Nun will ich auch mal meine Erfahrungen in Sachen Fewo im (und außerhalb) des Harz einbringen:
Wenn man eine Fewo kaufen will, sollte man als Skifahrer nicht nur die Wintertauglichkeit im Auge behalten, sondern muss ganzjährig schauen.
Ich habe mich vor 3 Jahren intensiv mit den touristischen Mittelgebirgsstrukturen (Harz, Bay. Wald, Sauerland, Thü. Wald, Erzgebirge) beschäftigt, da ich noch eine weitere Fewo kaufen wollte. Da ich im Raum KS/GÖ wohne, sind für mich primär Thür.Wald, Harz und Sauerland interessant. Habe mich letztendlich für Willingen und gegen den Harz entschieden und im Sauerland noch einmal die Standorte Wilingen/Winterberg intensiv abgewägt.
Die touristischen Daten im Harz sind für eine erfolgreiche Vermietung einfach katastrophal. Braunlage hat seit Mitte der 80er Jahre fast 50% ÜB eingebüßt. Der Harz hat zwar für den Sommer eine gute Freizeitinfrastruktur, doch leider kann auch diese nicht genügend Buchungen für eine ganze Woche in den Ferien begünstigen. Das Harz-Image ist hin und die Orte im Oberharz machen keinen einladenden Eindruck, wenn jede 3. Pension geschlosssen und jedes 4. Haus zum Verkauf leersteht. Das Sauerland hingegen hat den Ruf einer modernen, sportiven Tourismusregion.
Auch wenn der Wurmberg beschneit und ausgebaut wird, so wird das immer noch kein attraktives Angebot darstellen für längere Übernachtungsaufenthalte im Winter, da das Pistenangebote ohne Nordhang und gr. Winterberg eher langweilig ist, auch wenn ein Hexenritt dazukommt. Erst wenn dort ein Skigebiet entsteht, welches man in einem Atemzug mit Feldberg, Fichtelberg, Arber oder Sauerland nennen kann, wird der Harz als Top-Mittelgebirgsskigebiet auch längere ÜB-Aufenthalte im Winter generieren können. Das Potentilal mit ganz Norddeutschland und DK als Einzugsgebiet ist vorhanden, doch leider gibt es einen Blockierer namens Nationalpark.
Gegenwärtig kann man im Harz mit Anstrengung nicht mehr als ca. 100-120 Tage Vermietung schaffen (mein Soll heisst 150 Tage). Zudem ist das Mietpreisniveau im Harz sehr niedrig und es wird unter den Vermietern in der Not ganz schön gedumpt.
Zum Vergleich:
Meine Fewo in Willingen habe ich seit Feb 2010 (hab 1,5 Jahre auf das passende Objekt gewartet) und ich vermiete seit Mai 2010 und habe im ersten Jahr über 190 Tage vermieten können, was ein sehr sehr gutes Ergebnis ist (statistischer Schnitt in Willingen liegt bei 140 Tagen). In allen Ferien habe ich nur Buchungen über eine ganze Woche und auch in der Skisaison hatte ich 8 (!) ganze Wochen vermietet, davon 50% an NL. Im Harz ist das nicht ansatzweise denkbar, weshalb ich bislang keine Fewo im Harz gekauft habe.
In Willingen gibt es zudem kaum ein Wochenende, an dem meine Wohnung leersteht. In Sachen Kurzurlaub ist Willingen (1,2 Mio ÜB) wegen des Partytourismus noch deutlich stärker als Winterberg (1 Mio ÜB). Das Sauerland ist mit einem Mehrtagesskipass für alle 6 großen Skigebiete in Willingen und Winterberg deutlich attraktiver als der Harz. Es gibt auch eine Saisonkarte für 250€ (= 10 Tageskarten)
Winterberg ist noch stärker in den Ferien und bei unseren Nachbarn NL als Willingen. Die ganzjährige touristische Infrastruktur ist im Sauerland allerbestens ausgebaut, es fehlt an nichts und vom enormen Wettbewerb von Willingen/Winterberg profitieren die Touristen.
Die Kaufpreise liegen im Sauerland für ein ordentliches Objekt bei 1000-1700€/qm.
Eine Fewo rechnet sich im Schnitt bei einer Belegung von 150 Tagen, hängt jedoch auch von den Kaufpreisen und der Lage ab. Meine Fewo in Oberstdorf (200-250 Tage Vermietung, Kaufpreis in O-Dorf ca. 3000€/qm) und Rügen (160-190 Tage Vermietung, Kaufpreis Rügener Ostseebäder ca. 2500-5000€) funktionieren sehr gut.
In D gibt es fünf sogenannte "Ersturlaubsgebiete" (Bay. Alpen, Bodensee, Nordsee, Ostsee, Bay. Wald), d.h. regionen, in denen eine bestimmter Anteil ihren Haupturlaub verbringen. Der Harz zählte bis Anfang der 80er Jahre mal dazu. Der Bay. Wald gefährdet dieses Status seit ca. 10 Jahren, doch trotz Krise sieht es im Bay. Wald gepflegt aus und nicht so erbärmlich wie im Harz.
Bodenmais am Arber hat auch günstige Kaufpreise (ca. 800-1000€) und man zieht sich dort gerade durch konzentrierte Maßnahmen aus der Krise heraus. Daher ist Bodenmais ein nicht uninteressanter Ort für eine Fewo-Investition. Die ganzjähriger Infrastruktur ist sehr gut.
