Bis gestern habe ich mir mit meiner Freundin ein verlängertes Wellness-Wochenende im relaxa Hotel in Braunlage gegönnt. Ankunft war Donnerstag spät abends nach nächtlicher Begegnung mit einem kapitalen Hirsch und später auch der passenden Hirschkuh auf der Straße.
Das Hotel liegt trotz seiner Größe ein wenig versteckt kurz hinterm Ortseingangsschild. Seine Umgebung kann vom Äußeren her nicht ganz mithalten.
Das Personal ist freundlich aber die Innenarchtektur wirkt irgendwie suspekt. Da wir müde sind mache ich mir darüber erstmal keine Gedanken und wir suchen das Zimmer auf. Die verbrauchte und muffige Luft, die uns empfängt bekämpfen wir erfolgreich durch lüften. Die Matratzen haben kein großartig spürbare Besucherritze und sind sehr bequem. Jeder bekommt sein eigene Bettdecke. Der Fernseher ist vom Bett aus gut einzusehen aber seine Standby-LED ersetzt die Zimmerbeleuchtung. eine Möglichkeit, ihn ganz auszuschalten, habe ich nicht gefunden.
Am Freitag Morgen stellen wir fest, dass die Vorhänge nicht komplett verdunkeln und die Türen hellhörig sind. Der Fön ist eher ein laues Lüftchen, aber da hätte man bestimmt Ersatz bekommen können. die Zimmer sind nicht klimatisiert. Temperaturregelung erfolgt über Fenster und Heizung.
Beim Weg zum Frühstück wird mir auch klar, woran mich die Architektur erinnert. Obwohl z.B. Inforaum, Kinderspielzimmer und Kaminlounge sehr nett eingerichtet sind, wirken die Gänge sehr funktionial, fast schon steril. Zusammen mit den schlichten Hinweisschildern und den sehr breiten, gleichmäßig angeordneten Türen wirkt es auf mich, als hätte man das Hotel nach einem Bauplan für eine Seniorenresidenz (Altersheim) gebaut. Insgesamt erinnert das innere sehr and die mittleren 90er Jahre, also kurz nach der Türkis und viele Spiegel Ära.
Der Saal des Restaurants ist groß ein wenig dunkel. Vielleicht wäre das besser, wenn man die tollen großen Fenster nicht zur Hälfte verhängen und die quer durch den Raum gespannten Stoffbahnen abnehmen würde. Man sollte also unbedingt einen Fensterplatz ergattern. Das war aber für uns überhaupt kein Problem. Als Raumtrenner dienen künstliche Lebensbaumhecken - naja.
Die Auswahl am Frühstücksbuffet is groß aber es fehlen ein paar Highlights. Die Qualität sieht größtenteils nach Supermarkt aus. Honig ist z.B. aus EU und nicht EU Ländern. In der Preisklasse hätte ich mir deutschen (Bio-) Honig gewünscht.
Es geht mit dem Auto nach Schierke, um von dort auf den Brocken zu wandern. Der Ort macht irgendwie einen aufgeräumteren Eindruck, als der Ortseingang von Braunlage. auf der Suche nach einem Parkplatz geht es die Brockenstraße entlang. €6,- Tagesgebühr für einen Schotterparkplatz sind uns zu teuer und wir finden auf Höhe Hermann-Löns-Weg einen besseren Parkplatz für €3,- inklusive persönlicher Wegbeschreibung zum Brocken. Ein kleines Stück weiter, also näher am Brocken, wäre sogar noch ein weitere Parkplatz in ähnlicher Preislage gewesen.
Wir wählen den gut ausgeschilderten Weg durch das Eckernloch. Der ist steil und steinig. Wer einigermaßen fit ist, kommt in festem Schuhwerk (bitte keine Halbschuhe) auch ohne Handeinsatz nach oben. Obwohl noch nicht ganz Wochenende ist und der Himmel bedeckt, tummeln sich eine Menge Leute auf dem Berg herum. Mehrmals kreuzt die Brockenbahn unseren Weg und wir sehen diverse Pferdefuhrwerke.
Als wir nach ca. drei Stunden am Gipfel ankommen verwirrt und die Beschilderung und statt einfach der asphaltierten Brockenstraße zu folgen, wählen wir ausgehungert den jetzt gefühlt 1000 km langen Rundweg um den Brockengipfel. Das 'G' auf dem Wegweiser steht wohl für "Gastronomie". Ich hätte irgendwie gekreuztes Besteck vor einem Teller erwartet.
Der Goethesaal hat geschlossen, aber obwohl die Gäste nicht wissen, wie man sich einigermaßen rücksichtvoll hinsetzt, so dass ein Durchgang zu den massig vorhandenen freien Plätzen bleibt, finden wir einen Platz im SB-Restaurant. Es gibt Soljanke, zwar ohne Sahneklecks, aber trotzdem lecker. Der Kaffee kommt aus dem Automaten, schmeckt aber, wie auch der Kuchen, solide.
Runter geht's die Brockenstraße entlang und das letzte Stück die Strecke über die alte Bobbahn.
Zurück im Hotel steht Hot Stone Massage auf dem Programm. Der Raum ist bestimmt mit viel Liebe aber leider auch mit ebensoviel Tüll dekoriert. Die spärliche Beleuchtung aus Weihnachtslichschlangen trägt dazu bei, dass es auf mich wirkt, als ob hier gleich ein Softporno gedreht werden soll. Die Massage war aber super und hatte mit entsprechenden Filmchen nichts zu tun. Hinterher ging es noch für ein paar Bahnen ins kleine Schwimmbecken, um die Muskulatur weiter zu lockern. Danach statteten wir dem Saunabereich einen Besuch ab. Mit 60°, 90° und Dampf ist wohl für jeden was dabei und es ist sauber. Leider fehlen Tauchbecken oder zumindest eine Schwalldusche.
