfeld/biathlon-leistungszentrum/
https://de-de.facebook.com/pages/Landesleistungszentrum-Sonnenberg/244665098917142

In Oberhof trainieren allerdings auch ganzjährig etliche Biathleten, Langläufer und nordischen Kombinierer aus dem Profisport, weil man dort auch die entsprechenden Outdoor-Anlagen und das ganze Drumherum hat.

Das sehe ich auch so, Oberhof hat eine Historie und politische Unterstützung. Der Harz muss sich wieder neu aufstellen, sowohl in Punkto Tourismus und Skisport mit verstärkter gemeinsamer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Leuchttumprojekte am Torfhaus, Wurmberg, das Weltkulturerbe und Skiwelt Harz sind ein guter Anfang und Beweis das sinnvolle Projekte funktionieren.

Meiner Meinung nach sollte zunächst die gesamte Energie besser in realistische erfolgsträchtige Projekte gesteckt werden
1. gemeinsames Skigebiet Braunlage-Schierke
2. verstärkte Beschneiung am MSB, Bocksberg + Einigung mit Nationalpark über Sonderregelung Sonnenberg und Torfhaus zur Absicherung zumindest für die Hochsaison
3. gemeinsamer Skipass für den Harz
4. Ausbau neuer attraktiver Sommerangebote
5. Attraktivitätssteigerung der Innenstädte (verbesserte Gastronomie, interessante Events, Rückbau leerstehender Läden in stilvolle harztypische Architektur)

Die Schmalspurbahn Anbindung Braunlage und Skihallen sind vielleicht etwas für die Zukunft.





« Letzte Änderung: Juni 08, 2016, 06:01:09 Nachmittag von STS »