Hallo an alle hier versammelten Harzskifahrer.
Ich verfolge diesen Thread seit längerer Zeit sehr interessiert, vielen Dank an playjam für sein Resümee vom 5.12.2012: Wirklich toll, hier so offen den persönlichen Kassensturz kund zu tun! Weiterhin alles gute für die stilvolle FeWo am Wurmberg!
Woher rührt mein Interesse: Na klar, auch wir liebäugeln grundsätzlich mit dem Erwerb einer Ferienwohnung im Oberharz/Westharz.
Warum? Ähnliche Vorhaben wie bei playjam, also häufige Selbstnutzung und evtl. auch etwas Vermietung. Der eigentliche und grundlegende Antrieb ist aber tatsächlich Sentimentalität, bei Immobilienkäufen i.d.R. sicher eher selten anzutreffen. Ich besuche den Westharz seit Ende der 70er Jahre und es schmerzt mich (Vorsicht, jetzt wirds rührselig!), ihn im derzeitigen Zustand zu sehen. Ganz schlimm: Früher immer nach Wildemann gereist, heute meide ich diesen Geisterort (Anfang der 80er konnte man dort in der Wintersaison die Füße hochnehmen und wurde von den Menschenmassen die Haupstraße entlang getragen...). Aber zurück zur Immobilie: Wenn ich eine erwerbe, dann auch deshalb, weil diese dann eine weniger ist, die leer steht und verfällt. Und wenn ich sie auch noch hin und wieder nutze und nutzen lasse - auch gern zum Selbstkostenpreis - , kommt zumindest etwas Geld in die Westharzkasse.
Wir haben nun auch schon einige Objekte ganz konkret im Fokus gehabt und wollten eigtl. in nicht allzu ferner Zukunft zuschlagen. Wollten. Und nehmen nun doch wieder Abstand von diesem Vorhaben. Denn, und dies ist auch der Grund, warum ich mich für dieses Forum angemeldet und heute gepostet habe - ich muss meine Fassungslosigkeit einfach mal los werden - es ist eben wie meistens im Harz: Man schießt sich dort immer noch talentierter ins eigene zentrale Beingelenk, als es andere anderswo tun.
Es kann doch nicht sein, dass im Armenhaus Niedersachsens, gesegnet mit einem extremen Immobilienleerstand, einem erschütternden Bevölkerungsschwund seit 1980 und einer Bevölkerungsprognose für die nächsten Jahrzehnte, bei der einem Angst und Bange wird, Bestrebungen, aus einer Zwangslage heraus immer mehr Gemeinden (und auch Kreise) zusammenlegen zu müssen, ausgerechnet jetzt (soll heißen ab Beginn 2013) Zweitwohnungs- und Grundsteuer erhöht werden (Kreis Goslar), tlw. zeitgleich der Kurbeitrag beträchtlich steigt. Und damit Eigentümer (und auch die nur recht selten anzutreffenden Touristen) noch mehr belastet und abgeschreckt werden. Infrastruktur und Investitionen sind zum Zeitpunkt der Abgabenerhöhung ja leider nicht nennenswert gesteigert. Geld einzusammeln, um es evtl. in der Zukunft gewinnbringend für den Tourismus einzusetzen, kann nicht klappen. Denn der Quadratmeter Wohnraum kostet jetzt Geld und nicht erst irgendwann mal.
Und Goslar erhöht die ZWS nicht nur mal son bisschen, es geht - rasanter als mit jeder antiken Westharzer Seilbahn - von 5% auf 9%. Dazu fällt mir echt nichts mehr ein. Bei aller geplanten Beschneiung und Erlebnisbergbestrebungen: Touristenexplosionen im Westharz wird es so schnell nicht geben, die möglichen 70 Tage Vermietung im Jahr, die wohl recht realistisch sind, machen keinem potenziellen Investor den Mund wässrig. Bei nicht unüblichen Preisen ab 25€/Nacht schon gar nicht. Und nur, weil jetzt irgendwo die größte Sommerrodelbahn Nordeuropas halbwegs vernünftig angenommen wurde, bucht dafür noch keine Familie 2 Wochen Harz am Stück. Wer will schon 14 Tage ununterbrochen den Bocksberg runter rumpeln?
Was könnte nun kommen? Nach Erhalt der Steuerbescheide in 2013 wird wohl der ein oder andere betagte Eigentümer spontan ableben. Und viele andere werden wahrscheinlich zügig versuchen, zu verkaufen. Der geschundene Glockenberg wäre dann wg. Überangebot endgültig komplett wertlos, die Preise bei Verkauf und auch Vermietung sinken westharzweit weiter.
Na ja, wer weiß, hoffentlich kommt es anders, aber eine solche Abgabenpolitik ist tatsächlich geeignet, Steine ins Rollen zu bringen. Wir schauen uns jetzt jedenfalls im Bereich Osterode um, dort gibt es keine ZWS.
Gruß vom Elbstrand