Abendessen gibts wegen der schweren Beine im Hotelrestaurant. Auf der Karte gibt es neben viel Chi-Chi auch sogennante Klassiker mit Harzcharakter. Der Garpunkt ist getroffen, die Qualität gut, auch wenn die Deko (und die Preise) etwas mehr erhoffen lassen.
Am Samstag soll es zur Piste am Hohnekopf gehen. Wir starten von Drei Annen Hohne aus (
Ausführlicher Bericht im historische Pisten Thread).
Zurück geht es vom Oberen Hangweg über den Eichendorff(?)-Pfad zum ehemaligen Forsthaus Hohnehof. Da ist ein bischen Kinderspaß und Naturlehrmaterial aufgebaut. Die Cafeteria laut Aushang momentan nur ein eingeschränktes Programm im Angebot. Kaffe (in diversen Varianten) und Kuchen (vermutlich ein C&W-Derivat) sind einfach aber lecker.
Als zweiter Programmpunkt für diesen Tag ist Sommerrodeln in Hahnenklee vorgesehen. Der Ort wirkt auf mich deutlich besser auf Touristen vorbereitet, als Braunlage. Leider kann die Seilbahn wegen starken Windes nicht fahren. Es ist aber ein Shuttleservice eingerichtet. Da der ein oder andere Tourist so seine Probleme damit hatte, sich korrekt anzustellen, erwischen wir erst das dritte Shuttle. Im Nachhinein betrachtet hätte man es in der Zeit aber wohl auch zu Fuß geschafft. Oben gibt es ein breites Angebot. Einen Luftkissensprungturm, Trampolin, Downhillstrecke und natürlich die Sommerrodelbahn. Letztere war auch extrem lustig. Die Sechserkarte kann man sich mit mehreren Personen teilen. Das Video dazu muss ich noch schneiden. Inzwischen hatte sich der Wind wieder beruhigt und so konnten wir bergab die urige Seilbahn nehmen.
Abends gab es im hoteleigenen Wellnessbereich ne Heusackanwendung plus Bein- und Rückenmassage. Danach hatten wir auch wieder ausreichend Elan, um in der Stadt Essen zu jagen. Bis auf eine Tanzveranstaltung in der Tenne und bei Puppe ist so gut wie nichts los. Im "Zum Steinofen" erhoffe ich mir italienische Pizza. Die wird zwar angeboten, da der Rest aber eher griechisch wirkt, schwenke ich auf überbackenen Lammtopf mit Auberginen um. Der kommt auch recht flott (wir sind nach 20:00 Uhr da und es ist wenig los), aber die Hälfte Käse hätte es für mich auch getan.
Martini steht zwar auf der Karte, ist aber grad aus. Dabei könnte man den ja wirklich "auf Halde" haben. Der Gastraum ist recht dunkel, das Mobiliar Eiche rustikal und die musikalische Untermalung klingt nach Fetenhits 1985. Am Rande bekommen wir mit, wie die (freundliche) Bedienung andere Gäste über die wirtschaftliche Lage in Braunlage aufklärt. Bemerkenswert finde ich, dass der lokale Supermarkt wohl regelmäßig kein Mineralwasser mehr hat und die nächste Möglichkeit Bad Harzburg wäre.
Sonntag ist eigentlich Monsterroller fahren auf dem Wurmberg geplant, wegen Sturm fährt aber die Seilbahn nicht und es ist auch nicht zuhoffen, dass das besser wird. Der Verleih hat also geschlossen, und für Wanderer gibts auch nicht die Möglichkeit, oben einen zum Runterfahren zu mieten. Auch ein Shuttleservive, im Gegensatz zu tags zuvor am Bocksberg, wird nicht angeboten. Wir entscheiden uns also hoch zu wandern, nehmen uns aber vor, auf herabfallende Äste zu achten. Nach oben nehmen wir die etwas steilere Router am Kaffeehorst vorbei (
Ausführlicher Bericht im Wurmbergausbau Thread). Oben machen wir Pause in der Wurmbergalm. Wir entscheiden uns für leckeren Apfelstrudel und für ebenso leckere Germknödel (sind auf dem Bildern leider schon angeknabbert - wir waren soooo hungrig).
Meine Freundin macht sich darüber lustig, dass man in Niedersachsen tatsächlich noch Cappuchine mit Sahne statt aufgeschäumter Milch bekommen kann - haha. Das (aslkoholfreie) Weizen kommt aus Bayern. Ich finde das Schade und lasse die Bedienung wissen, dass ich mich über was lokales gefreut hätte. Hasseröder Weizen z.B. würde für Gäste sicher nicht weniger bayrisch schmecken. Dem lustigen Lederhosenmann auf der Karte hätte man unproblematisch eine Bergmannskluft verpassen können, und den Gipfeln im Hintergrund hätte es nicht wehgetan, wenn sie eher harzig rund statt alpig spitz wären.
Zurück gehen wir die flachere asphaltierte Strecke und finden unterwegs noch Reste einer Bahnstrecke. Weiß jemand was über die?
Danach müssen wir leider nach Hause, hatten aber mal wieder eine tolle Zeit im Harz und nehmen uns vor, das öfter zu machen.