Playjam, du schreibst
Es kann wirklich niemand ernsthaft bestreiten, dass die Nationalparkverwaltung am Zustand des Waldes im Harz die Hauptverantwortung trägt.
Nun ja, es sind halt nur die Fachleute die das bestreiten. Wenn man im Netz sucht, findet man besorgte Reaktionen von Bürgern (z. Bsp. von Schierker Einwohnern) und Politikern (wie der CDU Fraktion des Landtages von Sachsen-Anhalt). Das ist auch nachvollziehbar, aber ganz sicher kein Beleg für deine Aussage.
Sieht man die Aussagen von Fachleuten, wird nirgendwo der NP und seine fehlende Bekämpfung des Borkenkäfers als Ursache der derzeitigen katastrophalen Situation genannt.
In der "Volksstimme" " Die Lehren aus den Waldschäden " ist zum Beispiel zu lesen:
"DAS PROBLEM: Vier schwere Stürme fegten in den vergangenen zweieinhalb Jahren über Sachsen-Anhalt hinweg. Dazu kamen zwei Jahre extremer Trockenheit, sagte der Chef des Landesforstbetriebs, Bernd Dost. In vielen Regionen sei der Waldboden bis in 1,5 Meter Tiefe ausgetrocknet. Gerade jüngere Bäume und flachwurzelnde Nadelbäume fanden kaum Wasser. Dafür hatte der Borkenkäfer leichtes Spiel."
sowie
"DIE FOLGEN: "Das Trockenjahr hat uns mehr reingerissen als alle Stürme zusammen", fasst der Chef des Landesforsts zusammen. Bäume hätten ein langes Gedächtnis. Noch in den nächsten zwei bis drei Jahren könnten sie massenhaft an den Folgen der Dürre sterben, selbst wenn es jetzt wieder normal regne. "Der gesamte Wald hat gelitten." Auch die Fichten seien durch die Trockenheit nicht nur wehrlos gegen den Borkenkäfer gewesen – viele seien am Wassermangel selbst eingegangen. "Es heißt immer, das sei alles der Borkenkäfer gewesen, aber 60 Prozent der toten Fichten sind einfach vertrocknet."
Der Np wird mit keinem Wort erwähnt. Die Aussagen des Forstchefs von Sachsen-Anhalt decken sich weitgehend mit den Aussagen anderer Fachleute die ich gefunden habe.
Selbst in der von der WSB verlinkten Webseite ( "Neues & Veranstaltungen" "Der Wald ruft") ist zu lesen:
Der Schuldfrage auf der Spur
In Anbetracht der akuten und schnellen Veränderungen im Wald entstehen insbesondere in den Sozialen Medien wilde Diskussionen um die Schuldfrage.
Fakt ist: Eine Mitverantwortung tragen wir alle. Auch wenn kontrovers diskutiert wird, wie stark der Einfluss des Menschen auf das Klima ist. Die Häufung der Klimarekorde der vergangenen Jahre ist ein deutliches Indiz dafür. Die Geschwindigkeit der Veränderungen nimmt zu und überfordert die Anpassungsfähigkeit vieler Baumarten.
Auch Schuldzuweisungen in Richtung Nationalpark Harz, wo in die Naturgeschehnisse nur in wenigen Bereichen eingegriffen wird, sind abwegig. Wichtiger ist, gemeinsam Lösungen zu schaffen." (hervorhebung von mir)
Es kann ja nun wirklich niemand bestreiten, dass die extreme Trockenheit der letzten zwei Jahre die Ursache für die ebenfalls extremen Waldschäde ist, natürlich nur wenn man den Fachleuten folgt.
Max du schreibst:
"Ich behaupte nicht, dass die Trockenheit der letzten zwei Jahre nicht auch ihren Teil dazu beiträgt, dass die Wälder zusätzlich gestresst werden und der "Waldumbau" sehr viel schneller vorangeht als vielleicht auch von Seiten des NP zunächst angenommen wurde, aber wie gesagt, die Situation im und um die Kernzone des NP im Oberharz ist eine Andere als bspw. in einem normal bewirtschafteten Forst im Weserbergland — der ist sicherlich auch betroffen und hat Probleme, das Ausmaß der Schäden ist jedoch kaum vergleichbar mit dem im Oberharz."
Im "Waldzustandsbericht 2019" von Niedersachsen ist dazu folgendes zu lesen:
"Der extreme Witterungsverlauf 2018 und 2019 hat zu erheblichen Schäden in den Wäldern Niedersachsens geführt. Im Harz und im Solling, mit der Fichte als prägender Baumart, wurden durch Stürme und Borkenkäferbefall ganze Waldbestände aufgelöst und Freiflächen entstanden."
Der Solling befindet sich im von dir angesprochenem Weserbergland und hat keinen Np als unmittelbaren Nachbarn. Als Ursache für die Schäden wird auch hier die Witterung und die Fichtenmonokultur an den beiden Standorten genannt.
Betrachtet man die Problematik ganz sachlich und objektiv, ist die Behauptung der Np wäre hauptsächlich oder teilweise für die Waldschäden im Harz verantwortlich ganz einfach falsch. Diverse Köpfe sollten also ruhig auf ihren Schultern bleiben und alle zusammen (Forstbehörden, der NP, Touristiker, die Politik und die Bevölkerung) sollten gemeinsam an der Lösung dieses grossen Problems arbeiten.