Mal etwas Anderes und zwar war ich vor zwei Wochen tatsächlich zum ersten Mal in Schierke und habe dort ein Wochenende verbracht (erstaunlich, aber wie ein Anwohner dort schon sagte, 'Schierke ist Dead-End — hier fährt niemand einfach mal durch').
Mein erster Eindruck vom Ort war, dass er mir wirklich gut gefallen hat ehrlich gesagt! Es ist zwar deutlich weniger los als in Braunlage und auch das gastronomische Angebot ist kleiner, aber dafür gibt es zahlreiche wirklich nett aussehende Restaurants und Cafés, alles wirkt etwas übersichtlicher und wie rausgeputzt und ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass bei einem Anschluss an das Skigebiet insbesondere die Übernachtungsgäste, die bereit sind etwas mehr zu zahlen, sich eher für Schierke entscheiden werden.
Als Nachteil bzw. Standortvorteil von Braunlage sehe ich die Nähe zu diversen Gewässern, in denen man auch baden kann sowie das vielfältigere Angebot in Sachen Nachtleben, was ich in Schierke entweder übersehen habe oder in der Form nicht existiert.
Was die Seilbahn-Anbindung des Orts an den Wurmberg angeht, so bin ich nun in jedem Fall etwas zweigespaltener als noch zuvor: Jeder neue Lift und jede neue Piste ist natürlich besser als nichts, aber eine leistungsfähige Gondelbahn ohne nennenswertes Pistenangebot wird das Skigebiet am Wurmberg, so wie es jetzt ist, voraussichtlich nur noch mehr (über-)füllen und mit Sicherheit dafür sorgen, dass einige Übernachtungsgäste sich doch eher für Schierke entscheiden, einfach da der Ort m.M.n. ursprünglicher, weniger verbaut und insgesamt gepflegter erscheint (was bei der Menge an Fördergeldern auch kein Kunststück ist).
Auch wenn Braunlage und Schierke letztlich nur wenige Kilometer trennen, aber die Fahrt mit dem Auto zieht sich doch ein wenig und mit dem Taxi ist man für eine Strecke auch mit ca. 40€ dabei, sodass Schierke z.Z. vermutlich nur für wenige alpine Wintersportler eine Option darstellt.
Auch wenn ich mich über das erweiterte Pisten- und Liftangebot freuen würde, so kann ich dennoch die Bedenken, die in Braunlage teilweise vorherrschen, durchaus nachvollziehen. Der Ausbau wäre sicherlich ein guter erster Schritt, aber mit der aktuellen Planung würde in erster Linie Schierke davon profitieren, während der Tourismus in Braunlage im schlimmsten Fall sogar darunter leiden könnte. Berücksichtigt man nun noch den Wettbewerbsvorteil aufgrund der höheren verfügbaren Fördergelder in Sachsen-Anhalt sowie die finanzielle Lage von Braunlage, so kann man durchaus verstehen, warum man gerne verschiedene Dinge vor einer Anbindung an den Wurmberg vertraglich festhalten möchte.
Eventuell sollte man sich hier tatsächlich noch einmal zusammensetzen und aushandeln, dass entweder das Pistenangebot auf Schierker Seite entsprechend der Liftkapazität aufgestockt wird oder man Braunlage auf andere Weise entgegenkommt, sodass auch der Ort vom weiteren Ausbau profitieren kann. Der aktuelle Stand der Planung wirkt auf mich — nach dem Besuch in Schierke mehr denn je — etwas zu einseitig!