Thür. Wald/Oberhof kann man derzeit vergessen, da die ganzjährige Freizeitinfrastruktur unzureichend ausgebaut ist, von einem alpinen Skigebiet mal abgesehen. Oberhof hat jedoch Pläne für einen Ausbau in der Schublade, doch es hapert noch an der Umsetzung. Nach einem Ausbau würde Oberhof alpin etwas ähnlich aussehen wie Winterberg (ca. 6km kurze Pisten von 400-500m länge zwischen Ort und Biathlonstadion). Oberhof hat bei Ausbau der Freizeitinfrastruktur ein enormes Potential, da die Bausubstanz und das Flair des Ortes in gutem Zustand ist.Auch die Verkehrsanbindung aus Richtung N, WÜ, KS, L mit BAB-Abfahrt und Bahnstation ist top und der Ort hat als Wintersportort internationalen Bekanntheitsgrad. Oberhof sollte/kann man für die Zukunft daher im Auge behalten. Nachdem nun die Pläne für ein neues Skigebiet am Schneekopf (Abfahrtslängen bis 2km, 350 Höhenmeter) aus Naturschutzgründen geplatzt sind, wird Oberhof wohl in Zukunft den Ausbau beginnen. Letzterer wäre nämlich bei einem Skigebiet am Schneekopf (8km von Oberhof) überfüssig. Ich habe viele Jahre mit den Thüringer Tourismusverantwortlichen beruflich zu tun gehabt und weiss aus Erefahrung, dass man dort zwar immer etwas länger braucht und sorgfältig abwägt, doch wenn etwas politisch gewollt ist, dann wird es auch umgesetzt und man weiss um die touristische Bedeutung von Oberhof als Leutturm für den gesamten Thüringer Wald.
Oberwiesenthal/Erzgebirge erzielt 60% seiner ÜB im Winter. Das Skigebiet ist das einzig attraktive dort. Die Infrastruktur für den Sommer ist unzureichend und das Ortsbild wirkt östlich schlicht, ohne attraktives Stadtbild. Die haben noch einen langen Weg vor sich. Kaufpreise und Mietpreisniveau sind niedrig. Investition in eine Fewo daher uninteressant. Das Erzgebirge hat zudem für die Sommersaison eine enorme Konkurrenz bekommen, gegen die sie kaum anstinken können, nämlich das gigantische geflutete Freizeit-Seengebiet des ex-Braunkohleabbaus rund um Leipzig. Dort wird gigantisch investiert und EU-gefördert und es entstehen viele Fewo-Parks.
Schade eigentlich, denn Oberwiesenthal ist eigentlich ein schnukkeliger Ort mit alpinem Flair und leider nur theoretischem Potential, was über einen Wintersportort wohl kaum hinauskommen wird. Dafür ist es zu wohl spät...
Playjam hat in Braunlage auf jeden Fall in einer der besten Anlagen gekauft. Die Anlage hab/hatte ich auch ins Auge gefasst, doch ich werde im Harz vorerst aus vorgenannten Gründen nicht investieren, da ich eine Fewo zwar auch selbst nutze (insbesondere da ich Frührentner mit viel Zeit bin), doch für mich muss sich ein Fewo auch rechnen, und das ist im Harz gegenwärtig trotz günstiger Kaufpreise leider nicht gegeben. Eine Fewo braucht Langzeitgäste ab 5-7 Nächten Aufenthalt und dafür ist der HArz derzeit leider nicht attraktiv genug. Zudem kann man ohne Schneesicherheit im Winter keine Wintersaison erfolgreich gestalten, da die Buchungen je nach Schneelage spontan erfolgen. In Willingen habe ich meine Winterbuchungen (Mitte Dez.-Mitte März) bereits im November zu über 80% unter Dach und Fach gehabt, weil Willingen und Winterberg mit Beschneiung als relativ Schneesicher bekannt sind.
Ich liebe den Harz und werde dort investieren (Braunlage oder Schierke), sobald es die Infrastruktur zulässt.
Mein Hauptkriterium ist eine schneesichere Wintersaison von Dez-März, sowie eine attraktives Skigebiet Braunlage/Schierke, da man dann die Übernachtungszahlen wirklich steigern kann. Das bringt mind. 30 Tage zusätzlich und damit kann man die 150 Tage Vermietung dann erzielen. Ich bin nicht so mutig wie Playjam und kaufe mit Spekulation.
Doch wenn sich Braunlage tatsächlich nach vorn entwickelt, dann wird er mit seiner Wohnung viel Freude haben, da sie gut liegt. Das einzig kleine Handicap ist die hohe Verkehrsbelastung in der Nähe zur Harzburger Straße und dem Wurmbergparkplatz, doch eine eierlegende Wollmilchsau ist kaum zu finden. Weitere gute Lage in Braunlage ist der Bereich um die Rathauswiese.
Schierke wird erst dann interessant, wenn eine Anbindung an das Wurmbergskigebiet erfolgt ist, doch dann wird es in Schierke gewaltig aufwärts gehen, da der Ort flair hat und diverse Hotelinvestoren in Wartestellung stehen. Der OB Gaffert aus Wernigerode weiss das, denn schließlich ist Wernigerode mit ca. 800000 ÜB der mittlerweile stärkste Tourismusort im Harz. Wenn es gelingt, die Achse Wernigerode-Schierke-Brocken richtig auszubauen, dann wird Braunlage ganz schön gucken... deshalb wehren die sich wohl nicht ohne Grund auch mit Vorwänden gegen die Seilbahnanbindung Schierkes auf den Wurmberg.
Doch im Harz glaub ich erst an den Ausbau, wenn ich die Bagger für jede einzelne Maßnahme arbeiten sehe... Denn bisher glänzete der Harz leider nur in Sachen großspuriger Ankündigungen.